Der Tod des Kurden Hogir A. auf dem Gelände der Flüchtlingsunterkunft Kusel – symptomatisch für ein System aus Schikane und Vernachlässigung?

ANF: ("Der Tod von Hogir A. – Tödliche Verantwortungslosigkeit deutscher Behörden"„… Am 4. November wurde die stark verweste Leiche des aus der nordkurdischen Stadt Qoser (tr. Kızıltepe) stammenden Kurden Hogir A. erhängt hinter der Sporthalle des Flüchtlingslagers Kusel gefunden. Hogir A. wäre in wenigen Tagen 25 Jahre alt geworden. (…)  Die Unterkunft in Kusel wird von dem Konzern Serco betrieben, der weltweit einer der größten Profiteure am Geschäft mit der Einrichtung von Unterkünften ist. Immer wieder kam Serco wegen schlechter Bedingungen und sogar wegen Serien von Suiziden und Selbstverletzungen in seinen Unterkünften international in die Schlagzeilen. Hogir A. hat sich wiederholt über die Bedingungen in der Unterkunft Kusel und insbesondere über psychische Belastung und wiederholte Zimmerverlegung in der Massenunterkunft beklagt. (…) Aber nicht nur in der Unterkunft, sondern auch beim Bundesamt für Flucht und Migration (BAMF) wurden seine Hilfesuche ignoriert. (…) Seit dem 11. Oktober soll sein Telefon nicht mehr aktiv gewesen sein. Hogirs in Österreich lebender Bruder hatte deshalb mehrfach die Polizei in Kusel und in Kaiserslautern kontaktiert und darum gebeten, nach Hogir A. zu suchen. (…) Das Vorgehen von Polizei und Unterkunft wirft Fragen auf…“ Beitrag vom 29.11.2023 von ANF externer Link („Der Tod von Hogir A. – Tödliche Verantwortungslosigkeit deutscher Behörden“), siehe mehr dazu:

  • Was geschah in Kusel? Tod des kurdischen Geflüchteten Hogir A. wirft Fragen auf, Inititiativen fordern Aufklärung
    „Am 4. November wurde der aus der Türkei stammende Hogir A. in einem Waldstück auf dem Gelände des Flüchtlingsheimes in Kusel erhängt aufgefunden. Mehr als drei Wochen zuvor war der 24-jährige Asylsuchende aus der Unterkunft in Rheinland-Pfalz verschwunden, seine Familie konnte ihn auf seinem Handy nicht mehr erreichen und informierte deshalb mehrmals die Polizei in Kusel und der Kreisstadt Kaiserlautern. Dort jedoch lag keine Vermisstenmeldung vor, auch nicht von der Ausländerbehörde, die den jungen Kurden eigentlich als »abgängig« bei der Polizei gemeldet haben sollte.
    Eine solche Mitteilung hätte die Ausländerbehörde von der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (AfA) auf dem Windhof in Kusel, wo A. untergebracht war, erhalten müssen, so verlangt es die Vorschrift (…) Die Meldung zur »Abgängigkeit« von A. wurde vorschriftsgemäß abgeschickt, bestätigte die ADD dem »nd«. Ob diese jedoch anschließend von der Ausländerbehörde an die Polizei weitergeleitet wurde, wollte eine Sprecherin mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht mitteilen.
    Die möglicherweise nicht eingehaltene Meldekette ist nur eine von mehreren Ungereimtheiten im Fall des toten kurdischen Flüchtlings. Hogir A. wurde nach eigener Aussage von Wachleuten schikaniert; diese sollen auch wiederholt Übergriffe gegen ihn begangen haben. Darüber und über die Bedingungen in der AfA Kusel – darunter vier erzwungene Zimmerverlegungen – hatte sich A. im April per Mail beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) beschwert, das sich jedoch als nicht zuständig erklärte und ihn an die Ausländerbehörde oder Beratungsstellen verwies. Dieser Schriftwechsel liegt »nd« vor. Zuvor habe Hogir A. mehrmals die Heimleitung über die Umstände informieren wollen, jedoch sollen sich Übersetzer geweigert haben, seine Anliegen zu bearbeiten. So berichtet es die Demokratische Föderation der Kurdischen Gesellschaft in Bayern und Baden-Württemberg (FED-GEL), die sich um Aufklärung des Falls bemüht (…)
    Neben Hogir A. hätten sich auch andere Asylsuchende in der Unterkunft in Kusel, deren Belegung nach Angaben der ADD derzeit bei 815 Personen liegt, über »psychische Gewalt« beschwert, sagt eine Sprecherin der kurdischen Initiative zu »nd«. Die ADD wolle davon aber keine Kenntnis haben, berichtet die Tageszeitung »Rheinpfalz«.
