Von nix kommt nix, nä? Möglichkeiten und Grenzen kritischer Betriebsratsarbeit – ein Gespräch mit Wolfgang Schaumberg
„… Ich sehe, was sich in den Großbetrieben eingebürgert hat an Expertentum, und auch, dass man alle vier Jahre Wahlkampf macht, um wiedergewählt zu werden. Wir dagegen haben unseren Wahlkampf damit gemacht, dass sie uns die Hosen runterziehen, wenn wir nicht als Belegschaft in Erscheinung treten. Wir sind in den Betriebsrat gewählt worden und haben dann etwas durchgesetzt, was betriebsverfassungsrechtlich gar nicht vorgesehen ist: dass die Belegschaft befragt werden muss, bevor der Betriebsrat eine Abstimmung macht über ein Verhandlungspapier oder einen Kompromiss. Diese Abstimmungen von der Belegschaft einzuholen, war ein sehr langer Prozess. Am Anfang haben wir auch Abstimmungen verloren, wo die Belegschaft sich halt nicht so verhielt, wie wir uns das gedacht oder erhofft hatten. Wir konnten den Kolleg:innen dann aber sagen, ihr habt doch selbst so gestimmt. Vorher wurde immer gemeckert »Scheiß Betriebsrat, Scheiß Gewerkschaft«. Jetzt konnten wir darauf verweisen, dass sie mehrheitlich selbst so gestimmt hatten…“ Aus dem Interview (Teil I) von Kirsten Huckenbeck, Stefan Schoppengerd und Karin Zennig, erschienen in express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit Ausgabe 2-3/2022
Weitgehend oder durchgehend prekär? Roland Kohsiek zu den Arbeitsbedingungen in der (beruflichen) Weiterbildung
„Mit der Corona-Pandemie wurde offensichtlich, was schon länger angemahnt wurde: Es gibt verschiedene Beschäftigtengruppen am Rande des Arbeitsmarktes, die unter prekären Bedingungen arbeiten und die in der Pandemie besonders schwer betroffen sind – so Kulturschaffende, in der Gastronomie und auch Bildungsarbeiter:innen, vor allem in der Weiterbildung. Im folgenden Beitrag werden die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in der Weiterbildung etwas genauer beleuchtet – mit dem Schwerpunkt »Berufliche Weiterbildung«. (…) Es gibt keine direkten gesetzlichen Regelungen oder Rahmenbedingungen. (…) Die Weiterbildung bzw. der Weiterbildungsmarkt ist durchgängig von prekären Beschäftigungsbedingungen geprägt; ausufernde Honorarbeschäftigung ist ein negatives Strukturmerkmal. Wer immer das hohe Lied des Marktes und seiner regulierenden Kräfte anstimmt, möge sich auf dem Weiterbildungsmarkt umtun. (…) Die beiden Gewerkschaften ver.di und GEW organisieren die Beschäftigten in der Weiterbildung; ver.di erheblich mehr als die GEW. Der Organisationsgrad hält sich allerdings in Grenzen…“ Artikel von Roland Kohsiek, erschienen in express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit Ausgabe 2-3/2022
4. Politik » Gewerkschaften » Organisierung (linker GewerkschafterInnen) » Organizing
»Dann geben wir die Straße wieder zurück?« Mit (transformativem) Organizing zum feministischen Streik
„Im Jahr 2020 gingen laut der Website des bundesweiten Frauen*streiks am 8. März in ganz Deutschland knapp 67.000 Menschen auf die Straße. Die wenigsten von ihnen haben im klassischen Sinne gestreikt. Dass die Bewegung damit bei Weitem nicht die Dynamik ausgelöst hat, wie es in anderen Ländern der Fall ist, ist bekannt. Im gleichen Jahr haben zwei Kommiliton:innen und ich die Methode des (transformativen) Organizings kennengelernt, in der wir glauben, eine Methode gefunden zu haben, die das Potential hat, systematisch gesellschaftliche Veränderungen anzustoßen, ohne dabei in eine antidemokratische, avantgardistische oder auch eine rein reformistische Haltung zu verfallen. Im Rahmen eines Masterprojekts haben wir uns über die letzten Monate damit beschäftigt, inwiefern transformatives Organizing zu einer umfassenderen Umsetzung eines feministischen Streiks beitragen könnte. Dabei wollten wir herausfinden, vor welchen Herausforderungen die Bewegung aktuell steht, wo und wie Organizing an diesen ansetzen könnte und welche Schwierigkeiten sich bei der Anwendung von Organizing ergeben könnten. Außerdem haben wir uns gefragt, inwiefern Organizing die feministische Bewegung und andersherum die Anwendung transformativen Organizings in feministischen Kontexten die Praxis des Organizings verändern könnte…“ Artikel von Imke Heller, erschienen in express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit Ausgabe 2-3/2022
AKTUELL BEI LABOURNET.TV: Tausende Kuriere streiken in der Türkei
„Die Inflation in der Türkei schießt in die Höhe, Streiks breiten sich in allen Branchen aus, von der verarbeitenden Industrie über die Logistik bis hin zum Gesundheitswesen. Seit Anfang Februar 2022 streiken und protestieren im ganzen Land tausende Lebensmittelkuriere, die für Yemeksepeti (ein Unternehmen von Delivery Hero) arbeiten. „Die Miete beträgt 3.000 Lira, der Mindestlohn 4.000 Lira. Wie soll das gehen?“ (aus dem Video)…“ Video bei labournet.tv (türkisch mit dt. ut | 1 min | 2022)
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and unwaged
Le point de rencontres de tous les militants syndicaux progressistes, qu`ils aient ou non un emploi
Spenden willkommen unter IBAN DE 76430609674033739600