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Der Kampf um die Freiheit der Maruti 13 ist ein Kampf gegen ein gestärktes reaktionäres Regime, das frech auftrumpft – und gegen die größte Autofirma Indiens
Nach den jüngsten „Landtagswahlen“ in Indien fühlt sich die Zentralregierung, nicht zu Unrecht, gestärkt. Insbesondere die Nominierung des Ministerpräsidenten (Chief Minister, CM) für den bevölkerungsreichsten Bundesstaat Indiens, Uttar Pradesh mit rund 220 Millionen Menschen, durch Ministerpräsidenten Narendra Modi, zeigt dies in aller Deutlichkeit: Yogi Adityanath ist der vielleicht bekannteste „Safran-Faschist“ des Landes, berüchtigt wegen zahlreicher Aufrufe zur Jagd auf „Rindfleischfresser“, die im heutigen Indien oft genug in Mord und Totschlag endet. Erst recht fühlt sich die in Delhi regierende BJP bestärkt in ihren „Wirtschaftsreformen“ (weswegen ihr Wahlsieg auch vor allem in der EU mit offensichtlicher Genugtuung registriert wurde). Zu diesen angeblichen Reformen gehört auch eine stark antigewerkschaftliche Orientierung zugunsten derer, die man im ideologischen bürgerlichen Sprachgebrauch Investoren zu nennen pflegt – und gerade deswegen ist die Parteinahme der politischen und behördlichen Einrichtungen zugunsten des größten Auto-Unternehmens des Landes und gegen den Protest der Belegschaft sowohl keine Überraschung, als auch massiv. Dies hat aber andererseits auch dazu geführt, dass die Solidarität mit den „Maruti 13“ – also jenen Gewerkschaftern, die zu lebenslänglich Gefängnis verurteilt worden sind, endlich jene Dimensionen annimmt, die sie schon lange hätten haben müssen – vor allem in Indiens selbst, aber auch weltweit. Siehe dazu aktuelle Berichte über Solidaritätsaktionen und –erklärungen (auch erstmals aus der BRD), einen Hintergrundbeitrag über die Kämpfe in der indischen Autoindustrie und eine Dokumentation über die Machenschaften der indischen Polizei gegen die Maruti-Kollegen:
- „A letter from the jailed workers of Maruti Suzuki“ am 23. März 2017 bei You Tube ist ein kurzes Video über die Solidaritätsdemonstration für die Maruti 13 vor Ort – auf deren Abschlusskundgebung ein Brief der 13 an die TeilnehmerInnen der Demonstration verlesen wurden, in dem sie versichern, weiter zu kämpfen und von dieser Solidarität bestärkt zu sein (nahe liegender Weise fand alles dies in Hindi statt, die Bilder sind aber auch für jemand ohne Hindi-Kenntnisse beeindruckend
- „Maruti verdict: Workers to hold protest meet today“ von Chetna Choudhry am 23. März 2017 bei der Times of India ist ein Vorbericht über die Solidaritätsproteste am Donnerstag letzter Woche,in dem vor allem deutlich gemacht wird, dass zahlreiche Gewerkschaften unterschiedlicher Branchen aus der Region zu diesen Aktionen aufrufen
- „Workers protest Maruti convictions“ von Sakshi Dayal am 24. März 2017 beim Indian Express ist ein Bericht über diese angekündigte Demonstration, in dem – im Gegensatz zu anderen Berichten – die Teilnehmerzahl zwar auf „Hunderte“ reduziert wird (das dazugehörige Foto sagt anderes aus) aber der vor allem auch deutlich macht, dass die Polizei abermals massiv „einsatzbereit“ war, denn immer noch gilt der regional verhängte Ausnahmezustand
- Solidaritätserklärung von Kollegen Daimler Sindelfingen
Dear Colleagues of Maruti-Suzuki, India
(please excuse my poor english)
In the Net and the Red Flag Paper in Germany we read about your case, also on your Website: „13 of our brothers have been given ‘life sentences’ – including 12 Maruti Suzuki Workers Union body members – on the baseless charge of ‘murder’ on 18 March afternoon by the Gurgaon Additional Sessions Court. 4 workers given 5 year Prision 14 workers given 3 years, but have already spent 4 years in prison, so released. Of the earlier acquitted 117 workers who spent over 4 years in Jail, we do not yet know as to who will return the lost years. 148 already spent 4 years in Jail without bail since 2012 without bail and 2500 workers were earlier illegally terminated and then faced continual State repression“
We are in total solidarity with you ! Freedom for all Workers! Freedom for Unionists! All Workers of the World together for freedom and solidarity
Your Colleagues from Daimler Plant Sindelfingen
Klaus-Jürgen Hampejs (International Automotive Workers Conference)
Für NachahmerInnen: marutiworkerstruggle@gmail.com
- „Protest in Paris, near Indian Embassy, for Maruti workers..“ am 25. März 2017 bei Amit Akash (Facebook) ist ein Videobericht über eine Solidaritätsdemonstration für die Maruti 13 in Paris, zu der unter anderen auch der alternative Gewerkschaftsbund SUD Solidaires aufgerufen hatte – als eines von vielen möglichen Beispielen solcher Aktionen vor allem aus den USA und Kanada, aber auch aus Australien, Brasilien und einer wachsenden Zahl weiterer Länder
- „Maruti case judgment: Can life and death be decided on the basis of dubious clues?“ von Aman Sethi am 22. März 2017 bei der Hindustan Times ist ein ausführlicher Beitrag, der sich ausgesprochen kritisch mit dem Vorgehen der Polizei im ganzen Maruti-Suzuki „Fall“ befasst. Ein Vorgehen, schon vom Ansatz her mehr als nur fragwürdig: Anstatt nach Verdächtigen im Todesfall (des einzigen Managers der, nach Aussagen der Gewerkschafter, der Belegschaft freundlich gesonnen war) zu suchen, wurde sofort mit Massenverhaftungen begonnen. Eine Vorgehensweise, die sich über die Jahre fortsetzte…
- The Life of Labour: Maruti Suzuki Violence in Manesar – a Retrospective“ von Venkat T., Srividya Tadepalli und Thomas Manuel am 19. März 2017 in The Wire ist nochmals eine chronologische Zusammenfassung der Ereignisse und Entwicklung bei Maruti-Suzuki seit dem Juli 2012, als der Kampf um die Anerkennung der Betriebsgewerkschaft seinen Höhepunkt erreichte
- „Strikes and uprisings in India’s automobile factories“ von Jörg Nowak am 21. März 2017 bei den IAPS Dialogue ist eine Analyse (in Wirklichkeit die Kurzfassung einer ausführlicheren Arbeit, auf die im Text auch verlinkt wird) über die indische Autobranche und die Kämpfe der Belegschaften und die Rolle, die der Kampf um eine echte Gewerkschaft in diesem Werk in der Entwicklung spielt, wobei insbesondere das Verhältnis festangestellter Belegschaften und ZeitarbeiterInnen im Mittelpunkt steht