[Gesichtserkennung] Modellversuch am Bahnhof Südkreuz in Berlin: „Das Gesicht kennen wir doch. Irgendwoher“

Dossier

[Gesichtserkennung] Modellversuch am Bahnhof Südkreuz in BerlinÜbertragen auf den Bahnhof Südkreuz und die Auswertung der biometrischen Gesichtsbilder ist es auch hier nicht nur die anlasslose Aufzeichnung der Menschen, sondern insbesondere die automatische Auswertung, die rechtliche Konsequenzen hat. Bei den biometrischen Gesichtsbildern in Südkreuz sind solche Abgleiche und Datenverknüpfungen schon konkret geplant. Und ein Gesicht hat jeder nur eines, ist es vermessen und abgespeichert, bleibt es untrennbar mit der Person verbunden“ – so endet der Beitrag „Ortstermin am Südkreuz: Die automatische Gesichtserkennung beginnt“ von Constanze Kurz am 01. August 2017 bei netzpolitik.org externer Link, worin sich die Autorin auch ausführlich mit den technischen Fragwürdigkeiten des Projekts der Bundespolizei befasst, das von drei Unternehmen die Software bekommt. Siehe dazu weitere Beiträge –  auch über Proteste und Protestformen dagegen:

  • DB und Bundespolizei wollen schon wieder „mehr Sicherheit“ am Bahnhof Berlin Südkreuz – mit einer Alarm-App für Privilegierte „zur Steigerung des Sicherheitsgefühls“ New
    • BMI: DB und Bundespolizei entwickeln Innovationen für mehr Sicherheit im Bahnhof
      „… Damit sich Reisende, Bahnhofsgäste und DB-Mitarbeitende noch sicherer fühlen, gehen DB und Bundespolizei am Bahnhof Berlin Südkreuz neue Wege: Gemeinsam und wissenschaftlich begleitet entwickeln und erproben sie dort zukunftsfähige Sicherheitskonzepte für Bahnhöfe. Hierzu gehören beispielsweise eine leuchtende Bahnsteigkante zur besseren Orientierung und eine App zur Steigerung des Sicherheitsgefühls. Bundesinnenministerin Nancy Faeser, Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing und DB-Chef Dr. Richard Lutz gaben unter Anwesenheit des Präsidenten des Bundespolizeipräsidiums Dr. Dieter Romann den Startschuss für die Erprobung der Maßnahmen vor Ort. Darüber hinaus unterzeichneten Bundespolizei und DB mit der Bahnhofsmission Deutschland eine Vereinbarung, um die Zusammenarbeit mit Bezug zur Sicherheit an Bahnhöfen weiter auszubauen. Für mehr Sicherheit modernisieren und erweitern DB und Bundespolizei zudem punktuell die Videotechnik in den Bahnhöfen. Bundespolizei und DB prüfen in einer wissenschaftlichen Studie, wie Software künftig helfen könnte, mögliche Gefahrensituationen, etwa Personen im Gleis oder herrenlose Gepäckstücke, zum Schutz von Bahnreisenden zu erkennen…“ BMI-Pressemitteilung vom 21. Juli 2022 externer Link
    • Sicherheit auf Knopfdruck
      „Am Gleis 1 am Südkreuz blinkt die Bahnsteigkante. LED-Lichter, in Betonplatten eingelassen, leuchten rot auf, als die S-Bahn langsam zum Stehen kommt. Eigentlich soll das Lichtsignal Fahrgäste vor dem einfahrenden Zug warnen und dadurch Unfälle verhindern, dafür startet es allerdings ein paar Sekunden zu spät. Vorführeffekt. Die beleuchtete Bahnsteigkante gehört zu den drei Hauptaspekten eines Sicherheitskonzeptes, das am Donnerstagmorgen vorgestellt wurde. (…) Was bei aller Innovations-Begeisterung nicht erwähnt wird: Bereits 1998 wurden im Rahmen der Stadtbahn-Sanierung Leuchtelemente mit demselben Prinzip in die Bahnsteige der S-Bahnhöfe Alexanderplatz und Friedrichstraße integriert. »Das wurde nach ein paar Jahren wieder ausgebaut, weil es kaputt war«, erzählt Jens Wieseke vom Berliner