[Öffentlicher Appell] Protest gegen „Großen Zapfenstreich“ für Afghanistan-Soldaten in Berlin
Dossier
„196 Personen und 24 Organisationen aus der Friedensbewegung haben in einem Appell die Bundesverteidigungsministerin aufgefordert, den zur „Würdigung des Afghanistan-Einsatzes“ der Bundeswehr vorgesehenen „Großen Zapfenstreich“ in Berlin abzusagen. Auch wenn die für den 31.8. geplanten Feierlichkeiten laut Presseberichten verschoben werden sollen, bleibe der Appell aktuell. Die Unterzeichnenden kritisieren das gewaltverharmlosende und die christliche Glaubensbotschaft instrumentalisierende Ritual des Zapfenstreichs, in dem als „Gebet“ der Choral „Ich bete an die Macht der Liebe, die sich in Jesus offenbart“ intoniert wird. (…) „wir Unterzeichnende dieses Appells rufen Sie als Inhaberin der obersten Befehls- und Kommandogewalt der Streitkräfte dazu auf, den – zunächst für den 31.8.2021 geplanten – Großen Zapfenstreich vor dem Reichstagsgebäude in Berlin abzusagen. Soldatinnen und Soldaten, die aus einem zwanzig Jahre währenden Krieg in Afghanistan zurückkehren, am Ende einer Gedenkveranstaltung mit diesem militärischen und gewaltverharmlosenden Zeremoniell würdigen zu wollen, ist auch und gerade im Blick auf die zahllosen Opfer und die getöteten Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten dieses Krieges, deren Hinterbliebene und die gegenwärtig höchst dramatische Lage Afghanistans völlig unangemessen. In diesem Zusammenhang ist an die etwa 140 afghanischen Zivilistinnen und Zivilisten zu erinnern, die durch die Anordnung eines Offiziers der Bundeswehr im September 2009 bei Kundus zu Tode gekommen sind…“ Meldung vom 19. Aug 2021 bei pax christi mit dem Appell im Wortlaut samt Unterzeichner*innen (auch LabourNet Germany). Siehe dazu:
- [#b1310] Abschaffung des Zapfenstreichs gefordert: Verteidigungsministerium hält an blasphemischem Zapfenstreich fest / Erinnerung an die Demo in Berlin
- Abschaffung des Zapfenstreichs gefordert: Verteidigungsministerium hält an blasphemischem Zapfenstreich fest
„Trotz vielfältiger Proteste gegen das Ritual des Großen Zapfenstreiches will die Verteidigungsministerin daran festhalten und heute in Berlin erneut einen Großen Zapfenstreich veranstalten. Geehrt werden sollen die aus Afghanistan heimgekehrten Soldatinnen und Soldaten. Rund 200 Personen und 24 Organisationen aus der Friedensbewegung hatten gegen den Zapfenstreich, der ursprünglich für den 31. August vorgesehen war, mit einem Appell Protest erhoben und die Absage gefordert. „Mit dem Appell zur Absage des geplanten Großen Zapfenstreiches in Berlin wollen wir die Diskussion über die Abschaffung des Großen Zapfenstreiches neu anstoßen. Wir appellieren auch an die Leitenden der Kirchen sich gegen dieses Ritual zu positionieren. Militärseelsorger und kirchliche Würdenträger sollten der Feier fernbleiben, sofern die Regierung an der Form dieses Rituals festhält,“ empfiehlt der pax christi-Bundesvorsitzende Gerold König. Die Unterzeichnenden des Appells kritisieren vor allem das gewaltverharmlosende und die christliche Botschaft instrumentalisierende Ritual. Sie bezeichnen es als blasphemisch, „Helm ab zum Gebet“ zu befehlen, dann den Choral „Ich bete an die Macht der Liebe, die sich in Jesus offenbart“ zu intonieren und anschließend die Präsentation der Gewehre zu befehlen…“ Pressemitteilung vom 13. Okt 2021 bei pax christi zum Appell (s.u.), den auch LabourNet Germany unterschrieben hat - der @demo_ticker auf Twitter wird von der Demo gegen den #Zapfenstreich berichten, sieh auch #b1310 und den Aufruf weiter unten
- Die Anstalt vom 5. Oktober 2021 zum #Zapfenstreich: „es gebietet der respekt vor der unglaublichen leistung unserer soldatinnen und soldaten und der gefallenen, dass wir ihren einsatz nicht durch die erwähnung von anderer kriegstoten schmälern“
- Abschaffung des Zapfenstreichs gefordert: Verteidigungsministerium hält an blasphemischem Zapfenstreich fest
- [Nie wieder Krieg!] Aufruf zur antimilitaristischen Demonstration gegen den großen Zapfenstreich am Mittwoch, 13. Oktober 2021
