Hier im (kostenlosen, aber unterstützungsbedürftigen) Newsletter die WICHTIGSTEN der seit dem letzten Newsletter veröffentlichten Beiträge auf unserer Homepage:
0. Editorial
Liebe FreundInnen und KollegInnen,
es ist unübersehbar: Das Jahr 2024 fängt nicht gut an!
Ich will die Weltlage nicht mit dem LabourNet Germany gleichstellen, doch dies trifft auch für uns zu. Allem Arbeitnehmer- und Patientendatenschutz zum Trotz muss ich informieren, dass mich Corona nach 3jährigem Verstecken hinterm Monitor gefunden hat und der Kampf dagegen immer noch anhält. Ich bin sehr angeschlagen und muss mich schonen.
Daher jetzt erst die erste Meldung des Jahres und dies mit Einschränkungen: Seit gestern gibt es online die wichtigsten Aktualisierungen nach und nach, doch der Newsletter ist dabei das anstrengendste Arbeitspaket. Daher ist mit dem nächsten nicht vor Freitag zu rechnen und ich bitte (neben Verständnis), regelmäßig die Homepage zu besuchen und/oder den rss zu abonnieren (geht auch für einzelne Rubriken).
Was die Weltlage angeht reicht wohl schon der Hinweis auf Nahost oder Ukraine in den täglichen Nachrichten. Doch aus unserer links-gewerkschaftlichen Perspektive heraus müssen wir nicht so weit schauen, um besorgt zu sein.
Mich persönlich macht es aktuell ratlos, warum viele Linke sich durch #Bauernproteste inspiriert sehen und deren Forderungen undifferenziert unterstützen. Bei allem Verständnis für das anarchistische „Postulat der Tat“ oder Sentimentalität, die mit dem Begriff „Generalstreik“ verbunden wird, rechtfertigt es in meinen Augen nicht, klar rückwärtsgewandte Forderungen zu unterstützen – unbesehen der Tatsache, dass in der Landwirtschaft seit Jahrzehnten massive Fehler gemacht wurden. Doch die Ungleichbehandlung durch die Ampelregierung gegenüber noch priviligierteren Gruppen wird sonst auch selten als Argument akzeptiert, zumal hier die Landwirtschaft undifferenziert aus ihrer Rolle als Arbeitgeber entlassen wird.
Ich bin keine Expertin in Sachen Landwirtschaft und sammele zunächst durchaus vorhandene positive Ansätze. Bisweilen habe ich zunächst auf „social media“ die Frage gepostet:
„Ernstgemeinte Frage an linke Menschen/Organisationen, die sich solidarisch mit „hart arbeitenden Klein- und Mittelbauern“ zeigen: Gibt es ökologische/qualitative Forderungen an Produktionsbedingungen, die zugleich auch ihren Lohnabhängigen helfen und (deshalb) Rechte abschrecken?“
Dies wären nämlich aus meiner klassenkämpferischen Sicht Kriterien an etwaige Unterstützung gewesen…
Ich habe auch (noch?) keine wirkliche Antwort, aber sehr sehr starke Bauchschmerzen – die sicherlich etwas kleiner wären bei ähnlich starker Unterstützung gegen die erneuten Angriffe auf Erwerbslose (und damit auf alle Lohnabhängigen). Denn die aktuellen und erneuten Angriffe auf die Lebenslage erwerbsloser Menschen, die keine ähnliche Solidarisierung erfahren, bereiten mir Angst.
Haben nicht selbst die DGB-Gewerkschaften – spät aber immerhin – nach 2005 anerkannt, dass die Angriffe der Agenda 2010 den Arbeits- und Lebensbedingungen aller Lohnabhängigen gegolten hatten? Und den Belegschaften „das Genick gebrochen“ hätten, wie die IG Metall später zugab? Den Weg zum Export des Niedriglohnsektors in ganz Europa bereitet haben, wie diverse DGB-Konferenzen feststellten?
