Der Polizistenmord von Heilbronn: Noch eine Widerlegung der Behauptung vom alleine handelnden NSU-Trio

Der NSU war nicht zu dritt!Am 20. Dezember 2018 ereigneten sich zwei Dinge, die gegensätzlicher nicht sein können: Die Akte zum Polizistenmord von Heilbronn wurde zugeklappt – doch zugleich bleibt sie offen. An jenem Tag beendete im Landtag von Baden-Württemberg der zweite NSU-Untersuchungsausschuss offiziell seine Arbeit. Er präsentierte seinen zweiten Abschlussbericht zum Polizistenmord von Heilbronn, der ganz im Rahmen des ersten Ausschussberichtes drei Jahre zuvor bleibt – und vor allem auch im Rahmen der offiziellen Darstellung der Bundesanwaltschaft: Die Mörder der Polizistin Michèle Kiesewetter seien demnach ausschließlich Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos gewesen. Doch am selben Tag veröffentlichte die Tageszeitung Die Welt einen Artikel, der diese Sichtweise in Frage stellt: „Im Stuttgarter Landtag hat der zweite NSU-Untersuchungsausschuss seine Arbeit beendet. Zentrale Fragen bleiben offen – unter anderem die nach einem rechten Waffenfetischisten und einem toten Aussteiger aus der Neonazi-Szene“, heißt es in der Unterzeile der Überschrift, die da lautet: „Gehe ich zur Polizei, bin ich noch tiefer in der Scheiße“. Das Zitat stammt von jenem toten Aussteiger namens Florian H. Der rechte Waffenfetischist heißt Kai Ulrich S. Über beide führt eine Spur zu den toten NSU-Mitgliedern. Sieben Jahre hat es gedauert, bis das nach dem Auffliegen des NSU öffentlich bekannt wurde. Böhnhardt und Mundlos die ausschließlichen Alleintäter des Anschlages auf die zwei Beamten in Heilbronn? Tatsächlich passt eine solche Festlegung nicht zu den Ermittlungsergebnissen der Kriminalpolizei. Die geht nicht nur von „mindestens vier bis sechs Tätern“ aus, sondern kann auch keinen Nachweis erbringen, dass Böhnhardt und Mundlos am Tattag in unmittelbarer Tatortnähe waren…“ – aus dem Beitrag „NSU-Polizistenmord: Versteckte Spur“ von Thomas Moser und Rainer Nübel am 27. März 2019 bei telepolis externer Link über Akten, die sich nicht schließen lassen… Siehe dazu auch zwei weitere aktuelle Beiträge:

  • „Hintergrund: Chronik im Mordfall Kiesewetter“ am 29. März 2019 in der jungen welt externer Link erinnert unter anderem daran: „7. April 2014: Thomas Richter alias »Corelli« (38), Neonazi und V-Mann, wird an diesem Tag tot in seiner Wohnung gefunden. Er sollte als Zeuge im NSU-Prozess aussagen. // 28. März 2015: Melisa Marijanovic (20), NSU-Zeugin und Exfreundin von Florian Heilig, wird tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Zwei Wochen zuvor war sie im NSU-Untersuchungsausschuss von Baden-Württemberg befragt worden. Todesursache laut Obduktionsbericht: Lungenembolie…“ Und erinnert auch daran: „2071: Bis zu diesem Jahr sind Akten des Bundesnachrichtendienstes gesperrt, die Auskunft darüber geben könnten, ob am Tatort in Heilbronn deutsche und US-Geheimdienste anwesend waren – zum »Wohl der Bundesrepublik«…“
  • „Verbindung zwischen rechtem Bundeswehrnetzwerk und NSU-Opfer Michèle Kiesewetter“ von Dietmar Gaisenkersting am 29. März 2019 bei wsws externer Link fasst verschiedene Berichte – vor allem von der taz und der Zeit – bezüglich Heilbronn so zusammen: „Zehn Jahre früher, 2005, war Ringo M. Mitglied der damals neu geschaffenen Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit BFE 523 der Bereitschaftspolizei in Böblingen geworden. In dieser 50-köpfigen Sondereinheit, die 2014 wieder aufgelöst wurde, tummelten sich offensichtlich viele Rechtsradikale. Es habe Kollegen gegeben, zitiert die taz einen Polizisten, „die die Musik rechtsradikaler Bands hörten, das seien überwiegend Kollegen aus dem Osten gewesen“. Zwei Mitglieder der BFE waren Mitglied des deutschen Ablegers des Ku-Klux-Klan, den der V-Mann des Verfassungsschutzes Thomas Richter mitbegründet hatte. Richter hatte sich unter dem Decknamen „Corelli“ jahrelang im Umfeld der NSU-Terroristen bewegt, bevor er 2014 unter mysteriösen Umständen starb. Chef der BFE 523 war damals Polizeihauptkommissar Thomas B., ein ausgebildeter Scharfschütze. Heute berät er gemeinsam mit einem ehemaligen SEK-Polizisten Firmen, die Mitarbeiter in unsichere Staaten schicken wollen, etwa nach Libyen. Die beiden hatten schon vor vielen Jahren in Libyen unter Muammar al-Gaddafi Soldaten im Nahkampf ausgebildet. Mitglied der BFE 523 war damals auch Michèle Kiesewetter. Die junge Polizistin wurde am 25. April 2007 angeblich vom NSU in Heilbronn erschossen. Das Motiv und die genauen Tatumstände bleiben allerdings bis heute unklar. Bekannt ist, dass die NSU-Morde unter den Augen der Geheimdienste stattfanden, im direkten Umfeld des NSU mehrere Dutzend Verfassungsschutz-Leute aktiv waren und selbst der Verdacht nicht ausgeschlossen werden kann, dass auch ein NSU-Mitglied für einen Geheimdienst arbeitete. Die taz schreibt zwar, sie habe bisher „keine Verbindung zwischen Hannibals Schattennetzwerk und den NSU-Tätern“ gefunden. Der thüringische Untersuchungsausschuss zum NSU hat Ringo M. im April aber zu einer Sitzung vorgeladen…
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=146604
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