Corona tobt in Fleischbetrieb Westfleisch

Dossier

Coronavirus, die Hetze und der Ausnahmezustand: China im ShitstormSamstag noch 528 Menschen, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, Montag dann plötzlich 581. Und das nach Tagen von relativ stagnierenden Zahlen. Was ist da passiert? „Der Großteil der Infizierten sind Mitarbeiter eines fleischverarbeitenden Betriebs in Coesfeld“, so Kreis-Sprecher Christoph Hüsing am Montagabend auf Nachfrage. Bei dem Betrieb handelt es sich – allerdings nach nicht bestätigten Angaben des Kreises – um Westfleisch, einem der führenden Schweineschlachter Deutschlands. „Wir haben in den vergangenen Tagen in diesem Personenkreis gezielt ermittelt und entsprechend oft getestet“, betont Ärztin Celine Klostermann vom Kreisgesundheitsamt. Die betroffenen Personen leben laut Kreis in unterschiedlichen Orten im Kreis Coesfeld…“ Meldung von Viola ter Horst vom 4.5.2020 bei azonline.de externer Link – siehe dazu:

  • [Westfleisch plant Erweiterung in Coesfeld!] Gespräche in Coesfelder Rathaus – draußen Mahnwache New
    Drinnen sprachen Vertreter des Unternehmens Westfleisch mit Vertretern der Stadtverwaltung und der Kommunalpolitik – draußen wurde gegen die Erweiterung des Schlachtbetriebs demonstriert. Rund 20 Personen sind am Mittwochabend dem Aufruf der Klimaschutz-Gruppe „Coesfeld for Future“ zur Mahnwache auf dem Marktplatz in Coesfeld gefolgt. Während sie draußen ihren Protest bekundeten und mit Passanten ins Gespräch kamen, trafen sich im Rathaus auf Bitten des Unternehmens Westfleisch Repräsentanten des Schlachtbetriebs mit Vertretern aus Verwaltung und Politik. Themen bei der Zusammenkunft im Rathaus waren die geplante Erweiterung und die Situation nach dem Corona-Ausbruch im Unternehmen. „Wir sind heute aus mehreren Gründen hier“, betonte Sarah Albertz, Sprecherin der Gruppe „Coesfeld for future“. „Wir finden es nicht richtig, dass diese wichtigen Gespräche unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.“ Initiatoren und Teilnehmer sprachen sich gegen die geplante Westfleisch-Erweiterung aus. Und schließlich standen Tier- und Klimaschutz im Fokus…“ Artikel von Ulrike Deusch vom 09.07.2020 in der Münsterland Zeitung online externer Link
  • West-Crown verzichtet auf Werkverträge 
    “… Der Zerlegebetrieb West-Crown, eine 50-Prozent Beteiligung von Westfleisch, wird künftig auf die Vergabe von Werkverträgen verzichten. „Den entsprechenden Prozess haben wir nun eingeleitet“, erklärt West-Crown-Geschäftsführer Mario Kohlwes. „Wir gehen hierbei in enger Abstimmung mit unseren langjährigen Partnern Schritt für Schritt vor.“ In diesem Zuge wird WestCrown rund 230 Werkvertragsarbeiterübernehmen. Während die eine Hälfte von ihnen bereits heute in selbst gemieteten Wohnungen lebt, wird sich West-Crown künftig für die andere Hälfte auch um deren Unterbringung und die Fahrt von und zur Arbeitsstätte kümmern. Insgesamt sind am Dissener Standort rund 300 Menschen beschäftigt. (…) Ende Mai musste West-Crown wegen Corona-Infektionen zeitweise dicht machen und hat dann im Notbetrieb gearbeitet. Die Arbeit in dem Zerlegebetrieb war eingestellt worden, weil bei einer Reihenuntersuchung bei 92 von 278 getesteten Beschäftigten Infektionen mit dem Coronavirus festgestellt wurden. Einige Zeit später hat die Westfleisch bereits 350 Werkvertragsarbeiter fest eingestellt. Dazu sagte das Vorstandsmitglied Johannes Steinhoff, dass angesichts des Arbeitskräftemangels das „Drei-Säulen-Prinzip“ aus „eigenen Mitarbeitern, Werkvertragsarbeitern sowie Beschäftigten in Arbeitnehmerüberlassung“ nicht verzichtbar sei…“ Artikel von Olaf Zinke vom 19.06.2020 bei agrarheute externer Link, siehe auch unser Dossier: Fallen Werkverträge (leider nur) in der Fleischindustrie Corona zum Opfer?
