Flüchtlinge und ver.di am Bsp. Lampedusa in Hamburg
Dossier
„Die als Gruppe „Lampedusa in Hamburg“ bekannt gewordenen Flüchtlinge aus Libyen haben sich entschieden, Mitglied der Gewerkschaft ver.di zu werden. (…) „Mit diesem Schritt“, so Asuquo Udo, einer der Sprecher der Flüchtlinge, „zeigen wir, dass wir Teil der Gesellschaft in Hamburg sein wollen und auf Unterstützung setzen.“ (…) Dazu der ver.di-Fachbereichsleiter für Besondere Dienstleistungen Peter Bremme: “ Wir heißen die Flüchtlinge willkommen...“ Diese Meldung bei ver.di Hamburg vom 10.07.2013 (s.u.) hat ver.di viele Sympathien eingebracht, blieb aber nicht konfliktlos innerhalb der Gewerkschaft. Siehe dazu diesbezügliche Meldungen und Kommentare aus unserem Dossier „Lampedusa in Hamburg“ sowie weitere Stellungnahmen und Kommentare:
- Gewerkschaftlicher Appell: Die Chance für eine solidarische Lösung für die Gruppe Lampedusa in Hamburg nutzen. Mindestlohn durchsetzen heißt auch Arbeitserlaubnisse für alle die hier leben
Siehe den Appell der ver.di Jugend Hamburg (u.a.) zur Forderung nach Arbeitserlaubnissen an den Hamburger Senat sowie entsprechende Solidaritätsaktion bei der gleichzeitigen Landesbezirkskonferenz von ver.di Hamburg in unserem Dossier Lampedusa in Hamburg
- Lampedusa-Gruppe: Neuer Ver.di-Chef fordert Lösung der Flüchtlingsfrage
“Der Senat müsse sich bewegen um eine wertschätzende Lösung für die Lampedusa-Flüchtlinge zu finden, sagt Berthold Bose. Er soll die in mehreren Fragen zerstrittene Gewerkschaft wieder auf Kurs bringen. Der neue Landesvorsitzende der Gewerkschaft Ver.di, Berthold Bose, hat den Hamburger Senat aufgefordert, seine Haltung zu den sogenannten Lampedusa-Flüchtlingen noch einmal zu überdenken. “Der Senat muss sich bewegen”, sagte Bose zwei Tage nach seiner Wahl. “Wir brauchen dringend eine wertschätzende Lösung für Menschen, die hier stranden. Und das muss jetzt geschehen, wir dürfen nicht bis zum Winter warten.”…” Artikel von Andreas Dey im Hamburger Abendblatt online vom 03.07.14 . Aus dem Text: “… Ver.di hatte sich vor einem Jahr in den Konflikt eingeschaltet, indem ein Fachbereich rund 300 Flüchtlinge demonstrativ in die Gewerkschaft aufgenommen hatte. Der hinter dem Rücken des damaligen Ver.di-Chefs Wolfgang Abel vollzogene Schritt war ein Grund für dessen Rücktritt im April. Die Mitgliedschaft der Flüchtlinge ist mittlerweile aus rechtlichen Gründen erloschen. (…) Inhaltlich will sich Bose vor allem für die Verbesserung von Arbeitsbedingungen einsetzen. Dass der Bundestag heute das Mindestlohngesetz mit Ausnahmen für zwei bis drei Millionen Arbeitnehmer beschließt, sei für ihn eine “Spaltung der Gesellschaft”. Ver.di werde die Bundestagsabgeordneten anschreiben und eine Nachbesserung fordern. Auch die weit verbreitete Praxis, neuen Mitarbeitern nur befristete Verträge zu geben, will Bose bekämpfen. (…) Die Forderung einiger Ver.di-Führungskräfte nach einer 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich unterstützt der neue Landeschef nicht. Entscheidend sei, warum ein Arbeitnehmer Probleme habe und was die beste Lösung sei. Weniger Arbeit sei nur eine mögliche Lösung, mehr Gehalt oder weniger Leistungsdruck seien andere.“
Zum Hintergrund siehe auch das Dossier: Hamburger Verdi-Chef Wolfgang Abel tritt zurück!
