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Ein Hafenstreik der gesamten Ost- und Golfküste der USA für Inflationsausgleich und gegen »Roboterisierung« der Arbeit ab 1. Oktober 2024 wird vorbereitet
Dossier
Der Vertrag zwischen der International Longshoremen’s Association und der United States Maritime Alliance, der die Häfen der Ost- und Golfküste umfasst, läuft am 30. September aus. ILA soll für die Laufzeit ihres nächsten Sechsjahresvertrags mit den Arbeitgebern des Seeverkehrs eine Lohnerhöhung von fast 80 % anstreben. Da die Verhandlungen in eine Sackgasse geraten sind, hat die ILA mit einem Streik gedroht: „ILA bringt ihre Tarifdelegierten Anfang September in New Jersey zu Tarifausschusssitzungen zusammen, um Vorbereitungen für einen möglichen Streik am 1. Oktober 2024 zu treffen, falls keine Einigung mit der United States Maritime Alliance erzielt werden kann (…) „Wenn das bedeutet, dass wir am 1. Oktober streiken müssen, sind sie bereit, ‚auf die Straße zu gehen‘, wenn unsere Forderungen nicht erfüllt werden…“ engl. Pressemitteilung vom 3. August 2024 der ILA (International Longshoremen’s Association) – siehe mehr Informationen:
- Der Ostküsten-Streik in 36 Häfen schon nach 3 Tagen beendet nach der Zusage der Lohnerhöhung von 24 Dollar/Stunde bzw 61,5 % (statt geforderter 77%) über 6 Jahre
- Hafenstreik beendet, Arbeiter erhalten 24 Dollar Lohnerhöhung
„Die Ostküsten-Longshore-Arbeiter der International Longshoremen’s Association kehren nach drei turbulenten Tagen an den Streikposten zurück an die Arbeit. Ihnen wurde eine Lohnerhöhung von 24 Dollar pro Stunde über sechs Jahre zugesagt, womit der Spitzenlohn von 39 auf 63 Dollar steigen würde. Der Streik legte den Schiffsverkehr in großen Hafenkomplexen wie Newark, Houston und Charleston lahm und stoppte die Ladung von Obst, Fahrzeugen und schwerem Gerät. Es war der erste küstenweite Streik der ILA seit 1977. Die Tarifparteien werden zu den Verhandlungen über das andere wichtige Thema des Streiks, die Automatisierung, zurückkehren und die alte Vereinbarung bis zum 15. Januar verlängern. Die Longshore-Gewerkschaft verhandelt mit einem Konsortium von Verladern und Terminalbetreibern, das als U.S. Maritime Alliance (USMX) bekannt ist. Die Gewerkschaft hatte wegen der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen ein Druckmittel, und Präsident Joe Biden weigerte sich, wie er versprochen hatte, den Streik zu brechen, indem er sich auf die Notstandsbefugnisse berief, die ihm gemäß Taft-Hartley zur Verfügung stehen.
