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[World of Warcraft] Game Workers organisieren Gewerkschaft bei Activision Blizzard, der für Sexismus und Diskriminierung berüchtigt ist

Dossier

Banner der Game Workers Alliance Gewerkschaft aus den USADer Konzern Activision Blizzard ist seit einiger Zeit in den Schlagzeilen, weil dessen Manager wegen sexuellen Übergriffen und Gewalt gegenüber Kolleg:innen verklagt werden. Daneben sollen auch Arbeitsdruck und 14-Stunden Schichten keine Seltenheit sein. Am 23. Mai 2022 hat eine Gruppe von Kolleg:innen nun erfolgreich den Antrag gestellt, sich gewerkschaftlich bei der Communication Workers of America (CWA) zu organisieren. Unter ihnen sind insbesondere Spieletester:innen, die dafür sorgen, dass die neuen Spiele-Erscheinungen auf den Konsolen und PCs reibungslos funktionieren. Der Konzern versuchte durch Einschüchterung und Klagen gegen die Selbstorganisation vorzugehen, bisher ohne Erfolg. Wir dokumentieren den Verlauf der Organisierung und die Vorwürfe gegen Activision Blizzard:

  • World of Warcraft: Gamemakers Guild ist nun die erste Gewerkschaft bei Blizzard, bei Community Workers of America (CWA) angesiedelt New
    • »World of Warcraft« – Die Gilde findet sich. 500 Entwickler des Computer-Rollenspiels »World of Warcraft« haben eine Gewerkschaft gegründet
      Es dürfte einem Fanal für die Videospielebranche gleichkommen: Mehr als 500 Entwickler des weltweit erfolgreichen Rollenspiels »World of Warcraft« (WoW) stimmen für die Gründung einer Gewerkschaft. »Wir sind die World of Warcraft Game Makers Guild (Entwicklergilde)«, stellt sich die Gewerkschaft auf ihren Social-Media-Kanälen vor. »Wir sind die erste berufsübergreifende Gewerkschaft bei Blizzard.« Der US-amerikanische Spieleentwickler Activision/Blizzard mit Sitz in Irvine, Kalifornien ist seit 2022 Teil des Microsoft-Konzerns, innerhalb dessen sich zuletzt mehrere Initiativen von Beschäftigten zu Gewerkschaftsprojekten verfestigten. Die neu gegründete Gewerkschaft ist bei der Branchengewerkschaft Community Workers of America (CWA) angesiedelt. Berufsübergreifende Organisierung meint, dass sich nicht nur eine Zunft für ihre Belange zusammengetan hat. Zur WoW-Game Makers Guild gehören nach eigenen Angaben Beschäftigte aus den Bereichen Qualitätssicherung, Kunst, Ton, Technik und Design. Die WoW-Game Makers Guilde erklärt, man wolle in einer für die Spieleindustrie entscheidenden Zeit zusammenstehen. Bei Blizzard und Microsoft hatte es zuletzt Entlassungen gegeben. (…)
      Laut einer Presseerklärung der CWA war die Gründung der Gewerkschaft erst der Anfang: »Meine Kollegen und ich machen uns auf den Weg, um durch einen starken Gewerkschaftsvertrag bessere Löhne, Sozialleistungen und Arbeitsplatzsicherheit zu erreichen«, erklärte ein Test-Analyst von Blizzard. Einem leitenden Organizing-Direktor der CWA zufolge sei die Geburt der WoW-Game Makers Guilde das Ergebnis langjähriger Organisierungsprozesse, die schon 2021 begannen, also vor Übernahme durch Microsoft. Als Antwort auf sexuelle Übergriffe, Diskriminierungen und Ungleichheit im Blizzard-Imperium hatten Beschäftigte in einer spektakulären Aktion gemeinsam spontan ihren Arbeitsplatz verlassen – eine in den USA übliche Methode des Arbeitskampfes. (…)