  • Osteuropäische Arbeitskräfte in Deutschland: „Sie behandeln uns wie Sklaven“ 
    Der Skandal bei der Firma Westfleisch hat in den Fokus gerückt, was ohnehin bekannt war, aber selten Thema wurde: Hunderttausende Osteuropäer arbeiten in Deutschland unter unwürdigen Arbeitsbedingungen. Und zwar nicht nur in Fleischfabriken. Seit Jahren werden in Deutschland Hunderttausende Osteuropäer in einer Art und Weise ausgebeutet, die an moderne Sklaverei grenzt: Sie zahlen an dubiose Firmen Vermittlungsgebühren, um dann in deutschen Fleischfabriken zu schuften, sich auf dem Bau zu verdingen – oder 15 Stunden am Tag LKW zu fahren. Betrogen um den Mindestlohn, arbeiten viele für fünf oder sechs Euro pro Stunde oder werden gar nicht bezahlt. Deutsche Firmen und Subunternehmer umgehen den gesetzlichen Mindestlohn, indem Überstunden nicht abgerechnet und absurde Summen für Transport, Arbeitskleidung und Unterkunft in Schrottimmobilien verlangt werden. Zwar verspricht die Politik gesetzliche Regelungen, doch haben Arbeitsrechtler die Hoffnung längst aufgegeben, dass sich wirklich etwas ändert. Manfred Götzke ist für seine Recherche in das Örtchen Rosendahl bei Coesfeld gefahren. Dort hat die Firma Westfleisch ihren Sitz. Anfang Mai hatten sich hier 270 Beschäftigte mit Corona infiziert. Manfred Götzke war aber nicht nur in den Sammelunterkünften der rumänischen Werksarbeiter von Westfleisch, er hat für seine Reportage auch einen LKW-Fahrer getroffen und mit Politikern und Menschenrechtsaktivisten gesprochen.“ Reportage von Manfred Götzke vom 31.05.2020 beim Deutschlandfunk Kultur externer Link
  • Zwei Westfleisch-Mitarbeiter im Kreis Recklinghausen gestorben 
    Bei Westfleisch in Oer-Erkenschwick sind zwei Mitarbeiter gestorben. Sie waren vorher positiv auf Corona getestet worden. (…) Sie waren keine Mitarbeiter in der Produktion. (…) Insgesamt waren bei Westfleisch fast 2.000 Menschen auf Covid 19 getestet worden, 39 davon positiv.“ Meldung vom 22.5.2020 beim WDR externer Link
  • Westfleisch-Standorte: In Dissen und Coesfeld gleicher Subunternehmer 
    “Die beiden massiv vom Coronavirus betroffenen Westfleisch-Standorte in Dissen (Landkreis Osnabrück) und im nordrhein-westfälischen Coesfeld sind vom selben Dienstleister mit Personal versorgt worden. „Bei den betroffenen Mitarbeitern handelt es sich größtenteils um Arbeiter eines Subunternehmers, der auch das Personal im Westfleisch-Schlachthof in Coesfeld stellt“, sagte Niedersachsens Sozialministerin Carola Reimann (SPD) am Montag in Hannover. Allein in Dissen ist ein Drittel der Mitarbeiter positiv getestet worden. Die vielen Infektionen rückten die Branche und das Subunternehmertum erneut in den Fokus, sagte die Ministerin. Westfleisch kündigte unterdessen an, nach den Ursachen für die vielen Infektionen zu suchen. „Nun gilt es, so rasch wie möglich die Gründe für das Testergebnis zu analysieren“, sagte am Montag der geschäftsführende Vorstand des Schlachtkonzerns laut einer Mitteilung. Bei Westcrown in Dissen hatte der Landkreis Osnabrück am Sonntag 92 Mitarbeiter im Rahmen der landesweiten Abstrichaktion externer Link positiv auf das neuartige Virus getestet. In dem von den Schlachtunternehmen Westfleisch und Danish Crown gemeinsam betriebenen Werk ruhte daraufhin am Montag der Betrieb. Im Umgang mit den Betroffenen und seinen weiteren Mitarbeitern befolge Westcrown die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts, so das Unternehmen…“ Beitrag vom 18.05.2020 bei NDR 1 Niedersachsen externer Link
  • Corona-Krise: Vollbremsung für Coesfeld / 259 Mitarbeitende positiv / „Ausbeutung und Elend sind der wirkliche Preis für billiges Supermarktfleisch“ 
    • Corona-Krise: Vollbremsung für Coesfeld
