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US-Firmen führen Angestellte mit pompösen Berufsbezeichnungen hinters Licht: Lohngesetze werden dadurch gezielt umgangen

Oxfam: Die Krise der Niedriglöhne in den USAViele Unternehmen geben ihren Mitarbeitern pompös klingende Berufsbezeichnungen, um einen Teil der Überstundenzuschläge zu prellen. Denn: Wer einen bombastischen Titel führt, kann auch einmal länger unbezahlt arbeiten, sagen sie sich, und sparen damit Milliarden. Das jedenfalls glauben Forscher der University of Texas und der Harvard Business School. Laut der Untersuchung sparen allein US-Unternehmen vier Milliarden Dollar an Überstundenzahlungen pro Jahr, indem sie einfach mit Titeln kreativ werden. Für die Mitarbeiter führen diese überhöhten Titel jedoch zu 13 Prozent weniger Lohn, als sie sonst bekommen könnten…“ Meldung vom 07.02.2023 in LEADERSNET.de externer Link, siehe mehr daraus und dazu:

  • Weiter aus der Meldung vom 07.02.2023 in LEADERSNET.de externer Link: „… Umit Gurun von der University of Texas kam die Idee zur Prüfung dieses Zusammenhangs am Flughafen, als er hörte, wie zwei Arbeiter über einen verspäteten Flug sprachen. „Einer sagte, er beschwere sich nicht, wenn er länger als üblich arbeiten müsse, weil seine Überstunden bezahlt werden. Der andere bekam nichts, weil in seinem Titel das Wort Manager vorkam. Aber beide machten den gleichen Job.“ Gurun ist auf Dutzende ähnliche Beispiele gestoßen. Wegen der Ungleichbehandlung haben viele Arbeitnehmer gegen einige der größten Arbeitgeber in den USA Klagen wegen Lohndiebstahls eingereicht, darunter Bank of America, Family Dollar, JPMorgan Chase, Starbucks und UPS. Diese Klagen beziehen sich auf eine Eigenart in den US-Lohngesetzen. (…) Sie fanden heraus, dass die Häufigkeit von Manager-Titeln jenseits der gesetzlichen Schwelle von 455 Dollar pro Woche anstieg, offensichtlich um Zahlungsgesetze zu umgehen. „Es gibt einen systematischen, robusten und starken Anstieg in der Verwendung von Manager-Titeln durch Firmen, um die bundesstaatliche regulatorische Schwelle herum, die es ihnen ermöglicht, die Bezahlung von Überstunden zu vermeiden“, so der Bericht.“
  • Firms Inflate Job Titles to Avoid Paying Workers Overtime
    Studie von Lauren Cohen, Umit Gurun und Naim Bugra Ozel vom Februar 2023 externer Link bei National Bureau of Economic Research (Nationales Büro für Wirtschaftsforschung)
  • Mit irren Pseudo-Titeln sparen sich US-Firmen plötzlich Milliarden Dollar
    „… An der Rezeption arbeitet ein „Erster-Eindrucks-Direktor“, in der Nachbetreuung der Schule teilt ein „Ernährungszentrums-Consultant“ das Mittagessen aus. Statt Tellerwäscher heißt es „Gastronomie-Hygiene-Techniker“, statt Müllmann „Sanitäringenieur“. In Hotels werden Putzkräfte zu „Teppichreiniungsmanagern“ und „Duschtür-Spezialisten“ befördert. Immer mehr amerikanische Arbeitgeber setzen auf Fake-Manager-Titel statt angemessener Bezahlung. Aktuelle US-Studien zeigen: Mit den erfundenen Beförderungstiteln sparen sich US-Firmen Milliarden ein. (…) Denn sobald ein Angestellter „Manager“ ist, wird er häufig nicht mehr stundenweise bezahlt und erhält auch für Überstunden nicht mehr den üblichen eineinhalb-fachen Satz. Damit sparen sich amerikanische Konzerne im Jahr Kosten von über vier Milliarden Dollar. Die „beförderten“ Angestellten hingegen verdienen im Durchschnitt 13 Prozent weniger, als sie ohne ihren neuen Titel bekommen hätten. Die Methoden gibt es zwar schon lange. Doch laut einer Gemeinschaftsstudie der Harvard Business School und der University of Texas werden viele Arbeitgeber bei der Erfindung neuer Pseudo-Titel immer kreativer – beziehungsweise dreister. „Arbeitsintensive Unternehmen, die auf billige Arbeitskräfte angewiesen und raffiniert genug sind, nutzen dies gezielt, um ihre Kosten zu senken“, erklärte Umit Gurun, Co-Autor der neuen Untersuchung, im Gespräch mit dem Nachrichtensender „CBS News“. (…) [E]igentlich müssen Unternehmen ihren Arbeitnehmern bei mehr als 40 Stunden die Woche den eineinhalb-fachen Stundenlohn zahlen, so steht es im Gesetz. Ausnahmen und legale Schlupflöcher bestehen jedoch für Managerpositionen, die ab einer bestimmten Mindestsumme jede Woche die gleiche Bezahlung erhalten. Die Obergrenze hierfür liegt in vielen US-Staaten bei wöchentlich 455 Dollar – was einem Jahreseinkommen von 23.660 Dollar entspricht. Die Anaylsen der Wirtschaftswissenschaftler ergaben: Genau bei Positionen mit Wochenlöhnen von 455 Dollar schnellten die Stellenausschreibungen mit pseudohaft klingenden Manager-Titeln in die Höhe. Vor allem im Einzelhandel oder Dienstleistungssektor wie Hotel- und Gastronomiegewerbe verdienen „Einkaufswagen-Manager“, „Teppichreiniungsleiter“, „Erster-Eindruck-Direktoren“ oder „Duschtür-Spezialisten“ oft weniger als ihre Kollegen. (…)Einfache Sachbearbeiter wurden „Erfolgsführer“, „Leiter für die Geschäftsvision“ oder „Kundenglücksmanager“. „Ist es seltsam, dass ich ohne bessere Bezahlung mehr leisten soll?“, fragte ein Amerikaner auf der Plattform Reddit. „Ich arbeite schon lange als Software-Ingenieur bei einem großen Unternehmen. Gestern wurde mir eine Manager-Position angeboten. Erst freute ich mich – bis herauskam, dass es mehr Stress ohne Gehaltserhöhung bedeuten wird.“ „Such dir einen neuen Job“, lautete der Tenor vieler Reaktionen – Firmenloyalität zahle sich nicht mehr aus. Ein weiterer User antwortete: „Ich habe meine Gehaltserhöhungen immer nur durch Firmenwechsel bekommen.“ Artikel von Sandra Ward vom 9. Februar 2023 in Focus online externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=208822
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