- Die Verhandlung gegen Peter Bremme (Fachbereichsleiter 13 bei verdi) beim Hamburger Arbeitsgericht am 26.6. fällt aus: Der Hamburger verdi-Vorstand hat die Abmahnung zurückgenommen!!!
- Arbeitsgerichtsverfahren gegen Peter Bremme, Leiter Fachbereich 13, der von seinem Arbeitgeber ver.di diszipliniert werden soll, weil er sich für die Lampedusa Flüchtlinge eingesetzt hat. Termin: 26.6.2014 Arbeitsgericht Hamburg III. Stock Saal 315 (Uhrzeit wird noch bekanntgegeben). Zum Hintergrund siehe auch das Dossier: Hamburger Verdi-Chef Wolfgang Abel tritt zurück!
- Papierlos, rechtlos. Bürokratie: Menschen ohne Arbeitserlaubnis können bei Verdi nicht mehr Mitglied werden. eine Justizposse
„Gemeinsam kämpfen wir für bessere Arbeitsbedingungen. So präsentieren sich die deutschen Gewerkschaften gerne nach außen. Doch wenn es um Flüchtlinge geht, hört die Solidarität schnell auf – zumindest beim Bundesvorstand der Dienstleistungsgewerkschaft verdi. Die Vorstandsetage ist nämlich der Auffassung, dass Ausländer ohne Arbeitserlaubnis nicht Verdi-Mitglied werden dürfen…“ Artikel von und bei Peter Nowak, aus Wochenzeitung Freitag 24/2014 vom 6.4. 2014 . Aus dem Text: „… Der Verdi-Vorstand schießt sich also ins eigene Knie, wenn er die Flüchtlinge ausschließt. Das erkennen inzwischen auch viele ehren- und hauptamtliche Gewerkschafter. Sie haben einen Aufruf unterzeichnet, der eine Verdi-Mitgliedschaft unabhängig vom Aufenthaltsstatus fordert. Der Bundesvorstand ist inzwischen zwar nicht von seiner Position abgerückt, aber es gibt einige Hoffnungsschimmer. Die aufgenommenen Flüchtlinge aus Hamburg dürfen trotz des Gutachtens Verdi-Mitglieder bleiben. Zudem existieren seit einigen Jahren in mehreren Städten Ver.di-Arbeitskreise, die auch Beschäftigten ohne gültige Dokumente zu ihrem Recht verhelfen. Papierlos aber nicht rechtlos, lautet ihr Motto. Es sollte für alle Flüchtlinge gelten. Vor allem in den Gewerkschaften.“
- Mitglied ohne Aufenthalt. Peter Nowak will, dass alle ver.di-Mitglied werden können
„Die von der CSU angeschobene Kampagne gegen die angebliche Einwanderung von Armutsflüchtlingen in deutsche Sozialsysteme wird auch vom DGB zurückgewiesen. »Dass jetzt ausgerechnet aus christlichen Parteien, allen voran die CSU, Wahlkampf mit Ressentiments aus der untersten Schublade gemacht wird, ist schlicht verantwortungslos«, moniert Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Die Positionierung ist begrüßenswert, gerade weil auch manches DGB-Mitglied den populistischen Diskurs von Seehofer und Co. unterstützt. Doch die Gewerkschaften könnten auch dafür sorgen, dass Migranten unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus bei ihnen Mitglied werden können…“ Kommentar von Peter Nowak in ND vom 10.01.2014
- »Wir spüren Gegenwind«
„Im Sommer nahm der Landesbezirk Hamburg der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi 300 Flüchtlinge als Mitglieder auf. Ein Gutachten der Verdi-Bundesverwaltung kam kürzlich jedoch zu dem Ergebnis, dass eine Mitgliedschaft von Flüchtlingen ohne Aufenthaltspapiere gegen die Satzung verstoße. Markus Kip vom »Arbeitskreis undokumentiertes Arbeiten« bei Verdi gehört zu den Initiatoren eines Aufrufs für eine Mitgliedschaft unabhängig vom Aufenthaltsstatus…“ Interview von Peter Nowak in der Jungle World vom 3. Januar 2014