      Viele Gastronomen in Coesfeld hatten sich schon auf den Neustart vorbereitet – und bleiben nun auf den Kosten sitzen. Die Kritik an den Schlachthöfen wächst. Immer mehr Fälle werden in dem Corona-Kreis bekannt. (…) Allein in einem Fleischbetrieb der Firma „Westfleisch“ seien knapp 259 Mitarbeitende positiv getestet worden. 1011 Tests wurden in dem Betrieb durchgeführt, am Freitag war er geschlossen worden. Die nordrhein-westfälische Landesregierung hatte daraufhin auch für andere Fleischbetriebe Massentests angeordnet. Für die deutlich angestiegene Fallzahl der vergangenen Woche sei „Westfleisch“ sicherlich ein Faktor, so ein Sprecher des Kreises Coesfeld. Für Politik und Behörden ist klar, dass vor allem die Arbeitsbedingungen bei dem Betrieb der Grund für die vielen Infektionen sind. Gewerkschaften warnen schon länger vor schlechten Arbeitsbedingungen und Ansteckungsrisiken, außerdem gibt es laut Deutschem Gewerkschaftsbund Berichte darüber, dass auch „erkrankte Arbeitnehmer weiter körperliche Schwerstarbeit verrichten müssen“. Auch die Zustände in den Unterkünften der meist osteuropäischen Mitarbeiter werden angeprangert – zum Beispiel von Pfarrer Peter Kossen, der schon länger osteuropäische Fleischarbeiter im Münsterland betreut. Die Ansteckungen seien vorhersehbar gewesen, da die Menschen „massiv in ihrer Arbeit ausgebeutet“ würden, sagt er…“ Beitrag von Philipp Kappius, WDR, vom 11.05.2020 bei tagesschau.de externer Link
    • Fleischbetriebe: „Ausbeutung und Elend sind der wirkliche Preis für billiges Supermarktfleisch“
      260 der 1200 Mitarbeiter eines Schlachtbetriebs in Coesfeld haben sich mit Corona infiziert. Nordrhein-Westfalens NGG-Gewerkschaftschef Mohamed Boudih über die prekären Arbeitsverhältnisse und die miesen Methoden der Konzerne. (…)Schauen Sie sich so ein Werk wie das in Coesfeld von Westfleisch an. Da ist eine Minderheit stammbeschäftigt, befindet sich also in einem regulären Arbeitsverhältnis mit Westfleisch, das wir in Deutschland als gut und richtig erachten. Die Mehrheit hingegen – meistens 70 bis 80 Prozent – hat Werkverträge bei verschiedenen Subunternehmen. Das sind Verträge, da können sie von jetzt auf gleich gefeuert werden. Da werden teilweise nicht mal Mindeststandards eingehalten. Die Löhne sind niedrig. Wenn Mindestlohn gezahlt wird, dann wird häufig bei der Arbeitszeit getrickst. Es gibt keine elektronische Zeiterfassung, die Leute müssen Blanko-Zettel unterschreiben. Das sind prekäre Arbeitsverhältnisse, wie wir sie eigentlich im 19. Jahrhundert verorten würden. Aber in der Fleischindustrie ist das der Standard. (…) Es war erwartbar, dass diese Unterkünfte eine Infektionsausbreitung beschleunigen würden. Hinzu kommt, dass die Wohnungen oft von den Arbeitgebern gestellt werden. Das heißt, der Arbeitgeber fungiert gleichzeitig auch noch als Vermieter. Er zieht den Beschäftigten die Miete direkt vom Lohn ab und macht den Arbeiter damit in doppelter Weise von sich abhängig. Wer krank ist, wird nicht weiterbezahlt. Bei kleinsten Vergehen werden die Leute finanziell bestraft und mit miesen Methoden um ihr hartverdientes Geld gebracht. Es gibt Betriebe, da müssen sie ihre Arbeitsmaterialien – also Messer, Schürze, Handschuhe und so weiter – selbst bezahlen. (…) Herr Tönnies ist der Letzte, der irgendwelche Ratschläge geben sollte. Die Schlachtbetreiber haben das System aufgebaut, sich aber aus der sozialen Verantwortung gestohlen. Mit Beginn der Pandemie hätten sie viel mehr tun müssen, um auch die Werkvertragsbeschäftigten zu schützen. Es reicht nicht, sich nur ein Hygienekonzept für die Produktion zu überlegen. Die Betreiber mögen konkret viel in den Betrieben getan haben, um die Vorgaben des Infektionsschutzes einzuhalten, aber das hätten sie auch in den Unterkünften machen müssen…“ Interview von Jana Stegemann am 13. Mai 2020 in der Süddeutschen Zeitung online externer Link, Mohamed Boudih ist in Nordrhein-Westfalen der Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Der 50-Jährige kennt die Massenunterkünfte der Schlachtbetriebe von eigenen Besuchen.