      Der Journalist Florian Zandt berichtet regelmäßig über die Tech- und Gaming-Branche. Er sagt, dass es in letzter Zeit immer wieder Nachrichten über Belegschaften gab, die sich organisieren. »Es handelt sich um einen relativ jungen Trend, der aber besonders bei Microsoft auffällt.« Erste studioweite Erschließungen habe es ab 2021 gegeben. Dies seien Nachwehen davon, dass sich ab 2018 auch in der Breite durchsetzte, Konzerne wie Google oder Facebook kritisch zu beäugen. Zandt sagt: »Es entwickelte sich ein anderer Umgang mit Missständen. Beschäftigte fingen an, ihre Rechte wahrzunehmen und sich dafür einzusetzen.« Einen ersten Tarifvertrag habe es in den USA in der Videospielindustrie erst Ende 2023 gegeben, der erste größere Abschluss sei bei Sega im März 2024 gelungen, so Zandt…“
      Artikel von Christian Lelek vom 31.07.2024 in ND online externer Link – nachdem Microsoft eine Neutralitätsvereinbarung unterzeichnet hatte, konnten die Beschäftigten selbst entscheiden, ob sie sich gewerkschaftlich organisieren wollten. Jetzt sind über 1.750 Beschäftigte bei Microsoft gewerkschaftlich vertreten. Siehe dazu:
    • „Wir sind die World of Warcraft Gamemakers Guild: die erste durchgängige Gewerkschaft bei Blizzard! Wir freuen uns, die Stimmen der QA, Art, Sound, Design, Technik und Produktion von WoW für einen demokratisierten Arbeitsplatz zu vereinen. In diesem entscheidenden Moment der Spiele stehen wir als Einheit zusammen. Für Azeroth!“ engl. Tweet von WoW Gamemaker’s Guild vom 24. Juli 2024 externer Link mit tollem Plakat
    • World of Warcraft-Mitarbeiter erhalten gewerkschaftliche Anerkennung durch Communications Workers of America
      Die erste flächendeckende Gewerkschaft bei Activision Blizzard schreibt Geschichte...“ engl. Pressemitteilung vom 24. Juli 2024 von CWA externer Link – Communications Workers of America
  • Gewerkschaftliche Organisierung erfolgte nach einem fünfwöchigen Streik im Dezember 2021
    „… Anfang dieses Jahres [2022] kündigten die Raven-Mitarbeiter:innen die Gründung der Game Workers Alliance (CWA) an, nachdem sie fünf Wochen lang gestreikt hatten. Der Streik begann am 6. Dezember [2021], als mehr als 60 Mitarbeiter:innen von Raven Software aus Protest die Arbeit niederlegten, nachdem Activision Blizzard 12 Qualitätssicherungs-Tester:innen des Studios entlassen hatte. Der Raven QA-Streik war die dritte Arbeitsniederlegung, seit Activision Blizzard Ende Juli wegen sexueller Belästigung und Fehlverhaltens verklagt wurde. Das QA-Team von Raven arbeitet vor allem an der beliebten Call of Duty-Reihe des Studios. Die Organisierungskampagne der Beschäftigten wurde von der CWA-Kampagne zur Organisierung digitaler Arbeitnehmer (CODE-CWA) unterstützt. CODE-CWA hat bereits in der Vergangenheit Beschäftigten in anderen Spielestudios wie Vodeo Games und Paizo bei der Gründung von Gewerkschaften geholfen. ‚Activision hat alles getan, was in seiner Macht stand, einschließlich des Verstoßes gegen das Gesetz, um zu versuchen, die QA-Mitarbeiter:innen von Raven an der Gründung ihrer Gewerkschaft zu hindern. Es hat nicht funktioniert, und wir freuen uns, sie als CWA-Mitglieder begrüßen zu dürfen‘, sagte CWA-Schatzmeisterin Sara Steffens. ‚Die Qualitätssicherungsmitarbeiter:innen bei Raven Software bringen Activision und der Videospielindustrie den dringend benötigten Wandel. In dieser kritischen Zeit für das Unternehmen und seine Beschäftigten werden diese Arbeiter:innen bald einen durchsetzbaren Gewerkschaftsvertrag und eine Stimme am Arbeitsplatz haben…“ Pressemitteilung der Game Workers Alliance (CWA) vom 23. Mai 2022 externer Link (engl.).
