»Der verantwortliche Seemann wird unter Druck gesetzt«

Die Reederei Hapag-Lloyd fordert ihre Kapitäne auf, bei Seenotfällen besser auf Distanz zu bleiben. Ein Gespräch mit Heike Proske, Generalsekretärin der Deutschen Seemannsmission. Interview von Burkhard Ilschner in der jungen Welt vom 22. April 2015 externer Link. Aus dem Text: Ich darf natürlich keine Details nennen – aber vor kurzem erhielt ich einen Anruf von einem Seemann aus Malta, der mich über Wochen beschäftigt hat: »Kann ich mit Ihnen reden? Seit drei Monaten fahre ich im Mittelmeer – aber ich halte es nicht mehr aus. Immer wieder sehen wir vom Schiff aus Dinge im Meer treiben: kleine Holzplanken von Booten, Kleidung, heute waren es Kinderrucksäcke! Ich habe laut gerufen: Gott, mach, dass ich nicht über ein Kind gefahren bin! Dabei bin ich überhaupt nicht gläubig.« Immer wieder brach seine Stimme ab, ich kam kaum dazwischen. Schließlich bedankte er sich fürs Zuhören: »Nun weiß ich, dass ich doch noch ein Mensch bin!« Anrufe dieser Art erhalten wir wenige, aber wir führen an Bord und in den Seemannsclubs viele solche Gespräche – immer unter vier Augen – und bekommen viele E-Mails…

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