[13. Juni 2018] Alternative Metallgewerkschaften in Cadiz: Nach drei Toten im Mai Streik für mehr Sicherheit – gegen Prekarität
Die Metallindustrie im andalusischen Cadiz – das sind vor allem zahlreiche Zulieferbetriebe für die Werften der Region. Wo sich Empörung, Wut und Trauer explosiv Bahn gebrochen haben, als Ende Mai der dritte Metallarbeiter in einem Monat auf der Arbeit sterben musste. Wurde schon an diesen Tagen nicht mehr gearbeitet, so haben jetzt die alternativen und regionalen Gewerkschaften, vereint in der regionalen Metallkoordination und gemeinsam mehrheitlich, zu einem eintägigen Proteststreik am 13. Juni 2018 aufgerufen, für mehr Arbeitssicherheit und gegen die verschiedenen Formen prekärer Beschäftigung, die nachgewiesenermaßen das Risiko deutlich erhöhen, Schäden davon zu tragen. Auch die größeren Gewerkschaften leisteten „ihren Beitrag“: Die CCOO durch die Eröffnung eines Ausschlussverfahrens gegen einen der Koordinatoren des regionalen Zusammenschlusses… Zum Kampf um Arbeitssicherheit in der andalusischen Metallindustrie vier aktuelle Beiträge
Aus dem „Lehrbuch des Linksradikalismus“? Jordanische Berufsverbände wollten der neuen Regierung Zeit geben. Die Mitglieder nicht
„Kritik am Monarchen ist üblicherweise tabu in Jordanien, und auch die Volksproteste konzentrierten sich auf „die Regierung“, zu der das Königshaus nicht zählt. Doch mehren sich die Stimmen derer, die alles in Frage stellen. Kawaldeh gehört zu einem mächtigen Stamm. Die Kawaldehs sind nicht unantastbar, aber sie können sich im Gegensatz zur palästinensischen Bevölkerungsmehrheit etwas mehr erlauben. Vielleicht fühlt sich Samir Kawaldeh durch seinen Namen etwas geschützt. Aber als zwei Polizisten kommen und auch die letzten Zivilisten vom Kreisverkehr scheuchen, fügt auch er sich. In den vergangenen Tagen sind in Jordanien so viele Menschen auf die Straße gegangen wie seit Jahrzehnten nicht. Es sollen mehr gewesen sein als 2011 zu Beginn der arabischen Aufstände, die der König damals rasch entschärfen konnte, indem Aufrührer festgenommen, Beamtengehälter erhöht und Konsumgüter verbilligt wurden. Ähnlich wie 2011 in Kairo auf dem Tahrir-Kreisverkehr demonstriert wurde, versammelten sich die Jordanier nun in Amman auf dem Rondell vor dem Sitz des Premierministers. Mit Erfolg: König Abdullah hat einen neuen Premierminister eingesetzt. So macht es das Königshaus stets, wenn es darum geht, Unmut in der Bevölkerung abzuleiten. Die Lage hat sich beruhigt, aber das Problem riesiger Staatsverschuldung, Arbeitslosigkeit und Armut ist geblieben“ – aus dem Beitrag „Lavieren statt reformieren“ von Jochen Stahnke am 08. Juni 2018 in der FAZ online , wobei die Frage, ob sich die Lage wirklich beruhigt hat, noch dahin gestellt sein dürfte. Siehe dazu zwei weitere aktuelle Beiträge – darunter auch einer über die „Meinungsänderung“ der Berufsverbände bezüglich weiterer Proteste und wie sie zustande kam, sowie den Hinweis auf den bisher letzten unserer Beiträge zu den Protesten in Jordanien
a) Advocatus Diaboli. Ausschnitte aus der Streikversammlung der VSG Kolleg_innen vom 8. Mai 2018, dem 28. Streiktag
