Kalifornien brennt, wie noch nie: Dagegen kämpfen zu wenige Feuerwehrleute und zu viele Gefängnisinsassen – 2018 wie 2025

Dossier

Die Forstverwaltung ist schuld an dem Desaster der größten Brände in der Geschichte der USA, das weiß er, der Herr Trump. Und natürlich auch, dass es ganz bestimmt gar nie nicht etwas mit Klimawandel zu tun hat, und auch nicht mit den Energie-Unternehmen. Was, wie die Stimmen zeigen, die vor Ort kämpfenden Feuerwehrleute ganz anders sehen. Einschließlich der rund 1.500 Gefangenen, die für 2 Dollar am Tag die gefährlichsten Jobs machen „dürfen“. Währenddessen sagen sich die Betroffenen „was die Mexikaner können, können wir auch“ – und organisieren Hilfe und Unterstützung selbst, ganz so, wie im Nachbarland nach dem Erdbeben im letzten Jahr. (Und wie die Menschen im fernen indischen Bundesstaat Kerala, eine Reaktion, die offenbar weltweit Schule macht). Inzwischen sind 80 tote Menschen gefunden worden und es werden über Eintausend weitere vermisst, die wohl nicht alle ungemeldet bei irgendwem untergekommen sind. Zur Katastrophe in Kalifornien einige Beiträge zu Auswirkungen, Ursachen und Hintergründen aus dem Jahr 2018 und nun fast unverändert aus 2025:

