AirBnB lässt die Mieten steigen

Dossier

AirBnB klaut Wohnraum„… In seinem Anfang des Monats erschienen Aufsatz »Home-sharing, ein Geschäftsmodell mit lokalen Nebenwirkungen« externer Link, nennt der Wirtschaftswissenschaftler Mindl auf Basis der auf der Internetseite insideairbnb.com zur Verfügung gestellten Daten sehr aufschlussreiche Zahlen. (…) Für ihn ist klar, dass es sich in dieser Form nicht um das Teilen von Wohnraum handelt und durch AirBnB mit großer Wahrscheinlichkeit Wohnungen vom normalen Mietmarkt genommen werden. Mindl hat noch klarere Belege dafür, dass die Zweckentfremdung von Wohnraum als Ferienunterkünfte ein Geschäftsmodell geworden ist. Über 200 der von ihm als professionell eingestuften Vermieter boten zwei Wohnungen an, weitere 66 sogar drei. Und 75 Gastgeber hatten vier oder mehr Wohnungen im Angebot – zusammengezählt 522 Stück. Es lohnt sich, an Touristen zu vermieten. Der durchschnittliche Jahresumsatz für eine ganze bei AirBnB angebotene Wohnung liegt bei fast 17 000 Euro – Das ist mehr als das doppelte der durchschnittlichen Langzeit-Jahresmiete. Im Einzelfall kann das noch sehr viel einträglicher sein. (…) Eine Weile wurde es ausländischen Immobilienanlegern von entsprechenden Agenturen regelrecht schmackhaft gemacht, die Kreditraten für die teuren Eigentumswohnungen über die Vermietung an Touristen abzustottern. Ganze Häuser gehören so italienischen oder israelischen Kleinanlegern…“ Artikel von Nicolas Šustr am 20. Juli 2019 in neues deutschland online externer Link für den Berliner Wohnungsmarkt. Siehe dazu:

