Corona-Papers der Assoziation autonomer Gruppen: Corona & Krise. Beiträge zu Corona, Klassenkampf und Kommunismus

Dossier

Corona-Papers der Assoziation autonomer Gruppen beim Autonomie Magazin „Das folgende fünfteilige Diskussionspapier wurde am Anfang der Corona-Pandemie innerhalb der Assoziation autonomer Gruppen diskutiert. Dort konnte aber kein Konsens darüber gefunden werden, weswegen wir das Papier nun bei uns veröffentlichen, obwohl ein paar wesentliche Aspekte fehlen. Das größte Manko dürfte die Verkürzung des Papiers auf eine mögliche Produktionskrise sein, die Auswirkungen auf das Finanzsystem finden nur am Rande Erwähnung. Ebenso wird das Spannungsfeld zwischen Reform und Revolution auf zu einfache Weise betrachtet. Dennoch lohnt sich die Auseinandersetzung mit dem Papier, vor allem, weil es sich umfassend mit der Frage von Sicherheit, Ordnung und Freiheit, der faschistischen Gefahr, als auch mit den falschen Vorstellung mancher Verteilungslinker und den Gefahren durch eine Produktionskrise beschäftigt, und dazu einen klaren Standpunkt einnimmt. Wer Positionen zu Detailfragen sucht wird hier nicht fündig werden, vielmehr bietet das Papier klare, allgemeingültige Standpunkte, aus denen sich Erkenntnisse für die Praxis ableiten lassen. Da die Papiere bereits älter sind haben wir diese, wo nötig, aktualisiert. Teil I bleibt allgemein, während es in Teil II explizit um Fragen von Verteilung (von Werten) und Reform geht. Teil III und IV beschäftigen sich noch einmal ausführlich mit den Themen Sicherheit, Ordnung, Freiheit und den Einschränkungen der Grundrechte. Zum Schluss behandelt Teil V noch einmal die Gefahr die von einer Produktionskrise ausgeht, aber auch die Chancen für den Klassenkampf von unten…“ Einleitung zum Teil 1 vom 28. Oktober 2020 beim Autonomie Magazin externer Link – siehe Teil 1 und die weiteren:

  • [Corona-Papers Teil V] Produktionskrise und Klassenkampf New
    „… Können die reichen Länder vielleicht noch mit Milliardensummen in Sonderausschüttungen vom Staat bereitgestellt, den sozialen Frieden aufrecht erhalten (Kurzarbeitergeld), sind die Folgen für die Länder des Trikont wesentlich gravierender. Derzeit sind die Folgen in ihrer Gänze noch nicht absehbar, dennoch ist festzuhalten: Mit zunehmender Dauer der Krise verschärfen sich die Auswirkungen derselben und man muss weder ÖkonomIn noch HellseherIn sein, dass es wieder vorrangig die unteren Klassen sind, welche die Folgen hart treffen werden. Und es ist weiter logisch, dass sich die Länder des Trikont schwerer tun werden damit umzugehen als die wohlhabenden Industrieländer. (…) Viele kleine Unternehmen werden die Grätsche machen. Aber jede Krise hat auch ihre “Krisengewinner” – und das sind in der Regel die kapitalstarken Multis. Sie werden weil “systemrelevant” die Kohle zugeschustert bekommen und gleichzeitig von lästiger “Konkurrenz” entledigt. – Massenarbeitslosigkeit und daraus resultierender verstärkter Druck auf die arbeitenden Klassen durch die KapitalistInnen. Soziale Unsicherheit. – Allgemeiner Sozialabbau, “weil kein Geld da ist”. Immerhin müssen ja ”systemrelevante” Konzerne gerettet werden. (…)  Viele rechte Gruppen werden die Gelegenheit nutzen, ihre rassistische und nationalistische Propaganda zu verstärken. Rechtsradikale Gruppen (auch in Polizei, Militär und Geheimdiensten) bereiten sich seit Jahren darauf vor, bei Schwäche des bestehenden Systems die Macht zu übernehmen. Die “bürgerliche