Fahrgastverband. (…) Eine Alarmruf-App, zweiter Bestandteil des Sicherheitskonzeptes, hat es so vor 30 Jahren wohl noch nicht gegeben. Mit der App »SafeNow« können Menschen in einer Gefahrensituation schnell und leise einen Hilferuf an die DB-Sicherheitsleute und die Bundespolizei senden. Die App besteht hauptsächlich aus einem großen, blauen Button, »wenn es zum Beispiel eine Personengruppe gibt, die mir unheimlich erscheint, kann ich drauf drücken«, erklärt Dominik Schäfer, Projektleiter bei der Deutschen Bahn. (…) Eine weitere Technologie soll ebenfalls im »Sicherheitslabor« erprobt werden: Künstliche Intelligenz, die Gefahrensituationen erkennt und meldet. (…) [Jens Wieseke vom Berliner Fahrgastverband] ist skeptisch, ob die KI wirklich funktioniert und zwischen gefährlichen und lediglich außergewöhnlichen Bildern unterscheiden kann…“ Artikel von Nora Noll vom 21. Juli 2022 in neues Deutschland online externer Link
    • Alarm-App für Privilegierte: Ob wir uns am Bahnhof sicher fühlen, ist eine soziale Frage
      „Bahnhöfe können unheimlich sein: wenn ich nachts am fast leeren Gleis warte und dieser Typ ständig in meine Richtung schaut oder wenn eine sichtlich angetrunkene und krakeelende Männergruppe mir auf der Treppe entgegenkommt. Je stärker Menschen von unterschiedlichen Diskriminierungsformen betroffen sind, desto unsicherer sind auch öffentliche Orte für sie – und selbst wenn gerade keine tatsächliche Gefahr droht, bleibt die Alarmbereitschaft, die Anspannung, die Angst. Erst mal super, wenn sich die Deutsche Bahn darüber Gedanken macht. Schließlich gehört es ja zur oft beschworenen Verkehrswende, dass Zugfahren auch abends und alleine für alle Menschen eine Option darstellt. Doch ich bin skeptisch, ob das »Innovationsprojekt« der Bahn und der Bundespolizei wirklich in diese Richtung zielt. Eine App, die per Knopfdruck das Sicherheitspersonal herbeiruft, stellt nur für Menschen eine Lösung dar, die von Security-Mitarbeiter*innen und Polizist*innen keine Diskriminierung erwarten müssen. Wenn eine Schwarze Person beleidigt und bedroht wird, kann sie dann wirklich auf die Unterstützung der Bundespolizei hoffen, die gleichzeitig für Racial Profiling an den deutschen Außengrenzen bekannt ist? Wenn ein Obdachloser angegriffen wird, steht ihm dann tatsächlich dasselbe Sicherheitspersonal zur Seite, das Obdachlose aus Bahnstationen vertreibt? Ganz abgesehen davon, dass vor allem armutsbetroffene Menschen nicht unbedingt ein funktionstüchtiges Smartphone besitzen. Im umgekehrten Fall könnte ein digitaler Hilferuf ohne Beschreibung der Situation dazu führen, dass vorschnell »unangenehmes« Verhalten gemeldet und dadurch kriminalisiert wird. Was die Mehrheitsgesellschaft als komisch oder gefährlich wahrnimmt, folgt schließlich auch diskriminierenden Stereotypen. Ein Mann telefoniert laut auf Arabisch, Umstehende haben wegen rassistischer Vorurteile Angst und schlagen Alarm. Wenn dann die Polizei anrückt, ist nur für die Sicherheit der ohnehin Sicheren gesorgt.“ sehr schöner Kommentar von Nora Noll vom 21. Juli 2022 in neues Deutschland online externer Link
  • Gesichtserkennung am Südkreuz: Unfreiwillig in der Tagesschau 
