Massenhaft Nazis (nicht nur) beim KSK: Ergebnis des besonders lückenlosen Auswahltests…
„… Bereits im Sommer hatte der Truppen-Geheimdienst wegen der Häufung von Fällen eine eigene Arbeitsgruppe gegründet, die sich nur um die Eliteeinheit kümmert. Im September zog das Ministerium eine erste Bilanz und berichtete, das KSK habe sich zum „Arbeitsschwerpunkt“ des MAD entwickelt. Ziemlich bürokratisch hieß es damals, die steigende Zahl von Verdachtsfällen mache „weitergehenden Handlungsbedarf deutlich“. MAD-Chef Gramm berichtete nun gemeinsam mit Andreas Conradi, der die Rechtsabteilung im Verteidigungsministerium leitet, dass bei neun Soldaten aus dem Kommando wegen ihrer Gesinnung bereits Sanktionen ausgesprochen wurden. Demnach wurde gegen drei KSK-Soldaten ein Dienst- und Uniformtrageverbot verhängt. Ein als Rechtsextremist eingestufter Soldat sei bereits entlassen worden, zwei seiner Kameraden wurden versetzt. Bei einem Kommandosoldaten stehe die Entlassung unmittelbar bevor, berichtete Gramm. In zwei weiteren Verdachtsfällen läuft den Angaben zufolge noch das Disziplinarfahren. Nur in einem der insgesamt 20 Verdachtsfälle hätte sich der Verdacht bislang als unbegründet herausgestellt. Für die streng geheim agierende Eliteeinheit, die auf Geiselbefreiungen im Ausland spezialisiert ist und bei jedem Auslandseinsatz der Bundeswehr für den Schutz der Feldlager eingesetzt wird, müssen diese Zahlen ein Schock sein. So gilt der Auswahltest für die Kommandotruppe als extrem hart und lückenlos...“ – aus dem Bericht „Militärgeheimdienst enttarnt neun rechtsextreme Soldaten beim KSK“ von Matthias Gebauer am 05. März 2020 beim Spiegel online über eine bestensfalls vorläufige Zwischenbilanz, die allerdings die Frage nach dem Auswahltest beim MAD nicht behandelte… Siehe dazu einen Beitrag über die Traditionspflege der Rechtsradikalen im Offizierskorps – und einen Beitrag, der die Verteidigungsfront gegen unerwünschte Kritik sichtbar werden lässt…
- „Mental im Kriegszustand“ von Wolfram Wette am 28. Februar 2020 in der Süddeutschen Zeitung online zur alltäglichen und traditionellen ideologischen Gesamtlage der ganzen „Truppe“: „… Mein erstes Beispiel dafür stammt aus meinem persönlichen Erleben als Historiker im Militärgeschichtlichen Forschungsamt (MGFA) in Freiburg Mitte der Siebzigerjahre. Nach einer dienstlichen Sportstunde – wir spielten Fußball – saß ich mit einem halben Dutzend Sportskameraden in der Stadiongaststätte bei einem Glas Bier. Ich erzählte etwas von einer Friedensforscher-Tagung, die ich gerade besucht hatte. Dadurch sah sich ein in der Runde sitzender, in Geschichte promovierter Stabsoffizier zu der folgenden Reaktion herausgefordert: „Solche Leute wie Sie muss man im Ernstfall sofort umlegen.“ Nach zwei Tagen Bedenkzeit entschloss ich mich, den Vorfall dem Amtschef des MGFA als Dienstvorgesetztem schriftlich zur Kenntnis zu bringen. Dieser erkannte sogleich die Tragweite des Vorgangs und bestellte die „Fußballkameraden“ zur Vernehmung ein. Keiner von ihnen konnte sich genau an den Vorfall erinnern, was dazu führte, dass der Amtschef mir versicherte, er schenke meiner Meldung Glauben, könne aber wegen der Gedächtnislücken der „Kameraden“ leider nichts machen. Immerhin wanderte der Vorgang wohl in die Personalakte dieses Stabsoffiziers...“
- „Keine Konsequenz bei Rechtsextremen“ von Katrin Kampling und Caroline Walter am 05. März 2020 bei tagesschau.de : „… Bis vor kurzem war Patrick J. Unteroffizier bei den Fallschirmjägern. Jetzt ist er arbeitslos, muss sich neu orientieren: Seine Dienstzeit bei der Bundeswehr wurde nicht verlängert. „Ich war definitiv geschockt in dem Moment, als ich ins Dienstzimmer gerufen wurde“, erzählt Patrick J. Dabei hatte er nur getan, was von Soldaten erwartet wird: Rechtsextreme in der Truppe zu melden. Ein Beispiel: Im vergangenen Jahr machte er die Bundeswehr auf den Fall eines Soldaten aufmerksam, der sich auf Instagram als Wehrmachtsfan präsentiert. In einem Chat offenbarte dieser: „Ich bin durch und durch rechts“ – und erzählte, dass er schon in der Schule mit seiner Gesinnung aufgefallen sei. Mehrfach sei er wegen Holocaustleugnung beim Rektor gewesen. Doch trotz dieser Erkenntnisse ist der Soldat nach Panorama-Recherchen noch bei der Bundeswehr. „Für mich persönlich ist es nicht nachvollziehbar, dass man mich als ungeeignet vorzeitig aus der Bundeswehr entfernt und demgegenüber Soldaten, die einen deutlichen Bezug zum Rechtsextremismus aufweisen, im Dienstverhältnis verbleiben“, sagt Patrick J. (…) Panorama konfrontierte das Amt mit den Fällen, die Patrick J. gemeldet hatte. Der MAD prüfe „in jedem Fall, ob tatsächliche Anhaltspunkte für extremistische Bestrebungen vorliegen“, teilte ein Sprecher mit. Allerdings: „Der MAD kann […] selbst keine Disziplinarmaßnahmen ergreifen und niemanden aus der Bundeswehr entlassen.“ Diese Entscheidung träfen die zuständigen Vorgesetzten der Soldaten. Das Verteidigungsministerium äußerte sich gegenüber Panorama nicht zu den konkreten Fällen. An so manchen Bundeswehrvorgesetzten seien Entlassungen in der Vergangenheit oft gescheitert, berichtete ein hochrangiger ehemaliger MAD-Offizier: „Der MAD stellte in seinem Bericht fest, dass es ein Extremist war. Und dann kamen von Kommandeuren so Aussagen wie: Den brauche ich für Afghanistan oder der ist Spezialist, auf den kann ich nicht verzichten oder ach, in der Truppe hat er doch noch nichts gemacht. Das hat mich schon aufgeregt.“ Ein aktiver Bundeswehroffizier des Heeres schilderte Panorama, dass er selbst erlebt hätte, wie rechtsextreme Soldaten geschützt wurden, statt sie zu entlassen. Die aktuellen Zahlen des MAD von mehr als 550 Verdachtsfällen hielt der Offizier nur für die Spitze des Eisberges: „Ich bin überzeugt, dass es 15 bis 20 Prozent an Soldaten sind, die rechtsextrem sind“, sagte der Bundeswehr-Insider. „Würde man tatsächlich durchgreifen, hätte die Bundeswehr auf einmal erheblich weniger Personal.“ Das sei aber nicht gewünscht und deshalb schaue man bei etlichen Fällen nicht genauer hin…“
- Siehe dazu zuletzt am 29. Januar 2020: Rechtsradikale bei der Bundeswehr: Wie ein Fisch im Wasser… und am 27. Januar 2020: Die ans Licht kommen: 2019 wird jeden Tag ein neuer Nazi bei der Bundeswehr „entdeckt“…