Palm-Gruppe: Mahnwache am insolventen Wellpappe-Werk in Gelsenkirchen

Dossier

Mahnwache am insolventen Wellpappe-Werk in Gelsenkirchen. Foto: Jürgen Seidel (www.juergen-seidel.de) - wir danken!

Foto: Jürgen Seidel (www.juergen-seidel.de) – wir danken!

Für die Belegschaft kam es völlig unerwartet: Am Montag kam das Schreiben der Geschäftsleitung, man müsse Insolvenz anmelden. Das Oktobergehalt steht noch aus. (…) Die Wellpappen-Produktion im Werk Gelsenkirchen stehe bis auf Weiteres still. Aufgrund der „hoffnungslos veralteten“ Anlagen im Werk würden keine Aufträge mehr an Gelsenkirchen vergeben, Investitionsmittel zur Modernisierung gebe es nicht und so habe man Montag Insolvenz anmelden müssen. Der Mitarbeiter sei „von seinen Arbeitspflichten frei“. (…) Der Betriebsrat fiel ebenfalls aus allen Wolken. Vor drei Jahren noch war man durch die Sanierung gegangen, hatten die Mitarbeiter auf Prämien verzichtet, um die Zukunft ihres Betriebes zu sichern, so erzählt Ulrich Arnold, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender. Dass die Anlage marode sei, stimme nicht, versichert ein Mitarbeiter, der seit 39 Jahren im Werk arbeitet. Die Wellpapieranlage sei stets schrittweise erneuert worden. Das bestätigt auch Betriebsratsvorsitzender Bodo Steigleder: „Die Papieranlage ist immer schrittweise auf den Stand gebracht worden. Wir sind wettbewerbsfähig. Aber in den letzten zwei Jahren wurden bei der Palm-Gruppe, zu der wir gehören, 400 Millionen Euro in Verpackungswerke investiert. Nach Gelsenkirchen floß kein Cent davon“ (…) „Dabei ist der Konzernchef, Wolfgang Palm mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt worden. „Für seine Fairness im Unternehmen!“, höhnt ein Kollege…“ Artikel von Sibylle Raudies vom 01.11.2016 bei der WAZ online Gelsenkirchen externer Link: „Wellpappe Gelsenkirchen meldet überraschend Insolvenz an“. Solidaritätserklärungen an den Betriebsrat von Wellpappe können und sollten bitte an die E-mail-Adresse: b-steigleder@gelsennet.de  gesendet werden! Siehe seitdem:

  • Bei Wellpappe Gelsenkirchen fließt nun doch Insolvenzgeld
    „… Der vorläufige Insolvenzverwalter Rolf Weidmann und die zuständige Regionaldirektion der Bundesanstalt für Arbeit haben jetzt nach Vermittlung durch die Stadtverwaltung vereinbart, dass die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes für Oktober, bei Bedarf auch für November und Dezember übernommen wird. Damit kann das Insolvenzgeld in Kürze ausgezahlt werden. (…) Tag sieben nach der Hiobsbotschaft haben sie im Montags-Dauerregen buchstäblich durchgestanden. Sieben Nächte auch: Seit einer Woche harrt die Mahnwache vor dem Werk an der Grothusstraße 90a aus. In mehreren Schichten rund um die Uhr zeigt die ausgesperrte Belegschaft Präsenz, auch um zu verhindern, dass nach dem Insolvenzantrag Werte aus dem Betrieb geschafft werden. (…) Mit Strafanträgen und dem Bemühen um eine Einstweilige Verfügung ist der wie die Belegschaft freigestellte und ausgesperrte Betriebsrat gegen den Palm-Konzern und seinen Geschäftsführer vorgegangen. Der Betriebsrat will gerichtlich den Zugang zu seinem Büro auf dem Werksgelände durchsetzen. Ohne Zugang und ohne Unterlagen, so die Argumentation, sei eine Interessenvertretung der Belegschaft nicht möglich. Das Arbeitsgericht Gelsenkirchen, Bochumer Straße 79, verhandelt den Fall am Mittwoch, 9. November, 10 Uhr.“ Artikel von Jörn Stender vom 07.11.2016 bei der WAZ Gelsenkirchen externer Link