Wenn wir linke, emanzipatorische GewerkschafterInnen jetzt, bei der breiten Denuzierung der ohnehin zu niedrigen „Existenzsicherung“ in Verbindung mit sanktionsbewährter Disziplinierung, nicht aufschreien und unsere Gewerkschaften nicht zum Kampf gegen diese erneuten Spaltungen und Angriffe zwingen, haben wir aus 2004ff nichts gelernt – und dem allgemeinen Rechtsrutsch nichts entgegenzusetzen.
Soweit einige Überlegungen zum Jahresbeginn, die (leider) ganz sicher nicht auf dem Corona-Symptom Depression beruhen. Über Diskussionsbeiträge zu diesen persönlichen Eindrücken würde ich mich freuen.
a) Exklusiv seit dem letzten Newsletter
[Mit dem LabourNet-Discount-Code] Das Januar-2024-Shirt von Working Class History/dna: Bossnapping: „Not a Good Year for the Bosses“
„Das erste Design in diesem Jahr ist eine Hommage an die Arbeiter des Goodyear-Werks in Amiens, Frankreich. Als das französische Werk des US-amerikanischen Reifenherstellers vor der Schließung stand, forderten die Arbeiter eine bessere Abfindung. Zunächt ohne Erfolg. Daraufhin besetzten über 100 Arbeiter das Werk und verbarrikadierten zwei Top-Manager 30 Stunden lang darin. Am Ende stimmte das Unternehmen zu, das ursprüngliche Angebot von durchschnittlich 20.000 Euro pro Mitarbeiter zu verdreifachen.
In Frankreich hat „Bossnapping“ hat eine lange Tradition, die bis in den Mai 1968 zurückreicht, als Führungskräfte im Kampf um Rechte als Geiseln gehalten wurden. Die Gerichte tendierten in der Vergangenheit dazu, die Fälle relativ milde zu behandeln. 2016 erhielten jedoch acht der Arbeiter, die 2014 an der Aktion beteilt waren, schwere Strafen in Form von zwei Jahren Gefängnis mit 15 Monaten Bewährung, was in Frankreich ein absolutes Novum darstellte. Die Gewerkschaft CGT, deren Mitglieder vor Gericht standen, verurteilte das Urteil als inakzeptabel und politisch motiviert, da die Regierung damit „alle Arbeitnehmer einschüchtern [wolle], die für ihre Rechte und ihren Arbeitsplatz kämpfen“…“ Siehe mehr Informationen zur Geschichte und Bestellung im Dossier zur dankenswerten Aktion – auch zur Unterstützung unserer Arbeit!
b) Darüber hinaus im LabourNet Germany – heute zunächst die wichtigsten:
INTERNATIONALES
BRANCHEN
8. Branchen » Dienstleistungen, privat und Öffentlicher Dienst » Transportwesen: Bahn » Tarifverhandlungen und Konflikte bei der Bahn » GDL » Dossier: Tarifrunde 2023 der GDL mit Deutsche Bahn AG
POLITIK
14. Politik » Arbeitsalltag und Arbeitsbedingungen » Leiharbeit und Sklavenhandel » Leiharbeit und Gewerkschaften » Dossier: GDL macht mit Fair Train e.G. auf Sklavenhändler
INTERVENTIONEN
Lieber Gruss, Mag
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AKTUELL BEI LABOURNET.TV: Was ist Arbeitszeitrechnung? Einfach erklärt
„Wie organisieren wir eigentlich die Produktion von allem, was wir zum Leben brauchen nachdem wir den Kapitalismus losgeworden sind? Die notwendige Arbeit könnte über eine Arbeitszeitrechnung gerecht verteilt und ihre Organisation in Räten organisiert werden. Wie das aussehen könnte, zeigt die Initiative Demokratische Arbeitszeitrechnung (IDA) in diesem Video mithilfe der Arbeiter*innen Chana (Konditorin) und Kalle (Müllmann). IDA nimmt Ideen auf aus den „Grundprinzipien kommunistischer Produktion und Verteilung“ der „Gruppe Internationaler Kommunisten (Holland)“…“ Video bei labournet.tv
(deutsch | 6 min | 2023)
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LabourNet Germany: https://www.labournet.de/
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and unwaged
Le point de rencontres de tous les militants syndicaux progressistes, qu`ils aient ou non un emploi
Spenden willkommen unter IBAN DE 76430609674033739600