Europameister! Disziplin: Nazi-Terror
„… Deutschland gehört europaweit zu den Ländern mit den häufigsten Vorfällen schwerer rechter Gewalt – auch unter Berücksichtigung der Bevölkerungszahl. Während es im Jahr 2019 in vielen Ländern Westeuropas keine oder nur sehr wenige Fälle von schweren rechtsextremen Gewalttaten und Terrorplänen gab, kam es in Deutschland im vergangenen Jahr zu nicht weniger als 35 solcher Ereignisse. (…) Aus unseren Recherchen geht auch hervor, dass dieser Befund kein statistischer Ausreißer ist. Kein anderes Land in Westeuropa hat seit 1990 so viel schwere rechte Gewalt erlebt wie Deutschland. Deutsche Rechtsextremisten haben in den Jahren seit der Wiedervereinigung mindestens 121 Menschen getötet. Besonders bedeutend ist dabei der Vergleich: 80 Tote gab es im selben Zeitraum in Norwegen (davon 77 durch den Anschlag von Utøya), 36 in Großbritannien und 22 in Spanien. Entsprechend dem vorherrschenden Trend der letzten Jahre, insbesondere bei Anschlägen mit tödlichem Ausgang, ist der häufigste Tätertyp in Deutschland der sogenannte Einzeltäter. Dieser Tätertyp bereitet Angriffe allein und auf eigene Initiative vor, was ihre Prävention erschwert. Allerdings sind viele dieser Täter nur in einem relativen Sinne allein. Oft sind sie inspiriert durch andere Attentäter wie Brenton Tarrant, der 51 Muslime in Christchurch in Neuseeland tötete. Sogenannte Einzeltäter sind in einigen Fällen Mitglieder von oder assoziiert gewesen mit Gruppen wie der neofaschistischen CasaPound in Italien oder der Reichsbürgerbewegung, die von den deutschen Behörden als eine eigene Form des Extremismus eingestuft wird...“ – aus dem Beitrag „Ein unschmeichelhafter Spitzenplatz“ von Anders Ravik Jupskås und Daniel Köhler am 20. Juli 2020 in der Zeit online über eine entsprechende Studie der Universität Oslo. Siehe dazu auch den Link zu der (englischen) Studie der Uni Oslo, einen Betrag über eine der Quellen des organisierten Nazi-Terrors und einen über weltanschauliche Überschneidungen zwischen Preppern und „Normalbürern“, wie sie in Epidemie-Zeiten deutlich werden…
- „Right-Wing Terrorism and Violence in Western Europe, 1990 – 2019“ von Jacob Aasland Ravndal, Sofia Lygren, Anders Ravik Jupskås und Tore Bjørgo ist die genannte Studie (Nummer 1/2020) des Center for Research on Extremism (C-REX) an der Universität Oslo
- „Bürgerwehren als Mobilisierungsort für den Bürgerkrieg: Gruppe S.“ von Miro Dittrich im Antifaschistischen Infoblatt am 15. Juli 2020 (Ausgabe 126) zu einer der „Quellen“ von Nazi-Morden: „… Durch eine Auswertung von Profilen in sozialen Medien zeichnet sich ein klares Bild der Gruppe ab. Sie setzt sich aus einer Mischung von „Reichsbürger“-Ideologie, Geschichtsrevisionismus, Holocaustleugnung, Interesse für Waffen und Kampfsport und Nationalismus zusammen. Motive der „Angst“ und „Sorge“ um Deutschland, die Familie und „die Kultur“, die Vorstellung einer Islamisierung und die damit einhergehende „Invasion” von „Wilden” prägen ihr Bedrohungsbild. Auffällig ist die Verbindung zu sogenannten Bürgerwehren. So gehörten Steffen B. und Stefan K. aus Sachsen-Anhalt zu den regionalen Anführern der „Vikings Security Germania“, einer Abspaltung der „Soldiers of Odin“. Frank H. zählt zu einem der führenden Köpfe der „Wodans Erben Germanien“ in Bayern. Auch Thomas N. soll Teil dieser Gruppe gewesen sein. Tony E. war Administrator der Facebook-Gruppe „Freikorps Heimatschutz”. Auch ein Germanen- und Wikingerkult fällt auf. Besonders sticht dabei ein Profil mit dem Namen des verhafteten Verwaltungsbeamten Thorsten W. der Polizei Nordrhein-Westfalen heraus, der mittlerweile vom Dienst suspendiert wurde. Er postet Bilder von sich, verkleidet als germanischer Krieger mit Schwert und Schild...“
- „Hurra, wir überleben noch“ von Bernhard Wiens am 22. Juli 2020 bei telepolis ist ein Interview mit Julian Genner (Uni Freiburg) uter anderem zum Thema der Verbindungen zwischen der Ideologie der Prepper-Netzwerker und dem „Alltagsbewusstsein“ in Zeiten der Epidemie: „… Zum einen macht die gegenwärtige Situation die Verletzlichkeit unserer Gesellschaften bewusst. Vielleicht auch entgegen der persönlichen Erfahrung und der eigenen politischen Einstellung zeigt sich, dass wir in die globale Zirkulation von Waren, Personen und eben Viren eingebettet sind. Preppen setzt dieser Verletzlichkeit das Versprechen entgegen, im Falle einer Krise völlig unabhängig und autark leben zu können. Insofern sehen sich Prepper durch die gegenwärtige Situation und die mediale Aufmerksamkeit für das Thema durchaus bestätigt. Zum anderen lebt Preppen von der Idee, dass eine Krise eine Kettenreaktion in Gang setzt, an deren Ende der vorübergehende oder dauerhafte Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung steht. Dies ist bekanntlich nicht eingetroffen, manche Prepper würden sagen: Noch nicht. (…) Preppen ist wahrscheinlich nichts für chaotische Menschen. Vorräte für mehrere Monate oder Jahre müssen ja auch verwaltet werden. Ich weiß von Preppern, die jedes Jahr eine umfassende Revision durchführen: der Zustand der Lebensmittel wird geprüft, die Funktionsfähigkeit der Ausrüstung getestet, Akkus gewartet und so weiter. Der zukünftigen Krise begegnen Prepper mit einer guten Organisation und Planung in der Gegenwart. Krisenszenarien von Preppern erzählen ja nicht nur vom Untergang der Welt wie wir sie kennen, sondern auch von der Möglichkeit der Rettung aus eigener Kraft. Auf den Untergang mag man keinen Einfluss haben, auf die eigene Vorbereitung hingegen schon. Die eigene Vorbereitung – mit all ihrer Akribie – ist daher auch ein Mittel der Selbstermächtigung. Der Fluchtpunkt dieser Selbstermächtigung ist eher die völlige Autarkie als die Unsterblichkeit...“