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Im Kampf gegen Zwangsarbeit und für demokratische Rechte: Die Streikbewegung in den USA geht ungebrochen weiter

IWW Portland, Oregon (USA)„… Das Business muss wieder anlaufen, an diese Parole hängt sich nicht nur Donald Trump, das Ziel verfolgen auch Politiker der Demokraten. Aufgrund seines Amtes, seines Auftretens und der Präsidentschaftswahl im November steht Trump exponierter in der Kritik, die den jüngsten Anstieg der Infektionszahlen in den USA mit der „Back to work“-Kampagne erklären. „Die Fallzahlen steigen über das ganze Gebiet der USA verteilt“, so die New York Times, „einschließlich in den Staaten, die zu den ersten gehörten, die wieder aufgemacht haben.“ Gemeint sind zum Beispiel Florida und Texas. Am vergangenen Wochenende haben Arbeiter in zwei Werken von Fiat Chrysler in Detroit, Michigan, wo die Infektionszahlen ebenfalls steigen, die Produktion ausgesetzt. Als Grund werden Covid-19-Erkrankungen in der Belegschaft und mangelnde Schutzmaßnahmen für die Sicherheit der Arbeiter genannt. Drei Arbeitsschichten hintereinander lehnten es ab, die Produktion in der Fiat Chrysler Jefferson North Assembly Plant (JNAP), wo 5.000 Arbeitnehmer beschäftigt sind, weiterzuführen. Auch in einem anderen Fiat-Chrysler-Werk, der Sterling Heights Assembly Plant (SHAP) mit 7.300 Beschäftigten, wurde die Produktion am Samstag stillgelegt, nachdem Arbeiter von einem positiv getesteten Materiallieferanten, der Kontakt mit Produktionsarbeitern hatte, erfahren haben. „Wir wissen nicht, wie lange diese Person schon arbeitete und die Krankheit verbreitete“, wird ein SHAP-Arbeiter von der World Socialist Web Site (WSWS) zitiert. Als Hintergrundinformation gegen vorschnelle Bewertungen dieser Aussage ist erwähnenswert, dass es in dem Werk bisher 5 Tote unter den Arbeitern im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung gab, wie die sozialistische Webseite berichtet. Auf WSWS wird ausführlicher über Produktionsstopps in den beiden Detroiter Autowerken Bei diesen kommt aber nicht oder kaum vor, was den Kapitalismuskritikern der sozialistischen Webseite sehr wohl auffällt: Dass sich die Fiat-Chrysler-Arbeiter auch gegen die Position der Gewerkschaft – United Auto Workers – für den Produktionsstopp entschieden haben Und: Dass es von vielen Seiten Interesse daran gibt, diese Vorfälle öffentlich möglichst auf kleiner Flamme zu halten und so wenig wie möglich darüber zu berichten…“ – aus dem Beitrag „Corona-Krise in den USA: Arbeitsniederlegungen und Angst vor neuer Arbeitslosigkeit“ von Thomas Pany am 29. Juni 2020 bei telepolis externer Link, der einen Überblick über den aktuellen Stand der Streikbewegung quer durch die USA versucht. Siehe dazu auch einen weiteren ausführlichen Beitrag zur aktuellen Streikbewegung in den USA und einen Beitrag, der die Situation der Arbeiterinnen und Arbeiter verschiedenster Branchen der USA in einem Überblick zusammenfasst:

  • „WORKERS‘ STRIKES ARE AN IMPORTANT PART OF TODAY’S MOVEMENT“ von David Bacon am 29. Juni 2020 im Stansbury Forum externer Link gibt einen ausführlichen Gesamt-Überblick über die Streiks in den USA, die seit dem Kampf gegen die Zwangsarbeit trotz Epidemie und für besseren Gesundheitsschutz und dann nochmal verstärkt seit dem Polizeimord an George Floyd und für das Recht auf Kampf gegen Rassismus einen in den USA völlig neuen Umfang angenommen haben. David Bacon weist dabei in seinen Ausführungen vor allen Dingen darauf hin, dass diese zahlreichen Streiks zwar verschiedenen Zielen innerhalb des aktuellen Spektrums gegolten haben mögen, dass sie aber eine besonders auffällige Gemeinsamkeit eint: Dass die Initiative dazu nahezu ausnahmslos von den Belegschaften selbst ausging, die nicht etwa einem Aufruf einer Gewerkschaft folgten, sondern selbst zur Tat schritten – und gerade deshalb, schlussfolgert er in seinem lesenswerten Artikel, sei diese Streikbewegung ein „integraler Bestandteil“ der aktuellen demokratischen Massenbewegung in den USA.
  • „Covid-19 wütet in Lebensmittelbranche, Logistikzentren und Produktionsbetrieben“ von Jerry White am 24. Juni 2020 bei wsws externer Link unterstreicht zur aktuellen Gefahrensituation unter anderem: „… Das Coronavirus breitet sich in Fabriken, Logistikzentren und anderen Betrieben weiter aus. In den USA steigt die Zahl der Covid-19-Infektionen stark in allen Bundesstaaten, die ihre Maßnahmen gelockert und das Wirtschaftsleben wieder hochgefahren haben. Neunundzwanzig US-Bundesstaaten verzeichneten am Montag einen Anstieg des Sieben-Tage-Durchschnitts an registrierten Neuinfektionen, wobei neun Bundesstaaten (Kalifornien, Texas, Arizona, Nevada, Oklahoma, Utah, Florida, South Carolina und Georgia) Rekordwerte verzeichneten. Beunruhigend ist insbesondere, dass viele der neuen Fälle bei jüngeren Menschen auftreten. Das Durchschnittsalter für neu diagnostizierte Coronavirus-Infektionen liegt in Florida inzwischen bei 37 Jahren. Auch in den Landwirtschaftsregionen von Florida, wo tausende Saisonarbeiter Obst und Gemüse ernten, breitet sich die potenziell tödliche Krankheit besonders rasch aus. Die Arbeiter nutzen notgedrungen überfüllte Transportmittel und leben in beengten Unterkünften. Aus Immokalee in Florida kommen die Tomaten im Winterhalbjahr, hier gibt es 1.207 gemeldete Fälle. Wenn die Erntesaison in Florida vorbei ist, machen sich Tausende Saisonarbeitern auf den Weg an die Ostküste und in den Mittleren Westen, wobei viele von ihnen das Virus nach Georgia, North Carolina, Michigan und in andere Staaten verschleppen. (…) In der Autoindustrie, die am 18. Mai die Produktion wiederaufnahm, gibt es weiterhin Infektionsfälle. BMW hat 14 Neuinfektionen in seinem Werk in Spartanburg, South Carolina bestätigt, und Toyota hat 40 Fälle in seinen US-Werken, darunter auch in Georgetown, Kentucky bestätigt. Zuvor hatte Hyundai einen Todesfall in seinem Werk in Montgomery, Alabama eingestanden. Bei General Motors, Ford und Fiat Chrysler hat die Konzernleitung der drei Autohersteller aus Detroit mit voller Unterstützung der Gewerkschaft United Auto Workers Informationen über die Verbreitung des Virus verschwiegen. Dahinter steht die Sorge, dass sich Arbeitsniederlegungen und andere Aktionen der Belegschaft wiederholen könnten, die die Branche Mitte März stillgelegt hatten…“
  • Siehe zum Thema am 27. Mai 2020: Erwerbslosigkeit in den USA auf Rekordhöhe – Erpressungen, zur Arbeit zu gehen auch. Aber der Widerstand wird nicht kleiner…
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=174877
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