Mitte” kann sich vor allen bei Versagen der Regierenden noch mal weiter nach Rechts verschieben. Und diese Liste erhebt keinen noch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. (…) Zusätzlich birgt gerade eine Produktionskrise Schwierigkeiten für eine linke Argumentation (nicht nur für diese), denen mit gewohnter 08/15 diesmal nicht beizukommen ist. Auf der einen Seite müssen wir darauf pochen, dass die Produktion nicht zu früh aufgenommen wird, weil damit die Sicherheit der ArbeiterInnenklasse gefährdet wird. Auf der anderen Seite werden alle Länder, vor allen die ärmeren, über kurz oder lang gezwungen sein, trotzt Sicherheitsbedenken, die Produktion wieder hochzufahren, weil die Folgen der Produktionsausfälle die Folgen der Gesundheitskrise noch übersteigen könnten. Auch die unteren Klassen werden aus Angst vor steigenden Preisen “einsehen”, dass die Produktion wieder aufgenommen werden muss. Letztlich müssen alle arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Viele Haushalte sind überschuldet – müssen das Haus, das Auto abbezahlen. Prekär Beschäftige haben in der Regel kein finanzielles Polster, von dem sie zehren können. Auch die unteren Klassen sind darauf angewiesen, dass die Produktion bald möglichst wieder aufgenommen wird. (…) Dennoch bietet die Krise mannigfaltige Ansatzpunkte, den neoliberalen, globalisierten Kapitalismus grundsätzlich anzugreifen, denn gerade diese Krise zeigt überdeutlich, welch fundamentaler Scheißdreck dieses System ist. (…)  Diese Krise zeigt überdeutlich, wer von wem abhängig ist. Vielleicht entsteht daraus ein positives Klassenbewusstsein, an das die Linke anknüpfen kann. Klassenkampf, Klassenbewusstsein und internationale Solidarität sind genuin   linke Inhalte, die es jetzt durch praktische Aktionen in die Klasse zu transportieren gilt. Und das wird notwendig sein, denn die herrschende Klasse wird wie immer versuchen, die Folgen der Krise auf die unteren Klassen abzuwälzen. Wie bei den Finanzkrisen: “Die Gewinne bleiben privat, die Verluste werden vergesellschaftet”. Darüber besteht in weiten Teilen der proletarischen Massen schon heute ein Wissen, auf das wir aufbauen können. Aus dem Vorangegangenen ergeben sich ganz handfeste realpolitische Forderungen z. B. nach mehr gesellschaftlicher Anerkennung und Wertschätzung von ArbeiterInnenberufen, die sich auch monetär bemerkbar machen, als auch nicht-sozialistische Forderungen nach Umkehr der Privatisierung, mindestens in weiten Bereichen der öffentlichen Versorgung (d. h. Gesundheit, Wohnen, Energie, Wasser, Verkehr). Und internationale Solidarität gegen neoliberalen Imperialismus, die sich praktisch in fairem Handel und in einer konstruktiven Flüchtlingspolitik ausdrücken kann. Alle haben jetzt eine Ahnung davon erhalten, wie sich ihr “normales Leben” ohne eigene Schuld in Scheiße verwandeln könnte. Dabei dürfen wir nicht nur bei monetären Forderungen stehenbleiben (vergl. Corona II). Selbst die herrschende Klasse tut sich jetzt mit Geldgeschenken hervor (500 € extra für SupermarktverkäuferInnen und Pflegekräfte). Auch die (Verteilungs-)Linke, die Gewerkschaften und die Sozialverbände fordern nun unisono mehr Kohle für ihr Klientel und bleiben da immer schön in der Kapitallogik, die dem Kapital die 2% Inflation beschert, die es braucht, damit die Wirtschaft läuft wie geschmiert. Das ist keine generelle Absage an reformistische Tagesforderungen, aber als revolutionäre Linke müssen wir darüber hinausdenken.“ Teil V am 17. November 2020 beim Autonomie Magazin externer Link