- Die Grenzen der Solidarität
„Die Gewerkschaft Ver.di machte im Sommer 300 Lampedusa-Flüchtlinge zu Mitgliedern, um ihnen bei ihrem Kampf für ein Bleiberecht zu helfen. Der Schritt wird nicht von allen in der Organisation begrüßt..“ Artikel von Eva Völpel in der taz online vom 19.12.2013 . Aus dem Text: „… In der Bundesverwaltung sagt auch Ver.di-Sprecher Christoph Schmitz, „es geht nicht primär um satzungsrechtliche Fragen. Sondern darum, wie wir auch künftig und in einem breiten Bündnis die Interessen von Flüchtlingen am besten schützen können.“ Der Bundesvorstand werde den Fall nun grundsätzlich diskutieren, so Schmitz. „Der Konflikt ist ein guter Katalysator, um Fragen zu klären, die bei Ver.di auf dem Tisch liegen. Wir haben einen utopischen Ort in der Organisation aufgemacht, der jetzt Realität werden kann“, sagt Bremme. Gegen seine Ermahnung will er klagen…“
- Ad: Migrationskontrolle ist nicht unser Geschäft! – Für eine ver.di-Mitgliedschaft unabhängig vom Aufenthaltsstatus! Offener Brief von ver.di Mitgliedern an den Bundesvorstand
„Gestern, am Montag, dem 16.12.2013, um 16:30 Uhr haben zwei Initiatoren den Offenen Brief samt Liste der UnterstützerInnen dem ver.di Bundesvorstand übergeben. Innerhalb von etwa zwei Wochen wurden 554 Unterzeichnungen von ver.di Mitgliedern gesammelt. Dies bedeutet eine breite Unterstützung für das Anliegen des Offenen Briefes unter Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen, Mitgliedern aus den verschiedensten Fachbereichen, Personengruppen und Ebenen. Mehrere Gremien haben ihre Unterstützung bekundet. Nach wie vor treffen Emails von ver.di Mitgliedern bei uns ein, die sich mit dem Brief solidarisieren. (…) Nun hoffen wir auf eine baldige Antwort oder Reaktion von Seiten des Bundesvorstand, von der wir Euch schnellstmöglich in Kenntnis setzen werden. Wir sind bereit zu kollegialen Auseinandersetzungen in der Gewerkschaft, um dem Anliegen des Offenen Briefes eine konkrete Gestalt zu geben. Daher wünschen wir uns für die nächsten Schritte mit Euch in Kontakt zu bleiben.“ Aus dem Rundschreiben vom 17.12.2013 von Markus Kip für den Initiativkreis des Offenen Briefes. Siehe zum Hintergrund: Offener Brief von ver.di Mitgliedern an den Bundesvorstand
- Eingeschränkte Solidarität
„Ver.di hat in Hamburg 300 Flüchtlinge aufgenommen – nun gibt es Ärger in der Organisation. Flüchtlinge dürfen in Deutschland nicht arbeiten und können daher nicht einmal arbeitslos sein – aber dennoch Gewerkschaftsmitglieder? Im Hamburger Lampedusa-Fall ist das umstritten…“ Artikel von Peter Nowak in Neues Deutschland vom 14.12.2013 . Aus dem Text: „… »Wir heißen die Flüchtlinge willkommen und wollen die Beschäftigten in Hamburg mit den neuen Mitgliedern aus Libyen in einen Dialog bringen, um die Forderungen der Flüchtlinge auf eine breitere Basis zu stellen«, erklärte der Fachbereichsleiter »Besondere Dienstleistungen«, Peter Bremme, den