„Die Vivantes Service GmbH (VSG) ist eine Tochter des kommunalen Krankenhauskonzerns Vivantes. 300 Mitarbeiter_innen arbeiten in der Logistik, im Patientenbegleitservice (PBS) oder in der Sterilisation für Löhne weit unterhalb des Tarifvertrages Öffentlicher Dienst (TVöD), den ihre Kolleg_innen im Mutterkonzern bekommen. Seit Jahren fordern sie, die Tarifflucht des Senates zu beenden und in den TVöD aufgenommen zu werden. Maike Jäger (ver.di Bundesvorstand und Mitglied im Aufsichtsrat von Vivantes) erklärt ihre Rolle in der Streikversammlung so: “Mein Job hier ist den Advocatus Diaboli zu spielen. Ich versuche, die andere Seite einzunehmen.“ Auf die Löhne der Geschäftsführer_innen der VSG angesprochen sagt sie: „Frau Vetter und Herr Kubald mussen gucken, dass sie in Rahmen ihrer Vorgaben bleiben. Sie versuchen einen guten Job zu machen. (…) Sie verdienen keinen Spitzenlohn. (…)“ Und zum weiteren Streikverlauf: „Wenn die Arbeitgeber sagen: ‚Ist ja schön, dass ihr ’ne klare Linie habt, aber das ist uns immer noch zu viel‘, streiken wir weiter? Ja, aber wie lange?” Diesen entmutigenden Sätzen stellen die Streikenden eine andere Sicht der Dinge entgegen: „Wenn wir ohne Ergebnis rausgehen, dann haben wir alles verdorben… dann sind wir die Loser.“ Video bei labournet.tv (deutsch | 10 min | 2018) und dazu ein lesenswerter Kommentar:
b) Ein Lehrstück zum Elend des Klassenkampfs in Deutschland
„Der zehnminütige Video-Mitschnitt aus einer Streikversammlung von Streikenden bei der Vivantes Service GmbH, einer Tochterfirma des Berliner Krankenhausbetreibers Vivantes bietet einen höchst aufschlussreichen Einblick in das Innenleben von Arbeiterklasse und gewerkschaftlichen Kämpfen, das bei den jetzt überall in der Linken geführten Diskussionen um „neue Klassenpolitik“ und den verlorengegangenen Bezug auf die Arbeiterklasse in der Regel eine „black box“ bleibt. (…) Dass diese Logik der Geldverteilung statt Klassenkampf nicht nur von der ver.di-Funktionärin, sondern auch von vielen der Streikenden in die Diskussion getragen wird, ist sichtbar selbst schon ein Reflex auf die Wirkungslosigkeit des Streiks. (…) Zu lösen wäre dieses Dilemma letztlich nur durch eine selbstständige Streikleitung und ein Ausbrechen aus dem gewerkschaftlichen Zwangsrahmen – eine Hürde, die angesichts der extrem repressiven juristischen Eindämmung des Streiks in Deutschland sehr hoch und von einer kleinen Belegschaft wie bei dieser Vivantes-Tochter alleine nicht zu überwinden ist...“ Kommentar zum Video von Christian Frings vom 18.5.2018 bei labournet.tv
Siehe im Dossier zum Arbeitskampf Hintergründe und weitere Beiträge zur Organisierungsdebatte an diesem Beispiel
b) Und darüber hinaus im LabourNet Germany:
INTERNATIONALES
4. Internationales » China » Arbeitsbedingungen » Foxconn
24. Interventionen » Asyl, Arbeitsmigration und Antirassismus » Asylrecht und Flüchtlingspolitik » Aufenthalt und Ausweisung » Abschiebung und Proteste » Suizide: Die sinnlose Eskalation der Asylpolitik
30. Interventionen » Wirtschaftspolitische Gegenwehr: Krisen und der alltägliche Kapitalismus » Alltagswiderstand und Commons » Commons und Recht auf Stadt
AKTUELL BEI LABOURNET.TV: Entlassene Deliveroo Fahrer_innen gründen Kooperative in Barcelona
„Im Mai 2017 begannen sich die Fahrer von Deliveroo, Glovo und UberEats in Spanien zu organisieren, um Streiks und Proteste im ganzen Land zu veranstalten. In Barcelona haben sie die RidersXDerechos Kampagne (Riders4Rights) ins Leben gerufen, um bessere Bedingungen und grundlegende Schutzmaßnahmen, wie das Recht auf einen Mindestlohn, zu fordern. Die Unternehmen reagierten, indem sie viele Fahrer für ihre gewerkschaftlichen Aktivitäten entließen. Jetzt nehmen sie die Dinge selbst in die Hand und gründen eine eigene kooperative Liefer-App „Mensakas“…“ Video bei labournet.tv (spanisch mit dt. UT |1 min | 2018)
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and unwaged
Le point de rencontres de tous les militants syndicaux progressistes, qu`ils aient ou non un emploi