Am 1. Oktober 2012 trat der neue Mindestlohn in Haiti in Kraft: In den Tagen davor erhöhten die Bekleidungsunternehmen der diversen Freihandelszonen allesamt die Stückzahlen. Mit den weltweit üblichen Unternehmensbegründungen für solche Schritte. Nicht unbedingt weltweit üblich, und auf Haiti nach den serienweisen Naturkatastrophen der letzten Jahre erst recht nicht - in mehreren Betrieben wurde unabhängig voneinandergestreikt, wenn mehr Leistung, auch mehr Lohn, das Leben bezahlen wird ohnehin ständig teurer. Daraus hat sich eine Bewegung immer wieder neuer kurzer Streiks entwickelt, Proteste und Versammlungen in den 3 Produktionszonen, deren wichtigste nahe dem Flughafen der Haupstatdt liegt. Trotz einer Kampagne gezielter Entlassungen von AktivistInnen, ist diese Bewegung ungebrochen. Der Bericht “In $7-Per-Day Fight, Haitian Workers Call for North American Support” von David Wilson am 09. Januar 2013 bei In These Times geht von einer Teilnahme des Autors an einer Versammlung in einem Workers Centre von Batay Ouvrije aus und schildert Bedingungen und Verlauf dieser weiterbestehenden Auseinandersetzung
Im Oktober fand in Basra eine Konferenz von Gewerkschaften, Frauenorganisationen, Umweltgruppen und demokratischer Initiativen statt - der Versuch, mit einem Zusammenschluss jene Kräfte zu bündeln, die für eine demokratische Entwicklung im Irak eintreten. Michael Zweig vom Center for the Study of the Working Class nahm daran teil und berichtete am 13. Dezember 2012 auf einer Veranstaltung in New York darüber. Jetzt ist das Video “Report from Iraq - Basra civil society conference” bei vimeo online
Sechs zum Teil schwerverletzte Menschen: Das ist das Ergebnis des Eingreifens des privaten Sicherheitsdienstes des Unternehmens “Matas de Costa Rica” gegen Landbesetzer. Diese waren teilweise wenige Tage vorher bereits von öffentlichen Sicherheitskräften vom Eigentum der Herrschaften entfernt worden, waren aber zurückgekehrt. In der Meldung “Clashes between squatters and private security leave six with gunshot wounds” am 10. Januar 2013 bei insidecostarica ist keine Rede davon, dass die Gewalttäter irgendwie viellicht, eventuell, irgendwann dann auch mal ein bisschen zur Verantwortung gezogen werden können. Schliesslich gilt Costa Rica ja als demokratisches Musterland Mittelamerikas..
Die meisten Vergehen gegen Hausangestellte bleiben auch im Bezirk der Sauds im Dunkeln - diesmal nicht, sondern ganz offiziell: Eine Migrantin aus Sri Lanka wurde am 09. Januar wegen Kindsmordes geköpft. Die anschliessende Protestwelle vor allem aus Südostasien habe nun leider die ach so respektable Regierung Saudi-Arabiens verstimmt, liess man der Welt mitteilen. Rizana Nafeek war 2005 im Alter von 17 Jahren zum Tode verurteilt worden, sie hatte ein Geständnis abgelegt, das sie später widerrief - jetzt behaupten die Henker, sie wäre aber viel älter gewesen, als ob es nicht die Schuld der Sklavenhalter wäre, wenn sie nicht einmal die Papiere genau kennen. Die transnationale Protesterklärung “Statement on Rizana Nafeek’s Execution 11 January 2013” wurde (unter vielen anderen) im South Asian Citizens Web veeröffentlicht
Luis Antonio Ramos Reyes (24) und Manuel Antonio Pérez de (27) wurden am vergangenen Wochenende in der Region Bajo Aguan ermordet - eine Gegend die berüchtigt ist für Bauernvertreibungen und -verfolgungen. Vor allem, wenn sie sich zur Wehr setzen. Die beiden ermordeten gehörten dem Movimiento Campesino Recuperación del Aguán (MOCRA) an, das sich gegen die Verwertung des Landes durch agrarkapitalistische Palmölerzeugung (vor allem) wehren, einem Projekt von dem sich die Putschregierung Lobo Profit für ihre Partner im Großgrundbesitz und Renommée für sich selbst verspricht: Dafür mussten seit dem Putsch in der Region 80 Menschen mit dem Leben bezahlen, wird in der Ancol - Meldung “Asesinados otros dos campesinos en el Valle de Aguan (Honduras). Ya son 80 campesinos asesinados durante el régimen de Lobo” am 14. Januar 2013 (hier bei kaosenlared) unterstrichen
