Im Dienste von Europas Niedriglöhnern / Eine Hamburger Agentur hilft EU-Ausländern dabei, sich nicht ausnutzen zu lassen
„… Deutschland steckt gerade mittendrin in einer neuen Ära des Integrierens. Die Herausforderungen sind vielfältig. Nach der großen Flüchtlingswelle 2015 suchen mehr junge Menschen aus entfernten Staaten denn je ihren Platz in der Gesellschaft. Und nach dem Beitritt Rumäniens und Bulgariens zur EU ist ein ganzer Schwung neuer Arbeitnehmer ins Land gekommen, die auf besagte EU-Freizügigkeit verweisen können. Eine Stadt wie Hamburg begegnet diesen Herausforderungen mit neuen Anlaufstellen, um Chancen besser verteilen zu können, Kontakt zur neuen Klientel zu bekommen und Missbrauch zu vermeiden. ESF-Mittel fließen hier zum Beispiel in das Projekt Chancen-Generator, bei dem ein Subunternehmen der Arbeiterwohlfahrt in Zusammenarbeit mit der Jugendberufsagentur jungen Flüchtlingen beim Einstieg in den Arbeitsmarkt hilft. Oder eben in die Servicestelle für Arbeitnehmerfreizügigkeit. (…) Viele brauchen Rat, weil sie aus anderen Rechtssystemen kommen und kein Deutsch sprechen. Andere sind Opfer von Unternehmern etwa aus dem Bau-, Reinigungs- oder Gastronomie-Gewerbe, die möglichst billig Arbeitskräfte einkaufen wollen, statt auf Mindestlohn oder Versicherungsschutz zu achten. Außerdem bietet der deregulierte deutsche Arbeitsmarkt Möglichkeiten für Firmen, die Schlupflöcher zum Lohn-Dumping suchen. „Es gibt immer wieder neue Taktiken zur Umgehung des Mindestlohns“, sagt Alina Weber aus dem Beraterinnen-Stab der Service-Agentur. „Die Ratsuchenden sind sehr motiviert, eine gute Arbeit zu fairen Bedingungen zu leisten, aber oft frustriert darüber, was sie an prekären Arbeitsbedingungen bei einigen Arbeitgebern hier vorfinden.“…“ Beitrag von Thomas Hahn vom 17. September 2017 bei der Süddeutschen Zeitung online