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US-Entlassungen: Wenn Menschenverachtung zur Normalität wird – und zum Vorbild in Deutschland?

Kündigungs“schutz“US-Konzerne entledigen sich menschenverachtend ihrer Mitarbeiter – und zum Überdruss wünschen sich manche deutsche Chefs und Politiker glatt dasselbe. Big Tech schafft es im Augenblick bekanntlich kaum durch den Tag, ohne dass ein großes Unternehmen der Branche Massenentlassungen verkündet. (…) Ein Aspekt fällt dabei allerdings fast immer unter den Tisch: die völlig unerträgliche Art und Weise nämlich, wie Firmen diese Entlassungen vollziehen. (…) So berichteten Menschen, die beim Konzern seit 15 Jahren tätig waren, dass sie von den Massenentlassungen betroffen seien – und das zuerst dadurch erfahren hätten, dass ihre Anmeldung bei Firmendiensten nicht mehr funktionierte. Andere Mitarbeitende seien gerade dabei gewesen, im Meeting-Raum neue Google-Kollegen durch deren Onboarding zu schleusen, als sie plötzlich von der Security aus dem Raum geleitet wurden und bloß noch ihre persönlichen Gegenstände einsammeln durften. Was man hierzulande bloß aus schlechten Hollywood-Filmen kennt, vollzog sich in den vergangenen Wochen mithin für hunderttausende Menschen in Amerika im echten Leben…“ Kommentar von Martin Gerhard Loschwitz vom 11.2.2023 bei Heise online externer Link und mehr daraus:

  • Weiter aus dem Kommentar von Martin Gerhard Loschwitz vom 11.2.2023 bei Heise online externer Link („US-Entlassungen: Wenn Menschenverachtung zur Normalität wird“): „… Bei allem Verständnis für die hinlänglich erforschten Unterschiede zwischen dem Hire and Fire der US-Arbeitswelt und hiesigen Gepflogenheiten: Die Missachtung einfachster zwischenmenschlicher Regeln, die Google, Amazon & Co. in den vergangenen Wochen beinahe demonstrativ zur Schau gestellt haben, weist auf ein größeres und tiefer liegendes Problem hin. Denn selbstverständlich verfügen all diese Unternehmen über die nötigen Mittel und Ressourcen, um Entlassungen mit dem gebührenden Maß an Respekt und geordnet über die Bühne zu bringen. Dass sie das nicht (mehr) tun, lässt nur einen Rückschluss zu: Es ist ihnen egal. US-Corporate entlarvt sich hier gnadenlos selbst, längst ist die oder der einzelne Mitarbeitende im System des Shareholder-Value als Individuum irrelevant geworden – und nun lässt man die Menschen das auch spüren. (…)
    Praktisch postuliert das US-Business hier für alle offensichtlich, dass es weit hinter die sittlich-moralischen Standards der Aufklärung zurückgefallen ist. Da helfen auch die gern und oft zitierten Abfindungspakete nichts, die man den Menschen gnadenhalber zukommen lässt und die in vielen Fällen nur vertraglich regeln, was anderswo eine Selbstverständlichkeit wäre – beispielsweise die Krankenversicherung, die nicht von heute auf morgen einfach wegfällt.
    Für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den USA muss das ein Weckruf sein, sich gegen derartige Umtriebe entschlossen zur Wehr zu setzen. Effektiv geht das nur durch organisiertes Arbeitnehmertun. Die im Kontext von New Work oft als überflüssig geschmähten und von vielen Unternehmen wohlweislich bis aufs Blut bekämpften Betriebsräte und Gewerkschaften etwa können effiziente Werkzeuge sein, um freidrehende Unternehmen zum Einhalten zu bewegen.
    Auch hierzulande sollten die Umtriebe von US-Corporate die Menschen nicht kaltlassen. Längst ist es ein offenes Geheimnis, dass manche Chefs ebenso wie manche Verantwortliche aus der Politik in ihren feuchten Träumen von ähnlichen Zuständen in der hiesigen Arbeitswelt externer Link fantasieren. Einzelne Unternehmen versuchen bisweilen sogar, in Europa mit ihrer Belegschaft wie in den USA zu verfahren. (…)
    Ein schrilles Alarmsignal sollte obendrein sein, dass die Angriffe auf die hiesigen Standards zum Schutz der Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern auf vielen Ebenen und oft im Verborgenen längst laufen. Seit einiger Zeit ist in der hippen Start-up-Szene Berlins etwa eine Kategorie von Mitarbeitenden heiß begehrt: Jene nämlich, die Erfahrung in US-Großkonzernen sammeln konnten und eingestellt werden, um die dort erlernte Unternehmenskultur in die hiesigen Firmen zu importieren. Dass dabei keine Situation entstehen kann, in der Unternehmen und ihr Personal respektvoll und auf Augenhöhe miteinander umgehen, ist nach den Vorkommnissen der letzten Wochen selbstevident…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=208800
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