    „Martin Baer, Filmemacher aus Berlin, ließ sich zu Recherchezwecken als Proband für den Versuch zur intelligenten Videoüberwachung am Südkreuz registrieren. Dann sah er sein Bild in den Nachrichten. (…) Baer recherchierte 2017 für sein Projekt „Der illegale Film“ zum Thema intelligente Videoüberwachung. Er registrierte sich deshalb als Proband am Berliner Bahnhof Südkreuz, an dem automatisierte Gesichtserkennung mit Freiwilligen getestet wurde. Eigentlich wollte er gern auch in dem Überwachungsraum filmen, in dem Bundespolizeibeamt:innen Einsicht in die angelegte Datenbank hatten – in der sich auch sein Bild befand. Das wurde ihm und seinem Filmteam aber nicht erlaubt, erzählt Baer im Interview, mit der Begründung man „habe Datenschutz hier“. (…) Offenbar waren die Datenschutzbedenken bei einem groß angelegten Pressetermin nicht so groß. Sonst wäre das Bild nicht im Archiv der dpa gelandet, woher die Redaktion der tagesschau die Aufnahme bezogen hat. (…) Ohnehin wäre es die Verantwortung der Bundespolizei gewesen, die Gesichter der Proband:innen vor dem Termin unkenntlich zu machen, erklärt der Rechtsanwalt David Albrecht vom Deutschen Anwaltverein (DAV) am Telefon. In seinen Augen liegt hier klar ein Grundrechtseingriff vor: Er sieht das Recht am eigenen Bild verletzt. Passenderweise genau das Thema, um das es in Baers Film geht. (…) Sein Beispiel zeige, worauf er im „Illegalen Film“ habe aufmerksam machen wollen, resümiert Baer: „Einerseits wird es uns privat erschwert, Bilder zu nutzen. Aber auf der anderen Seite wird das Recht am eigenen Bild übergangen – da läuft doch etwas auseinander.“ Beitrag von Lucia Parbel vom 13. Februar 2020 bei Netzpolitik externer Link
  • Überwachung am Südkreuz soll jetzt Situationen und Verhalten scannen 
    Bundespolizei und Deutsche Bahn proben am Berliner Bahnhof Südkreuz Videoüberwachung, die bestimmte Situationen automatisch erkennen soll. Die Tests folgen auf umstrittene Versuche mit biometrischer Gesichtserfassung und sollen bis Ende des Jahres dauern. „Das automatisierte Erkennen von Situationen“ durch Videoüberwachung wird seit Dienstag am Berliner Bahnhof Südkreuz geprobt. Bei dieser sogenannten „Intelligenten Videoanalysetechnik“ arbeiten die Deutsche Bahn und die Bundespolizei zusammen. Der Test ist die zweite Phase eines umstrittenen Überwachungsprojekts, das bereits massiv für Protest gesorgt hatte. Der Start hätte eigentlich schon im Februar stattfinden sollen, wurde aber auf unbestimmte Zeit verschoben – bis jetzt. Die Tests sollen bis Ende des Jahres laut RBB dienstags von 12 bis 20 Uhr sowie mittwochs von 8 bis 16 Uhr durchgeführt werden. Dabei stellen Freiwillige nach Drehbuch Situationen nach, die das System dann erkennen soll. Alle Bereiche des Bahnhofs sollen auch ohne Betreten der gekennzeicheten Erkennungsbereiche zugänglich sein…“ Artikel von Maximilian Henning vom 19.06.2019 bei Netzpolitik externer Link
  • [Bundespolizei begeistert] Projekt zur Gesichtserkennung erfolgreich: Testergebnisse veröffentlicht 
    „Nach Abschluss des Projekts zur biometrischen Gesichtserkennung am Bahnhof Berlin Südkreuz und der Auswertung der vorliegenden Testergebnisse kann ein positives Resümee gezogen werden. Mit einer durchschnittlichen Trefferquote von mehr als 80 Prozent konnten die Testpersonen durch die Software erkannt werden. Auch unter schwierigen Lichtverhältnissen wurden dabei gute Ergebnisse erzielt. Hierbei war es egal, ob die Probanden zeitgleich den Testbereich durchschritten oder das äußerliche Erscheinungsbild durch Kleidung oder Brille veränderten. Im Ergebnis bleibt festzustellen, dass Verfahren zur Gesichtserkennung künftig die polizeiliche Arbeit wesentlich unterstützen können und so einen enormen Mehrwert aufweisen. Eine Entscheidung unter welchen Bedingungen und in welchem Umfang die neue Technik verwendet wird, steht noch aus…“ Meldung der Bundespolizei vom 11. Oktober 2018 externer Link mit Downloadmöglichkeit des kompletten Abschlussberichts und der Pressemitteilung von Seehofers Spezialministerium dazu