Neumitgliedern. Bremme möchte gegenüber »nd« dazu nicht mehr Stellung nehmen. Denn statt für den erhofften Dialog mit den Gewerkschaftsmitgliedern sorgte die Aufnahme zunächst für Zoff mit dem Gewerkschaftsapparat. Bremme wurde vom ver.di-Vorstand mit der Begründung abgemahnt, er habe er eigenmächtig gehandelt. (…) Für die Aufgenommenen hat das keine Konsequenzen. »Die Neumitglieder sind nach wie vor bei ver.di Mitglied. Es ist auch nicht beabsichtigt dies zu ändern«, betont Dieter Raabe vom ver.di-Fachbereich Organisation gegenüber »nd«. Ver.di setze sich politisch für die Rechte von Migranten, Flüchtlingen, Menschen ohne Papiere und Asylbewerbern ein. (…) Mittlerweile wurde der Brief von mehr als 500 ver.di-Mitgliedern unterschrieben, darunter Ehren- und Hauptamtliche aus den verschiedensten Fachbereichen…“
- »Wir fordern ein Signal gegen Ausgrenzung«
Ver.di Abteilung lehnt Mitgliedschaft von Hamburger Lampedusa-Flüchtlingen ab. Dagegen regt sich Protest. Ein Gespräch mit Anna Basten vom ver.di Arbeitskreis »Undokumentierte Arbeit« und Mitverfasserin des offenen Briefes »Migrationskontrolle ist nicht unsere Sache«. Interview von Gitta Düperthal in junge Welt vom 09.12.2013 . Wir erinnern an den offenen Brief , der noch bis zum 14. Dezember bei ak.verdi@gmail.com mitgezeichnet werden kann
- Aufnahme von Flüchtlingen als Mitglieder in ver.di
„Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, ihr hattet den Bereich Organisationspolitik um eine Stellungnahme zu der Grundsatzfrage gebeten, ob eine Mitgliedschaft von Flüchtlingen bzw. Personen ohne Arbeitserlaubnis in ver.di möglich ist. Diese möchten wir Euch hiermit geben: In Hamburg wurde durch den Landesbezirksfachbereichsleiter des FB 13 in einer öffentlichkeitswirksamen Aktion bis zu 300 Personen in ver.di aufgenommen, die entweder einen Asylantrag gestellt haben oder ggf. stellen werden. Es handelt sich den entsprechenden Pressemitteilungen nach hierbei um libysche Flüchtlinge, die über den italienischen Hafen und das entsprechende Auffanglager Lampedusa eingereist sind. Unabhängig von der Notwendigkeit der politischen Unterstützung der Personen und den entsprechenden Beschlüssen des Bundeskongresses, die zum Beispiel eine politische Einflussnahme für Personen ohne Papiere oder eine Verbesserung der Lebensbedingungen für Asylsuchende einfordern(A203/A201/A205), stellt sich jedoch insbesondere die satzungs- und organisationspolitische Frage, ob diese Personen auch Mitglied in ver.di werden können. (…) Ergebnis: Nach der derzeitigen Satzung ist eine Aufnahme der libyschen Flüchtling aufgrund der fehlenden Mitgliedschaftsvoraussetzungen – soweit erkennbar – nicht möglich.“ Stellungnahme des ver.di-Ressort „Organisationspolitik“ vom 12. Juli 2013 . Die von der Hamburger Landesleitung in Auftrag gegebene Stellungnahme untersucht (mit negativem Ergebnis), ob die Mitgliedschaft der Lampedusa-Geflüchteten als “Flüchtlinge bzw. Personen ohne Arbeitserlaubnis“ satzungskonform ist. Siehe als Antwort darauf:- Migrationskontrolle ist nicht unser Geschäft! – Für eine ver.di-Mitgliedschaft unabhängig vom Aufenthaltsstatus!