Die Handelskammer und die National Association of Manufacturers forderten Biden auf, den Streik zu beenden, da dies den Wiederaufbau nach dem Hurrikan Helene behindern würde. Einen Streik auf diese Weise zu brechen, wäre jedoch für die Arbeitgeber riskant, da die Hafenarbeiter in einer starken Position sind, um eine Verlangsamung herbeizuführen, die dazu führen würde, dass die Schiffe nicht beladen und die Docks mit Exportgütern vollgestopft würden. Stattdessen scheinen die Beamten der Biden-Regierung die Arbeitgeber zu einer Einigung gedrängt zu haben. Verkehrsminister Pete Buttigieg forderte die Verlader auf, keine Zuschläge mehr zu erheben, was ihre Einnahmen hätte erhöhen können, um die Kosten des Streiks zu kompensieren. (…)
Die Gewerkschaftsführung übte eine strenge Kontrolle über die Streikposten aus, und die Mitglieder weigerten sich, mit Reportern zu sprechen, aber diejenigen, die gegen das Protokoll verstießen, sagten, dass sie durch den letztjährigen Aufstehstreik der Autoarbeiter und die Vertragskampagne der UPS-Teamster inspiriert wurden. Beide Gewerkschaften gaben Erklärungen zur Unterstützung der ILA-Streikenden ab. Hafenarbeiter aus Spanien und von der Westküste kamen zu den Streikposten in New Jersey. In Florida, mit wichtigen Häfen in Jacksonville und Miami, sagte der republikanische Gouverneur Ron DeSantis gestern, dass er die Florida National Guard und die Florida State Guard entsende, um „die Ordnung aufrechtzuerhalten“ und „wo möglich, den Betrieb wieder aufzunehmen“. (…)
Die ILA-Mitglieder sind hinter den Beschäftigten der Westküste (ILWU) zurückgeblieben, deren Einstiegsgehalt im letzten Vertrag (40 $) über dem Spitzengehalt der Beschäftigten der Ostküste (39 $) lag. Die Beschäftigten an der Ostküste begannen mit 20 $ und stiegen innerhalb von sechs Jahren auf 39 $. Mit dem vorliegenden Tarifvertrag würde sich das ändern, denn er sieht eine Erhöhung um 6 $ im ersten Jahr vor, gefolgt von 5 $, 4 $ und 3 $ in den folgenden drei Jahren. An der Westküste sind jedoch mit der zunehmenden Automatisierung auch Lohneinbußen einhergegangen. (…) Daggett selbst wurde in der Presse wegen seines Gewerkschaftsgehalts von rund 900.000 Dollar und seines großen Hauses kritisiert – die New York Post veröffentlichte eine Luftaufnahme einer Villa mit einer Vierfachgarage und einem großen Pool. Die Renten sind nach wie vor ein wunder Punkt in der ILA. Beschäftigte in Houston und Philadelphia haben überhaupt keine Rente, während viele andere Beschäftigte an der Ostküste eine kaum wahrnehmbare Rente haben. An der Westküste sind die Renten in allen Häfen gleich und insgesamt höher…“ engl. Artikel von Jenny Brown vom 04. Oktober 2024 in LaborNotes (maschinenübersetzt) - Gemeinsame Erklärung zum Rahmenvertrag 3. Oktober 2024 NORTH BERGEN, NJ
„Die International Longshoremen’s Association und die United States Maritime Alliance, Ltd. haben eine vorläufige Einigung über die Löhne erzielt und sich darauf geeinigt, den Rahmenvertrag bis zum 15. Januar 2025 zu verlängern, um an den Verhandlungstisch zurückzukehren und alle anderen offenen Fragen zu verhandeln. Mit sofortiger Wirkung werden alle derzeitigen Arbeitskampfmaßnahmen eingestellt, und alle unter den Rahmenvertrag fallenden Arbeiten werden wieder aufgenommen.“ engl. Erklärung vom 3. Oktober 2024 bei ILA (maschinenübersetzt) - ILA-Präsident und Chefunterhändler Harold J. Daggett wird mit dem Tod bedroht und belästigt, u. a. veröffentlicht die New York Post seine Privatadresse und gefährdet seine Sicherheit
