[20. Mai] Spargelstreik Bornheim geht weiter – Insolvenzverwalter kündigt Vertreibung aus den Wohncontainern an – Rumänische Arbeitsministerin eingeschaltet / Spendenaufruf: Unterstützt die Erntearbeiter*innen in ihrem Kampf um Lohn und Würde!
“Die Auseinandersetzung um nicht ausgezahlte Löhne zwischen streikenden Arbeiter*innen und der Insolvenzverwaltung des Spargelgut Ritter in Bornheim bei Bonn setzte sich am gestrigen Dienstag fort. Seit Freitag streiken mehrere Hundert überwiegend rumänische Ernte-Arbeiter*innen. Gestern hielten sie mit Unterstützung der Gewerkschaft FAU eine Kundgebung vor die Bonner Kanzlei der Insolvenzverwalter Schulte-Beckhausen und Bühs ab. Dabei forderten sie die unverzügliche Auszahlung ihres vertraglich abgesicherten Lohnes. Sie machten ihrem Ärger über die kriminellen Zustände mit „Mafia! Mafia“-Sprechchören Luft. Danach zogen sie mit einer Demonstration zum rumänischen Konsulat in Bonn. Dort kamen sie mit dem Konsul ins Gespräch, der ihnen seine Unterstützung versicherte. Die rumänische Ministerin für Arbeit und Soziales Victoria Violeta Alexandru wurde über die Situation in Bornheim informiert und wird am heutigen Mittwoch eintreffen, um sich vor Ort persönlich ein Bild der Lage zu verschaffen. Wie die Gewerkschaft FAU Bonn in Erfahrung bringen konnte, liegt in einem Containerdorf von SpargelRitter, in dem über 200 Personen untergebracht sind, gegenwärtig eine Person die sich bei einem Unfall auf dem Betriebsgelände verletzt hat. Sie wurde im April operiert und ist seitdem weitgehend bewegungsunfähig. Die Gewerkschaft fordert die Auszahlung eines Krankengeldes, medizinische Versorgung und eine Rückreise der verletzten Person per Flugzeug. Erik Hagedorn, Sprecher der FAU Bonn, dazu: „Bei SpargelRitter sehen wie die Ausbeutung in der deutschen Landwirtschaft wie unter dem Brennglas. Die sofortige Auszahlung der Löhne ist das Mindeste. Danach müssen die unhaltbaren Lebens- und Arbeitsbedingungen von Saisonarbeiter*innen verbessert werden. Jeder Mensch hat das Recht auf einen fairen Lohn und ein Leben in Würde.“ Auch am heutigen Mittwoch werden die Spargelarbeiter*innen ihren Streik fortsetzen. Wir informieren auf Twitter laufend über den aktuellsten Stand der Dinge. Der Insolvenzverwalter kündigte an, ab heute die weitere Nutzung der Wohncontainer zu untersagen. Zu einer Pressekonferenz und weiteren Protestaktionen werden wir gesondert einladen. Wir bitten auf Grund der dynamischen Situation um Flexibilität.” FAUD-Newsletter am 20.5.2020 per e-mail.
Wir verweisen für den aktuellen Stand (gerade der Besuch der rumänischen Ministerin) auf die laufende Berichterstattung der FAU Bonn bei Twitter (@FAUBonn)
Erinnern an den Spendenaufruf für die (hervorragende Arbeit der) Unterstützung: Konto: FAU, IBAN: DE25 3506 0386 1112 5200 05, BIC: GENODED1VRR, Verwendungszweck: Spargel Ritter
Die Wes Gesa, das zweite von Streikbrechern beladene Schiff aus Portugal, sollte schwedische Häfen nach der Streikaktion in Göteborg vermeiden: Die Docker in Dänemark verweigern die Entladung ebenfalls!
Am 19. Mai 2020 meldet der International Dockworkers Council kurz und knapp in der Facebook-Nachricht „Today, the container vessel Wes Gesa, fully operated by Scabs in Lisbon, was blocked by Danish Dockers in support of the Lisbon Dockworkers“ , dass dem Containerschiff Wes Gea – Schwesterschiff des letzte Woche in Göteborg boykottierten, ebenfalls aus dem Hafen von Lissabon kommenden Schiffes – von den Dockern in Dänemark die Entladung verweigert wurde, was die Kollegen in Dänemark genau so begründeten, wie in der Vorwoche die in Schweden: Es sei in Lissabon von Streikbrechern beladen worden. Da die schwedische Gewerkschaft bereits zu jenem Zeitpunkt sowohl die Ankunft der Wes Gea in der kommenden (also dieser) Woche ankündigten und unterstrichen, sie würden „noch besser vorbereitet“ sein, wurde das Schiff offensichtlich nach Dänemark umgeleitet. Vergeblich! Siehe im Dossier dazu auch die Meldung zum neuerlichen Boykott bei der portugiesischen SEAL – wir bleiben dran!