  • Lockerungen in Coesfeld um eine Woche verschoben – Schlachtbetrieb geschlossen – Test in allen Schlachthöfen in NRW 
    “… Nach dem erhöhten Infektionsgeschehen in einem Schlachtbetrieb im Landkreis Coesfeld verschob das Land am Freitag die landesweit geplanten Lockerungen der Anti-Corona-Maßnahmen in dem betroffenen Landkreis um eine Woche auf den 18. Mai, wie Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) in Düsseldorf ankündigte. Von dieser Entscheidung ausgenommen seien die Schulen und Kitas, sagte Laumann. Die Kinder könnten auch in Coesfeld nach dem landesweit geltenden Stufenplan wieder in Kindergärten und Schulen gehen. Laumann ordnete gleichzeitig die vorläufige Schließung des Schlachtbetriebs an, in dem die gehäuften Infektionen auftraten. Der Notfallmechanismus soll greifen, wenn es in einem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner gibt. Laut Laumann liegt die Zahl in Coesfeld aktuell bei 61 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner. Dies liegt vor allem am Schlachthof Münsterland, bei dem 151 Infizierte festgestellt wurden und der vorübergehend geschlossen wird. In NRW sollen nun alle 17.000 bis 20.000 Mitarbeiter in Schlachthöfen getestet werden. Zudem sollen die Sammelunterkünfte auf die Hygienemaßnahmen überprüft werden…“ dpa-Meldung vom 08.05.2020 in der Welt online externer Link
  • 129 Corona-Fälle: Westfleisch in Coesfeld macht weiter
    Trotz des starken Ausbruchs von Corona unter den Mitarbeitern will das Unternehmen Westfleisch sein Werk in Coesfeld nicht schließen. Bis Donnerstagnachmittag wurden 129 Mitarbeiter positiv getestet. Der Engpass bei den Mitarbeitern sei trotz des Ausbruchs nicht so gravierend, wie anfänglich vermutet. Die Produktion könne in reduziertem Umfang weiter stattfinden, teilte Westfleisch am Donnerstag (07.05.2020) auf Anfrage dem WDR mit. In dem Werk arbeiten rund 1.200 Menschen. Der Kreis Coesfeld hatte am Donnerstagmittag gesagt, aus seiner Sicht sei die Schließung unausweichlich. Die Entscheidung liege aber bei der Firma Westfleisch selbst. Von sich aus will der Kreis den Schlachthof wohl nicht schließen, das Unternehmen sei „systemrelevant“, hieß es. Der Kreis sieht noch keine Notwendigkeit, aufgrund der drastisch gestiegenen Infiziertenzahlen, Maßnahmen für den gesamten Kreis zu beschließen. Es handele sich um ein lokales Ausbruchsgeschehen bei Westfleisch, so der Landrat Christian Schulze-Pellengahr...“ Beitrag vom 07.05.2020 beim WDR externer Link, siehe dazu:

    • Corona-Fälle in Großschlachterei: Kreis Coesfeld wird Pandemie-Hotspot
      Der Kreis Coesfeld ist durch den Corona-Ausbruch bei dem Großschlachter Westfleisch in Coesfeld auf dem Weg, zu einem Hotspot der Pan­demie zu werden. Am Donnerstag meldete das Kreis­gesundheitsamt 676 Menschen, die sich mit dem Coronavirus angesteckt haben. 148 mehr als vergangenen Samstag, dem Tag vor dem Ausbruch bei Westfleisch. (…) Am Vormittag habe Westfleisch noch „deutlich gemacht, den Produktionsbetrieb vorübergehend einstellen zu müssen“, so Schulze Pellengahr. Am frühen Abend hieß es dann, es solle eingeschränkt weitergehen. SPD und Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) bezeichnen in einem Schreiben an NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann die Situation als einen „gesundheitspolitischen Skandal“. Die Grünen haben Fragen zur Unterbringung und den Kontrollen; Tierschützer fordern die Schließung des Schlacht­betriebs mit 1200 Mitarbeitern in Coesfeld. Laumann kündigt inzwischen an, dass der Arbeitsschutz landesweit die Unterkünfte von Saisonarbeitern in der Landwirtschaft und in der Fleischindustrie verstärkt überprüfen wird. Westfleisch selber verweist auf umfangreiche Hygienevorkehrungen...“ Artikel von Viola ter Horst vom 8.5.2020 bei Westfälischen Nachrichten online externer Link
  • Siehe auch im LabourNet:
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=171795
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