„Im Kampf um einen fairen und gerechten Vertrag für die ILA-Mitglieder wurde der ILA-Vorsitzende und Chefunterhändler Harold J. Daggett mit Morddrohungen und Belästigungen konfrontiert, u.a. veröffentlichte die New York Post seine Privatadresse und gefährdete damit seine persönliche Sicherheit; auch andere ILA-Führungskräfte wurden bedroht…“ engl. Meldung der ILA vom 2.10.24 (maschinenübersetzt) - US-Hafenarbeiter beenden Streik: 61,5 Prozent mehr Einkommen
„… Zehntausende Hafenarbeiter an der US-Ostküste haben ihren Streik nach wenigen Tagen gestoppt. Die Laufzeit des aktuellen Vertrages wurde bis zum 15. Januar verlängert, um weiterzuverhandeln, wie die Gewerkschaft ILA mitteilte. Die großflächige Arbeitsniederlegung nur wenige Wochen hätte Sorgen vor Lieferengpässen ausgelöst. „Der Streik ist vorbei“, sagte der lokale Gewerkschaftschef Scott Cowan in Baltimore dem Sender CBS. Nach seinen Angaben will die Gewerkschaft das Angebot einer Einkommenserhöhung um 61,5 Prozent über die sechsjährige Laufzeit des Vertrages annehmen. Außerdem sollen in den kommen Monaten Maßnahmen ausgehandelt werden, die einen Abbau von Arbeitsplätzen durch Automatisierung verhindern. Die Arbeiter waren in der Nacht zum 1. Oktober in den Streik getreten. Auch ein neues Arbeitgeber-Angebot mit einer Einkommenserhöhung von nahezu 50 Prozent hielt sie nicht davon ab. (…) Der Streik Zehntausender Mitglieder der Gewerkschaft International Longshoremen’s Association (ILA) dürfte mehrere hundert Millionen Dollar pro Tag gekostet haben. Zudem brauche man pro Streiktag sieben bis zehn Tage, um den Stau in den Häfen abzubauen, sagte etwa der Chef des Logistikers Flexport, Ryan Petersen, dem TV-Sender CNBC. Da der Streik schon seit Monaten absehbar war, bauten viele Unternehmen Vorräte zumindest für einige Wochen auf. Die ILA-Mitglieder beladen und entladen Schiffe und sind für die Wartung der Hafentechnik zuständig. Die Gewerkschaft verweist auf die Milliardenprofite in der Container-Schifffahrt. Dem „Wall Street Journal“ zufolge verlangte sie in den Verhandlungen ein Einkommensplus von 77 Prozent.“ Meldung vom 4. Oktober 2024 in der taz online - 70 Prozent der Autoteile blockiert: US-Hafenstreik lähmt Europas Autoindustrie
„… Der am Dienstag begonnene Streik der Hafenarbeiter an der Ost- und Golfküste der USA trifft vorwiegend die europäischen Autohersteller hart. Diese seien besonders abhängig von den bestreikten Häfen, warnen Branchenvertreter und Analysten. Ein längerer Streik könnte sich als „lähmend“ für die gesamte Branche erweisen, berichtet Reuters. (…) Analysten zufolge werden 70 Prozent der Importe von Autoteilen in die USA über die vom Streik betroffenen Häfen abgewickelt. Vor allem die Häfen in Baltimore und im Südosten sind für europäische Hersteller wie BMW, Volkswagen, Mercedes und Volvo von zentraler Bedeutung. Da viele dieser Unternehmen einen erheblichen Teil ihres US-Absatzes importieren, wären sie von einem längeren Streik besonders betroffen. (…) Angesichts der wirtschaftlichen Risiken wächst der Druck auf die US-Regierung, in den Konflikt einzugreifen. Präsident Joe Biden lehnt dies bisher ab, drängt aber die Arbeitgeber, ihr Angebot nachzubessern. Das Weiße Haus betont, die Reedereien hätten während der Pandemie Rekordgewinne eingefahren – nun sei es an der Zeit, auch die Beschäftigten daran zu beteiligen. Auch Verkehrsminister Pete Buttigieg und Arbeitsministerin Julie Su drängen die Arbeitgeber zu Zugeständnissen. Su wirft ihnen vor, sich zu weigern, die Leistungen der Hafenarbeiter während der Pandemie angemessen zu würdigen. Die Gewerkschaft müsse an den Gewinnen beteiligt werden. (…) Die Gewerkschaft ILA, die 45.000 Hafenarbeiter vertritt, fordert eine Lohnerhöhung von 5 US-Dollar pro Stunde für jedes Jahr des neuen Sechsjahresvertrags. Außerdem möchte sie einen Stopp der Automatisierungsprojekte in den Häfen durchsetzen. Diese gefährdeten Arbeitsplätze… „ Beitrag von Bernd Müller vom 2. Oktober 2024 bei Telepolis - Streik mit Bidens Segen