  • [Corona-Papers Teil IV] Sicherheit und Wohlstand
    „… Je nach den äußeren Gegebenheiten überwiegt mal das Bedürfnis nach Freiheit, mal das Bedürfnis nach Sicherheit. Das dritte Bedürfnis in diesem Bunde ist der Wohlstand. Wohlstand – hier nicht nur monetär verstanden – ist der Zustand in Freiheit und Sicherheit zu sein, Auskommen zu haben. Dabei streben die meisten Menschen keine kolossalen Reichtümer an, sondern sind mit einem bescheidenen gesicherten Auskommen vollauf zufrieden. Dieser Wohlstand stellt sich nicht ein, wenn nicht ein Mindestmaß an Sicherheit gegeben ist, die sich in einer, wie auch immer gearteten, Gesetzlichkeit Ausdruck verleiht, die ihrerseits wieder die Freiheit einschränkt. Die Suche nach der Balance dieser drei Faktoren beschäftigen PolitikerInnen wie PhilosophInnen gleichermaßen.  (…) Nur eine Linke, der man zutraut neben ihren essentiellen politischen Inhalten auch Freiheit und Sicherheit und Wohlstand (den sicheren Schutz vor Armut und Unterdrückung) zu garantieren und auch die organisatorische Macht hat dies durchzusetzen, kann die gesellschaftliche Hegemonie erringen. Der Sozialismus gewährleistet dies im Idealfall. Sorgen wir dafür, dass er eintritt.“ Teil IV am 15. November 2020 beim Autonomie Magazin externer Link
  • [Corona-Papers Teil III] Die Freiheit, die ich meine
    Die derzeitige Coronakrise ist mit massiven Einschränkungen auf allen Ebenen verbunden. Fast das gesamte gesellschaftlichen Leben stand/steht still. Weltweit sehen sich fast alle Staaten gezwungen, drastische Maßnahmen gegen das grassierende Coronavirus zu ergreifen und so auch die persönlichen Freiheiten jedes/r Einzelnen extrem einzuschränken. Darüber hinaus wird durch Schließung der Grenzen, Einschränkung der Transportwege und Drosselung bis Stilllegung ganzer Produktionszweige auch die neoliberale, globalisierte Weltwirtschaft in einer Weise beschränkt, wie man es sich noch vor einiger Zeit kaum hätte vorstellen können. Selbst die KapitalistInnen, die ansonsten für den Profit über Leichen gehen, scheinen sich dem Diktat der medizinischen ExpertInnen zu beugen, auch wenn durch diese Maßnahmen ein wirtschaftlicher Einbruch droht, dessen Folgen derzeit nicht abzusehen sind. (…) Ungeachtet dessen stellt die Coronakrise an uns alle die Frage, wie wir zu den Freiheitsrechten stehen, angesichts einer Situation, die in ihrer Dramatik für die meisten ohne Erfahrungswert ist. Bürgerliche Freiheiten bedeuten zur Zeit nicht zuletzt auch die Freiheit mit 220 km/h über die Autobahn zu brettern (“Freie Fahrt für freie Bürger”), die Umwelt zu verschmutzen und selbstverständlich die “Vertragsfreiheit”, welche die ArbeiterInnen und die KapitalistInnen de jure als freie und gleiche Vertragspartner erscheinen lässt, de facto aber hemmungslose Ausbeutung sichert. Bürgerliche Freiheit bedeutet eben auch, seine Freiheit über die der anderen zu stellen und seinen MitbürgerInnen gegebenenfalls gehörig auf den Sack zu gehen, wie es die Welle an Denunziationen im Zuge der Pandemie wiedereinmal zeigt. Und es stellt sich zudem die Frage, inwieweit auch wir als Linke beeinflusst sind von den Vorstellungen dessen, was das Bürgertum unter Freiheit versteht (…) Dem bourgeoisen Freiheitsbegriff der freien Konkurrenz diametral gegenübergesetzt ist der Freiheitsbegriff des Sozialismus, der weiß, dass solange noch ein Mensch in Ketten