  • [Studie] Gemütliches Loft mit Aussicht auf Verdrängung. Wie die Vermietungsplattform Airbnb die Stadt Berlin verändert / Das Geschäftsmodell des Zimmervermittlers Airbnb bedroht weltweit soziale Wohnraumpolitik in den Metropolen New
    • [Studie] Gemütliches Loft mit Aussicht auf Verdrängung. Wie die Vermietungsplattform Airbnb die Stadt Berlin verändert
      Seit seiner Gründung 2008 eröffnet Airbnb Menschen weltweit die Möglichkeit, Wohnraum mit Gästen zu «teilen». Mittlerweile ist aus dem kalifornischen Start-up eine weltweit agierende Vermietungsplattform geworden. Sie hat inmitten einer globalen Wohnungskrise mit Angeboten der kurzzeitigen Wohnraumvermietung 2019 einen Umsatz von 4,7 Milliarden US-Dollar gemacht und schickt sich an, zum Hauptsponsor der Olympischen Spiele 2024 in Paris zu werden. Im Jahr 2020 klingt Airbnb nicht mehr nach romantischer Schlafgelegenheit in Rom und dem umgangssprachlichen «sharing is caring», sondern steht für Plattformkapitalismus und Datenextraktivismus, Rechtsbruch und Mietenwahnsinn. Doch was macht das Unternehmen zum inzwischen heftig bekämpften Gegner von Mieteninitiativen und Netzaktivismus, und warum rückt der Vermietungskonzern in Europa in den Fokus, wenn es um stadtverträglichen Tourismus geht? Die Auseinandersetzung mit Airbnb verbindet verschiedene zeitgenössische Kämpfe um Städte und Räume. Es geht um neue Inwertsetzungsmechanismen und Verwertungsmaximen, mit denen sich Menschen vor allem in Tourismusmetropolen konfrontiert sehen. Viele europäische Städte haben dem Konzern bereits den Kampf angesagt und es kommen immer mehr hinzu. Ob in Amsterdam, Paris, Lissabon oder Berlin, Prag und Budapest – europa- und auch weltweit kämpfen Nachbarschaften um ihre Quartiere, Bürgermeister*innen um lokale Handlungsmacht, Initiativen von Mieter*innen gegen das Verschwinden von Wohnraum. In einem solidarischen Netzwerk bündeln europäische Stadtregierungen nun ihre Kräfte, um Hilfe seitens der Europäischen Union und ihrer Kommission im Kampf gegen die Verwertung des Stadtraums einzufordern. Dabei ist klar, dass diese Verwertung von den gleichen Profiteuren forciert wird, deren Geschäftsmodell auf einer kommodifizierten Urbanisierung beruht. Aufgrund seiner monopolartigen Stellung wird im Folgenden der Konzern Airbnb stellvertretend beschrieben. Airbnb steht mittlerweile im Zentrum der städtischen Kämpfe um Raum und ist als Internetkonzern der Inbegriff einer neuartigen Auseinandersetzung um analoge städtische Räume im digitalen Zeitalter geworden. Um zu zeigen, woran das liegt, soll in dieser Broschüre zunächst der Kontext von Airbnb als Teil eines neuen, digitalen Kapitalismus und anschließend die Situation in Berlin dargestellt werden. Anhand von sieben Problemebenen wird gezeigt, warum es wichtig ist, sich jetzt mit Airbnb zu beschäftigen, und welche möglichen Lösungsansätze es bereits gibt.“  Aus dem Vorwort der Studie von Katalin Gennburg, Jannis Hertel, Carolin Moje, Denis Petri vom Juli 2021 externer Link bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung
    • Verdrängung inklusive. Das Geschäftsmodell des Zimmervermittlers Airbnb bedroht weltweit soziale Wohnraumpolitik in den Metropolen
      Sieben Millionen Unterkünfte bot der Zimmervermittler Airbnb 2019, im letzten Jahr vor der Corona-Pandemie, weltweit an – mehr als die fünf größten Hotelketten zusammen. Diese Zahlen meldet die Internetseite businessofapps.com. 272 Millionen Buchungen wurden über die Plattform getätigt. Im ersten Pandemiejahr 2020 sank die Zahl der Buchungen um 41 Prozent auf 193 Millionen. »Airbnb ist trotzdem relativ ungeschoren aus der Krise herausgekommen«, sagt Katalin Gennburg. Sie sitzt für Die Linke im Berliner Abgeordnetenhaus und ist Sprecherin für Stadtentwicklung, Tourismus und Smart City ihrer Fraktion. »Bei Airbnb ist alles, was über den Betrieb der Website hinausgeht, ausgegliedert, und Airbnb mietet sich selbst bei Amazon Web Services ein«, heißt es in einer von ihr und weiteren Autorinnen und Autoren erstellten Studie. Unter dem Titel »Gemütliches Loft mit Aussicht auf Verdrängung« ist die Untersuchung diese Woche von der linksparteinahen Rosa-Luxemburg-Stiftung veröffentlicht worden.
      Weltweit kämpfen Städte gegen die Ausbreitung von Airbnb. Denn die bei der Plattform vermarkteten Unterkünfte sind zu einem erheblichen Teil eigentlich Wohnungen. Bereits 2018 stellte das Präsidium des Deutschen Städtetages fest, »dass die zunehmende missbräuchliche Überlassung von Wohnraum als Ferienwohnung im Sinne einer Zweckentfremdung auf den ohnehin bereits stark angespannten Wohnungsmärkten von städtetouristisch attraktiven Metropolen, bedeutenden Messe- und Medizinstandorten sowie innerhalb einiger Universitätsstädte das Angebot an Wohnraum zusätzlich verknappt und verteuert«. Ein Jahr darauf forderte der Städtetag von der europäischen Ebene bei der Erarbeitung des Digital Services Act als Nachfolger der hoffnungslos veralteten E-Commerce-Richtlinie von 2001 Regelungen, »die Online-Plattformen zur Kooperation mit öffentlichen Behörden verpflichten und Registrierungssysteme in den Mitgliedstaaten ermöglichen«. Aktuell legt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) den Entwurf des Digital Services Act als Teil des Europäischen Grünen Deals vor. »Auf europäischer Ebene wird sehr gestritten, ob das Wohnungswesen auf kommunaler Ebene Teil davon sein soll«, berichtet Gennburg. Die Linksfraktion im EU-Parlament fordere eine harte Sanktionierung von Verstößen. (…) Derzeit läuft in Berlin das Verfahren für eine erneute Novellierung des Zweckentfremdungsverbotsgesetzes. Der inzwischen dem Abgeordnetenhaus zugeleitete Gesetzentwurf soll bisherige Vollzugsprobleme dadurch lösen, dass obligatorische Registriernummern nicht nur für Wohnungen, die kurze Zeit vermietet werden, beantragt und mit den entsprechenden Inseraten veröffentlicht werden müssen, sondern auch bei regulären gewerblichen Ferienunterkünften. Damit kommt Berlin aber dem Bundesrecht ins Gehege…“ Artikel von Nicolas Šustr vom 30.07.2021 im ND online externer Link
  • Die Zweckentfremdung geht weiter: Trotz Regulierung beeinflusst Airbnb den Wohnungsmarkt weiterhin negativ 
    Eine neue Studie zeigt, wie Online-Plattformen wie Airbnb eine wirksame Regulierung bei Ferienwohnungen mit Hilfe von EU-Gesetzen aushebeln. Das wirkt sich auch auf den Berliner Wohnungsmarkt aus. Was haben Berlin, Paris, New York City und Barcelona gemeinsam? Sie alle ­haben Probleme, den jeweiligen Wohnungsmarkt vor den Folgen touristischer Vermietung zu schützen. Anfang Dezember wurde unter dem Titel »Platform Failures« eine Studie veröffentlicht, die Mitglieder des Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz der Fraktion der Europäischen Linken im EU-Parlament in Auftrag gegeben hatten. Darin untersuchen die Autoren Murray Cox und Kenneth Haar zum einen, wie das Geschäft mit der touristischen Vermietung von Ferienwohnungen, wie es etwa das Unternehmen Airbnb betreibt, den Metropolen dringend benötigten Wohnraum entzieht, und zum anderen, wie die Plattform gesetzliche Regelungen unterläuft. Bereits im August hatten Mitarbeiter des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) die Studie »Airbnb and Rents: Evidence from Berlin« veröffentlicht. Den Schätzungen der Wissenschaftler zufolge steigen die durchschnittlichen Monatsmieten pro Quadratmeter in Wohnungen in der direkten Umgebung solcher Ferienwohnungen mit jedem neuen Inserat bei Airbnb um sieben bis 13 Cent. (…) In einem dürften sich alle Analysten einig sein: Die Verwertung als Ferienwohnung wirft mehr Gewinn ab als die herkömmliche Vermietung. Einer Analyse zum Einfluss von Airbnb auf den Wiener Wohnungsmarkt aus dem Jahr 2017 zufolge betragen die Mehreinnahmen bis zu 75 Prozent. Durch die gewerbliche Nutzung umgehen die Vermieter die gesetzlichen Regelungen ­eines häufig weitreichend regulierten Mietwohnungsmarkts. Die Verdrängung der Mieter ist eine Voraussetzung für dieses Geschäftsmodell…“ Artikel von Philipp Möllervom 23.12.2020 in der Jungle World externer Link

Siehe zu AirBnB im LabourNet Germany:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=184069
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