Bestraft die Akkon Hochschule für Humanwissenschaften (Johanniter) den Kampf von Prof. Dr. Kenan Engin gegen Diskriminierung mit fristloser Kündigung?

Dossier

Prof. Dr. Kenan Engin (Foto privat, wir danken!)Prof. Dr. Engin hat an mehreren Universitäten im In- und Ausland geforscht und gelehrt. Jetzt wurde er fristlos entlassen. Der Fall wirft eine zentrale Frage auf: Wurde er gekündigt, weil er sich in der Hochschule gegen Diskriminierung von Studierenden eingesetzt hat? (…) Der Professor unterrichtete noch bis vor kurzem im Studiengang soziale Arbeit, an der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften in Berlin, einer Hochschule der Johanniter. Jetzt hat er die fristlose Kündigung bekommen. Schaut man sich die Gründe für seine Entlassung an, schüttelt man mit dem Kopf. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, drei E-Mails von seinem dienstlichen E-Mail-Konto versandt zu haben. Recherchen zeigen allerdings, dass die tatsächlichen Gründe für die Entlassung des Wissenschaftlers woanders liegen. Ehemalige Studierende berichten, dass sie an der Hochschule diskriminiert wurden…“ So beginnt der umfangreiche Beitrag von Erkan Pehlivan im Migazin externer Link, zuletzt aktualisiert am 26.08.2024 („Fristlose Kündigung: Kostet Kampf gegen Diskriminierung Professor Karriere?“) – siehe mehr daraus und dazu, u.a. eine Petition der Studierenden sowie Adressen für Protest- und Soli-mails, um die wir bitten:

  • [Petition] Solidarität mit Prof. Dr. Kenan Engin / Solidarity with Prof. Dr. Kenan Engin New
    Gegen Prof. Dr. Kenan Engin, einen angesehenen Politikwissenschaftler und Professor für Soziale Arbeit werden seit einiger Zeit Maßnahmen ergriffen, die wir stark verurteilen (…) Seit dem 09.01.2018 ist er Professor für Soziale Arbeit und leitete den Studiengang Soziale Arbeit an der privaten Akkon Hochschule für Humanwissenschaften/Johanniter Hochschule in Berlin bis Mai 2024. Nachdem er als rassistisch und diskriminierend empfundene Behandlungen im Hochschulrahmen gegenüber Studierenden und ihm selbst thematisiert hat, wurde ihm mitgeteilt, dass er dadurch den „Betriebsfrieden“ störe. Des Weiteren wurde ihm deutlich gemacht, dass eine weitere Thematisierung Konsequenzen nach sich ziehen würde. (…) Maßnahmen, die die Hochschule seit April 2024 ohne die Nennung von triftigen Gründen gegen den Kollegen Kenan Engin ergriffen hat :
    – Er wurde von einem Tag auf den anderen durch den Präsidenten Prof. Dr. Andreas Bock und vom Geschäftsführer Benjamin Kobelt vom Lehrbetrieb ausgeschlossen.
    – Die Position „Professor für Soziale Arbeit“, auf die er berufen ist, wurde ihm entzogen und er wurde für einen anderen Bereich beauftragt.
    – Seine laufenden Lehrtermine wurden kurzfristig komplett abgesagt.
    – Die Studiengangsleitung wurde ihm durch den Präsidenten Prof. Dr. Andreas Bock entzogen.
    – Er wurde verpflichtet, jeden Tag an der Hochschule zu sein, seine Arbeitszeiten zu erfassen und diese am Ende des Monats beim Präsidenten vorzulegen. Kein*eandere*r Professor*in oder Mitarbeiter*in an der Hochschule muss das tun.
    – Ihm wurde verboten, mit Arbeitskolleg*innen und Studierenden zu kommunizieren.