  • Berliner Überwachungsbahnhof will jetzt auffälliges Verhalten erkennen 
    Das Bundesinnenministerium macht erstmals ausführlichere Angaben zu Szenarien, die im zweiten Projektabschnitt am Südkreuz getestet werden. Infrage kommende Hersteller sind nun ebenfalls bekannt. Ihre Software kann Personen und Sachen erkennen und verfolgen, andere Sensoren einbinden und basiert manchmal auf künstlicher Intelligenz. (…) Auf eine schriftliche Nachfrage des Bundestagsabgeordneten Alexander Ulrich macht das Ministerium jetzt Angaben zu sechs Szenarien, die von der Technik erkannt werden sollen. Dabei handelt es sich sämtlich um Funktionen in Echtzeit. Als siebte Funktion soll die Überwachung von Personen und Menschenansammlungen auch nachträglich möglich sein. Hierfür wird archiviertes Videomaterial genutzt, indem etwa Personen anhand ihrer Gesichter, Kleidung oder mitgeführten Sachen markiert und in den Videodaten gesucht werden. (…) Für den ersten Projektabschnitt hatten die Beteiligten die überwachten Bahnhofsbereiche kenntlich gemacht. Wollten die Reisenden nicht von den eigens aufgehängten Kameras aufgenommen werden, konnten sie andere Zugänge oder Rolltreppen („Nichterkennungsbereich“) nutzen. Weder die Deutsche Bahn AG noch das Bundesinnenministerium haben bislang erklärt, wie dies im zweiten Projektabschnitt gehandhabt werden soll. Wenn auch auf die anderen Kameraanlagen im Bahnhof zugegriffen wird, ist es vermutlich unmöglich, sich der Überwachung zu entziehen.“ Beitrag von Matthias Monroy vom 28.07.2018 bei Netzpolitik externer Link
  • Projekt am Südkreuz: Videoüberwachung soll Situationen statt Gesichter erkennen 
    „… Der umstrittene Versuch zur automatischen Gesichtserkennung am Berliner Bahnhof Südkreuz wird demnächst durch einen neuen Test abgelöst. Voraussichtlich von Ende September an wolle die Deutsche Bahn mit Hilfe der Videoüberwachung feststellen, wie gut die Programme seltene oder gefährliche Abweichungen von der Normalität im Bahnhof erkennen könnten, berichtete die Nachrichtenagentur dpa. Wann und in welcher Form die Ergebnisse des zu Ende gehenden einjährigen Projekts der Bundespolizei veröffentlicht werden sollen, stehe nach Angaben des Innenministeriums noch nicht fest. (…) Die Bahn will mindestens ein halbes Jahr lang den Versuch laufen lassen, um zu sehen, ob die Computer die vier Szenarien zuverlässig erkennen können. Wie viele Kameras ausgewertet würden, stehe noch nicht fest, sagte ein Sprecher. Weder Filme noch sonstige Daten würden dabei gespeichert. Allein die Deutsche Bahn hat in ganz Deutschland in etwa 900 Bahnhöfen zusammen 6.000 Kameras installiert. In welchem Umfang die Videoüberwachung in Deutschland ausgeweitet werden soll, ist unklar…“ Beitrag vom 15. Juli 2018 bei golem.de externer Link
  • Pilotprojekt am Südkreuz verlängert: De Maizière plant breiten Einsatz von Gesichtserkennung 
