Die Bundeswehr und ihre endlosen Skandale. Die keine sind…
Meldungen über rechtsradikale Aktivitäten und Gesinnungen in der Bundeswehr liefern sich schon seit langer Zeit einen heftigen Kampf mit Meldungen über Skandale der Nahrungsmittelindustrie darum, wer die meisten Schlagzeilen bekommt. Gemeinsam haben sie, dass es sich nicht um Skandale handelt, sondern um System. Die wachsende Bundeswehr – Ausbildungszuflucht vieler junger Menschen angesichts kapitalistischer Verweigerungen – ist dennoch stolz auf sich. Und reagiert allergisch auf Kritik, inklusive neuartiger antiministerieller Aufwallungen, die parteiübergreifende Unterstützung erhalten. Drei aktuelle Beiträge werfen ein Schlaglicht auf die Bundeswehr 2017:
- „Bundeswehr ermittelt gegen KSK-Elitekämpfer“ am 17. August 2017 bei der tagesschau ist eine Meldung über den bisher jüngsten der Skandalreihe mit Nazi“brauchtum“ in der Bundeswehr, in der es heißt: „Die Bundeswehr hat Ermittlungen bei ihrer Eliteeinheit Kommando Spezialkräfte (KSK) wegen bizarrer Spiele bei einer Feier und angeblicher rechtsradikaler Vorfälle aufgenommen. Bei einer Abschiedsfeier für einen Kompaniechef des KSK am 27. April 2017 soll nach Recherchen von „Panorama“, RB, „Y-Kollektiv„ und Funk unter anderem ein Schweinskopfwerfen veranstaltet worden sein, außerdem sollen mehrere Soldaten den Hitlergruß gezeigt sowie Rechtsrock gehört haben. Die Bundeswehr hat die Vorfälle wie das Schweinskopfwerfen inzwischen bestätigt, die rechtsradikalen Vorfälle hingegen bisher nicht. Es werde weiter ermittelt“.
- „Wehrmacht identitätsstiftend“ von Ulla Jelpke am 17. August 2017 in der jungen welt ist eine Art Zwischenbilanz der Debatte um Namensgebung in der Bundeswehr – eine Bilanz, die für die Aktivität der Ministerin nicht eben positiv ausfällt: „Im Mai hatte die Ministerin angekündigt, überall, wo Namensgeber »nicht im Einklang mit dem heutigen Traditionsverständnis der Bundeswehr stehen könnten«, solle neu diskutiert werden. Allerdings sind lediglich in zwölf Kasernen solche Diskussionsprozesse eingeleitet worden, und nur in einem Fall wurde eine Umbenennung beschlossen: Die nach General Thomsen benannte Kaserne in Stadum heißt jetzt Südtondern-Kaserne. Der Namensgeber war ein Flieger des Ersten Weltkrieges, der 1939, als halbblinder Invalide, formell zum General befördert worden war. In vier Fällen wurde bislang entschieden, am Kasernennamen festzuhalten. Das betrifft einen Offizier des Kaiserreiches und drei Angehörige der Wehrmacht: Die Bamm-Kaserne und die Schulz-Lutz-Kaserne, beide in Munster, und die Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne in Augustdorf. Die Bundesregierung schlägt Rommel, entgegen der Meinung zahlreicher Historiker und selbst des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, dem militärischen Widerstand gegen Hitler zu, von den anderen beiden Soldaten versucht sie nicht, dies zu behaupten“.
- „“Die Truppe wächst wieder“: Bundeswehr spricht optimistisch von „Meilenstein“ von Florian Rötzer am 17. August 2017 bei telepolis , worin nach verschiedenen Erwägungen über das Selbstlob der Bundeswehr zu ihrer neuen Attraktivität abschließend noch zu anderen systemischen Skandalen geschrieben ist: „Dass gerade vier Offiziersanwärter bei einem Marsch einen Hitzschlag erlitten haben und einer daran gestorben ist, dürfte wohl keinen Rückschlag mit sich bringen, könnte aber ein Hinweis auch darauf sein, dass körperliche Fitness vielleicht bei der Rekrutierung eine zu geringe Rolle spielt. Der Zustand des Materials spricht allerdings wenig für eine gesicherte Karriere im öffentlichen Dienst, wenn Bundeswehrhubschrauber einfach so mal vom Himmel fallen, weil sie die Rotorblätter verlieren“ – womit das augenblicklich etwas in den Hintergrund getretene Thema „Beschaffung“ (und wer davon profitiert) angesprochen wäre.