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Die Gastarbeiter *innen unter Kontrolle kriegen. Nach dem Fordstreik setzte der deutsche Staat in den 1970 Jahren auf Repression
„… Ohne die migrantischen Kämpfe und Widerstände, deren Symbol der Fordstreik in Köln war, sind das aktuelle Narrativ der Migration als unberechenbare, nicht-regierbare Kraft und die misstrauische Beobachtung migrantischer Räume nicht zu verstehen. 50 Jahre Fordstreik sind auch 50 Jahre migrantische Widerstände. 50 Jahre nach dem Anwerbestopp steht für die Dominanzgesellschaft immer noch die Frage nach der Regierbarkeit der Migration im Raum. Die Bedeutung des Fordstreiks wird vor diesem Hintergrund in der linken Debatte immer noch unterschätzt, denn er war das Abbild einer hegemonialen Krise im Staat und der Anwerbestopp von 1973 Ausdruck der autoritären Bearbeitung dieser Krise, deren migrationspolitische Folgen für die nachfolgenden Generationen bis heute spürbar sind.“ So endet der Artikel von Çağan Varol und Berena Yogarajah aus dem ak 695 vom 15. August 2023 – siehe mehr daraus:
- Zuvor im Artikel von Çağan Varol und Berena Yogarajah aus dem ak 695 vom 15. August 2023 : „Sechs Tage dauerte der wilde Streik beim Autohersteller Ford in Köln vor fünfzig Jahren. Im August 1973 waren es überwiegend türkeistämmige Kollegen, die die Bänder zum Stillstand brachten – kein Zufall, denn das Jahr 1973 markierte auch einen Knotenpunkt der Kämpfe um Teilhabe und gegen Rassismus in Westdeutschland und Europa. Und den Beginn neuer raumpolitischer Strategien und Praxen gegen die Einwanderung, die bis heute fortwirken. (…) Zum Streik kam es, als 300 türkeistämmigen Arbeitern nach dem Betriebsurlaub gekündigt wurde, da sie ihren Dienst zu spät antraten. Unter der vornehmlich türkeistämmigen Belegschaft der Endmontage, Y-Halle, entstand am Freitag den 24. August, zunächst ein spontaner Protest gegen die Entlassungen und die Mehrarbeit, die nun die Kollegen leisten sollten. Die Arbeiter demonstrierten durch die Halle, alle Bänder standen still. Wenig später beteiligten sich große Teile der Belegschaften anderer Hallen, insgesamt stellten etwa 10.000 Kolleg*innen die Arbeit ein. (…) Bald wurden nicht mehr 60 Pfennig, sondern eine D-Mark mehr Lohn sowie die Herabsetzung der Bandgeschwindigkeit und die Wiedereinstellung der entlassenen – je nach Quelle – 300 oder 500 Kollegen gefordert. Die Betriebsräte und die lokale IG Metall-Führung unterstützten nur widerwillig den spontanen Protestzug von nunmehr mehreren tausend Arbeiter*innenn, die sich vor dem Sitz der Geschäftsführung einfanden. Sie versuchten die Kolleg*innen wieder zum Arbeiten zu bewegen. Drei Tage später, am Montag, besetzten die migrantischen Streikenden die Y-Halle und stellten weitere Forderungen auf, wie sechs Wochen Urlaub statt vier. Laut dem damaligen Ford-Arbeiter Reiner Schmidt reiht sich der wilde Streik auch in jene Streikwelle ein, die seit den 1960ern über Deutschland hinwegfegte: Streiks migrantischer Arbeiter*innen im Kohlebergbau 1962, der Streik italienischer Arbeiter*innen bei Volkswagen im selben Jahr, Sabotageaktionen bei der »Bremer Hütte« im September 1969, der migrantische Arbeiter*innenstreik in Neuss bei der Firma Pierburg, sowie Werksbesetzungen beim Fordstreik und bei Hella Lippstadt im Sommer 1973 – Proteste, bei denen Migrant*innen als treibende Kraft hervortraten. Sie arbeiteten vor allem in den schlecht entlohnten und gefährlichsten Bereichen der Produktion, im Bergbau und in der Automobilindustrie, wie bei Ford in der Montage, wo etwa 90 Prozent Migrant*innen beschäftigt waren. (…) Als (..) am Dienstag die Forderung ‚ ›260 DM für alle‹ abgelehnt worden war und das Werk besetzt war, da hieß es ›Türkenterror‹, ›Türken verprügeln deutsche Arbeiter‹.« (…) Die rassistische Stimmung spielte auch beim Streik selbst eine Rolle: Der solidarisch mit den Migrant*innen streikende Fritz Funk wurde festgenommen und ins Personalbüro gebracht, während sich draußen deutsche Arbeiter versammelten und Slogans wie »Schlagt sie tot« skandierten. Der Betriebsratsvorsitzende Wilfried Kuckelkorn (SPD) soll zu Funk gesagt haben, er würde diesen gerne der Menge überlassen, aber man lebe ja in einem Rechtsstaat. Am folgenden Donnerstag griffen Polizist*innen (in Zivil und Uniform), Werksschutz sowie rechte Pöbler*innen aus dem Werk die Streikenden an. Aufgrund der anhalten Repression verließen viele Streikende das Werk und kehrten Ford den Rücken…“