Heimatfront im Klassenraum: Chef des Lehrerverbands will „Verteidigungsbereitschaft“ der Schüler steigern. Pistorius prüft Wehrpflicht.

Dossier

Schule ohne Militär„Die „Bild“ bezeichnet ihn als „Lehrer-Präsident“ oder „Deutschlands Lehrer-Chef“, für die „B.Z.“ ist er der „Spitzen-Pädagoge“. Dabei ist Stefan Düll lediglich Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, einer Lobbygruppe unter dem Dach des Deutschen Beamtenbundes, die einst als Gegenpol zur Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gegründet wurde. (…) Zwar seien Schulen keine „Appellplätze“, so Düll, „aber Orte, an denen wir unseren Kindern und Jugendlichen die Werte von Demokratie und Freiheit vermitteln“. Der Besuch von Jugendoffizieren an den Schulen sei für ihn deshalb „selbstverständlich“, außerdem müsse die „Bereitschaft zu einer ernst gemeinten Abschreckung“ gefördert werden. Er will auch überprüfen, ob „man die Lehrpläne im Hinblick auf Bedrohung, Geostrategie und Verteidigungsbereitschaft nachschärfen muss“. Der Kampf um die Köpfe von Schülerinnen und Schülern ist im vollen Gange. Es geht um die Militarisierung der Schulen und die Normalisierung des Krieges, um den Aufbau von Feindbildern, aber auch um das Heranziehen neuer Rekruten…“ Kommentar von Vincent Cziesla vom 5. Januar 2024 in der UZ externer Link und mehr daraus:

