[30 Jahre nach Rostock-Lichtenhagen] Anschlag in Leipzig: Unbekannte greifen Flüchtlingsunterkunft an

Das Problem heißt Rassismus„Während in Rostock an die Angriffe von 1992 erinnert wird, ist in Leipzig ein Anschlag auf ein Flüchtlingswohnheim verübt worden. Er verlief glimpflich. Politiker sprechen trotzdem von einem Alarmzeichen. Nach einem versuchten Brandanschlag auf ein Flüchtlingswohnheim in Leipzig verstärkt die sächsische Polizei die Überwachung aller Asylbewerberunterkünfte. Das teilte Innenminister Armin Schuster mit. (…) In der Nacht hatten Unbekannte laut Landeskriminalamt (LKA) mehrere Brandsätze auf das Gebäude im Leipziger Stadtteil Lausen-Grünau geworfen. Ein „punktuelles Feuer“ habe von den Wachleuten schnell gelöscht werden können. Verletzt worden sei niemand. Die Täter flüchteten unerkannt. Die Gemeinschaftsunterkunft befindet sich in einem Plattenbau. Laut Stadt Leipzig hat sie 225 Plätze. Das LKA schließt einen politischen Hintergrund nicht aus. (…) Der Angriff ereignete sich am Ende einer Woche, in der vielfach an die rassistischen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen vor 30 Jahren erinnert wurde…“ Meldung vom 27. August 2022 bei tagesschau.de externer Link und mehr dazu:

  • »Die Absicht war klar: Das Gebäude sollte brennen«. Leipzig: Brandanschlag auf Geflüchtetenunterkunft. Demo gegen rechte Gewalt am Montag New
    „[In der Nacht zum Sonnabend ist ein Brandanschlag auf eine Geflüchtetenunterkunft in Leipzig-Grünau verübt worden. Am Montag abend sind Sie auf die Straße gegangen, um gegen rechte Gewalt zu demonstrieren. Wie viele sind Ihrem Aufruf gefolgt?]
    Bis zu 2.000 Menschen waren dort. Mit einer solch hohen Beteiligung hatten wir nicht gerechnet, da wir nur wenig Zeit für die Mobilisierung hatten und Grünau am Stadtrand liegt. Angemeldet war die Demonstration für 300 Menschen. Die Teilnehmer kamen aus ganz unterschiedlichen Milieus: aus Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, aus verschiedenen Bewegungen. Das zeigt, dass das Thema vielen nahegeht.
    [Bei Demonstrationen kommt es Leipzig immer wieder zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. War das auch am Montag so?]
    Die Polizei hat sich eher zurückgehalten. Dafür gab es Provokationen von rechtsgerichteten Menschen, die am Straßenrand standen. Das waren nach meiner Beobachtung zumeist Anwohnerinnen und Anwohner aus dem Viertel.
    [Was ist bislang über den Angriff auf die Unterkunft bekannt?]
    In der Nacht wurden mehrere Brandsätze geworfen. Die Absicht war aus meiner Sicht klar: Das Gebäude sollte brennen. Es ging bei dem Angriff nicht um eine bestimmte Person, sondern um die Unterkunft. Die Polizei hält bislang viele Informationen zurück und verweist darauf, dass es sich hierbei um Täterwissen handle. (…)
    Auch wenn die Ermittlungen noch nicht beendet sind: Aus unserer Sicht ist das kein Zufall. Das betrifft sowohl das Datum als auch den Ort des Angriffs. Im August 1991 gab es vor genau dieser Unterkunft Ausschreitungen von 70 bis 80 Neonazis. Schon damals wurden Steinen, Flaschen und Brandsätze geworfen. Im Internet finden sich noch eindrucksvolle Interviews mit Anwohnerinnen und Anwohnern aus dem Viertel. Erschreckend viele haben die Gewalt damals gutgeheißen. Von denen wohnen einige auch heute noch dort. Als ich am Montag bei der Einrichtung war, lief eine Frau an mir vorbei. Sie sagte, die Bewohner sollten sich gefälligst den Gegebenheiten im Gastland anpassen. (…)Nur wenige Tage zuvor wurden Brandsätze auf die Turnhalle einer nahegelegenen Grundschule geworfen. Dort ist der Anteil von Kindern mit Einwanderungsgeschichte sehr hoch. Die Turnhalle konnte wegen des Angriffs nicht für die Einschulung genutzt werden. Bislang ist in der Öffentlichkeit der Bezug zu dem Anschlag auf die Geflüchtetenunterkunft bzw. zu rechter Gewalt noch nicht hergestellt worden…“ Interview von Jan Greve in der jungen Welt vom 31.08.2022 externer Link mit Irena Rudolph-Kokot, Sprecherin des Aktionsnetzwerks »Leipzig nimmt Platz«
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=203896
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