Mord am Hindukusch

Werner Geismar: Mord am HindukuschThriller von Werner Geismar (1. Aufl. Dezember 2012 im Gardez! Verlag, 256 Seiten, Broschur, EURO 9,90, ISBN 978-3-89796-238-5). Siehe dazu:

  • Eine exklusive Leseprobe aus „Mord am Hindukusch“ im LabourNet Germany

… Als Kalle seitlich neben dem Busch stand, machte er plötzlich einen Ausfallschritt und stieß den Lauf seines Gewehrs bis zum Schaft in den Busch. Die Zweige teilten sich. Links kippte eine Gestalt aus dem Busch. Sie war in eine Burka gekleidet, die nur einen Sehschlitz für die Augen hatte. Staub wallte rings um die Gestalt auf, die selbst im Fallen das kleine Bündel trockener Äste, das mit einem zerfaserten Strick zusammengeschnürt war, fest an den Leib gepresst hielt.

„No kill, no kill!“, kreischte der Junge.

Kalle rannte um den Busch herum. Die Frau drückte sich mit den Füßen in der trockenen Erde ab und schob sich von Kalle weg. Kalle machte einen schnellen Ausfallschritt und nagelte mit seinem Stiefel einen Fuß der Frau im Boden fest.

„Du blöde Kuh!“, schrie er. „Was hast du hier im Gelände herumzukrauchen wie ein wildes Tier?“

Die Frau ließ das Reisigbündel los, schlug beide Hände vor den Sehschlitz ihrer Burka und stieß ein leises, unendlich hoch zitterndes Wimmern aus. „Halt die Fresse, du Tonne Mist!“, schrie Kalle und rammte ihr den Kolben seines Gewehrs in den Leib. „Du hast mich einen Zehner gekostet! Eine verlorene Wette ist kein gutes Omen.“

„No kill, no kill!“, kreischte der Junge.

„Lass es gut sein, Kalle!“, rief Franz. „Komm zurück, sonst muss ich mich gleich für den Halt vor dem Karbunke rechtfertigen. Und wenn du den Zehner dabei hast, gib ihn der Frau.“

„Du bist verrückt! Ich soll diesem stinkenden Stück Stoff deinen Gewinn geben?“

„Nun mach schon!“, schrie Franz.

Kalle drückte mit einer Hand die Mündung seines Gewehrs in den Bauch der Frau, holte mit der anderen Hand einen Geldschein aus einer Tasche seines Kampfanzug, bückte sich und drückte den Geldschein in den Sehschlitz der Burka.

„Hier, du Tonne Mist! Starr das Geld an, dann lernst du vielleicht, was das Leben in Gang hält!“, schrie er.

„Du musst sie taufen!“, rief Unteroffizier Bruder, der die Fahrertür des Fennek geöffnet hatte.

„Okay, okay, für zehn Euro tauf ich sie!“, schrie Kalle. „Geht das in Ordnung, Betschwester?“

„Geht klar, für eine Seele ist mir dieser Preis recht.“

Kalle holte eine Plastikflasche Coca Cola aus einer Tasche seines Kampfanzugs, schraubte sie auf, nahm einen Schluck und netzte sich die Finger. Dann bückte er sich und schob die klebrig nassen Finger durch den Sehschlitz der Burka. „Ich male ihr ein Cola-Kreuz auf die Stirn, ist das in Ordnung, Bruder? Wasser habe ich keins mehr! Und welcher Name darf es sein? Ist dir Christel recht?“

„Ein christlicher Name, der ist gut“, meinte Unteroffizier Bruder.

„Ich taufe dich auf den Namen Christel!“, schrie Kalle, zog seine Hand aus dem Sehschlitz zurück, sprang auf und rannte zum Fennek zurück…

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