    – Anschließend wurde er trotz des Widerstandes des Betriebsrates am 29.07.2024 außerordentlich gekündigt. (…)
    Vor diesem Hintergrund verurteilen wir das Vorgehen der Akkon Hochschule gegenüber Prof. Dr. Kenan Engin scharf. Solidarität hat Prof. Dr. Engin bislang durch Studierende der Hochschule erfahren. (…)
    Wir sind entsetzt über den Umgang mit Rassismusvorwürfen an der Hochschule sowie mit dem Kollegen. Die Vorgehensweisen sind weder aus antidiskriminierungs- noch aus arbeitsrechtlichen Gründen akzeptabel. Erst recht nicht an einer Hochschule für Soziale Arbeit! (…)
    Diese Maßnahmen gegen Kenan Engin stellen in der Folge offenbar eine konkrete Rechtsverletzung dar. Zu diesem Ergebnis des Sachverhalts kommt auch eine Stellungnahme der Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Wir als Unterzeichner*innen erklären uns mit unserem Kollegen Prof. Dr. Kenan Engin solidarisch. Daher fordern wir den Bundesvorstand der Johanniter sowie den Präsidenten der Akkon Hochschule, Prof. Dr. Andreas Bock, auf, die Maßnahmen gegen den Kollegen Kenan Engin unverzüglich zurückzunehmen und eine adäquate wissenschaftliche Weiterbeschäftigung zu ermöglich
    en…“ Petition und ein offener Brief bei petitionen.com externer Link an den Bundesvorstand der Johanniter und die Akkon / Johanniter Hochschule Berlin – mit bereits fast 300 Unterschriften, wir bitten mitzuzeichnen!
  • Fristlose Kündigung: Kostet Kampf gegen Diskriminierung Professor Karriere?
    Im Beitrag von Erkan Pehlivan im Migazin externer Link, zuletzt aktualisiert am 26.08.2024, heißt es weiter u.a.: „… Die Vorwürfe seien zwar der Hochschulleitung gemeldet worden, getan habe sich aber nichts. „Herr Engin war nicht so. Er hatte immer ein offenes Ohr für uns. Seine Tür stand immer offen und wir konnten mit ihm über alles reden“, erzählt Alida S. (Name geändert) im Gespräch, die zuvor an der Akkon Hochschule studiert hat. Sie erzählt, wie sie zu Unrecht schlecht benotet wurde und Beschwerden nichts bewirkten. Sie vermutet dahinter Diskriminierung wegen ihres nicht deutschen Namens. „Auch andere Studierende hatten das Gefühl, aufgrund ihrer Herkunft unfair behandelt worden zu sein. „Kommilitonen mit deutschen Namen hingegen wurden nicht schlechter behandelt“, sagt Alida S. Zumindest sei ihr kein Beispiel bekannt. „Prof. Engin hat sich aber immer für uns eingesetzt und hat mehrfach versucht, einzugreifen“.
    Der Fall von Prof. Engin entwickelt sich zunehmend zu einem Politikum und liegt auch der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) vor. In einem mehrseitigen Schreiben, was der Redaktion vorliegt, wird die Leitung der Hochschule aufgefordert, Stellung zu den zahlreichen Maßnahmen gegen Engin zu beziehen. Ihm sei die Studiengangsleitung und das Prüferrecht entzogen worden, „er wurde aus dem Lehrbetrieb herausgenommen, seine Positionsbezeichnung geändert und ihm wurden Aufgaben zugeteilt, die nur in Teilen mit seinem Arbeitsvertrag vereinbar sind“, heißt es in dem Schreiben der Antidiskriminierungsstelle. „Die Entscheidungen wurden ihm gegenüber nicht begründet“, wird in dem ADS-Papier weiter moniert. Seine Tätigkeit sei fortan als „Beauftragter Programmentwicklung & Forschung Soziale Arbeit“ bezeichnet worden. Das Papier legt nahe, dass Engin schon seit längerem diskriminiert wird. „Bereits am 02.05.2019 sollen seine Bürosachen ohne vorherige Abrede und ungefragt vor seine Bürotür gestellt worden sein, damit eine neu eingestellte Mitarbeiterin in dem Büro arbeiten konnte. Auf der Etage gab es etwa weitere 30 Mitarbeiter*innen ohne Migrationshintergrund“.