„Hafenarbeiter bestreiken Häfen an Ost- und Golfküste der USA. Militärtransporte will die Gewerkschaft ILA aber ausdrücklich abfertigen (…) Militärtransporte der US-Streitkräfte sind von dem Ausstand ausdrücklich nicht betroffen, hatte Gewerkschaftschef und Vietnamkriegs-Veteran Dagget schon in der Vorwoche klargestellt: Die ILA werde »unsere tapferen amerikanischen Truppen (…) niemals im Stich lassen, und wir werden stolz alle Militärtransporte auch nach dem 1. Oktober weiterführen, selbst wenn wir in einen Streik verwickelt sind.« Es ist wohl auch auf diesen Umstand zurückzuführen, dass US-Präsident Joseph Biden am Sonntag erklärt hatte, sich nicht auf ein altes Antistreikgesetz (Taft-Hartley-Act) zu berufen, das Hafenarbeiter bei einem Ausstand zurück an die Arbeit zwingen könnte. Vertreter der US-Regierung seien »sehr glücklich und zufrieden mit der ILA, die in schwierigen Situationen immer zur Stelle war und ihre Mission immer erfolgreich erfüllt hat« freute sich Timothy MacHale, Exgeneral und »militärischer Berater« der ILA. Die US-Armee wisse, »dass die ILA militärische Ladeoperationen durchführen wird, selbst wenn die ILA streikt.« Auch Kreuzfahrtschiffe sollen vom Arbeitskampf der Hafenbeschäftigten unberührt bleiben, damit Familien, »die ihre Kreuzfahrten mehr als ein Jahr im Voraus planen und bezahlen (…) weder enttäuscht noch belästigt werden«…“ Artikel von David Maiwald in der jungen Welt vom 02.10.2024 - Hafenarbeiter auf der ganzen Welt stehen in fester Solidarität mit der International Longshoremen’s Association
„Während die International Longshoremen’s Association (ILA) an der Ostküste der USA in den Streik tritt, bekräftigt die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF) gemeinsam mit der Maritime Union of Australia (MUA) ihr Engagement, den ILA-Dockern in ihrem Kampf für einen fairen, gerechten und sicheren Rahmenvertrag mit den Reedereien zur Seite zu stehen.
Im Rahmen des ersten ILA-Streiks seit 1977 werden 36 Häfen an der Ostküste von Arbeitskampfmaßnahmen betroffen sein, da die ILA Lohngerechtigkeit durch einen Lohnabschluss, der mit der Inflation Schritt hält, und Schutzmaßnahmen gegen die Automatisierung des Ladungsumschlags, insbesondere in Bezug auf den Einsatz automatischer Kräne, anstrebt. „Der Kampf der ILA ist auch unser Kampf“, sagte Paddy Crumlin, ITF-Präsident und Vorsitzender der Sektion Häfen und nationaler Sekretär der MUA, zu Beginn der einwöchigen Sitzungen des Nationalrats der MUA in Sydney, Australien.
„Dieselben Unternehmen, die den Arbeitgeberverband United States Maritime Alliance (USMX) bilden, werden als Mitglieder von Scheinverbänden in der ganzen Welt genannt, auch in Australien, wo sie sich als ‚Shipping Australia Limited‘ ausgeben. „So wie wir die Angriffe der SAL auf die australischen Seeleute abgewehrt haben, wird die ILA auch diesen Mob abwehren und den amerikanischen Hafenarbeitern auch in Zukunft erfüllende, lohnende und sichere Arbeitsplätze bieten.“
Am Montagabend unterbreitete USMX der 85.000 Mitglieder zählenden ILA ein Angebot in letzter Minute. Das Angebot wurde abgelehnt…“ engl. Meldung bei ITF vom 01. Oktober 2024 (maschinenübersetzt)
- Hafenstreik beendet, Arbeiter erhalten 24 Dollar Lohnerhöhung
- Der erste küstenweite Streik seit 1977 der Dockers der Ostküste und am Golf von Mexiko am 1. Oktober wird immer wahrscheinlicher und zeigt schon im Vorfeld die Macht der Logistik