6.000 Ariarys pro Quadrathektar Land bezahlte Rio Tinto früheren Eigentümern, um seine Mine im Südosten des Landes einrichten zu können. Klingt gut? Sind ja auch 2 Euros. Und jetzt wundert sich dieser “Segen der Menschheit”, dass das Unternehmen auch hier nicht sonderlich beliebt ist: Es werden Nachforderungen gestellt. Und zwar, indem das ganze Areal umzingelt wurde, inklusive 200 Menschen darin, wobei es aber nur der Topmanager in die Schlagzeilen schaffte - und der Unternehmenssprecher, der sagte, unter diesen Umständen müsste das Unternehmen sich aus dem Land zurückziehen. Der afp-Bericht “Protesters trap Rio Tinto Madagascar boss in mine” vom 12. Januar 2013 hier in der kenianischen Daily Nation
„Der Dachverband der Kritischen Aktionäre und ein Bündnis von Nichtregierungsorganisationen fordern ThyssenKrupp auf, für die durch das Stahlwerk in Brasilien entstandenen Schäden Verantwortung zu übernehmen. Das Bündnis lehnt einen Verkauf des defizitären Stahlwerks ab, bevor geschädigte Gruppen an der Bucht von Sepetiba und in Rio de Janeiro durch ThyssenKrupp entschädigt sind. (…) „Die mangelhafte Planung, Ausführung und Inbetriebnahme des größten Stahlwerks in Lateinamerika an der Bucht von Sepetiba hat die Existenz von 8.000 Fischern vernichtet und bei der lokalen Bevölkerung zu schweren Gesundheitsschäden geführt“, sagte Marcos da Costa Melo von der Kooperation Brasilien (KoBra) aus Freiburg. Christian Russau vom Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika (FDCL) ergänzte: „ThyssenKrupp ist den erhobenen Vorwürfen weder ausreichend nachgegangen, noch hat es durch geeignete Maßnahmen dafür gesorgt, eine weitere Gesundheitsgefährdung der Anwohner auszuschließen.“ Nach dem letzten großen Staubniedergang auf die angrenzenden Wohngebiete Ende Oktober 2012 drohen die Behörden unmissverständlich mit der Schließung. „ThyssenKrupp hat auch zweieinhalb Jahre nach Betriebsbeginn des TKCSA-Werks in Rio keine definitive Betriebsgenehmigung und wird sie angesichts der vom Werk ausgehenden anhaltenden Umweltverschmutzung auch in Zukunft nicht erhalten“, so Russau…“ Pressemitteilung vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre / Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika / Kooperation Brasilien (KoBra) /medico international vom 16.01.2013
Nur drei von fünf Gewerkschaften einigen sich in Frankreich mit den Arbeitgebern auf mehr Flexibilität. Der Widerstand beweist wenig Verantwortung. Artikel von Karin Finkenzeller auf Zeit-Online vom 12.01.2013
„Unser „Griechenland-Korrespondent“ Niels Kadritzke hat für unsere Leser einen Artikel der griechischen Journalistin Kaki Bali ins Deutsche übersetzt, der für die griechische Zeitung „Avgi“ verfasst wurde. Es geht um das in Griechenland mit großer Spannung erwartete Treffen des Syriza-Vorsitzenden Alexis Tsipras mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Dieser Bericht ist eine wohltuende Alternative zur „alternativlosen“ deutschen Berichterstattung über dieses Treffen.“ Die Einleitung von Niels Kadritzke bei den Nachdenkseiten vom 16.01.2013
73 Tage Hungerstreik: Diese Strapaze haben vierzig Einwanderer aus Marokko, Algerien, Guinea und Thailand im nordfranzösischen Lille hinter sich. Am Abend des letzten Sonntag, den 13. Januar 13 gaben sie den Abbruch ihrer Aktion bekannt - kurz bevor sie drohte, tödliche Konsequenzen für einige ihrer Teilnehmer zu haben. Artikel von Bernard Schmid vom 16.01.2013