Nach 18 Tagen Streik bei Nissan Barcelona – kommt aus Tokio die Mitteilung der Konzernleitung: Alles noch im Stadium der Überlegungen… Von den Gewerkschaften: Europaweites Manifest zur Unterstützung des Streiks
Ein europaweites Manifest zur Unterstützung des Streiks bei Nissan Barcelona wurde unter anderem von der Metallgewerkschaft FIOM (CGIL Italien), FIEQUIMETAL (CGTP Portugal), POEM (Griechenland), der FTM (CGT Frankreich) und UNITE aus Großbritannien unterzeichnet, wie in der Mitteilung „Una decena de federaciones sindicales europeas de la industria se suman a la pelea de los “camaradas” de Nissan Barcelona“ am 19. Mai 2020 bei der CCOO Industrias dokumentiert wird. Darin unterstreichen die unterzeichnenden Gewerkschaften, dass sie alles in ihrer Macht stehende tun würden um die „größtmögliche Zahl von Arbeitsplätzen zu retten“. Diese Erklärung wird in der Mitteilung eingeordnet in eine ganze Reihe von Unterstützungs- und Protesterklärungen vielfältiger Organisationen und Personen, vor allem, aber nicht nur, in Spanien angeführt, die den Streikenden auch nach 18 Tagen weiter den Rücken stärkten. Siehe dazu drei weitere aktuelle Beiträge – darunter eine Videoaufzeichnung einer CGT-Veranstaltung und die Meldung, in der die Konzernleitung zitiert wird mit der Aussage es handele sich nur um „Überlegungen“ (was bisher absolut nicht so gesagt worden war)
4. Politik » Lohnarbeit als Fetisch » Existenzgelddebatte – Bedingungsloses Grundeinkommen » Aktionen
[Aufruf] „Höchste Zeit für eine ernsthafte politische Debatte über die Einführung eines Grundeinkommens“
„Die sozialen, ökonomischen und ökologischen Entwicklungen haben das Grundeinkommen schon längst auf die Tagesordnung gesetzt, angesichts der Corona-Krise wird es noch deutlicher: Alle bisherigen sozialen und wirtschaftlichen Maßnahmen haben nicht dazu geführt, dass ein Einkommen für alle gesichert ist, weder in der Krise noch außerhalb. Wir brauchen deshalb (nicht nur) in Deutschland endlich eine ernsthafte politische Debatte über das Grundeinkommen – ein bedingungslos gewährtes Einkommen, das allen Menschen die Existenz sichert und die gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht. Wir, die Unterzeichnenden, haben unterschiedliche Begründungen für das Grundeinkommen, auch unterschiedliche Vorstellungen über die konkreten Ziele und die konkrete Ausgestaltung des Grundeinkommens sowie über weitere politische Veränderungen. Wir sind aber der Auffassung, dass es höchste Zeit ist, die Debatte über die Einführung eines Grundeinkommens in breiter Öffentlichkeit und in allen politischen Zusammenhängen zu führen. Dazu rufen wir auf.“ Aufruf vom 18. Mai 2020 mit allen Unterstützer*innen (über 20 Organisationen, über 160 Personen, u.a. Mag Wompel) auf der Aktionsseite – siehe weitere Informationen
Lieber Gruss, Mag und Helmut – arbeits- und virenfreien Feiertag auch für (Nicht)Mütter! Wenn es sich als dringend ergeben sollte, gibt es am Freitag den gewohnten Newsletter, ansonsten sehr Dringendes wie immer auf der Homepage und/oder bei Twitter…
AKTUELL BEI LABOURNET.TV: Streik der Freizeitpädagog_innen in Wien
„Im Frühjahr 2020 haben über 1000 Freizeitpädagog_innen in Wien gestreikt, gemeinsam mit vielen weiteren Beschäftigten aus dem Sozialbereich. Ihre Hauptforderung ist eine Arbeitszeitverkürzung auf 35h pro Woche bei vollem Lohnausgleich. Die Kampfbereitschaft war sehr groß, der Streikverlauf bitter, seht selbst. – Der Kampf geht weiter.“ Video bei labournet.tv (deutsch | 8 min | 2020)
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and unwaged
Le point de rencontres de tous les militants syndicaux progressistes, qu`ils aient ou non un emploi
Spenden willkommen unter IBAN DE 76430609674033739600