  • Kolleg:innen aus Wisconsin stimmen mehrheitlich für Gewerkschaftsvertretung ab
    „Die Beschäftigten einer Abteilung des Videospielunternehmens Activision Blizzard haben für die Gründung einer Gewerkschaft gestimmt und damit die erste Gewerkschaft in einem großen US-amerikanischen Spieleunternehmen gegründet. Eine kleine Gruppe von in Wisconsin ansässigen Qualitätssicherungs-Tester:innen bei Activision Blizzards Raven Software, dem Entwickler der beliebten Call of Duty-Reihe, stimmte am Montag mit 19 zu 3 Stimmen für die Gründung einer Gewerkschaft. Obwohl die Gruppe von etwa 20 Arbeitnehmern nur einen kleinen Teil des Unternehmens repräsentiert, das weltweit fast 10.000 Arbeitnehmer beschäftigt, stellt die Abstimmung einen symbolischen Sieg für die Arbeitnehmer:innenvertretung in einer Branche dar, die zunehmend mit Vorwürfen des Mobbings und schlechter Arbeitsbedingungen konfrontiert ist…“ Artikel von Kari Paul, erschienen am 23. Mai 2022 im Guardian externer Link („Activision Blizzard’s Raven Software workers vote to form industry’s first union”).
  • Sexuelle Übergriffe und ungleiche Bezahlung – Beschäftigte wehren sich gegen Diskriminierung
    „… Überarbeitung ist nicht das einzige Problem bei Activision. Das Unternehmen, das auch für die ‚World of Warcraft‘-Reihe verantwortlich ist, sieht sich mit Vorwürfen der sexuellen Belästigung und Diskriminierung konfrontiert und hat kürzlich einen Vergleich mit der Equal Employment Opportunity Commission (EEOC) über 18 Millionen Dollar geschlossen. Die ehemalige Activision-Mitarbeiterin Jessica Gonzalez legt nun gegen diesen Vergleich Berufung ein, weil er eine Bestimmung enthält, die Personen, die sich als Kläger bewerben, von künftigen Vergleichen ausschließt. ‚Das Gericht hat Activision und der EEOC erlaubt, die betroffenen Beschäftigten und andere, die ein Interesse daran haben, das Unternehmen zur Verantwortung zu ziehen, aus dem Prozess herauszuhalten‘, sagte Gonzalez in einer Erklärung der Campaign to Organize Digital Employees (CODE-CWA), der CWA-Kampagne, die sich auf die Organisierung von Beschäftigten in der Videospiel- und Tech-Branche konzentriert. ‚Anspruchsberechtigte Beschäftigte sollten nicht auf ihr Recht verzichten müssen, andere Rechtsmittel einzulegen, wenn sie den Vergleich akzeptieren.‘
    Die kalifornische Behörde für faire Beschäftigung und Wohnungswesen verfolgt derzeit eine separate Klage gegen Activision. In der Klage wird behauptet, dass Frauen für vergleichbare Arbeit bei Activision routinemäßig schlechter bezahlt werden als Männer und dass Führungskräfte des Unternehmens Frauen sexuell belästigt haben…“ Artikel von Alex N. Press, erschienen am 24. Mai 2022 auf Jacobin
    externer Link („Workers Have Won the First Union at a Major US Video Game Company”).