- Dockarbeiter machen ernst. USA: Organisierte Hafenarbeiter bereiten Streik an den Seehäfen der Ostküste und am Golf von Mexiko vor
„Ein großflächiger Hafenarbeiterstreik in den Terminals der US-Ostküste und am Golf von Mexiko wird immer wahrscheinlicher: Die Gewerkschaft International Longshoremen’s Association (ILA) geht in ihren jüngsten Mitteilungen davon aus, dass der für Anfang Oktober unbefristet geplante Ausstand nicht zu vermeiden sein wird. Nach Angaben der ILA soll der Streik Anfang Oktober beginnen: »Zehntausende von Hafenarbeitern (…) in den Häfen von Maine bis Texas« seien nach anhaltend erfolglosen Gesprächen mit den in der United States Maritime Alliance (USMX) organisierten Hafenbetreibern entschlossen, »für Löhne zu streiken, die den Milliardenprofiten der Reedereien entsprechen«. Darüber hinaus geht es um Schutz der Beschäftigten vor den Folgen der Automatisierung an den Terminals. (…) Einerseits kämpft die ILA in den USA aktuell gegen eine drastische Propagandakampagne der USMX, die mit Medienpräsenz und Werbemitteln Stimmung gegen die Hafenarbeiter macht und dabei versucht, sie in der Öffentlichkeit als »gierig« darzustellen. Andererseits erfährt die ILA breite Unterstützung nicht nur von der ILWU, sondern auch aus dem Ausland. Selbstverständlich haben die beiden globalen Dachorganisationen, denen sowohl die ILA als auch die ILWU angehören – die Internationale Transportarbeiterföderation (ITF) und der Internationale Hafenarbeiterrat (IDC) – längst ihre volle Unterstützung zugesichert. Aber auch nationale Einzelgewerkschaften haben sich bereits solidarisch erklärt, unter anderem die Maritime Union of Australia (MUA), die Bermuda Industrial Union (BIU) oder die FNV Havens, die größte Gewerkschaft der Hafenarbeiter in den niederländischen Häfen von Rotterdam, Amsterdam und Zeeland: Deren Vertreter Niek Stam nannte es unter anderem »eine richtige Entscheidung der ILA, jetzt Grenzen zu setzen und zu zeigen, dass die Hafenarbeiter ihren Anteil an den Gewinnen einfordern. Das ist Fairness«. (…) Das Londoner Consultingbüro Drewry berichtete, dass mehrere Verlader bereits vor Wochen begonnen hätten, ihre Fracht von der US-Ostküste an die Westküste umzuleiten, um Auswirkungen des geplanten ILA-Streiks zu entgehen. Schon jetzt habe etwa im Hafen des kalifornischen Long Beach das Frachtaufkommen um mehr als 30 Prozent zugenommen. Steigende Frachtraten zählen ebenso zu den erwarteten Folgen wie stockende Im- und Exporte. Offen ist auch, ob etwa die ILWU oder kanadische ILA-Sektionen umgeleitete Schiffe in ihren Häfen aus Solidarität blockieren.“ Artikel von Burkhard Ilschner in der jungen Welt vom 23.09.2024 - ILA-Mitglieder sind bereit, sich für einen fairen Vertrag einzusetzen; sie werden am 1. Oktober für Löhne und Sozialleistungen streiken, die sie ihrer Meinung nach verdienen
„Die Zehntausenden von Hafenarbeitern der International Longshoremen’s Association (ILA) in Häfen von Maine bis Texas sind wie nie zuvor entschlossen, einen neuen Vertrag mit ihren Arbeitgebern, die von der United States Maritime Alliance (USMX) vertreten werden, zu erreichen. In zwei Wochen sind sie bereit, für Löhne zu streiken, die den Milliardengewinnen der Reedereien entsprechen. Ein Streik in allen ILA-Häfen an der Atlantik- und Golfküste um 12.01 Uhr am 1. Oktober wird immer wahrscheinlicher, da die Zeit für einen neuen Rahmenvertrag mit der USMX immer knapper wird. Die ILA-Longshore-Beschäftigten haben verstanden, dass es jetzt an der Zeit ist, Stellung zu beziehen und für ein höheres Lohnniveau zu kämpfen, das sie für ihren Beitrag zur Bereicherung ihrer Arbeitgeber und der Branche entschädigt und der hohen Inflation entgegenwirkt, die ihr derzeitiges Lohnniveau auffrisst…“ engl. Meldung der ILA vom 17.9.2024 (maschinenübersetzt) - Die Gewerkschaft wird auf der „richtigen Seite der Geschichte“ stehen, wenn sie am 1. Oktober streiken muss; „Die Gier der Unternehmen muss ein Ende haben“: ILA-Vizepräsident Dennis A. Daggett