lebt, die Freiheit aller nicht gewährleistet ist. Freiheit ist also immer auch kollektiv gedacht und nicht individuell egoistisch. Heißt, dass “die Freiheit des Einzelnen die Bedingung der Freiheit aller ist.” (Karl Marx). Das impliziert, dass die Freiheit des einen da endet, wo die des anderen anfängt. (…) Freiheitsliebende Menschen werden dadurch auf eine harte Probe gestellt. Scheinbar gibt es dazu keine vernünftigen Alternativen. Wie so oft regiert das “Reich der Notwendigkeit” über das “Reich der Freiheit”, “stirbt Freiheit durch Sicherheit”. In diesem Fall – in diesem speziellen Fall (!) – scheint es tatsächlich notwendig, um der Sicherheit (Gesundheit) willen die Freiheit einzuschränken. Wer könnte jetzt eine wirkliche, verantwortungsvolle, andere Vorgehensweise vorschlagen. (…) Von Links bis Rechts, von ein paar VerschwörungstheoretikerInnen, und natürlich Vera Lengsfeld, abgesehen, befolgen alle, wenn auch in Einzelmaßnahmen kritisch begleitet, die von den MedizinerInnen gegebenen Ratschläge. Auch wenn immer offensichtlicher wird, dass vor allem die ArbeiterInnen und Kleingewerbetreibenden den Einschränkungen unterworfen werden, um die Kapitalverwertung großer Konzerne zu schützen. So richtig viele der durchgeführten Maßnahmen in diesem Fall auch sein mögen, Misstrauen gegen den Staat ist notwendig. (…) Wir dürfen nicht einfach der Versuchung erliegen, dem Ruf nach “bürgerlichen Freiheiten” zu erliegen. Das was der bürgerliche Mainstream unter “Freiheit” versteht, kann durchaus gemeingefährliche Auswüchse annehmen, wie eingangs gezeigt wurde. Deshalb kann es im Gegenteil notwendig werden, auf die Einhaltung der Beschränkungen hinsichtlich der Produktion zu bestehen, um die Sicherheit der Gesundheit der ArbeiterInnenklasse nicht zu gefährden. Der Klassenkampf zieht sich durch alle Fragen. Nach der medizinischen Krise jedoch wird sich zeigen, wer die Suppe ökonomisch auslöffeln muss (nicht schwer zu erraten). Dann beginnt nämlich erst die eigentliche Krise...“ Teil III am 30. Oktober 2020 im Autonomie Magazin externer Link
  • [Corona-Papers Teil II] Ihr werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.
    Sobald in unserer kapitalistischen Welt eine Krise ausbricht, erschallt von Rechts bis Links der Ruf nach Millionen und Milliarden (Euro, Dollar…), um die Folgen zu bekämpfen oder zumindest abzumildern. Die einen wollen die Wirtschaft retten, die anderen die sozialen Standards gewahrt wissen. Die einen fordern mit wissenschaftlicher Kennermiene ein bedingungsloses Grundeinkommen, die anderen drohen sich das “Geld von den Bonzen zu holen”. Alle diese PolitikerInnen, Gewerkschaftsbonzen, Verbandsheinis und selbsternannten Interessensvertreter gemein ist, dass sie Geld (tote Arbeit) und damit Werte verteilen, die von der ArbeiterInnenklasse erst einmal geschaffen werden mussten und die sie größtenteils nicht selbst erarbeitet haben. Dabei folgen sie grundsätzlich jener kapitalistischen Logik, die vorgibt, sich alles erkaufen, bzw. wie man sich heute ausdrückt, “holen” zu können. Wie eben: Ich hol mir ´ne Wohnung oder ein Auto. Aber auch ´n Partner, Gesundheit, Fitness und Glückseligkeit. (…)Leider unterschlagen all die schönen Forderungen nach höheren Löhnen und Sozialleistungen, Nulltarif für Busse und Bahnen, bedingungslosem Grundeinkommen, usw. usf., die Tatsache, dass sie laufen muss wie geschmiert, die kapitalistische Maschine, das System – das man eigentlich abschaffen