Wieder Polizei-Rassismus, wieder in Essen: Schlagstockeinsatz auf der Wache, nach rassistischen Beleidigungen
„… Am Montag äußerte sich die Essener Polizei zu dem Fall. Sie sprach von einem »verbal aggressiven Auftreten« der Schwestern des Mannes und von »Widerstandshandlungen«. »Bekannte der Anzeigenerstatterin« seien auf der Wache aufgetaucht und hätten in »einem sehr aggressiven Ton Informationen zum Vorfall« gefordert. Damit hätten sie den Wachbetrieb gestört. Einem Platzverweis seien sie nicht nachgekommen, sondern hätten lautstark geschrien und gegen die Scheiben der Wache geklopft. Die Beamten hätten wegen der Widerstandshandlungen vom Schlagstock Gebrauch gemacht. Die Männer hätten sich dann vom Polizeipräsidium entfernt. Einer sei auf einem nahe gelegenen Platz festgenommen und in ein Krankenhaus gebracht worden. Weil Polizeikräfte an dem Konflikt beteiligt waren, ermittelt nun die Polizei aus der Nachbarstadt Bochum. Einen Fall dieser Art könnte man als Einzelfall abtun. Allerdings häufen sich Klagen gegen die Essener Polizei in letzter Zeit rapide. Vor knapp einem Monat beschwerte sich ein junger türkischstämmiger Mann, weil er im Zuge einer Festnahme rassistisch beleidigt worden sei…“ – aus dem Beitrag „Schläger in Uniform“ von Sebastian Weiermann am 10. März 2020 in ND online zum jüngsten der Vorfälle in Essen. Siehe dazu mehr:
- Prozess: Ehemaliger Essener fordert – dank Videobeweis – Schmerzensgeld und Strafe, weil er 2020 von der Polizei mit Schlagstock und Pfefferspray attackiert wurde
„Am Essener Landgericht wurde heute gegen das Land NRW verhandelt. Ein ehemaliger Essener fordert 5000€ Schmerzensgeld, weil er 2020 von der Polizei mit Schlagstock und Pfefferspray attackiert wurde.
John D. (Namen geändert) war im Jahr 2020 in der Tür einer Polizeiwache in der Essener Innenstadt aufgetaucht. Seiner Mutter war die Geldbörse gestohlen worden und sie hatte Stunden vorher versucht, den Diebstahl in der gleichen Wache anzuzeigen. Zuhause erzählte sie ihren Söhnen, dass sich die Polizeibeamten nicht um ihr Anliegen gekümmert hatten. Deshalb wollte sich John D. und sein Bruder beschweren. Davon gibt es Video, das im Gerichtsaal in Essen gezeigt wurde.
Wichtiger Videobeweis im Gericht
Ein Bodycam-Kamera hatte die Situation aufgezeichnet. Darin ist ein schwarzer Mann zu sehen, der Bruder von John D. Er kommt abends in die Wache, um sich über den Fall seiner Mutter zu beschweren. Er fragt nach dem Namen des Polizeibeamten. Beide reden aneinander vorbei, der Mann geht nach kurzer Zeit zum Ausgang. Draußen wartet John D. und schlägt frustriert darüber, nichts erreicht zu haben einmal wütend auf die Ausgangstür. Dann sieht man, wie ein Polizist in aller Ruhe seinen Schlagstock ausfährt. Mehrere Beamten gehen den Brüdern nach. „Verpiss Dich!“, schreit ein Polizist. Dann hört man sofort Schläge. „Das sah aber schön aus“, hört man einen der Polizisten zum Schluss sagen. Der damals 26-jährige John D. erlitt durch die Schläge blutende Platzwunden und musste ins Krankenhaus. „Er wurde grundlos von der Polizei angegriffen und später durch die Stadt getrieben“, sagt sein Anwalt. Körperverletzung im Amt, Verfolgung Unschuldiger, Freiheitsberaubung sind nur einige der Vorwürfe des Anwaltes Dr. Cornelius Birr gegen die Polizeibeamten auf der Wache in Essen. Und es kommt noch eine Falschaussage der Polizisten