Cyberwar: Das Internet darf nicht für militärische Zweck genutzt werden! ›Wir müssen das Internet als globale und zivile Infrastruktur verteidigen‹

Digitalegesellschaft.de: Internet ist ein öffentliches GutDer stellvertretende Vorsitzende des Forums InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung externer Link (FIfF), Rainer Rehak, äußert sich im Interview in der Soz Nr. 09.2023 externer Link zum Problem Cyberwar: „… Meiner Meinung nach verzerrt die oft reißerische mediale Berichterstattung die Wirklichkeit. Bei Cyberwar denken die meisten Menschen an zwei, drei Hacker, die auf einen Knopf drücken und daraufhin explodiert in einem anderen Land ein Kernkraftwerk oder Züge entgleisen. Über das Infiltrieren der Netzwerke lässt sich zwar Schaden anrichten und Unsicherheit verbreiten, aber Aufklärung ist letztlich wichtiger, für die Militärs natürlich vor allem Informationen über die Fähigkeiten und Stellungen des Gegners. Sabotage und Spionage widersprechen sich in diesem Fall: Wer seine Zugangsmöglichkeiten nutzt, um Schaden anzurichten, kommt aus der Deckung und verliert damit seinen Zugang, weil eine einmal genutzte Sicherheitslücke in der Regel vom Angegriffenen geschlossen wird…“ Siehe mehr daraus:

  • Weiter im Interview in der Soz Nr. 09.2023 externer Link: „… Militärs und Behörden halten dafür bewusst Sicherheitslücken aufrecht. So nehmen sie in Kauf, dass auch andere Akteure diese ausnutzen, darunter weitere Staaten oder Kriminelle. (…) Das Internet ist eine großartige zivilisatorische Errungenschaft. Jetzt müssen wir erleben, wie es machtpolitischen und militärischen Kalkülen unterworfen wird. (…) Öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäuser oder Feuerwehr sind bekanntlich chronisch unterfinanziert. Entsprechend schlecht steht es um die Sicherheit ihrer Computersysteme. Wenn sich eine Schule keine Lehrkräfte leisten kann, kann sie sich auch keine gute IT-Sicherheit leisten. Insofern bieten sich haufenweise »weiche Ziele«. Dennoch haben sich die Schreckensszenarien mit flächendeckenden Stromausfällen oder lahmgelegten IT-Systemen nicht bewahrheitet. (…) Diese Aktionen sind aufwändig, sie kosten viel Geld und brauchen viel Zeit, denn sie beruhen auf nichtöffentlichen Informationen über Betriebssysteme, Programme auf den Zielsystemen und ähnlichem, die erst einmal beschafft werden müssen. Insofern ist Internetsabotage wohl schwerer als oft behauptet, zumindest um mit ballistischen Raketen vergleichbare Schäden anzurichten. Ich persönlich neige aber zu der anderen Erklärung, dass nämlich der militärische Wert der Aufklärung einfach größer ist. (…) Das FIfF hat eine Reihe von Forderungen aufgestellt, darunter »Keine digitalen Erstschläge im Internet« und »Keine militärische Vergeltung für Software-Attacken«. Wir müssen die Friedensorientierung bei jeder technischen Entwicklung mitdenken. Das Fernziel lautet, den Einfluss von Militär und der nationalen Machtpolitik zurückzudrängen. Wir müssen das Internet als globale und zivile Infrastruktur verteidigen. Viele Menschen unterschätzen immer noch die Bedeutung dieser Frage. Aber die Technisierung geht weiter, Computerprozessoren werden in immer mehr Gegenständen des täglichen Gebrauchs verbaut und vernetzt. Damit steigt unweigerlich die Verwundbarkeit durch Sabotage der Steuerung. Es gibt keine öffentliche Sicherheit mehr ohne konsequente IT-Sicherheit.“
  • Cyberpeace statt Cyberwar!
    Ein Erklärfilm externer Link von Alexander Lehmann und Lena Schall in zusammenarbeit mit dem FIfF vom Mai 2017

Siehe auch zum Thema:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=215064
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