    Eine weitere offene Frage: A.s Tod »durch Erhängen« soll frühestens ab dem 17. Oktober eingetreten sein. Der Leichnam befand sich demnach über zwei Wochen auf dem Waldstück der Flüchtlingsunterkunft. Nach Einschätzung von dort untergebrachten Personen könne sie dort aber nicht tagelang unentdeckt geblieben sein, so die Sprecherin der FED-GEL. (…) In A.s Fall hat die Polizei ihre Ermittlungen noch nicht abgeschlossen und wartet auf das Ergebnis eines toxikologischen Gutachtens. Man gehe aber derzeit davon aus, dass A. Suizid begangen habe.“ Artikel von Matthias Monroy vom 27.11.2023 in ND online externer Link
  • Es gibt derzeit eine Reihe von Todesfällen kurdischer Geflüchteter in deutschen Asylunterkünften. Aller Wahrscheinlichkeit nach Suizid. Nach dem Tod von Hogir Alay in Kusel (RLP) hat sich nun eine Initiative gegründet, um seinen Tod aufzuklären. Denn er wirft Fragen auf.
    Hogir – der aus politischen Gründen Anfang des Jahres mit seiner Frau aus der Türkei floh –  verschwand plötzlich am 11.10.23 aus der Flüchtlingsunterkunft in Kusel. Mehr als drei Wochen später, am 4.11.23, wurde sein Leichnam in einem Waldstück der Unterkunft gefunden. Hogir berichtete vor seinem Verschwinden immer wieder von Konflikten mit Securities und der Heimleitung. Er musste u.a. ständig sein Zimmer wechseln. Hogir wandte sich deshalb auch ans BAMF und beschwerte sich über „psychologische Gewalt im Lager“.
    Noch am 10.10.23 hatte Hogirs Vater mit ihm telefoniert und er wirkte völlig normal. Am nächsten Tag verschwand er und seine Leiche wurde mehr als 3 Wochen später in verwestem Zustand in der Nähe der Unterkunft gefunden.
    Die „Initiative Hogir Alay“ hat nun ein Dossier mit den bisher bekannten Informationen und offenen Fragen erstellt. Wenn es Journalist:innen gibt, die das Dossier haben und dazu recherchieren wollen, meldet euch…“ Thread von Kerem Schamberger vom 29. Nov. 2023 externer Link
  • Im rheinland-pfälzischen Geflüchtetenlager Kusel ereignete sich am 4. November 2023 ein tragischer Vorfall. Der 24-jährige Kurde, Hogir Alay, wurde in einem Waldstück in der Nähe der Unterkunft erhängt aufgefunden.
    Im Februar 2023 beantragte er Asyl und wurde in der Aufnahmeeinrichtung untergebracht. Seinen Aussagen nach, war Alay Übergriffen des Sicherheitspersonals ausgesetzt. (…)
    Einen Monat später, am 4. November 2023, wurde er in Nähe der Unterkunft tot aufgefunden. Als Todesursache wurde Suizid vermerkt und die Ermittlungen eingestellt. Dabei sind noch wichtige Fragen offen: Obwohl der Fundort der Leiche auf dem Grundstück des Lagers liegt, blieb sie lange unentdeckt. Viel zu schnell wurden Ermittlungen eingestellt, ohne der Frage nach einem Fremdverschulden qualifiziert nachgegangen zu sein. Die Verwesung des Leichnams war so fortgeschritten, dass die Autopsie den Todeszeitpunkt nicht bestimmen konnte. Die Ursachen für den starken Verwesungszustand bleiben im Dunkeln. Die Ungereimtheiten und offenen Fragen müssen ausgeräumt werden. Die Kurdische Gemeinde Deutschland unterstützt die Forderungen der Familie und spricht ihr ihr tief empfundenes Bedauern über ihren Verlust aus
    …“ Tweet von Kurdische Gemeinde Deutschland vom 29. Nov. 2023 externer Link, die Gerechtigkeit und lückenlose Aufklärug fordert
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=216644
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