    An anderer Stelle wird kritisiert, Prof. Dr. Engin, der sich über die strukturellen Benachteiligungen mit der Hochschulleitung (HSL) in einem geschützten Raum austauschen und konstruktiv lösungsorientiert diskutieren wollte, wurde daraufhin mit fristloser Kündigung gedroht. Mitte April 2024 wurde ihm von der Hochschulleitung völlig unerwartet ein Aufhebungsvertrag angeboten, davor sei weder ein Vorgespräch, Abmahnung, Warnung oder dergleichen vorausgegangen. Das Schreiben schildert, mit welch perfiden Formen von Mobbing der Wissenschaftler in den vergangenen Monaten und Jahren kämpfen musste. Weil er einen Aufhebungsvertrag nicht unterschreiben wollte, hat man bei ihm die Daumenschrauben deutlich angezogen. (…)
    Die Studierenden im Fach soziale Arbeit der Akkon Hochschule stellen sich hinter Engin und fordern jetzt in einer Petition ihren Professor wieder zurück. (…) In einer E-Mail an verschiedene Behörden und Politiker kritisieren sie zudem, dass Engin den Preis für seinen Einsatz gegen Diskriminierung zahlen musste. „Nach unseren Informationen geht die Freistellung von Herrn Prof. Dr. Kenan Engin darauf zurück, dass er sich hochschulintern für die Gleichbehandlung aller Studierenden, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, eingesetzt hat“, heißt es in einem anderen Schreiben der Studierenden an verschieden Politiker, das dem MiGAZIN vorliegt. (…)
    Der Rechtsanwalt von Professor. Dr. Engin kritisiert, dass die Hochschulleitung nicht gegen die Diskriminierungsfälle vorgegangen sei. „Statt die beanstandeten Vorfälle zu überprüfen, wurde meinem Mandanten verboten, mit Kollegen und Studenten zu kommunizieren.“ erklärt sein Rechtsanwalt und Experte für Mobbing und Diskriminierung, Prof. Dr. Klaus Michael Alenfelder. Später habe man sich von Prof. Engin komplett entledigen wollen. Engin sollte allerdings freiwillig gehen. „Man hat meinem Mandanten ganz deutlich gezeigt, dass es Maßnahmen geben werde, ‚die dich nicht glücklich machen werden, wenn du nicht freiwillig gehst‘, was er natürlich abgelehnt hat.“ Die Maßnahmen endeten am 29. Juli 2024 mit einer fristlosen Kündigung. Der Rechtsexperte geht davon aus, dass es sich um Diskriminierung wegen ethnischer Herkunft und Behinderung sowie Mobbing handelt. (…)
    Engin selbst liebt seine Arbeit und vermisst auch seine Studenten, erzählt er. „Es ist einfach nur traurig“, sagt der aus dem türkischen Dersim stammende Professor kurdischer Abstammung. Zwischen 1937 und 1938 wurden dort zehntausende Menschen ermordet und viele deportiert. Damals wurde viel Leid über die Menschen in der Region gebracht. Dennoch ließen sie sich nicht unterjochen. Auch Engin will sich nicht unterkriegen lassen und kämpft gegen die Ungerechtigkeit. Details über seinen Fall will er aber nicht viele geben, da wegen seiner Entlassung ein juristischer Prozess läuft.
    ..“
  • Initiative der Studierenden der Akkon Hochschule zur Unterstützung von Herrn Engin
    Liebe Studies der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften, wie bereits die Mehrheit mitbekommen hat, wird der geschätzte Professor Dr. Kenan Engin für das gesamte Sommersemester 2024 ausfallen. Es ist den Studies der Akkon Hochschule nur durch die Kommunikation über Ecken bekannt, dass Herr Prof. Dr. Kenan Engin von dem Lehrbetrieb ausgeschlossen wurde und nicht mehr als Studiengangsleiter fungiert. Diese enorme und unklare Veränderung sorgt für eine große Unruhe sowie Unsicherheit bei den Studies, vor allem bei den Studierenden der Sozialen Arbeit.  Was wir aber mit Sicherheit wissen ist, dass Herr Professor Dr. Kenan Engin ein sehr geschätzter und beliebter Professor ist. (…) Die Unterzeichner*innen dieser Petition möchten hiermit erreichen, dass Herr Prof. Dr. Kenan Engin weiterhin seiner Tätigkeit an der Hochschule, als Professor der Sozialen Arbeit und Studiengangsleiter der Sozialen Arbeit, nachgehen kann…“ Petition der Studierenden der Sozialen Arbeit an der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften externer Link bei Petitionen.com (Diese Petition soll nur von den Studierenden der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften unterzeichnet werden, vor allem von den Studierenden der Sozialen Arbeit!)