„Im Juli traten etwa 300 Geflüchtete der Gruppe „Lampedusa in Hamburg“ der Gewerkschaft ver.di bei. Anläßlich der Kontroverse über deren Aufnahme fertigte das ver.di-Ressort „Organisationspolitik“ eine Stellungnahme* an, die die “Mitgliedschaft von Flüchtlingen bzw. Personen ohne Arbeitserlaubnis in ver.di” grundsätzlich ablehnt. Mit großer Besorgnis stellen wir fest, dass dies der bisherigen gewerkschaftlichen Zusammenarbeit mit „Papierlosen“ die Grundlage entziehen würde. Daher fordern wir, die Unterzeichnenden, den Bundesvorstand auf ein klares Signal zu setzen, dass ver.di eine Gewerkschaft für Menschen mit und ohne Papiere ist. Wir erwarten ferner, dass innerhalb der Gewerkschaft eine Position zur gewerkschaftlichen Organisierung von Menschen mit ungesichertem Aufenthaltsstatus entwickelt wird. Was ist falsch an der Stellungnahme des ver.di Ressorts “Organisationspolitik”? …“ Offener Brief von ver.di Mitgliedern an den Bundesvorstand- Aus dem Text: „… Wider die satzungskonforme Wirklichkeit – Für eine wirklichkeitskonforme Satzung! Migration ist ein konstitutives Moment unserer globalisierenden Welt. Restriktive Migrationsgesetze haben Migration nicht unterbunden, sondern lediglich die Lebens- und Arbeitsbedingungen für die Arbeitenden verschärft und Organisierungsprozesse erschwert. Wenn wir uns als Gewerkschaft aller Lohnabhängigen verstehen, müssen wir diesen Diskriminierungen entgegen wirken. Die Möglichkeit der gewerkschaftlichen Mitgliedschaft unabhängig vom aufenthaltsrechtlichen Status ist dafür eine Grundbedingung. Zugleich müssen Maßnahmen der Migrationskontrolle als ein gewerkschaftlich relevantes Thema in den Blick kommen…“
- Der Offene Brief ist initiiert von Mitgliedern des Arbeitskreises Undokumentierte Arbeit (DGB/ver.di). ver.di-Mitglieder, die diesen Offenen Brief unterzeichnen möchten, schicken bitte eine E-Mail bis zum 14. Dezember an ak.verdi@gmail.com mit Angabe von Namen sowie ggf. Funktion. Am 16. Dezember wird der Brief mit allen Namen an den Bundesvorstand übergeben.
- Migrationskontrolle ist nicht unser Geschäft! – Für eine ver.di-Mitgliedschaft unabhängig vom Aufenthaltsstatus!
- Vom Elend und Nutzen der Schutzbefohlenen – Nadja Rakowitz über Lampedusa in Hamburg und ver.di
„Anfang Oktober sind vor der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa über 360 Flüchtlinge an einem einzigen Tag ertrunken. Für ein paar Tage hielt die öffentliche Empörung und Trauer über dieses »Unglück« an – bei manchen echt, bei vielen geheuchelt. Denn gerade deutsche PolitikerInnen tragen – vermittelt über das Dublin II-Abkommen, aber auch über die Wirtschaftspolitik – mit Schuld an diesen Toten. Und an den geschätzten 25 000 weiteren, die in den letzten 20 Jahren im Mittelmeer ertrunken sind, weil sie es nicht an die ›rettenden‹ Ufer von Lampedusa in Italien, Lesbos in Griechenland oder eine der Kanarischen Inseln in Spanien geschafft haben. Doch selbst wenn ihnen das gelingt: Flüchtlinge, die sich an Land retten, machen sich strafbar.1 Fischer, die einem untergehenden Boot zu Hilfe eilen, machen sich der Beihilfe zur illegalen Einwanderung schuldig. Es gibt auf dem Meer hervorragend ausgerüstete Schiffe