“Am 10. Januar brach abends in der Foxconn-Fabrik in Fengcheng, Provinz Jiangxi, ein Streik aus. Es ging um Löhne und Arbeitsbedingungen. Am 11. Januar blockierten mehr als 1.000 ArbeiterInnen die Hauptstraße, bis Antiaufstandseinheiten der Polizei gegen sie eingesetzt wurden” - aus der kurzen Meldung “Streik bei Foxconn in Fengcheng” am 12. Januar 2013 bei tuanjie
Über eine lange Zeit hinweg hat das sehr ehrenwerte Unternehmen DHL alles getan, um die gewerkschaftliche Organisierung der Belegschaft zu verhindern: Einschüchterungen, Entlassungen, Mobbing und Verleumdungskampagnen. Es hat nichts genützt, die Gewerkschaft Tümtis wurde stärker. Konsequenz: DHL denkt um. Wenn schon unbedingt Gewerkschaft, dann eine, die uns gefällt, so ungefähr. Taşıma-İş, die zum Hak-İş Verband gehört, wird nun gefördert. Nachdem die ersten 18 Taşıma-İş Mitglieder schnell zu Tümtis übertraten, gab es in Samsun und Ankara regelrechte Aufforderungen bei Taşıma-İş einzutreten. In der Erklärung “Workers Won’t Accept a Fraudulent Union at DHL!” von Tümtis am 04. Januar 2013 auf ihrer Webseite unterstreicht die Gewerkschaft, dass nicht darum gehe, keine andere Gewerkschaft in den Betrieb zu lassen, sondern darum, die Kräfte zu vereinen um DHL zum Abschluss von Tarifverträgen zu zwingen
Şişecam ist eines der grössten Unternehmen der Glasherstellung weltweit, in 8 Ländern arbeiten rund 18.000 ArbeiterInnen für das Unternehmen. Am 05. Januar besetzten die Mehrheit der dort beschäftigten rund 450 Menschen das Istanbuler Werk: Dies soll verlagert werden, und nachdem die Unternehmensleitung zunächst versprochen hatte, alle würden einen Job in neuen oder anderen Werken bekommen, wollte sie diese Zusage kurzfristig zurückziehen. Neue, jüngere Leute einstellen, die für den Mindestlohn von knapp 800 TL arbeiten, wäre eine echte Profitquelle gewesen - die Belegschaft verdient im Durchschnitt das Dreifache. Sehr starke öffentliche Solidarität mit der Besetzung verhinderte den vollen Einsatz der aufmarschierten Polizeeinheiten und rief stattdessen verschiedene Abgeordnete auf den Plan. Bei den so ermöglichten Verhandlungen wurden die grundsätzlichen Forderungen der Belegschaft erfüllt, es schieden nur jene aus, die wollten, und auch die Beschäftigten von Subunternehmen werden weiter beschäftigt, wird in dem Beitrag “Şişecam Workers Show the Way: Fight and Win!” am 10. Januar 2013 bei UID-DER berichte
Muss man bis nach Kolumbien gehen, um Gewerkschaften zu finden, die noch heftiger der Repression ausgesetzt sind, als die andalusische SAT in Spanien? Serienweise Gefängnisurteile, Geldstrafen, Demonstrationsverbote werden verhängt - jetzt antwortet die SAT mit einem “Marsch gegen die Repression” durch Andalusien. In dem Beitrag “Arruinad al Sindicato” von Bonifacio Canibano am 11. Januar 2013 bei den blogs.publico wird das Ausmaß der Repression verdeutlicht
Schlosser, die Schlüsseldienste machen, ist ein noch weit verbreitets selbstständiges Handwerk, auch in Pamplona. Banken mit hochentwickelter menschenfeindlicher Energie sind ein weitverbreitetes Phänomen, keineswegs nur in Pamplona. Menschen aus ihren Wohnungen jagen kostet diese Schreibtischtäter höchstens ein Schulterzucken. In Zukunft etwas mehr, immerhin: Alle Schlüsseldienste Pamplonas haben gemeinsam beschlossen, den “Service” Wohnungen zur Räumung aufzubrechen, künftig zu verweigern. Und reihen sich damit in die wachsende Zahl jener Menschen ein, die eben nicht mehr “ihre Pflicht tun” oder wie die Entschuldigungen sonst immer heissen. Der Bericht “Pamplona's locksmiths join revolt as banks throw families from their homes” von Monica Munoz und Giles Tremmlet am 05. Januar 2013 im britischen Guardian enthält auch eine Reihe von Schilderungen der Lebenssituation von Zangsräumung bedrohter Menschen