  • Insolvenz-Folgen: Sozialpfarrer will Spendenaktion für Wellpappe-Betroffene
    Die freigestellten Beschäftigten von Wellpappe Gelsenkirchen setzen ihre Mahnwache vor dem Werkstor an der Grothusstraße fort – zumindest bis Montag, so Betriebsratmitglied Ramazan Yanik. Die Lage vor Ort ist am Tag vier nach der überaschenden Insolvenzankündigung unverändert: Der Betriebsrat darf nicht ins Gebäude, die Belegschaft bleibt ausgesperrt, Erklärungen der Firmenspitze zu den Insolvenz-Gründen gibt es weiterhin nicht. Gleichzeitig wachsen die Existenzsorgen. Industrie- und Sozialpfarrer will Spendenaktion ins Leben rufen…“ Artikel von Jörn Stender vom 04.11.2016 bei der WAZ Gelsenkirchen externer Link
  • Gelsenkirchener Wellpappe-Belegschaft gerät in Geldnot
    Der vorläufiger Insolvenzverwalter war zu einer ersten Bestandsaufnahme im Werk. Der Betriebsrat stellt Strafantrag gegen die Konzernführung. (…) Das Oktobergehalt bekamen die Wellpappe-Mitarbeiter nicht mehr ausgezahlt, obwohl das Werk bis zum Monatsende voll produzierte. Insolvenzgeld für drei Monate werden sie frühestens nach dem Jahreswechsel nach Eröffnung des Verfahrens bekommen. De facto sind die 96 Mitarbeiter nach ihrer Freistellung, von der sie nur per Brief erfahren hatten, noch beschäftigt. Arbeitslosengeld können sie nicht beantragen. sollten sie selbst kündigen, verlieren sie Ansprüche. Eine Zwickmühle, aus der der vorläufige Insolvenzverwalter Rolf Weidmann den 96 Betroffenen und ihren Angehörigen Donnerstag keinen Ausweg weisen konnte, auch weil die Wellpappen-Geschäftsführung in Person von Konzernchef Dr. Wolfgang Palm offenbar nicht mitspielt und aus Sicht des Betriebsrats auch weiterhin keinerlei Aufklärungsbereitschaft zeige. (…) Derweil hat der Betriebsrat Strafantrag gestellt und will eine einstweilige Verfügung erwirken, weil er sich in seiner Arbeit massiv behindert sieht. Steigleder strebt auch ein Ordnungswidrigkeitsverfahren an, weil Informations- und Beteiligungspflichten verletzt worden seien…“ Artikel von Jörn Stender vom 03.11.2016 bei der WAZ Gelsenkirchen externer Link
  • Palm-Gruppe setzt Beschäftigte eines Wellpappewerks einfach vor die Tür
    ver.di verurteilt das Vorgehen der Palm-Gruppe und die angemeldete Insolvenz für das Wellpappewerk Gelsenkirchen scharf. Statt unter Beteiligung des Betriebsrates und persönlich in einer Versammlung über diesen Schritt zu informieren, wurden die Beschäftigten bereits am 31. Oktober bzw. 1. November 2016 mit einem Brief per Boten informiert, dass das Werk geschlossen sei, sie von der Arbeit freigestellt seien und sich auf einer Handy-Nummer des Wachdienstes melden könnten, wenn sie persönliche Sachen aus dem Betrieb abholen wollten. Der Betriebsrat ist bis heute nicht informiert worden, der Zugang zum Werk wird den Beschäftigten verweigert. Diese wiederum halten seit Bekanntwerden der Insolvenz rund um die Uhr eine Mahnwache vor den Toren der Fabrik ab, um zu verhindern, dass Betriebsmittel abtransportiert und so die Insolvenzmasse geschmälert wird. (…) Hier liege ein klarer Fall vor, ein Werk bewusst in die Insolvenz geführt zu haben. Dass der Gesellschafter, Geschäftsführer und Konzernchef Wolfgang Palm am Tag der Schließung des Werkes in Gelsenkirchen die Belegschaft eines anderen Werkes in Monheim darüber informiert und keine Versammlung der betroffenen Beschäftigten in Gelsenkirchen einberuft, sei schlechter Stil und eine maßlose Geringschätzung der Beschäftigten. (…) ver.di steht an der Seite der 96 Beschäftigten und ihrer Familien und wird alle zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, um für den Erhalt der Arbeitsplätze zu kämpfen.“ ver.di-Meldung vom 3. November 2016 externer Link
  • Job-Verlust: Mahnwache am insolventen Wellpappe-Werk in Gelsenkirchen
    „„Das war wie ein Hammer vor den Kopf. Eine Scheiß-Sache“, sagt Marco Backhaus. Maschinenführer und Betriebsrat ist der Wellpappe-Mitarbeiter – und seit dem Montag ohne Job und Perspektive. „Wir hoffen erstmal, dass sich der vorläufige Insolvenzverwalter meldet und die weiteren Schritte bekannt gibt. Mehr können wir ja derzeit nicht machen. Uns sind ja die Hände gebunden.“ Mit 20, 25 Kollegen steht Backhaus vor dem Werkstor an der Grothusstraße 90a. Sperrgitter verschließen die Zufahrt. Zwei Security-Mitarbeiter eines beauftragten Sicherheitsunternehmens halten sich im Hintergrund. Keiner der Beschäftigten darf ins Werk – und wenn, dann nur in Begleitung, um seinen Spind auszuräumen. (…) Der Betriebsrat hat sich mittags mit Verdi-Gewerkschaftssekretärin Bärbel Sumagang auf den Weg nach Münster gemacht, um sich dort von einem Rechtsanwalt beraten zu lassen. Der Betriebsratsvorsitzende Bodo Steigleder hat zudem vor, Strafantrag zu stellen. (…) Mit dem Auftragsvolumen, heißt es, sei es zuletzt wieder stetig bergauf gegangen, erst letzte Woche waren Überstunden vereinbart worden. (…) Das Problem: Die Produktion lässt sich verlagern, andere Standorte können übernehmen. In Monheim, heißt es, wurde bereits Mehrarbeit beantragt, „um den Ausfall zu kompensieren. Perfide“ finden das die Männer vor Ort…“ Bericht von Jörn Stender vom 02.11.2016  bei der WAZ online externer Link (DerWesten)
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=106553
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