Smartphone-Tracking: Wie Daten von kommerziellen Apps an den Staat gelangen
„Der norwegische Journalist Martin Gundersen zeichnet in einer großen Recherche nach, wie seine Daten von genutzten Apps über Umwege in die Hände eines Datenbrokers kamen, der mit US-Polizeibehörden zusammenarbeitet. Datenschützer halten diese Form der Überwachung für neu und beispiellos. Martin Gundersen hat sich im Februar dieses Jahres 160 Apps auf ein zusätzliches Smartphone installiert und dieses Gerät seitdem immer bei sich gehabt. Es ist der Anfang einer großen Recherche, deren Ergebnisse jetzt bei NRKbeta vom öffentlichen Rundfunk Norwegens und bei Motherboard
veröffentlicht wurden. Kommerzielle Überwachung begründet ihre vermeintliche Harmlosigkeit immer damit, dass die Daten doch nur für Werbung, ein besseres Nutzer:innenerlebnis oder ein bisschen Analyse verwendet würden. Doch durch vergangene Recherchen kam heraus, dass US-Behörden und das Militär gezielt kommerzielle Nutzerdaten aufkaufen
und benutzen. (…) In seiner Recherche kann Gundersen mit den Daten von Venntel heute nachvollziehen, wo er im Sommer wanderte und auf welcher Holzbank er wie lange eine Pause machte. Genauso können das alle, die diese Daten kaufen und weiterverarbeiten. Sie können sehen, wer in welche Arztpraxis geht, wer bei welchem Konzert ist und wo sich ein unvorsichtiger Journalist mit einem Informanten getroffen hat. Dass staatliche Player diese Informationen nun einfach kaufen macht klar: Kommerzielle Überwachung und staatliche Überwachung sind keine zwei getrennt zu denkenden Formen, sondern in Kombination noch viel verletzender für die Privatsphäre der Nutzer:innen als die einzelnen Formen für sich. Für die staatlichen Player eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten, an Daten heranzukommen…“ Beitrag von Markus Reuter vom 4. Dezember 2020 bei Netzpolitik