der Grenzagentur Frontex, die in ihrem offiziellen Auftrag, »die Außengrenzen zu sichern«, viele der Nussschalen abdrängen und zur Umkehr nach Nordafrika zwingen. Im Mittelmeer und besonders in Lampedusa zeigt sich die menschenverachtende Politik der EU, die ein migrationspolitischer Aktivist so zusammenfasste: Die Flüchtlinge, die in Lampedusa landen, werden so lange in ihre Heimatländer zurückgeschoben, bis sie bei einem weiteren – dem letzten – Fluchtversuch ertrinken...“ Artikel von Nadja Rakowitz, erschienen in, express, Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 10/2013
- GewerkschafterInnen für die Gruppe Lampedusa in Hamburg
Der Aufruf ist mit dem letzten Stand der Unterschriften am 31.10.2013 veröffentlicht worden – siehe „197 GewerkschafterInnen unterschreiben für die Gruppe Lampedusa„. Die Pressemitteilung vom 31.10.2013 und die letzte Fassung des Aufrufs sowie der ursprüngliche Aufruf von Andreas Bachmann, ver.di FB1, Betriebsratsvorsitzender; Frank Jakobi, ver.di FB 13, Konzernbetriebs-ratsvorsitzender; Frank Teichmüller, IG Metall (Erstunterzeichner). Aus dem Aufruf: „… Für uns aber ist die konkrete rechtliche Form nicht die allein entscheidende Frage. Es geht um ein Zeichen von Humanität und von Weltoffenheit. Deshalb erwarten und fordern wir vom Hamburger Senat: 1. Die in Hamburg gestrandeten Lampedusaflüchtlinge sollen aus humanitären Gründen in unserer Stadt bleiben dürfen. 2. Die Hamburger Behörden sollen sich der Initiative der Kirchengemeinden für ein Winterquartier der Flüchtlinge nicht weiter in den Weg stellen. 3. Verdachtsunabhängigen Polizeikontrollen von Menschen mit schwarzer Hautfarbe darf es nicht geben, diese müssen sofort aufhören. (…) Wir freuen uns über Jede und Jeden, die oder der den Aufruf mit unterzeichnet – bitte mit den folgenden Angaben: Name, Vorname, Funktion, Gewerkschaft. Aufgrund der Kürze der Zeit bitten wir um einen Rücklauf per E-Mail bis zum 29.10.2013 an Andreas Bachmann: bachmann.hamburg@t-online.de„
- »Ich bin Gewerkschaftsmitglied«. Hamburg: Beim Kampf um ein Aufenthaltsrecht erhalten Flüchtlinge Unterstützung von ver.di
„Die Gruppe »Lampedusa in Hamburg« hat für einige der 300 Kriegsflüchtlinge aus Libyen einen Antrag auf Aufenthalt aus humanitären Gründen an die Hamburger Innenbehörde gestellt. Die Anträge seien gemeinsam mit ihren Anwälten auf den Weg gebracht worden und repräsentativ für die ganze Gruppe. Die Flüchtlinge wollen, dass der »Hamburger Senat seine lebensbedrohliche Ignoranz aufgibt«. Ihrer Forderung nach einer politischen Lösung verliehen sie vorgestern zum ersten Mal mit einer Mittwochsdemonstration zum Rathaus Nachdruck – eine Kundgebung, die von nun an jede Woche stattfinden soll…“ Artikel von Folke Havekost, Hamburg, in Neues Deutschland vom 13.09.2013
- LAMPEDUSA in HAMBURG an die Gewerkschaft ver.di und alle Arbeiter_innen, die offen dafür sind uns zuzuhören
