Gewerkschaften auf dem Kriegspfad? Schwierigkeiten und Chancen der Bündnisarbeit

Beitrag von Anne Rieger beim Friedenratschlag externer Link , als Referat gehalten auf der Sommerakademie 2014 des Friedenratschlags in Nürnberg am 6.7.2014

Aus dem Text: „… Es gibt abweichende Meinungen vom Friedenswillen in den Gewerkschaften, aber sie sind nicht flächendeckend. Insbesonders sind sie zu finden in Kreisen der RüstungsarbeiterInnen, derjenigen die ihre Arbeitsplätze durch Truppenübungsplätze und Kasernen finden, der WissenschaftlerInnen die ihre Forschungsgelder von den Rüstungskonzernen erhalten und GewerkschaftsfunktionärInnen, die sich als deren ArbeitsplatzinteressenvertreterInnen verstehen. Dort gibt es Zustimmung zum Bau, zur Entwicklung von Rüstungsgütern und zum SoldatInnenberuf. Das muss aber in zwiespältigen Denken der betroffenen Menschen nicht heißen, dass sie Kriege befürworten. Ein Beispiel ist Jürgen Kerner, Vorstandsmitglied der IG Metall, wie die FAZ süffisant vermerkt. Er fordert einerseits ein tragfähiges Konzept, das die Rüstungskapazitäten in Deutschland auf lange Sicht auslastet und profitabel macht“. Gleichzeitig verlangt er man müsse „überlegen, ob man die militärischen Standorte nicht mit zivilen Aufträgen auslasten kann“. Beide Aussagen sind erst einmal geprägt von der Angst um die Arbeitsplätze der KollegInnen, nicht von Kriegsgeilheit. Die beiden widersprüchlichen Aussagen des für die „Wehrtechnische“ Branche zuständigen Vorstandsmitglieds der IG Metall spiegelt das Dilemma aller RüstungsarbeiterInnen und -entwicklerInnen wieder. Abhängig vom Arbeitsplatz macht es aus Beschäftigten Geiseln der Rüstungsindustrie. (…) Die Gewerkschaften sind nicht auf dem Kriegspfad, in ihrer Mehrheit lehnen GewerkschafterInnen und Gewerkschaften Krieg und Aufrüstung ab. Aber es gibt die Rüstungsbefürworter. Das führt mich zu meiner zweiten, für mich viel wesentlicheren Frage: 2. Besteht die Gefahr, dass die Gewerkschaften, sich auf den Kriegspfad begeben könnten? (…) Angesichts dieser nur beispielhaft aufgezählten Fakten, die Druck auf GewerkschafterInnen erzeugen, stellt sich die Frage, ob die Gefahr besteht, dass sich die Gewerkschaften auf den Kriegspfad begeben könnten. Wenn wir einschätzen sollten, dass diese Gefahr bestehen könnte, dass die Gewerkschaften sich unter diesem Druck – wie schon einmal – auf den Kriegspfad begeben könnten, dann stellt sich die dritte entscheidende Frage für die Friedenbewegung: Was können wir tun, damit es nicht dazu kommt?...“

Siehe dazu im LabourNet die Dossiers:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=63170
nach oben