Überwachungssoftware XKeyscore
Dossier
Mit der Spionagesoftware XKeyscore hat die NSA ein Programm zur Verfügung, mit dem sie ihre gewaltigen Datenberge durchsuchen kann – E-Mails, Chatprotokolle oder Internetaktivitäten, Metadaten und Inhalte, gefiltert nach Namen, Telefonnummern, IP-Adressen, Browsertyp und vielem mehr. Ohne jegliche Kontrolle oder Aufsicht… Wir verdanken diese Information Edward Snowden – zusammen mit denjenigen über den vergleichsweise „kleinen Bruder“ Prism (siehe unser Dossier: Prism: US-Überwachungsaffäre und der NSA-Whistleblower) Hier dokumentieren wir die Erkenntnisse zu XKeyscore:
- Bundesamt für Verfassungsschutz: Suche NSA-Spionagesoftware, biete deutsche Daten
Interne Dokumente belegen: Der Verfassungsschutz bekam von der NSA die begehrte Spionagesoftware XKeyscore – und versprach als Gegenleistung dafür Daten aus Deutschland. Artikel von Kai Biermann und Yassin Musharbash bei der Zeit online vom 26. August 2015 . Aus dem Text: „… Dieses „Terms of Reference“ genannte Dokument vom April 2013, das ZEIT und ZEIT ONLINE einsehen konnten, ist mehr als aufschlussreich. Es zeigt zum ersten Mal, was der deutsche Inlandsnachrichtendienst den US-Kollegen als Gegenleistung für die begehrte Software versprach. In dem Papier heißt es: „The BfV will: To the maximum extent possible share all data relevant to NSA’s mission.“ Auf Deutsch: Das BfV verpflichtete sich, die mithilfe von XKeyscore gewonnenen Informationen so weit wie irgend möglich mit der NSA zu teilen. Das war der Deal: Daten gegen Software. (…) Politisch und juristisch aber ist die Abmachung äußerst brisant. Denn bis heute kontrolliert niemand außerhalb des BfV, welche Daten auf der Grundlage der „Terms of Reference“ an die NSA gelangen. Weder der Datenschutzbeauftragte noch das zur Überwachung des Verfassungsschutzes eingesetzte Parlamentarische Kontrollgremium des Bundestages (PKGr) wurden bislang vollständig über die Abmachung informiert…“ Siehe dazu die Abschrift des Abkommens zwischen NSA und BfV , die Zeit online veröffentlicht hat
- Mehr Details über den Aufbau und die Funktionen der Überwachungssuchmaschine XKeyscore veröffentlicht
„The Intercept hat in einer zweiteiligen Artikelreihe 48 neue Dokumente zu dem Überwachungsprogramm XKeyscore veröffentlicht. Wir haben die mal gespiegelt und in ein Archiv zusammengepackt (Achtung >800MB). Die ersten Enthüllungen über XKeyscore – die „Googlesuche der NSA“ – gab es bereits zu Beginn der Snowden-Enthüllungen im Juli 2013…“ Beitrag von Anna Biselli bei netzpolitik.org vom 3. Juli 2015 . Aus dem Text:- „… Mit XKeyscore hat die NSA ein System erschaffen, mit dem sie ihre gewaltigen Datenberge durchsuchen kann – E-Mails, Chatprotokolle oder Internetaktivitäten, Metadaten und Inhalte, gefiltert nach Namen, Telefonnummern, IP-Adressen, Browsertyp und vielem mehr. Ohne jegliche Kontrolle oder Aufsicht. (…) Die neuen Dokumente, die bis ins Jahr 2013 hineinreichen, zeigen uns, dass beim Durchsuchen von Mails, Chats und Internetaktivitäten noch lange nicht Schluss ist. Quasi alles wird gespeichert, kategorisiert und durchsucht. Dazu gehören: „[P]ictures, documents, voice calls, webcam photos, web searches, advertising analytics traffic, social media traffic, botnet traffic, logged keystrokes, computer network exploitation (CNE) targeting, intercepted username and password pairs, file uploads to online services, Skype sessions and more.“ Uns wird auch gezeigt, dass sich die NSA zahlreicherer Möglichkeiten bedient, einen Nutzer zu verfolgen und seine Datenspuren zu einem Bild zusammenzufügen, als bisher bekannt. Nicht nur anhand der IP-Adresse wird getrackt, die NSA greift auch auf die Cookies kommerzieller Anbieter zurück und lässt diese so einen Teil der Verfolgungsarbeit erledigen, ganz ohne dass diese es merken. XKeyscore kann außerdem als Hacking-Tool benutzt werden, denn Passwörter und Zugangsdaten können abgefragt werden, ebenso wie „verwundbare“ Geräte. Und auch die Überwachungsergebnisse anderer werden von XKeyscore genutzt, sobald die NSA es geschafft hat, deren Instrumente zu analysieren. Es wird also wo es geht, Überwachungsarbeit an andere ausgelagert…„
- Neues US-Spähprogramm enthüllt. Gegen XKeyscore ist Prism harmlos
„Überwachung in Echtzeit. Eine weitere und sehr potente Spionagesoftware ist dank Edward Snowden bekannt geworden. Die US-Regierung wiegelt ab…“ Artikel von Antje Passenheim in der taz vom 01. 08. 2013 . Siehe dazu auch:
- Überwachungssoftware XKeyscore: NSA liest E-Mails, Facebook-Chats und Browserverläufe mit
„Es geht um Milliarden Datensätze, Millionen Menschen und eine Verliererin: die Privatsphäre. Neue Enthüllungen zeigen, wie NSA-Mitarbeiter angeblich auf E-Mails, Facebook-Chats und sogar Browserverläufe zugreifen können – auch in Echtzeit. Es werden so viele Daten gesammelt, dass der Speicherplatz auf den NSA-Servern nicht ansatzweise ausreicht…“ Artikel von Pascal Paukner in Süddeutsche online vom 31. Juli 2013
- XKeyscore oder die totale Informationshoheit. Die NSA „sammelt nahezu alles, was ein Nutzer im Internet macht“
„Edward Snowden hatte doch noch etwas im Vorrat, wie dies Guardian-Journalist Glenn Greenwald bereits angekündigt hatte. Die weiteren Enthüllungen zum Lausch- oder Spionageprogramm XKeyscore, die der Guardian nun veröffentlicht, stellen einen Höhepunkt dar und entlarven den amerikanischen Wunsch nach der Dominanz über den „freien Informationsfluss“. Das Programm übertrifft offenbar Prism oder das britische Tempora bei weitem und macht klar, dass die US-Geheimdienste den nach dem 11.9. gehegten Plan nach einem weltweiten und umfassenden Schnüffelsystem, der Total Information Awareness, nie aufgegeben hatten, obgleich der Kongress dem Ansinnen das Geld entzogen hatte…“ Artikel von Florian Rötzer in telepolis vom 01.08.2013
- US-Spähprogramm XKeyscore: So groß ist der große Bruder
„Für die Netzüberwachung durch die US-Geheimdienste gibt es wohl nur eine Grenze: das Speicherlimit. Fragen und Antworten zu den neuesten Enthüllungen…“ Artikel von Torsten Kleinz in der taz online vom 01. 08. 2013