will. Denn all die selbsternannten “Robin Hoods” setzen ja erst mal voraus, dass die Werte existieren, die sie da so großzügig verteilen, sprich setzen die vorangegangene Ausbeutung deranderen stillschweigend voraus. Busse & Bahnen sollen umsonst fahren und gleichzeitig die Bediensteten des öffentlichen Dienstes mehr Gehalt bekommen. So werden von diesen Leuten sämtliche ökonomischen Gesetzmäßigkeiten ausgesetzt, das Perpetuum Mobile erfunden, eine Maschine vorausgesetzt, die mehr ausspuckt als man in sie reinsteckt. Chapeau! Dieselbe Reaktion zeigt sich jetzt auch bei der Coronakrise. Von der Regierung bis zur Opposition (bis in die revolutionäre Linke hinein) werden jetzt Milliardengeschenke versprochen, gemacht und eingefordert. Gestritten wird nur darüber, wer was kriegen soll. Wie die Werte entstehen, die da so locker vom Hocker verteilt werden, spielt scheinbar für niemanden eine Rolle. Ist vor allem auch der “Verteilungslinken” wurscht. Hat die alte Arbeiterbewegung sich sehr intensiv mit der Produktion der Waren, der Entstehung des Wertes und seiner Aneignung durch die KapitalistInnen (Moment der Ausbeutung), den Produktionsverhältnisse beschäftigt, will man bei Ersteren von der Produktion gar nicht mehr reden und “nur noch die Verteilungsfrage in den Mittelpunkt stellen”. Man verteilt nicht nur die Sau, die man noch nicht gefangen hat, man verteilt sogar die Sau, die noch nicht einmal geboren wurde. Letztlich verteilen auch sie nur Werte, die von der ArbeiterInnenklasse hart erarbeitet wurden und auf die sie keinen Anspruch haben. Mit dieser Einstellung kann sie besonders bei der ArbeiterInnenschaft “punkten”, denen mindestens instinktiv klar ist, wer die Zeche bezahlen wird. Mit dem vorangegangenen ist nicht gesagt, dass die Linke keine realpolitischen Forderungen aufstellen kann. (…) Erst wenn die ArbeiterInnenklasse die Herrschaft über die Produktionsmittel erkämpft hat, wird ernsthaft über die gerechte Verteilung der erarbeiteten Güter diskutiert werden können. Ende der Durchsage. (…) Während die Finanzkrise in erster Linie tote Arbeit (Geld) vernichtete und die meisten die Auswirkungen erst zeitverzögert und indirekt mitbekamen (Arbeitslosigkeit steigt, Hypotheken können nicht mehr bezahlt werden, Obdachlosigkeit steigt, Sozialkürzungen), kann die Coronakrise, je länger sie dauert, sich zu einer fundamentalen Produktionskrise steigern. (…) So wichtig wie der Klassenkampf in den Metropolen (siehe Corona I) wird die internationale Solidarität sein, um die Folgen der Krise zu bewältigen. Das wird umso schwieriger werden, da gerade auch die unteren Schichten in den Metropolen mit den Auswirkungen der Krise zu kämpfen haben werden. Aber auch das hat Corona gezeigt: Wir sind eine Menschheit, in einer Welt. Die Verflechtungen sind heute zu eng, als dass engstirnige Alleingänge noch sinnvoll sind. Die Katastrophe hat dies schnell deutlich werden lassen. Nix “Deutschland den Deutschen” oder “America first”. Diese Solidarität einzufordern und zu leben, ist Aufgabe der Linken und nicht einzustimmen in den Chor derer, die jetzt lauthals ihre Forderungen herausschreien, um für ihr Klientel das Maximale herauszuholen. Dazu müssen wir eigene Ansätze entwickeln und nicht den Staat anbetteln, der sowieso nur maximal als Aufstandsbekämpfungsmittel funktioniert, wenn er Kohle in die Massen pumpt...“ Teil II am 29. Oktober 2020 beim Autonomie Magazin externer Link
  • [Corona-Papers Teil 1] Was nun?