„Da wir nur noch 10 Tage von einem möglichen küstenweiten Streik entfernt sind – dem ersten seit 1977 – möchte ich aus dem Herzen sprechen. Von Searsport, Maine, bis Brownsville, Texas, stehen wir vor einem der härtesten Kämpfe, die unsere Gewerkschaft seit Jahrzehnten geführt hat. Streiks sind nie einfach, aber in der heutigen Welt, in der die Arbeitsgesetze gegen uns gestapelt sind und die Gier der Unternehmen so groß ist wie nie zuvor, bleiben sie eines der mächtigsten Instrumente, die wir in unserem Kampf für Gerechtigkeit haben. Und täuschen Sie sich nicht, wir werden auf der richtigen Seite der Geschichte stehen…“ engl. Meldung der ILA vom 20.9.2024 (maschinenübersetzt) - Auf die Wirtschaftspresse hab ich bewußt verzichtet
- Dockarbeiter machen ernst. USA: Organisierte Hafenarbeiter bereiten Streik an den Seehäfen der Ostküste und am Golf von Mexiko vor
- ILA-Präsident Harold Daggett bereitet sich auf Tarifgespräche mit ILA-Mitgliedern im September vor – und auf einen möglichen küstenweiten Streik im Oktober
„Harold J. Daggett, Internationaler Präsident der 85.000 Mitglieder zählenden International Longshoremen’s Association, arbeitet weiterhin rund um die Uhr, um ernsthafte Verhandlungen mit der United States Maritime Alliance (USMX) aufzunehmen und gleichzeitig seine Mitglieder auf einen möglichen Streik am 1. Oktober 2024 vorzubereiten, falls USMX keine Einigung mit der ILA erzielt.
Die ILA erhält weiterhin nationale und internationale Unterstützung von Gewerkschaften in ganz Amerika und von Hafenarbeitergewerkschaften auf der ganzen Welt, die sich alle zur Unterstützung der ILA verpflichten.
„Wir bereiten unsere ILA-Mitglieder auf beide Möglichkeiten vor“, sagte der ILA-Chef. „Wir werden uns mit aller Kraft für einen neuen Vertrag einsetzen, der unsere hart arbeitenden und engagierten ILA-Longshore-Beschäftigten angemessen entschädigt, und gleichzeitig bereiten wir uns darauf vor, am 1. Oktober 2024 in allen Häfen von Maine bis Texas zu streiken, wenn keine neue Vereinbarung zustande kommt.“ Der ILA-Vorsitzende ist der festen Überzeugung, dass die Forderungen der Gewerkschaft in einem angemessenen Verhältnis zu ihrem Beitrag zu einer Branche stehen, die in den letzten Jahren rekordverdächtige Milliardengewinne für die Unternehmen, die ILA-Arbeitskräfte beschäftigen, verzeichnet hat.
„Unsere Arbeitgeber wissen aus tiefstem Herzen, dass die ILA-Longshore-Arbeiter einen großartigen Vertrag verdienen“, sagte Präsident Daggett. „Sie können uns nicht ausnehmen und gleichzeitig Milliardengewinne verbuchen. Das ist einfach nicht fair, und wir sind bereit, für einen großartigen Vertrag zu kämpfen.“ Die ILA hat für den 4. und 5. September 2024 in New Jersey Tarifgespräche anberaumt, bei denen die Tarifdelegierten der Gewerkschaft ihre Hauptvertragsforderungen überprüfen werden. Sie werden diese Treffen auch nutzen, um Streikausschüsse von Maine bis Texas zu bilden, um für den 1. Oktober 2024 gerüstet zu sein…“ engl. Pressemitteilung vom 10. August 2024 der ILA (maschinenübersetzt) - USA: Big Trouble im Dock – Hafenarbeitergewerkschaft organisiert Arbeitskampf für Inflationsausgleich und gegen »Roboterisierung« des Werktags
