„Wer jetzt den LKW-Streik in Brasilien fortsetzt, das sind nicht mehr die Transport-Unternehmen, sondern die sog. selbstständigen Fahrer, die ganz andere Forderungen haben“
Seit neun Tagen blockieren Zehntausende LKWs die Autobahnen, Stadtautobahnen und Raffinerien in ganz Brasilien, fast alle wichtigen Städte des Landes sind betroffen – eine Bewegung, die sich immer mehr ausgeweitet hat. Auch, manche sagen: Erst recht, nachdem die brasilianische Regierung mit dem Einsatz des Militärs gedroht und diesen auch beschlossen hat. Am 24. Mai 2018 hatte die Regierung mit den Verbänden der Logistikwirtschaft eine Art Waffenstillstands-Abkommen beschlossen, das von den meisten Verbänden – eben außer dem der autonomen Fahrer – akzeptiert worden war. Ein Abkommen, das ganz offensichtlich den Forderungen eben dieser Autonomen nicht entgegen kam, weswegen diese ihre Streik- und Blockade-Bewegung sogar noch weiter verstärkten, ohne sich von der Drohung mit der Armee einschüchtern zu lassen. Auch weitere Zugeständnisse, die die Regierung am 27. Mai bekannt gab, führten nicht zum Ende der Blockaden – weil sie, wie unser Gesprächspartner sagt, eben am Kern der Forderungen der Fahrer vorbei gehen. Wer welche Forderungen vertritt, wie diese Situation zustande gekommen ist, welche politischen Kräfte in dieser Bewegung wirken und wie die Perspektiven aussehen, darüber sprach LabourNet Germany am Telefon mit Pedro Otoni, Sprecher des autonomen Netzwerkes Volksbrigaden und Akivist des Gewerkschaftsbundes Intersindical in Sao Paulo. Das Interview vom 29. Mai 2018
Einigung auf Sanierungspaket bei Opel: Tarifverzicht ist sicher, Arbeitsplatzgarantie / Standortsicherung nie
„… Ein gemeinsames Eckpunktepapier sieht vor, dass 3700 Stellen gestrichen werden können – der Abbau solle ausschließlich auf freiwilliger Basis über Altersteilzeit, Vorruhestand und Abfindungen erfolgen, teilte der Gesamtbetriebsrat mit. Laut Opel haben bereits 3500 Mitarbeiter entsprechende Vereinbarungen getroffen. Die übrigen 15.000 Opelaner sollen einen Kündigungsschutz bis Sommer 2023 erhalten. (…) Nach intensiven Verhandlungen sicherte Opel nun wichtige Investitionen und Projekte für sämtliche Werke und Standorte zu. So soll in Eisenach künftig der Geländewagen Grandland inklusive einer Hybridversion gebaut werden. In dem Thüringer Werk werde der Personalabbau auf 450 Personen begrenzt, berichtete die IG Metall. Im Stammwerk Rüsselsheim soll laut Unternehmen zusätzlich zu den bisherigen Aufgaben eine ganze Benzin-Motorenfamilie für den PSA-Konzern entwickelt werden. Im Gegenzug soll das im Metall-Flächentarif für das kommende Jahr ausgehandelte Tarifgeld bei ausgesetzt werden. Die übrigen geplanten Tariferhöhungen würden für die Vertragsdauer verschoben, berichtete Opel in einer Mitteilung. Die Details müssen noch in zusätzlichen Tarifverträgen ausgehandelt werden, ergänzte die Gewerkschaft…“ Agenturmeldung vom 29.05.2018 bei tagesschau.de
Siehe auch die Opel-Pressemitteilung vom 29.5.2018 : Opel und IG Metall/Betriebsrat verständigen sich auf Maßnahmen für verbesserte Wettbewerbsfähigkeit und Investitionen
Wir erinnern in diesem Zusammenhang an die Erfahrungen bei Opel Bochum:
“ … ‚Standortsicherungsverträge mit kräftigen Abstrichen für die Beschäftigten haben nichts gebessert.‘ (metall Okt 04, S. 9) Kommentar überflüssig„. GoG-Info 37 vom Oktober 2oo4 – daher das GoG-T-Shirt „Verzicht is fürn Arsch“
Die bei Opel 2004 nur durch den 7-Tage langen selbständigen Streik in Bochum erkämpfte Abfindung nach der Formel „Lebensalter multipliziert mit Dienstjahre, geteilt durch 25. Und das multipliziert mit Bruttomonatsentgelt“ (siehe die Betriebsvereinbarung ) erbrachte im Durchschnitt 125.000 € – bitte nachrechnen und nachdenken…
3. Politik » Arbeitsalltag und Arbeitsbedingungen » Arbeitsorganisation » Industrie/Arbeit 4.0
Keine Panik 4.0! Digitalisierung, „Industrie 4.0“ oder die neuste Transformation des Kapitalismus
„… Digitalisierung bedeutet, in den Worten von Matthias Becker „Akkordarbeit ohne Akkordlohn, standardisierte Arbeistabläufe, automatische Kontrolle und Management über Kennzahlen, eine hohe Fluktuation der Belegschaft und einen erbitterten Preiskampf um die Marktbeherrschung“. Für die Arbeiter*innen heißt „Arbeit 4.0“ vor allem eins: eine effizientere Ausbeutung ihrer Arbeitskraft. (…) Die in der Luft schwebende Drohung des Arbeitsplatzverlusts entpuppt sich – das ist abzulesen am Positionspapier „Chancen der Digitalisierung nutzen“ des Arbeitgeberverbands (BDA) sowie am „Weißbuch Arbeit 4.0“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales – als Strategie für einen umfassenden und entgrenzten Zugriff auf Arbeitszeit und Arbeitskraft. Vulgo: Wenn ihr eure Arbeitsplätze erhalten wollt, müsst ihr einfach flexibler werden! Die Panikmache vor Jobverlust durch die „Industrialisierung 4.0“ führt auch dazu, andere Tendenzen der Inwertsetzung von lebendiger Arbeit zu verdecken: Zunehmend wird versucht, die Freizeit, die Reproduktionsarbeit usw. in Lohnarbeit zu verwandeln…“ Rezension von Torsten Bewernitz aus der graswurzelrevolution 429 vom Mai 2018, sie behandelt das Buch von Becker, Matthias: „Automatisierung und Ausbeutung. Was wird aus der Arbeit im digitalen Kapitalismus?“ – wir danken!
AKTUELL BEI LABOURNET.TV: K is for Karl – Ausbeutung
„Der britische Journalist und Autor Paul Mason hat zum 200 Geburtstag von Karl Marx für wenig Geld und im Auftrag der Rosa Luxemburg Stiftung die Serie „K ist for Karl“ produziert. In einminütigen Videos erklärt er zentrale Begriffe aus der marxistischen Terminologie. Dabei bedient er sich der, wie er selbst sagt, „ultra bürgerlichen“ Form der TV Reportage, in der ein weißer Mann der Welt die Welt erklärt. Durch die so erzeugte Spannung zwischen reaktionärer Form und revolutionärem Inhalt gelingt es Mason, die Begriffe Ausbeutung, Entfremdung, Maschine, Revolution und Kommunismus mit der ihnen angemessenen Frische zu erklären“ Video bei labournet.tv (engl. mit dt. UT | 1 min | 2018)
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and unwaged
Le point de rencontres de tous les militants syndicaux progressistes, qu`ils aient ou non un emploi