  • Teenies bei der Bundeswehr: Bundeswehr rekrutiert Tausende Minderjährige New
    • Engagement in Schulen: Bundeswehr rekrutiert Tausende Minderjährige
      Die Bundeswehr braucht dringend Soldaten und Soldatinnen. Nun scheint der Beruf bei jungen Leuten beliebt zu sein. Das Verteidigungsministerium verzeichnet einen Anstieg bei der Rekrutierung von 17-Jährigen und wehrt sich gegen einen Vorwurf der Linken.
      Die Bundeswehr hat in den vergangenen fünf Jahren insgesamt 7681 Minderjährige rekrutiert. Das geht aus einer Antwort des Bundesverteidigungsministeriums auf eine Anfrage der Gruppe der Linken im Bundestag hervor. Ein Höchstwert wurde demnach im vergangenen Jahr mit 1996 Rekruten unter 18 Jahren verzeichnet, nach 1773 im Jahr davor. Insgesamt wurden 2023 nach Bundeswehrangaben 18.800 Soldatinnen und Soldaten eingestellt. Ein freiwilliger Dienst in der Bundeswehr ist mit Einverständnis der Eltern vom vollendeten 17. Lebensjahr an zulässig. Müssten Interessierte mit dem Beginn ihrer Ausbildung bis zum 18. Geburtstag warten, wären sie gegenüber gleichaltrigen Berufseinsteigern im zivilen Bereich benachteiligt, heißt es bei der Bundeswehr. 17-jährige Soldatinnen und Soldaten würden grundsätzlich nicht in den Einsatz geschickt.
      Die Zahl jugendlicher Rekruten ist für die bildungspolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, Nicole Gohlke, dennoch Anlass für Kritik: „Die Bundesregierung scheint den Schutz von Minderjährigen vor Militarisierung inzwischen völlig aufgegeben zu haben“, sagte sie und prangerte zudem die Auftritte von Jugendoffizieren der Bundeswehr in Schulen an. Die Schule müsse ein politisch neutraler und sicherer Ort und politische Bildung unabhängig und altersgerecht sein. „Diese bewusste und zunehmende Anwerbung Jugendlicher ist inakzeptabel.“
      Ministerium weist Vorwürfe zurück: Das Verteidigungsministerium weist den Vorwurf der Militarisierung, auch im Zusammenhang mit Jugendoffizieren, zurück. Diese stellten sich auch der Diskussion mit militärkritischen Positionen. „Die Jugendoffizierinnen und Jugendoffiziere betreiben keine Nachwuchswerbung“, heißt es in deren Jahresbericht…“ Agenturmeldung vom 25.07.2024 in n-tv.de externer Link
    • Teenies bei der Bundeswehr: Regeln für Minderjährige und Kritik an Rekrutierung
      17-Jährige dürfen Schusswaffen nur zu Übungszwecken nutzen. Von Wachdiensten sind sie befreit. Ist so der Jugendschutz gewährleistet? Insgesamt 7.861 Minderjährige hat die Bundeswehr in den letzten fünf Jahren rekrutiert. Das geht aus einer Antwort des Bundesverteidigungsministeriums auf eine Anfrage der Bundestagsgruppe Die Linke hervor. Im vergangenen Jahr wurde mit 1.996 Rekruten unter 18 Jahren ein Höchstwert erreicht, 1.773 waren es im Jahr davor.
      Bundeswehr nennt Ausnahmeregeln für Minderjährige
      Wer das 17. Lebensjahr vollendet haben, darf bei der Bundeswehr „freiwillig Wehrdienst leisten“ oder als Zeitsoldat eine Ausbildung beginnen, wird aber nicht in den Einsatz geschickt oder zum Wachdienst in der Kaserne eingeteilt, „da hier ein möglicher Schusswaffengebrauch zwar unwahrscheinlich ist, aber nicht ausgeschlossen werden kann“, wie die Bundeswehr auf ihrer Homepage betont. Minderjährige Soldatinnen und Soldaten dürfen Schusswaffen nur zu Übungs- und Ausbildungszwecken verwenden. Damit ist aus der Sicht des Militärs dem Jugendschutz Genüge getan…“ Beitrag von  Claudia Wangerin vom 25. Juli 2024 in telepolis externer Link
  • Heimatfront im Klassenraum
    Weiter aus dem Kommentar von Vincent Cziesla vom 5. Januar 2024 in der UZ externer Link: „… Die Aufrüstungsbestrebungen des deutschen Imperialismus lahmen nicht zuletzt am mangelnden Kanonenfutter. 203.000 Soldaten sollen bis zum Jahr 2031 in der Bundeswehr dienen, derzeit sind es nur 180.000. Die Lücke zu schließen scheint angesichts der niedrigen Bewerberzahlen illusorisch. (…)Zuletzt gab Kriegsminister Boris Pistorius (SPD) bekannt, verschiedene Modelle zur Wiedereinführung der Wehrpflicht zu prüfen. Die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl (SPD), forderte Ende Dezember gegenüber der dpa eine „Entkrampfung der Debatte“. Wie Pistorius verwies sie auf Schweden als Vorbild. Dort würden zwar alle jungen Menschen eines Jahrgangs gemustert, aber dann würden „diejenigen genommen, die geeignet sind und die wollen“, so Högl. Diese Beschreibung des schwedischen Modells als eine Art „freiwilliger“ Wehrpflicht geisterte zum Jahreswechsel durch die bürgerlichen Medien. Mit der Wahrheit hat sie indes nicht viel zu tun: Auch in Schweden werden Rekruten gegen ihren Willen eingezogen, wenn die angestrebten Zahlen nicht erreicht werden. (…) Was ebenfalls gerne verschwiegen wird, ist, dass das schwedische Modell keineswegs nur Auswirkungen auf die kommenden Jahrgänge von Schulabgängern hätte. Denn die Wehrpflicht ist in Schweden gepaart mit einer Dienstpflicht, die alle Einwohner zwischen 16 und 70 Jahren dazu zwingt, im Kriegsfall bei den Streitkräften, beim Zivilschutz oder in kritischen Infrastrukturen mitzuarbeiten. Hinzu kommt eine Pflicht zum Zivildienst und zur Teilnahme an Auffrischungskursen und regelmäßigen Übungen. Man darf vermuten, dass die Pläne für ähnliche Zwangsdienste bereits in der Schublade liegen. Was für die Schülerinnen und Schüler gilt, wenn sie Besuch von den Jugendoffizieren bekommen, gilt auch für den Rest der Bevölkerung: Erzählt wird, wenn überhaupt, nur die Hälfte.“

Siehe zum Hintergrund:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=217383
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