„Am Mittwoch, den 13. Oktober 2021 findet vor dem Reichstagsgebäude in Mitte ein sogenannter großer Zapfenstreich statt. Dabei handelt es sich um ein Militärspektakel mit Trommeln, Fackeln und reichlich Soldatinnen und Soldaten in Formation. Zweck dieser Aufführung ist die Würdigung der Einsatzkräfte der Bundeswehr nach ihrem 20-jährigen Kampfeinsatz in Afghanistan. 20 Jahre Kampfeinsatz bedeuten in diesem Fall 20 Jahre von Deutschland und seinen Nato-Verbündeten geführter Krieg auf afghanischem Boden. Geendet hat der Einsatz der Bundeswehr mit dem Abzug der Truppen im Mai und Juni 2021. Ergebnis des Krieges in Afghanistan sind rund 240.000 Tote, 5,5 Millionen Vertriebene und die Herrschaft der Taliban über nahezu das gesamte Staatsgebiet. Die öffentliche Würdigung der deutschen Teilnahme an dem Krieg in Afghanistan ist eine Provokation für alle, die den Einsatz der Bundeswehr seit Beginn ablehnten und darf nicht unwidersprochen bleiben. Durch den großen Zapfenstreich wird eine militärische Folklore aus lange zurückliegenden Zeiten betrieben. Wir sehen die Veranstaltung am 13. Oktober als weiteren Schritt hin zur Normalisierung von Auslandseinsätzen der Bundeswehr und zu mehr öffentlicher Präsenz des Militärs im Inland. Es ist ein Skandal, dass Deutschland überhaupt Krieg auf fremden Boden führt. Dass dieser Krieg und seinen Hunderttausenden Toten und Vertriebenen mit einer militärischen Grusel-Show gefeiert werden sollen, zeigt wie wichtig antimilitaristischer Protest ist. Unsere Losung lautet: Nie wieder Krieg! Und deshalb rufen wir zur Teilnahme an der Demonstration gegen den großen Zapfenstreich am 13. Oktober auf.“ VVN-BdA-Aufruf vom 7. Oktober 2021 , siehe auch den Demoaufruf bei deutschland-ist-brandstifter.org zu der große Zapfenstreich der Bundeswehr in Berlin am 13.10., Antimilitaristische Demo | 13.10.21 | 18:00 Uhr U-Bhf Hallesches Tor - Großer Zapfenstreich zu Afghanistan-Einsatz nun am 13. Oktober geplant
„Im Oktober soll es zum Ende des 20-jährigen Afghanistan-Einsatzes einen Zapfenstreich für die beteiligten Bundeswehrsoldaten geben. Zuvor ist eine kritische Bilanzdebatte geplant. Friedensforscher kritisieren: Westen hat Afghanistan nie verstanden. Nach Ende des 20-jährigen Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr sollen beteiligte Soldaten am 13. Oktober mit einem Großen Zapfenstreich vor dem Berliner Reichstagsgebäude gewürdigt werden. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) erklärte am Montag in Berlin, der Einsatz am Hindukusch habe die Bundeswehr „gefordert und geprägt, die Bundeswehr hat sich im Kampf bewährt“….“ Meldung vom 28.09.2021 beim Migazin - Nach Pax-Christi-Kritik: Ministerium verteidigt Großen Zapfenstreich
„Mit scharfen Worten hatte Pax Christi jüngst eine Abschaffung des Großen Zapfenstreichs bei der Bundeswehr gefordert. Jetzt äußern sich das Verteidigungsministerium und die Militärseelsorge zu der Forderung der Friedensbewegung. Das Verteidigungsministerium hat die Forderung der katholischen Friedensbewegung Pax Christi nach einer Abschaffung des Großen Zapfenstreichs indirekt zurückgewiesen. Zwar wollte sich ein Sprecher des Ministeriums am Dienstag nicht direkt zu der Forderung der Organisation äußern. Auf Anfrage von katholisch.de betonte er jedoch die Bedeutung des Zeremoniells für die Traditionspflege der Bundeswehr. „Tradition braucht Symbole, Zeichen und Zeremonielle. Sie prägen das Bild der Bundeswehr in Staat und Gesellschaft“, so der Sprecher wörtlich. Als Überlieferung auf vornehmlich emotionaler Ebene könnten sie auf das Traditionserbe der Bundeswehr verweisen und dazu beitragen, es zu bewahren. (…) Der Sprecher des Verteidigungsministeriums verwies am Dienstag mit Blick auf die Kritik darauf, dass der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck die Einladung zum Großen Zapfenstreich zum Ende des Afghanistan-Einsatzes bereits angenommen habe, auch wenn dieser aufgrund der aktuellen Lage am Hindukusch nun zunächst verschoben worden sei. „Von einer repräsentativen Kritik an dem Zeremoniell und dem Gebet kann also keine Rede sein“, so der Sprecher weiter...“ Meldung vom 24.08.2021 bei katholisch.de - Großer Zapfenstreich für Afghanistan-Soldaten wird verschoben
„Die militärische Würdigung für die zurückgekehrten Soldaten aus dem Afghanistan-Einsatz wird nicht wie ursprünglich geplant Ende August stattfinden. Friedensorganisationen fordern den kompletten Verzicht. Der für den 31. August geplante Große Zapfenstreich für Soldaten und Soldatinnen aus dem Afghanistan-Einsatz wird verschoben. Das teilte das Bundesverteidigungsministerium am Donnerstag in Berlin mit. Als Grund nannte es die Evakuierungsmaßnahmen aus dem Land, auf die man sich derzeit mit voller Kraft konzentriere. Die Abschlussveranstaltung zum 20-jährigen Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan, an der auch die Staatspitzen teilnehmen sollen, soll aber zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden…“ Meldung vom 19.08.2021 bei evangelisch.de – Deutschland ist Brandstifter! spricht auf Twitter von Okt/Nov… - Berliner Polizei plant Demoverbot zum Zapfenstreich für Afghanistan-Soldaten
„Beim Willkommens-Appell für die Bundeswehr-Heimkehrer am 31. August sollen Demonstrationen im Regierungsviertel in Mitte untersagt werden – aus Sorge vor Störungen…“ Artikel von Lorenz Maroldt im Tagesspiegel online (ohne Datum, da der Rest im Abo)