hinzu. (…) Nach der Sichtung des Videos wollte die Zivilkammer in Essen heute noch nicht einmal mehr die Zeugenaussagen der Polizisten hören. So eindeutig sah es die Kammer als erwiesen an, dass die Polizisten zuvor falsch ausgesagt haben. Die Beamten hatten behauptet, der Mann habe sich aggressiv verhalten, mit geballten Fäusten gedroht und mehrere Platzverweise ignoriert. Die Polizisten hatten John D. angezeigt wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte. (…) Ein Urteil wurde heute nicht gesprochen, aber die Kammer sah klar: Schmerzensgeld von mindestens 3500€ wird fällig. Das Land NRW muss dem noch zustimmen. Die beiden Männer wollen aber mehr als Geld. Gerechtigkeit sagen sie. Dass diesen Polizisten genauso der Prozess gemacht wird, wie ihnen selbst. Das jahrelang sich hinziehende Strafverfahren gegen John D. wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte hat er bereits gewonnen.“ Beitrag von Jennifer Kerkhoff vom 09.08.2024 beim WDR („Prozess: Gewalt durch Polizisten in Essen“) - „Prügelei auf Essener Polizeiwache: Mutter erhebt schwere Vorwürfe“ am 11. März 2020 bei RTL.de meldet ausführlich: „… Die drei Frauen wurden allerdings nach eigenen Angaben aus der Wache geschickt und Aisha gibt an, sie habe ihrer Mutter gesagt, dass sie das „bescheuert“ fände. „Und ich glaube, weil ich gesagt habe, ‚das ist bescheuert‘, hat der sich halt aufgeregt“, vermutet sie. Der Polizist sei aufgestanden, habe sie gepackt und zu Boden gedrückt. „Meine Mutter hat geschrien“, erzählt die Schülerin. Ein Polizist habe zu ihr gesagt: „Sei froh, dass wir nicht in Amerika sind.“ Als sie sah, wie ihre Tochter behandelt wurde, fing sie an, um Hilfe zu schreien, sagt Loveth. „Ich war so schockiert, ich habe gezittert“, erzählt sie. Daraufhin sei sie ebenfalls zu Boden gedrückt worden. Sie habe ein Knie im Rücken und einen Schuh in ihrem Gesicht gespürt. „Ich konnte nicht atmen“. Jemand habe auch an ihrer Unterhose gezerrt und sie sei „die Dicke“ genannt worden…“
- „Polizei Essen/Mülheim kämpft gegen Shitstorm“ am 10. März 2020 bei Radio Oberhausen fühlt mit den armen Polizisten, die jetzt auch noch für das bisschen Rassismus kritisiert werden: „… Die Polizei Essen/Mülheim wehrt sich gegen Rassismus-Vorwürfe, die gerade im Internet verbreitet werden. Am vergangenen Mittwoch hatte es auf einer Polizeiwache einen Vorfall gegeben. Was genau passiert ist, schildern Polizei und angebliche Opfer aber komplett unterschiedlich. Eine in Mülheim wohnhafte Nigerianerin wollte den Diebstahl ihrer Geldbörse anzeigen. Daraufhin soll – so der Vorwurf – die Polizei sie ausgelacht und sie und ihre Tochter geschlagen haben. Im Anschluss soll es zu weiteren Übergriffen gekommen sein und rassistische Beleidigungen gegeben haben. Laut Polizei hätten sich die Frauen aber aggressiv und beleidigend verhalten. Sie seien aus dem Gebäude verwiesen worden. Später seien männliche Bekannte aufgetaucht. Sie seien ebenfalls sehr aggressiv gewesen, und hätten mit den Fäusten gegen die Scheibe der Polizeiwache geschlagen. Im Anschluss „folgte eine Widerstandshandlung, die von einem Polizeibeamten mit einem Mehrzweckstock gebrochen wurde“...“
Siehe zu Essen zuletzt am 06. März 2020: „Normal antisemitisch“ darf man als Polizist schon sein, nicht nur in Bayern. Und mit nicht uniformierten Gesinnungsfreuden zusammen arbeiten, sowieso – nicht nur in Essen.