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Neuerliche Standortverhandlungen – und Protestaktionen – bei Faurecia in Scheuerfeld
„Noch zu Beginn dieses Jahres schien die Standortsicherung einmütig und abgeschlossen. Im Sommer sollten die verhandelten Eckpunkte in einem gemeinsamen Vertrag vorliegen. Zwischenzeitlich kristallisierte sich jedoch heraus, dass die Vorstellung über die Vertragsinhalte zur Standortsicherung zwischen der Geschäftsführung und der Belegschaft, dem Betriebsrat und der IG Metall weit auseinander liegen. Zentraler Streitpunkt die die Entscheidung darüber, wie viele Arbeitsplätze in Scheuerfeld bleiben und wie groß das Entgegenkommen der Belegschaft bei Einsparungen sein kann. Momentan stocken die Verhandlungen. Die IG Metall Betzdorf hatte die Beschäftigten am Standort Scheuerfeld zu Beginn der Woche zu einer Protestaktion vor dem Werkstor aufgerufen. Die Betriebsversammlung wird morgen und in der kommenden Woche fortgesetzt.“ Meldung der IG Metall Bezirksleitung Mitte vom 05.11.2015. Siehe dazu Hintegründe und Solidaritätsadressen:
- Zukunfts- und Sozialtarifvertrag Faurecia Scheuerfeld
„Nach mehrfachen massiven Protestdemonstrationen, Mitgliederversammlungen sowie Betriebsratsinformationen und einer Betriebsversammlungen, die als Vollversammmlung aller vom 5.11.2015 bis 9.11.2015 im Betrieb geschlossen durchgeführt wurde, konnte am 9.11.2015 zur Beendigung des Konfliktes und Wiederherstellung des Betriebfriedens ein Ergebnis über Eckpunkte für Zukunfts- und Sozialtarifvertrag auf der Basis und in Fortshreibung des Sozialtarifvertrages vom 01.07.2013 und dem Zukunftstarifvertrag über Standort- und Beschäftigungsicherung erzielt werden…“ Aus dem Stimmzettel über Annahme oder Ablehnung des Verhandlungsergebnisses am 10.11.2015 – 95,07 % JA für Annahme des Verhandlungsergebnisses, 4, 93 % stimmten mit Nein, die Arbeit wurde wieder aufgenommen ab 10.11.2015 0 Uhr. Siehe dazu Verhandlungsergebnis und weitere Infos:- Verhandlungsergebnis: Eckpunkte Zukunfts- und Sozialtarifvertrag Faurecia Scheuerfeld
„… Beschäftigungssicherung bis 31.12.2019 in Höhe von 222 festangestellten Mitarbeitern. (…) Mitarbeiter, die freiwillig über die festgelegte Mindestmitarbeiteranzahl hinaus ausscheiden, werden durch Leiharbeitnehmer ersetzt (…) Hinsichtlich der wöchentlichen Arbeitszeit gilt die bisherige tarifliche Regelung (37,5 h) bis zum SOP VS 30 IP fort. Ab SOP VS 30 IP gilt eine Wochenarbeitszeit von 38,5 h ohne Entgeltausgleich. Reduzierung der Summe des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes um insgesamt 25 %…“ Das Verhandlungsergebnis vom 9.11.2015 . Das Verhandlungsergebnis kam kurz vor dem Bandabriss bei Daimler und Opel zustande… - Faurecia: Mit Kompromiss und neuen Aufträgen in die Zukunft
„Wir haben eher mehr gewonnen als abgegeben“, so fasste Yüksel Öztürk, der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende die Ergebnisse mit der Faurecia-Konzernführung zusammen. Die Belegschaft des Automobilzulieferes in Scheuerfeld sieht das ähnlich. (…) Laut IG Metall hatte die Arbeitgeberseite der Belegschaft einiges abverlangen wollen wie etwa eine rund 30prozentige Lohnkürzung oder die Entlassung von 40 Prozent der derzeit 420 Mitarbeiter. Damit konnte sich die Konzernführung allerdings nicht durchsetzen. Grund zu überschwänglicher Euphorie können aber auch die Arbeitnehmer nicht haben. (…) Letztlich kommt es auf die Entwicklung der Auftragslage an. (…) Eine gute Nachricht für die Mitarbeiter ist die Einigung auf eine sogenannte Maßregelklausel. Das bedeutet, dass die Belegschaft für ihre mehrtägige Betriebsversammlung, die de facto einer Arbeitsniederlegung gleichkam, keine Lohneinbußen zu befürchten hat. Übrigens hatten Vertreter der Geschäftsleitung laut Gewerkschaft Druck auf den stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden Yüksel Öztürk ausgeübt. Die Reaktion der Belegschaft auf der Betriebsversammlung zeigte das familienartige Zusammengehörigkeitsgefühl im Werk. Die Mitarbeiter stärkten ihrem Betriebsrat demonstrativ den Rücken und riefen im Chor:„Wir sind alle Yüksel!““ Aus dem Artikel vom 11.11.2015 im AK-Kurier
- Verhandlungsergebnis: Eckpunkte Zukunfts- und Sozialtarifvertrag Faurecia Scheuerfeld
- Die Belegschaft von Faurecia Scheuerfeld braucht unsere Solidarität.