  • Solidarität gefragt!
  • Die Pressestelle der Akkon Hochschule für Humanwissenschafte wurde angefragt (Antwort wird ggf. nachgeliefert), siehe für deren moralischen Hintergrund:
    • Leitbild
      Als Akkon Hochschule für Humanwissenschaften leisten wir einen Beitrag zum Zusammenleben in einer Gesellschaft, in der sich tiefgreifende Wandlungsprozesse in Gesundheit, Wissenschaft, Demografie, Umwelt und Politik vollziehen. Wir wollen die Phänomene dieses Wandels in unsere Studienangebote integrieren, durch Forschungsprojekte ergründen und durch wissenschafts- und zukunftsorientierte Lösungsansätze so gestalten, dass wir einen nachhaltigen Beitrag zur Versorgungssicherheit, sozialen Gerechtigkeit und Bewahrung von Ressourcen leisten. Wir wollen zur Weiterentwicklung der Humanwissenschaften beitragen und Innovationen anregen. Bei unserem Handeln fühlen wir uns dem christlichen Menschenbild und dem diakonischen Auftrag unserer Betreiberin, der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., verpflichtet…“ So beginnt die Präambel zum Leitbild auf der Homepage der Uni externer Link, siehe als Beispiel auch die durchaus lobenswerte PM:
    • Akkon Hochschule für Humanwissenschaften unterstützt Diversität und Toleranz für eine pluralistische Gesellschaft
      Die Akkon Hochschule für Humanwissenschaften bekennt sich zu den Werten der Weltoffenheit und der Chancengleichheit aller Menschen. Vielfalt und Toleranz zu fördern gehört zu den festen Aufgaben der Hochschule. Damit stellt sich die Akkon Hochschule entschieden gegen Rechtsextremismus.
      Die Akkon Hochschule für Humanwissenschaften bekennt sich verbindlich zu den Werten der Weltoffenheit und der Chancengleichheit aller Menschen, unabhängig von ihrer ethnischen und religiösen Zugehörigkeit, ihrem Geschlecht, ihrer sexuellen Orientierung, ihrem Alter und möglichen Behinderungen. Wir sehen es als unsere Aufgabe, Vielfalt und Toleranz zu fördern und zu erhöhen. Damit stellt sich die Akkon Hochschule entschieden gegen rechtsextreme, rechtspopulistische und ausgrenzende Positionen. Wir stehen für Respekt und eine pluralistische Gesellschaft – in der Akkon Hochschule und darüber hinaus.
      Prof. Dr. Andreas Bock, Präsident der Akkon Hochschule: „Unser täglicher Umgang ist geprägt durch Offenheit, Diskursfähigkeit, demokratische Willensbildung und wertschätzende Kommunikation unter allen Lehrenden, Mitarbeitenden sowie Studierenden. Unsere Kooperationen in Lehre, Forschung und Wissenschaft mit nationalen und internationalen Partnerinstitutionen und humanitären und sozialen Organisationen bereichern unsere Wissensvermittlung und Forschung und so stehen wir für Toleranz und Diversität.“ Bei unserem Handeln fühlen wir uns dem christlichen Menschenbild und dem diakonischen Auftrag unserer Betreiberin, der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., verpflichtet…“ Pressemitteilung vom 06.02.2024 der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften externer Link
    • Für das Menschenbild der Johanniter siehe deren Selbstdarstellung externer Link

Gundinfos:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=222723
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