Brief von Lampedusa in Hamburg vom 10. Juli 2013 . Aus dem Text: „… Um uns selbst zu verteidigen und unsere Rechte zu erlangen müssen wir kämpfen. In der Gewerkschaft haben wir eine Partnerin gefunden, die die Ungerechtigkeit, die uns angetan wurde, realisiert und diesen Kampf mit uns zusammen führt. Wir möchten alle Mitglieder über die wahre Geschichte, die uns widerfahren ist, informieren, warum wir hier sind und warum wir das Recht haben zu bleiben. Es gibt keine andere Möglichkeit mehr. Wir fordern die Anerkennung unserer Gruppe „Lampedusa in Hamburg – Arbeiter_innen und Kriegsüberlebende aus Libyen“ nach §23 des Aufenthaltsgesetzes. Wir hoffen, mit den Gewerkschaftsmitgliedern und der Arbeiterbewegung starke und bewusste Partner_innen an unserer Seite zu haben. Zusammen mit der breiten Solidarität unter den Hamburger Bürger_innen werden wir die Traumatisierungen von Krieg und Flucht überwinden, um ein neues Leben anzufangen, auf eigenen Füßen zu stehen, zu arbeiten und unsere Familien zu unterstützen. United we stand, divided we fall…“
- Spendenaufruf libysche Flüchtlinge in ver.di
In Hamburg sind 300 Menschen obdachlos auf der Straße gelandet, die vor dem Krieg in Libyen und schlechten Bedingungen in italienischen Auffanglagern geflohen sind. Die Stadt Hamburg verweigert ihnen mit Verweis auf die Drittstaatenregelung ein Bleiberecht nach §23 Aufenthaltsgesetz. Ein Teil der Kollegen hat in einer Kirche, in einer Moschee und bei Privatpersonen Aufnahme gefunden. Andere müssen weiterhin auf der Straße leben. Diese Kollegen haben sich jetzt in ver.di organisiert um in und mit der Gewerkschaft gemeinsam ihre Forderung nach Wohnung, freiem Zugang zum Arbeitsmarkt, freiem Zugang zu Bildung, freiem Zugang zu medizinischer und sozialer Versorgung und freier Wahl des Aufenthaltsortes bzw. Wohnortes innerhalb der EU, durchzusetzen.
Spenden für die Mitgliedsbeiträge der vollkommen mittellosen Kollegen können auf folgendes Konto überwiesen werden: Santander Bank
BLZ: 500 333 00
Frank Teichmüller
KTO: 9 1000 100 60
Stichwort „Lampedusa“
- Libysche Flüchtlinge: „Wir wollen Teil der Gesellschaft in Hamburg sein“. Libysche Flüchtlinge treten in die Gewerkschaft ver.di ein
„Die als Gruppe „Lampedusa in Hamburg“ bekannt gewordenen Flüchtlinge aus Libyen haben sich entschieden, Mitglied der Gewerkschaft ver.di zu werden. Die ca. 300 Flüchtlinge haben in Libyen gearbeitet als Ingenieure, Journalisten, Automechaniker, Bauarbeiter oder Friseure und hatten nie die Absicht nach Deutschland zu kommen. Der Krieg gegen Libyen hat ihnen dann keine andere Wahl gelassen. „Mit diesem Schritt“, so Asuquo Udo, einer der Sprecher der Flüchtlinge, „zeigen wir, dass wir Teil der Gesellschaft in Hamburg sein wollen und auf Unterstützung setzen. Wir können und wollen nicht zurück in ein Elend – sei es in Italien oder in afrikanischen Staaten.“ Dazu der ver.di-Fachbereichsleiter für Besondere Dienstleistungen Peter Bremme: “ Wir heißen die Flüchtlinge willkommen und wollen die Beschäftigten in Hamburg mit den neuen Mitgliedern aus Libyen in einen Dialog bringen, um die Forderungen der Flüchtlinge auf eine breitere Basis zu stellen. Wir unterstützen ausdrücklich die Forderungen der Geflüchteten aus Libyen auf Wohnung, freien Zugang zum Arbeitsmarkt, freien Zugang zu Bildung, freien Zugang zu medizinischer und sozialer Versorgung und freier Wahl des Aufenthaltsortes bzw. Wohnortes innerhalb der EU.“ Meldung bei ver.di Hamburg vom 10.07.2013