    Die Bundesregierung ist sehr zufrieden mit der automatisierten Gesichtserkennung am Berliner Bahnhof Südkreuz. Nun soll der Test um sechs Monate verlängert werden. Abhängig vom umstrittenen Berliner Pilotprojekt zur automatischen Gesichtserkennung will der geschäftsführende Bundesinnenminister Thomas de Maizière diese Form der Videofahndung flächendeckend an Bahnhöfen und Flughäfen einführen. Das kündigte der CDU-Politiker am Freitag bei einem Besuch des Tests am Berliner Bahnhof Südkreuz an. Zudem soll das Versuchsprojekt sechs Monate länger laufen als geplant…“ Artikel von Friedhelm Greis vom 15.12.2017 bei golem externer Link

    • Die Heuteshow verlieh übrigens am 15.12. dem unkritischen deutschen Bürger für das Zulassen von so viel Überwachung – insbesondere Gesichtserkennung – den Goldenen Vollpfosten in Form eines „Alexa“, siehe das Video dazu externer Link
  • Südkreuz-Test zur „intelligenten Videoanalyse“: Innenministerium rückt Akten raus
    „Vor dem Besuch von Innenminister Thomas de Maizière am Berliner Bahnhof Südkreuz am Freitag will das Innenministerium keine Zahlen über Erfolg oder Misserfolg des Biometrie-Tests nennen. Über die Entstehung des Projekts zur Softwareanalyse von Gesichtsbilder gibt jedoch die Antwort des Ministeriums auf eine Informationsfreiheitsanfrage Auskunft. (…) Wir haben das Bundesinnenministerium (BMI) um Beantwortung einiger Fragen zu dem Biometrie-Test am Südkreuz ersucht. Außerdem baten wir um Zusendung des immer noch nicht öffentlich bekannten Datenschutzkonzeptes für die derzeit laufende erste Phase des Tests. Die Pressestelle ging in ihrer Antwort auf das Datenschutzkonzept allerdings mit keiner Silbe ein. (…) Aus Akten, E-Mails und Dokumenten, die aufgrund einer Informationsfreiheitsanfrage in unserer Redaktion landeten, lassen sich die Abläufe herleiten, die in das Südkreuz-Projekt mündeten… “ Beitrag von Constanze Kurz vom 14. Dezember 2017 bei Netzpolitik.org externer Link
  • Aktionstag gegen den „Verunsicherungsbahnhof“ Südkreuz am 27.11.2017 
    Wir, ENDSTATION – Aktionsbündnis gegen den Ausbau von Videoüberwachung im öffentlichen Raum, veranstalten am Montag, den 27.11.2017 von 16 bis 20 Uhr einen Aktionstag am Berliner Bahnhof Südkreuz, um gegen die Videoüberwachung mit Gesichtserkennung, die dort momentan getestet wird, zu protestieren. Von 18:30 bis 19:00 Uhr wird es eine intensivere Protestphase mit Kunstaktion und Flashmob geben. Das Pilotprojekt zur automatisierten Gesichtserkennung steht exemplarisch für den Versuch mit dem Einsatz neuer Technologien gesellschaftliche Probleme zu lösen...“ Aus der vom Bündnis verfasste Pressemitteilung, siehe Infos bei #ENDSTATION externer Link – der Homepage vom Aktionsbündnis gegen den Ausbau der Videoüberwachung im öffentlichen Raum
  • Videoüberwachung am Südkreuz: Treffen sich Orwell und Kafka am Bahnhof… 
    „Was Innenminister de Maizière in Berlin gerade ausprobieren lässt, markiert einen neuen Höhepunkt der Unverfrorenheit im Verhältnis zwischen dem deutschen Staat und seinen Bürgern. Damit darf und wird er nicht durchkommen. (…). Das Pilotprojekt, das derzeit am Berliner Bahnhof Südkreuz läuft, ist – wenn der Minister seinen Willen bekommt – der Einstieg in einen echten Überwachungsstaat, eine Art Mash-up aus Franz Kafka und George Orwell. De Maizière möchte gerne deutschlandweit Überwachungskameras mit einem System koppeln, das in Echtzeit die Gesichter aller Passanten in ihrem Blickfeld erkennen kann. Der Einsatz dieser Technik sei „dringend geboten“, sagt der Innenminister, sofern sie denn funktioniere; dann aber müsse