„… Die nordamerikanische Hafenarbeitergewerkschaft International Longshoremen’s Association (ILA) bereitet sich auf einen harten Arbeitskampf vor. Dabei geht es nicht nur um hohe, inflationsausgleichende Lohnerhöhungen, sondern vor allem auch um den kritisierten Einsatz sogenannter »autonomer« Techniken zum Ersatz menschlicher Arbeitskraft. Seit Wochen werfen sich die ILA und der US-Unternehmensverband United States Maritime Alliance (USMX) gegenseitig vor, die Tarifverhandlungen zu verschleppen. Es geht um die Erneuerung des geltenden Rahmentarifvertrages für rund 14.500 Docker in sechs großen US-Seehäfen der Ost- und Golfküste (die ILA ist für die Beschäftigten dieser Häfen zuständig, die Kollegen an der Westküste werden von der International Longshore and Warehouse Union, ILWU, vertreten). Dieser »Master Contract« vom Oktober 2018 läuft nach sechs Jahren am 30. September dieses Jahres aus. Eigentlich hätte es nach einigen Vorgesprächen im Frühjahr Anfang Juni konkrete Verhandlungen über die Erneuerung des Rahmentarifs geben sollen. Doch die ILA sah sich gezwungen, die entsprechenden Termine aufzukündigen. Denn im Hafen von Mobile (Alabama) hatte es an den Kajen von APM Terminals, der Hafengesellschaft der Reederei Mærsk, einen lokalen Streik gegeben. Die ILA wirft dem Unternehmen vor, dort ein autonomes Abfertigungssystem einzusetzen, das Lastwagen ohne Inanspruchnahme menschlicher Arbeitskräfte abfertigt, die – natürlich gewerkschaftlich organisiert – dafür eigentlich zuständig wären. Zudem liegen der ILA nach eigenen Angaben auf ihrer Webseite Berichte vor, dass dieses System auch in anderen Häfen eingesetzt beziehungsweise zum Einsatz vorbereitet wird. Es ist ein doppeltes Problem: Zum einen nimmt die ILA eine harte und weitgehend kompromisslose Haltung gegen derartige Automatisierungsbestrebungen von immer mehr Hafenbetreibern ein; noch vor wenigen Jahren hatte die ILA-Führung das aus mehreren aktuellen Anlässen nachdrücklich bekräftigt. Zum anderen aber enthält just der noch geltende Rahmentarifvertrag klare Vereinbarungen, wonach die USMX den Verzicht auf Automatisierungsbestrebungen zusichert – gegen entsprechende Produktivitätsgarantien seitens der ILA. Konsequenterweise erklärte die Gewerkschaft im Juni daher, dass sie sich mit der USMX nicht treffen werde, solange das aktuelle Automatisierungsproblem nicht gelöst sei. Anfang dieses Monats hat die Gewerkschaft die USMX fristgerecht wissen lassen, dass eine Verlängerung des Tarifvertrages nicht in Betracht komme – eine derartige Mitteilung 60 Tage vor dem Auslaufen entspricht nationalen Rechtsvorschriften. Einigermaßen verärgert wiederholte die ILA zudem sowohl Ende Juli als auch in der vergangenen Woche ihre öffentlichen Erklärungen, dass ab dem 1. Oktober mit Streiks an US-Ost- und Golfküste zu rechnen sei, falls bis dahin keine Einigung erzielt sei. (…) Das ist, wie ILA-Chef Harold J. Daggett betont, nicht unproblematisch: Den bislang letzten Streik hatte es im Jahre 1977 gegeben – »in diesen mehr als viereinhalb Jahrzehnten sind zwei Generationen von ILA-Mitgliedern neu in die Branche gekommen«…“ Artikel von Burkhard Ilschner in der jungen Welt vom 12. August 2024
Grundinfos:
- Siehe die International Longshoremen’s Association (ILA) und The ILA App auf Twitter
- #EastandGulfCoastLaborTalks #ILAunion
Siehe auch:
- Siehe zuletzt von 2023: (Bummel-)Streiks in den Häfen der US-Westküste führen zu vorläufigem Tarifvertrag – erneut sollte Biden-Regierung eingreifen und darin viele weitere Verweise auf die Häfen in den USA
- Siehe auch unser Dossier: Das Rezept für den #HotLaborSummer 2023 in den USA: Frustration und Wut in den Belegschaften trifft auf gewerkschaftsübergreifende Solidarität