  • 12 Kolleg:innen gründen Antidiskriminierungs-Komitee bei Activision Blizzard und fordern unter anderem sichere Stillräume
    „Eine Gruppe von 12 Activision Blizzard-Mitarbeitern hat ein Antidiskriminierungskomitee gegründet, das sich gegen sexuelle und geschlechtsspezifische Diskriminierung in der Firma einsetzt. Selbst nach der Beilegung einer Klage wegen sexueller Belästigung und Diskriminierung im September 2021, die von der U.S. Equal Employment Alternative Fee angestrengt wurde, sagt die Gruppe, dass von dem Autor von Online-Spielen mehr Bewegung gefordert wird. ‚Meine Hoffnung, Mitglied des Komitees zu werden, ist, dass wir den Eifer nicht abflauen lassen, bis es zu bedeutenden, dauerhaften Veränderungen kommt‘, sagte Emily Knief, eine leitende Bewegungsgrafikerin bei Blizzard. ‚Am Ende des Tages möchte ich zur Arbeit gehen und nie an etwas anderes denken müssen als an meine Arbeit. Aber bei all dem, was passiert ist, sogar schon bevor es in die Schlagzeilen kam, hat es einen großen Teil meines Tages in Anspruch genommen, über die Untätigkeit des Managements nachdenken zu müssen.‘ Das Komitee sammelte eine Liste von Forderungen, die sie am Dienstagmorgen an Activision Blizzard CEO Bobby Kotick, Range Officer Kristen Hines und Chief Human Assets Officer Julie Hodges übermittelten. Auf 4 Seiten haben die Arbeiter:innen detaillierte Forderungen an die Mitarbeiter:innen formuliert, die die Möglichkeit haben, sich mit dem Koordinator für Chancengleichheit bei der Beschäftigung zu treffen, der als Teil der Bundesvereinbarung über sexuelle Belästigung ernannt wurde. Ihre anderen Forderungen beinhalten die Beendigung von undokumentierten Gesprächen mit der Personalabteilung, das Verbot von Vergeltungsmaßnahmen gegenüber Arbeitnehmer:innen, die Beschwerden einreichen, und die Durchführung von unvoreingenommenen Untersuchungen bei Diskriminierungsansprüchen. (…) Die Checkliste fordert außerdem ein Ende der obligatorischen Schlichtung in Diskriminierungsfällen. In der Erklärung von Activision Blizzard erwähnte Taylor, dass auf die obligatorische Schlichtung von Klagen wegen sexueller Belästigung und Diskriminierung verzichtet wurde, eine Änderung, die das Unternehmen im letzten Oktober eingeführt hatte. (…) Eine von vielen Seiten des Forderungsschreibens ist der Forderung nach nicht-öffentlichen Stillräumen gewidmet, das behauptet, dass zuvor ‚Muttermilch gestohlen‘ wurde, da die Kühlschränke nicht sicher waren. Jessica Gonzalez, eine ehemalige Senior-Check-Analystin bei Blizzard, hat die Probleme mit den Stillräumen im letzten Dezember auf Twitter veröffentlicht und andere Frauen bei Blizzard zitiert, die schlechte Erfahrungen gemacht haben. ‚Keine andere Person in meiner Crew hat jemals angefangen zu stillen, seit es meine Crew gibt‘, sagte eine ehemalige langjährige Blizzard-Mitarbeiterin, die The Put up darüber informierte, dass sie von 2016 bis kurz vor Beginn der Pandemie, als die Arbeit von zu Hause aus zur Norm wurde, Stillräume nutzte, die schlecht ausgestattet waren. Sie bat um Anonymität, da sie an der Klage gegen das Unternehmen beteiligt ist, die von der kalifornischen Abteilung für ehrliche Arbeit und Wohnen angestrengt wurde. (…) Die Mitarbeiter:innen fordern Stillräume, die für Personen, die stillen oder abpumpen, nicht öffentlich sind, und dass die Räume nur für Personen, die stillen, zugänglich sind, mit einem Schlüssel oder Code verschlossen sind und einen Platz zum Aufbewahren der Muttermilch haben. Die Angestellten sollen für die Zeit, die sie mit dem Stillen verbringen, eine Entschädigung erhalten, anstatt sich abzumelden, heißt es in der Aufforderung…“ Meldung bei Lizzy Gist vom 24. Mai 2022 externer Link („Activision Blizzard employee committee calls for anti-discrimination reform”)
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=201357
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