    Durch das derzeitige Coronavirus ist eine Situation entstanden, wie sie selbst die Älteren von uns noch nicht erlebt haben. Unter diesen Umständen vorauszuplanen, ist wahnsinnig schwierig. In dieser Situation liegen immense Gefahren, aber längerfristig auch bedeutende Chancen. Wie sich die Situation entwickeln wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abzusehen. Sie ist deshalb schwer greifbar, weil es keine Erfahrungswerte dazu gibt. Für uns als Linke ist es deshalb notwendig, dass wir die Entwicklung genau beobachten, beständig analysieren und in kontinuierlichem Austausch untereinander bleiben. Vor allem auch die Leute, die vorher allen Organisierungsansätzen gegenüber abstinent waren. (…) Wir haben keine Organisationsform, die in einer echten Belastungsprobe ernsthaft bestehen könnte. Alle unsere Ausdrucksformen, soziale Kontakte, Treffpunkte, Kundgebungen, Demos usw., sie alle sind mit einem Schlag ausgesetzt oder zumindest stark eingeschränkt. Einfach per ausgesprochener Verordnung seitens der Regierung – die Angst, sich infizieren zu können bzw. das Virus an andere zu übertragen, tut ein Übriges. In diesem besonderen Fall (in diesem besonderen Fall!) scheinen drastische Maßnahmen tatsächlich notwendig. Keiner von uns könnte seriös sinnvolle Alternativen anbieten, angesichts eines Virus, über den wir kaum eine fundierte Einschätzung treffen können. Auch wir sind bislang auf die Meinungen der (medizinisch-wissenschaftlichen) Fachleute angewiesen. Eine wirklich eklige Situation. (…) Die Imperialisten haben kein Problem, Tausende im Mittelmeer ersaufen zu lassen. Sie haben kein Problem, Hunderttausende in Kriegen sterben zu lassen. Und sie haben auch kein Problem, Millionen in Hunger und Unterernährung zu wissen. Aber wenn sie die Produktion drosseln und Milliardenverluste hinnehmen, dann fürchten sie wohl, dass ihnen sowohl die Produktivkräfte als auch die KonsumentInnen massenhaft erkranken oder gar wegsterben. Und das ist wirklich eine ernste Situation, denn die ProduzentInnen, das sind wir. Sicher ist auch: Je länger die Krise dauert, um so katastrophaler werden die Folgen. (…) Wie jede Krise wird auch diese zu einer nochmal verstärkten Kapitalkonzentration führen, mit den entsprechenden Folgen. Viele “Kleine” werden über die Klinge springen, zahllose Selbstständige, Künstler und Gastronomen werden daran kaputtgehen. Die verordneten Notprogramme werden wie so oft wohl hauptsächlich den “Großen”, also den Banken und Konzernen, zugutekommen (vergl. Bankenkrise). Die gefallenen Aktienkurse werden jene zum billigen Einkauf nutzen, die dann noch Geld haben. Unternehmen, die nur durch das billige Geld der Zentralbanken überhaupt existieren, werden vom Markt verschwinden, leichte Beute für Krisengewinner und Finanzkapital. Dadurch wird sich noch mehr Geld in immer weniger Händen sammeln. Wir werden Zeugen werden einer erneuten, gigantischen Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums von unten nach oben. Und die Macht der Wenigen wird noch größer. Zudem ist ein brutaler Anstieg der Arbeitslosigkeit zu erwarten. Das macht die ArbeiterInnenklasse verstärkt erpressbar. Unsere systemtreuen Gewerkschaften haben schon jetzt vorauseilenden Gehorsam gezeigt und damit ihr Druckmittel aus der Hand gegeben. Sie werden sich schnell einspannen lassen, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen und so manche