„Seit gestern ruht die Arbeit in Scheuerfeld 100 %, da alle Beschäftigten sich an einer Betriebsversammlung zu der der Betriebsrat eingeladen hat beteiligen. Gestern konnte von den rund 23 Tagesordnungspunkten kaum Punkt 1 erledigt werden. Daher wird mit einer sehr langen Dauern der Betriebsversammlung in Belegschaftskreisen gerechnet. Die Stimmung der Belegschaft wurde gestern Abend durch die Androhung von Schadensersatzforderungen gegen den Kollegen Yüksel Oeztürk, freigestellter Betriebsrat Scheuerfeld; Mitglied der IG Metall Verhandlungskommission für den Tarifvertrag Faurecia Scheuerfeld und Mitglied der Bezirkskommission der IG Metall Bezirksleitung Mitte und die Androhung von fristlosen Kündigungen wegen angeblichem „wilden Streik“ noch aufgeheizt.
Hintergrund des heftigen Sozialkonfliktes mit dem französischen Automobilzulieferkonzern Faurecia:
Bereits 2012 wollte der Konzern den Betrieb im Westerwald (VS Betzdorf) schließen. Dank der massiven Gegenwehr mit Warnstreiks und Demonstrationen konnte diese verhindert werden und ein Sozialtarifvertrag und ein Tarifvertrag für Zukunfts- und Beschäftigungssicherung abgeschlossen werden. Beide haben eine Laufzeit bis 2016, daher befindet sich die IG Metall hier in der Friedenspflicht.
In diesen Vereinbarungen waren Investitionen und Verlagerungen von Auftragen nach Scheuerfeld vorgesehen, da bestehende Aufträge von Opel, Volvo und Daimler in 2016 auslaufen. Dies wurde jedoch von der Faurecia Geschäftsführung nicht umgesetzt. Daher haben die Beschäftigten die IG Metall beauftragt (Organisationsgrad in der IG Metall 97,2, %) mit dem Konzern über Standort und Beschäftigungssicherung bis 2025 zu verhandeln. Am Dienstag letzter Woche wurde zwischen Faurecia und der IG Metall in Frankfurt verhandelt. Dabei stellte Faurecia Forderungen auf, damit Aufträge in Scheuerfeld produziert werden können, die die bekannte „Giftliste“ enthalten (40 Std. Woche mit 5 Stunden unentgeltlicher Mehrarbeit, Verzicht auf Weihnachts- und Urlaubsgeld nd Absenkung der Tariflinie insgesamt um weitere 9 %), Gesamt rund 30 % Entgeltabbau ca. 13500 Euro Verlust/Jahr für den durchschnittlich Beschäftigten. Wenn das nicht komme sei die Produktion in Scheuerfeld „nicht profitabel“. Damit ist klar, da die bestehenden Aufträge auslaufen, das die Werkschließung scheibchenweise bis 2017 erfolgen soll, in dem Jahr gibt es aber den bestehenden Sozialtarifvertrag nicht mehr. Die Belegschaft befürchtet daher begründet die „Billig Entsorungsstrategie“ des Arbeitgebers.
Der Betriebsrat hat zur Information und Diskussion mit der Belegschaft zu der sowieso anstehenden Betriebsversammlung im Quartal gem § 43 I BetrVG eingeladen. Da viele Anfragen und großer Diskussionsbedarf in der Belegschaft ist wird mit einer mehrtätigen bis mehrwöchigen Dauer der Betriebsversammlung in Belegschaftskreisen gerechnet. Die Belegschaft hat geschlossen die Arbeit niedergelegt um an der Betriebsversammlung teilzunehmen. Aus Belegschaftskreisen wird davon ausgegangen das gestern bereits 3800 Produktionsstunden ausgefallen sind. Da Faurecia Automobilzulieferer für Volvo, Opel und Daimler ist könnte es in der nächsten Woche aufgrund der engen Lieferbeziehungen, die die Unternehmen eingeführt haben, auch dort zu Engpässen kommen…“ Aufruf der IG Metall Bezirksleitung Mitte vom 6. November 2015 per e-mail
- Die Belegschaft und der Betriebsrat Faurecia Scheuerfeld freut sich über Solidaritätsadressen per Mail und fax und über Besuche. Diese bitte vorher abstimmen. Die Betriebsversammlung ist nicht öffentlich.
Betriebsrat Faurecia Innenraum Systeme GmbH
Werk Scheuerfeld
Industriestrasse 33
57584 Scheuerfeld
Deutschland
Fax. 02741-289 227
Handy 0178-724 02
volker.knautz@faurecia.com
bitte Solierklärungen auch cc: uwe.wallbrecher@igmetall.de
- Siehe auch im LabourNet Germany: Belegschaft von Faurecia Scheuerfeld braucht bei ihrem Arbeitskampf gegen Stilllegungsabsichten und Erpressung des französischen Konzerns unser aller Solidarität! Mail an die Redaktion des LabourNet Germany vom 01.02.2013