man sie auch „flächendeckend“ einsetzen. Organisieren ließe eine flächendeckende Überwachung womöglich in kürzester Zeit – per Softwareupdate. Entsprechende Kameras hängen jedenfalls auch schon an anderen Stellen des Südkreuz-Bahnhofs, am Hamburger Hauptbahnhof sind ebenfalls solche Modelle zu sehen. (…) Wie immer würden diejenigen, die das System überwachen soll, am schnellsten Möglichkeiten finden, sich dieser Überwachung zu entziehen. Stichwort Schirmmütze. Es würde den Staat also weitaus mächtiger machen, aber nicht so mächtig, dass sich damit der Terror abstellen ließe. Es würde die Grundrechte des Einzelnen in nie dagewesener Weise beschneiden, aber nicht so sehr, dass er dadurch sicher vor Anschlägen wäre. Wozu das Ganze also? Die tagespolitisch vielleicht noch wichtigere Frage ist diese: Wie kommt der Innenminister auf die Idee, dass er damit durchkommt? Das Bundesverfassungsgericht hat im März 2008 schon klargestellt, dass „anlasslos erfolgende oder flächendeckend durchgeführte Maßnahmen der automatisierten Erfassung und Auswertung“ nicht mit dem Grundgesetz vereinbar sind. Und damals ging es nicht einmal um Gesichter. Sondern um Autokennzeichen.“ Kommentar von Christian Stöcker vom 25. August 2017 bei Spiegel online externer Link
  • Digitalcourage zur Gesichtserkennung am Südkreuz: Bundespolizei hat falsch informiert – Wir fordern Abbruch des Tests 
    „… padeluun von Digitalcourage hat sich für den Versuch zur Gesichtserkennung am Bahnhof Südkreuz angemeldet. Den Transponder, den er bei sich tragen soll, hat er untersucht – und der kann viel mehr, als den Test-Personen angekündigt wurde. Darum fordert Digitalcourage, dass der Test sofort abgebrochen wird. (…) Angekündigt für das Projekt war ein Chip im Kreditkartenformat – anscheinend hat die Bundespolizei erwartet, ein RFID-Chip sei für ihre Pläne ausreichend. Falsch gedacht. Den Teilnehmer.innen wurde in Wirklichkeit ein iBeacon (Wikipedia-Artikel) untergeschoben – ein aktiv sendender Bluetooth-Transponder, mit 20 Metern Reichweite, der Daten wie Temperatur, Neigung und Beschleunigung messen, speichern und weitergeben kann. Damit lässt sich herleiten, was Personen außerhalb des Bahnhofs gemacht haben. Diese Daten können mit einer App aus Googles PlayStore ausgelesen werden…“ Beitrag von Kerstin Demuth und Friedemann Ebelt vom 21. August 2017 bei Digitalcourage externer Link mit Aktualisierung am 22. August 2017, wo ergänzt wird, dass keine der Testpersonen der Art der Überwachung zugestimmt hat: „Test-Personen mussten davon ausgehen, dass RFID-Technik eingesetzt wird. Der Test muss sofort abgebrochen werden. Am Donnerstag, 24. August 2017 wird Bundesinnenminister Thomas de Maizière am Bahnhof Südkreuz über den Test informieren.“
  • Deutscher Anwaltverein: Gesichtserkennung in Bahnhöfen greift massiv in Grundrechte ein
    Der Deutsche Anwaltverein (DAV) warnt vor dem Einsatz von Gesichtserkennungssystemen an öffentlichen Plätzen und bezweifelt, dass dies den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts entspricht. Nach Ansicht des DAV-Präsidenten Ulrich Schellenberg gibt es keine Rechtsgrundlage für diese Maßnahme. Anlass für die Kritik ist der Start des Pilotprojekts zur Gesichtserkennung am Bahnhof Südkreuz in Berlin. (…) „Die Gesichtserkennung und die jüngsten Sicherheitsgesetze stellen eine verfassungsrechtlich brisante Kombination dar“, sagte Schellenberg. So sollen nach dem neuen