ArbeiterInnenforderung wird mit Verweis auf die Krise abgeschmettert werden. Für die jetzt entstehenden Verluste muss, wenn – willkürlich – von einem Tag auf den anderen wieder alles laufen soll, doppelt und dreifach geackert werden. Natürlich wird die Krise wie alle anderen auch genutzt werden, um von den unteren Klassen noch mehr Einsparungen im Sozialbereich abzupressen. (…) Hinten runter fallen werden auch die Geflüchteten. Griechenland ist da jetzt schon beredendes Beispiel. Jetzt “wo man selber so arm dran ist” und “jeder schauen muss wo er/sie bleibt”. Wasser auf die Mühlen der Nationalisten: Wir zuerst! Ganz zu schweigen, von den Menschen im Trikont, die, ohne jede soziale und medizinische Grundversorgung, zu tausenden hingerafft werden. (…) Wenn es der herrschenden Klasse jedoch nicht gelingt, die Situation unter Kontrolle zu bringen, wird es spannend. Man hat schon teilweise die Panik gemerkt, welche die Leute beim Ausbruch der Seuche ergriff (Hamsterkäufe). Was wird erst passieren, wenn die Grundversorgung stockt. In Ländern, in denen die Grundversorgung nicht mehr gewährleistet ist, können sich schnell bürgerkriegsähnliche Zustände entwickeln. In der Regel diktieren dann jene die Bedingungen, die am besten bewaffnet sind. Und das ist leider nicht gerade die Metropolenlinke. (…) Aber die Krise hat durchaus auch ihr Gutes. Sie zeigt, wer den Laden eigentlich rockt. Es sind die VerkäuferInnen im Supermarkt ebenso wie die Leute der Müllentsorgung, der Wasserwerke und nicht zuletzt das Personal im Sozial- und Gesundheitsbereich, ohne deren Einsatz längst Land unter wäre. Es sind die Arbeiterinnen und Arbeiter, die weiter große Teile der Produktion aufrechterhalten, um die Versorgung zu gewährleisten. Ohne diese Menschen wären diese profilierungssüchtigen PolitikerInnen nichts und es ist zu hoffen, dass die ArbeiterInnenklasse mit neuem Selbstbewusstsein aus der Krise hervorgeht. Dieses zu stärken und gegen die Forderungen des Kapitals in Stellung zu bringen, wird die Aufgabe der Linken sein. Wie in allen Krisen bildet sich neben rigoros egoistischen Exzessen auch eine starke Solidarität unter den Menschen heraus. (…) Die Linke sollte sich strikt an beweisbare Tatsachen halten. Keine wilden Spekulationen anstellen, sondern streng wissenschaftlich argumentieren. Das heißt, nicht einzustimmen in den Chor jener HobbyvirologInnen und selbsternannten SpezialistInnen samt ihrer kruden Theorien, sondern kritisch analysieren und politisch agieren. Denn es ist nicht unsere Aufgabe, Maßnahmen vorzuschlagen, um das Virus abzuwehren, sondern die negativen Folgen, die unsere Klasse betreffen, zu bekämpfen. (…) In den kommenden Debatten und Kämpfen müssen wir die Stimme der Vernunft und der Solidarität sein – gegen die rechten DemagogInnen der nationalen Alleingänge und der Ausgrenzung sowie gegen die neoliberalen Krisengewinnler und ihre dazugehörige politische Bagage. Wie in jeder Krise wird sich der Klassenkampf verstärken. Hier kraftvolle zu intervenieren, muss unsere Aufgabe sein.“ Teil 1 vom 28. Oktober 2020 beim Autonomie Magazin externer Link
  • Corona & Krise. Beiträge zu Corona, Klassenkampf und Kommunismus
    Die Broschüre mit Beiträgen zu Corona, Klasssenkampf und Kommunismus, gibt es jetzt auch als pdf-Download externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=181761
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