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Leben in südalgerischen Lagern: Wären die Sahauris wirklich eine algerische Propagandawaffe, würde es ziemlich anders aussehen…
„…Im Camp Al-Ayyoun setzt sich am Nachmittag ein Mann, der darauf eine Antwort haben soll, auf einen alten Ledersessel. Mohamed Yamin ist 52 Jahre alt und Bürgermeister des Camps. Yamin ist in einer schwierigen Position: Auf der einen Seite sollen die Camps nur eine Übergangslösung darstellen. Jede Verbesserung der Infrastruktur bedeutet auch, den Status Quo hinzunehmen. Doch ein Ende der jetzigen Situation ist einfach nicht abzusehen. „Wir bekommen immer weniger Geld von der internationalen Gemeinschaft, und das ist ein Problem. Wir können der jungen Generation keine Perspektiven mehr bieten. Sie sind frustriert und unzufrieden. Sie wollen nicht mehr warten.“ Yamin hat nur wenig Handlungsspielraum – ein Bürgermeister beinahe ohne Macht. Für jede Veränderung braucht er die Hilfe der internationalen Gemeinschaft. Vor Jahren schon wurde die Anbindung an das algerische Stromnetz von der algerischen Regierung versprochen, bisher hat sich im Camp Al-Ayyoun wenig getan. Mittlerweile sind die Flüchtlingscamps zu kleinen Städten herangewachsen mit Schulen, Krankenhäusern und Geschäften. Auf dem großen Markt im Camp Al-Ayyoun reihen sich kleine Läden entlang einer staubigen Straße. Es riecht nach Tee und gebratenem Fleisch. Jama ist 29 Jahre alt. Er schleppt Stoffe, Parfums und Haushaltswaren in großen Kisten über die Straße. Er sagt, das meiste Geld werde für Handys und Hochzeitsartikel ausgegeben. Für junge Leute gebe es kaum etwas zu tun. „Niemand hat hier ein festes Einkommen, manchmal gibt es ein wenig Arbeit, manchmal verdient man mehr, manchmal weniger. Das macht es so schwierig.“ Es ist später Nachmittag und die Verkäufer drängen sich in den Schatten der kleinen Häuser. Jama sagt, es fehle an Arbeitsplätzen. Noch immer leben die Menschen in den Camps vor allem von den Hilfslieferungen der Vereinten Nationen. Fast die Hälfte von ihnen erhält monatliche Rationen an Reis, Zucker und Mehl. Die Produkte auf dem Markt kommen aus Algerien und Mauretanien, es fehlt an frischen Lebensmitteln, viele Kinder sind mangelernährt…“ – aus der Reportage „Ewig auf den Frieden warten“ von Paul Hildebrandt am 07. Juli 2019 im Deutschlandfunk zu den Lebensbedingungen in den Lagern im Süden Algeriens