Pass- und Personalausweisgesetz künftig Polizeibehörden, das Bundesamt für Verfassungsschutz, die Landesämter für Verfassungsschutz, der Militärische Abschirmdienst und der Bundesnachrichtendienst im automatisierten Verfahren biometrische Passbilder abrufen dürfen. „Dieses Zusammenspiel aus technischen und rechtlichen Neuerungen stellt den Schutz der Freiheitsrechte vor neue Gefahren“, betonte der DAV-Präsident…“ Pressemitteilung vom 01.08.2017 externer Link zum Start des Pilotprojekts Gesichtserkennung am Berliner Bahnhof Südkreuz
  • Gesichtserkennung: Für 25 Euro lassen sich Menschen überwachen
    Am Berliner Bahnhof Südkreuz beginnt die umstrittene Testphase zur automatischen Gesichtserkennung. 300 Freiwillige haben sich gemeldet. Die Kameras sind eingebaut und nochmals justiert worden. Am heutigen Dienstag beginnt der Test zur Gesichtserkennung am Berliner Bahnhof Südkreuz. 300 Teilnehmer haben sich nach Angaben der Bundespolizei dafür freiwillig gemeldet. (…)Die Freiwilligen sind Personen, die in der Regel den Bahnhof häufig betreten. 275 sollten teilnehmen, nun sind es sogar mehr geworden. (…) Die freiwilligen Tester wurden auch durch Belohnungen angelockt. Wer den Kamerabereich an mindestens 25 unterschiedlichen Tagen durchquert, erhält einen Amazon-Einkaufs-Gutschein über 25 Euro. Und für die drei Tester, die an mindestens 30 unterschiedlichen Tagen am häufigsten den Testbereich genutzt haben, gibt es zusätzliche Hauptpreise…“ Artikel von Kurt Kurpjuweit vom 1. August 2017 bei der Zeit online externer Link
  • „Südkreuz-Test ist nur Vorstufe zur totalen Überwachung“ von René Heilig am 02. August 2017 in neues deutschland externer Link, worin es einleitend widerständig heißt: „Man nehme ein paar Schminkfarben und bemale sich wie ein Mohikaner. Die Aktion kostet im Versandhandel rund zwanzig Euro. Und etwas Mut, weil Zeitgenossen sich ihre Gedanken machen werden. Einfacher kann man sich mit Produkten der Firma ThatsMyFace tarnen. Die hat sich auf die Herstellung von Latex-Gesichtsmasken mit Hilfe von 3D-Druckern spezialisiert. Besonders findige Spaßvögel planen angeblich bereits, sich das Konterfei eines der meistgesuchten Verbrecher aufs T-Shirt zu drucken. Fünf »Al Capones« an fünf Orten zugleich, das bringt Systeme an den Rand des Elektronikwahns“ .
  • „#SelfieStattAnalyse: Masken gegen Überwachung“ am 23. Juni 2017 bei Digital Courage externer Link war ein Aktionsaufruf in Konkurrenz mit der Polizei und mit dem einleitenden Hinweis: „Da haben wir nicht schlecht gestaunt, als wir die versprochenen Preise sahen: In Berlin hat die Polizei mit billigsten Mitteln versucht, Testpersonen für den neuen Modellbahnhof für Videoüberwachung, den Regional- und Fernbahnhof Berlin-Südkreuz zu finden. Geboten sind 25 € und die Chance, ein Überwachungs-Gadget zu gewinnen. Und was muss man dafür alles tun? Für ein Jahr die Hosen runter! Alles mal ganz ordentlich durchanalysieren. Also Foto machen, Erklärungen unterschreiben, versprechen, immer einen kreditkartengroßen Transponder mit sich zu tragen, damit von einem zielsicheren Vergleichssystem Daten zum Abgleich erfasst werden können. Außerdem muss man sich einer „fahndungsmäßigen Überprüfung“ unterziehen lassen. Das können wir auch. Nein, das können wir sogar besser! Bei uns kann man sogar anonym mitmachen. Und mickrig sind unsere Preise auch nicht“.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=119616
nach oben