• Unter den viel zu wenigen Feuerwehrleuten in Südkalifornien sind 10-15% Inhaftierte für mageren Lohn und mit überdurchschnittlichem Risiko
  • Unverzichtbar“: fast 400 inhaftierte Feuerwehrleute im Kampf gegen die Waldbrände in LA
    „Die Feuerwehrleute verdienen laut CDCR zwischen 5,80 und 10,24 Dollar pro Tag plus 1 Dollar pro Stunde, wenn sie auf aktive Notfälle reagieren
    Hunderte von inhaftierten Feuerwehrleuten helfen bei der Bekämpfung der zerstörerischen Brände, die sich in Südkalifornien rasch ausbreiten, nachdem ein heftiger Sturm die Region verwüstet hat.
    Die kalifornische Strafvollzugs- und Rehabilitationsbehörde (CDCR) teilte am Mittwoch mit, dass sie 395 inhaftierte Feuerwehrleute in 29 Einsatzteams eingesetzt hat, während der Bezirk mehrere außer Kontrolle geratene Brände bekämpft, die durch extreme Winde und Trockenheit angefacht wurden. Die inhaftierten Einsatzkräfte sind in die kalifornische Forst- und Brandschutzbehörde (Cal Fire) und ihre fast 2.000 Feuerwehrleute eingebettet, die durch mehrere gleichzeitige Notfälle überlastet sind.
    Das CDCR betreibt mehr als 30 „Fire Camps“ im ganzen Bundesstaat, in denen Strafgefangene in der Brandbekämpfung geschult werden und die Behörden bei der Bekämpfung von Bränden, Überschwemmungen und anderen Katastrophen unterstützen. Die Einrichtungen, die auch als „Conservation Camps“ bezeichnet werden, gelten als Einrichtungen mit minimaler Sicherheit. Kalifornien, das im Zuge der Klimakrise mit längeren und zerstörerischeren Feuersaisons zu kämpfen hat, verlässt sich bei seinen Maßnahmen seit langem auf inhaftierte Personen. Die Einsatzkräfte des CDCR haben zeitweise bis zu 30 % der Feuerwehreinsätze in diesem Bundesstaat übernommen. Die Löhne in den Feuerwehrcamps sind mager, aber sie gelten als gut bezahlte Jobs hinter Gittern. CDCR-Feuerwehrleute verdienen zwischen 5,80 und 10,24 Dollar pro Tag und zusätzlich 1 Dollar pro Stunde, wenn sie auf aktive Notfälle reagieren. Bei Katastropheneinsätzen können sie nach Angaben des CDCR in einer 24-Stunden-Schicht 26,90 $ verdienen…“ engl. Artikel von Sam Levin vom 9.1.2025 in The Guardian (maschinenübersetzt)
  • Warum inhaftierte Feuerwehrleute gegen die Waldbrände in L.A. ankämpfen
    „Während die Brände in Los Angeles weiter lodern, wurden mehr als 12.000 Einsatzkräfte zur Unterstützung der Brandbekämpfung eingesetzt. Unter denjenigen, die versuchen, die Brände einzudämmen, sind auch Inhaftierte, die in einer Dreierpartnerschaft zwischen dem California Department of Corrections and Rehabilitation (CDCR), CAL FIRE und dem Los Angeles County Fire Department LACFD arbeiten. (…)
    Seit Freitagmorgen arbeiten 939 inhaftierte Feuerwehrleute „rund um die Uhr daran, die Feuerlinien zu schneiden und den Brennstoff hinter den Gebäuden zu entfernen, um die Ausbreitung des Feuers zu verlangsamen“, teilte das CDCR der TIME in einer per E-Mail versandten Erklärung mit. Dazu gehören auch 110 Mitglieder des Hilfspersonals, die den Feuerwehrleuten helfen. Hier finden Sie alles, was Sie darüber wissen müssen, wie und warum die Insassen derzeit die Brände in L.A. bekämpfen.
    Inhaftierte Feuerwehrleute waren die ganze Woche über im Einsatz
    Inhaftierte Feuerwehrleute sind seit Anfang der Woche an vorderster Front bei den zahlreichen Bränden in Los Angeles County und Südkalifornien im Einsatz. Am Mittwoch teilte das CDCR der Washington Post mit, es habe 395 inhaftierte Feuerwehrleute an die Front geschickt. Einen Tag später hatte sich diese Zahl auf 783 fast verdoppelt. Nach Angaben der Behörde werden die Einsatzkräfte von 88 Mitarbeitern unterstützt. Am Freitagmorgen waren fast 1.000 Feuerwehrleute des Programms mit der Bekämpfung der Brände beschäftigt.
    Ein Blick auf das Programm, das dies ermöglicht – und was die Feuerwehrleute davon haben.
    Die inhaftierten Feuerwehrleute sind Teil des Conservation (Fire) Camp Program – einer Partnerschaft zwischen CDCR, Cal Fire und LACFD, die gemeinsam 35 Conservation Camps in 25 kalifornischen Bezirken betreiben. Die Teilnehmer an diesen Camps „unterstützen die staatlichen, lokalen und bundesstaatlichen Behörden bei der Bewältigung aller Arten von Notfällen wie Bränden, Überschwemmungen und anderen natürlichen oder vom Menschen verursachten Katastrophen“, heißt es auf der Website des CDCR .
    Die Insassen müssen sich um die Teilnahme an dem Programm bewerben, und „niemand wird unfreiwillig zur Arbeit in einem Feuerlager eingeteilt“, so das CDCR. „Daher müssen Inhaftierte nicht mit disziplinarischen Maßnahmen rechnen, wenn sie sich entscheiden, ihre Zeit nicht in einem Feuerlager zu verbringen. Diejenigen, die an dem Programm teilnehmen, können nach Angaben des CDCR auch „Zeitgutschriften“ erhalten. Die meisten derjenigen, die als Feuerwehrleute arbeiten, können zwei-für-eins-Gutschriften erhalten, „was bedeutet, dass sie für jeden Tag, den sie bei der Feuerwehr arbeiten, zwei zusätzliche Tage von ihrer Strafe abgezogen bekommen“, während diejenigen, die als Hilfskräfte arbeiten, eine-für-eins-Gutschrift erhalten. (…) Seit der Verdoppelung der Löhne im Jahr 2023 verdienen die Feuerwehrleute nun zwischen 5,80 und 10,24 Dollar pro Tag, die vom CDCR gezahlt werden, und zusätzlich 1 Dollar pro Stunde bei „Notfällen“, die von CAL FIRE bezahlt werden. Dies ist das Gehalt, das die Insassen, die derzeit die Brände in Kalifornien bekämpfen, erhalten, ganz im Gegensatz zu ihren nicht inhaftierten Kollegen (die Gehälter der LACFD beginnen laut ihrer Website bei etwa 85.000 Dollar). (…)
    Vor der COVID-Pandemie machten inhaftierte Feuerwehrleute etwa 30 % der kalifornischen Feuerwehrleute aus; nach der COVID-Pandemie sind es jetzt eher 10 bis 15 %, so The Nature Conservancy . (…)
    In einem TIME-Bericht aus dem Jahr 2018 wurde festgestellt, dass inhaftierte Feuerwehrleute im Vergleich zu Berufsfeuerwehrleuten, die bei denselben Bränden im Einsatz waren, viermal häufiger durch Gegenstände verursachte Verletzungen wie Schnittwunden, Prellungen, Verrenkungen und Brüche erlitten. Außerdem war die Wahrscheinlichkeit, dass sich Häftlinge beim Einatmen von Rauch und Feinstaub verletzten, mehr als achtmal so hoch wie bei anderen Feuerwehrleuten…“ engl. Artikel von Rebecca Schneid vom 12.1.2025 in Time („Why Incarcerated Firefighters Are Battling the L.A. Wildfires“, maschinenübersetzt)
  • Die Feuerwehr von Los Angeles warnt davor, dass der neue Haushalt die Brände verschlimmern könnte.
    „Unglücklicherweise erschweren zeitlich begrenzte Haushaltsentscheidungen die Bekämpfung der Brände. Die Behörden von Los Angeles ordneten die Evakuierung von rund 179.000 Menschen an, als die Flammen durch die Region zogen. Fünf Menschen kamen durch die Brände ums Leben, die mindestens 1.300 Gebäude zerstörten und 60.000 weitere bedrohten. Doch obwohl die Brände buchstäblich vor der eigenen Haustür wüten, scheint Los Angeles seine Fähigkeit, auf die feurigen Verwüstungen zu reagieren, nicht mit Priorität behandelt zu haben…“ engl. Artikel von Ellie Quinlan Houghtaling vom 8.1.2025 in The New Republic  (maschinenübersetzt)
  • Das Inferno von Los Angeles: Ein historisches Verbrechen des Kapitalismus
    „… Ein weiterer Faktor ist der gravierende Mangel an Feuerwehrleuten, sodass Feuerwehrleute aus den Nachbarstaaten Nevada, Oregon und Washington eingeflogen werden mussten. Dieser Personalmangel ist direkt auf die jüngsten Haushaltskürzungen unter der demokratischen Bürgermeisterin Karen Bass zurückzuführen. Das Budget der Feuerwehr von Los Angeles wurde um 17,6 Millionen US-Dollar gekürzt, während das Budget der Polizei um 126 Millionen US-Dollar erhöht wurde. Im von den Demokraten regierten Kalifornien werden Gefängnisinsassen ausgebeutet, um Waldbrände zu bekämpfen. Sie erhalten bei Katastropheneinsätzen nur 5,80 US-Dollar pro Tag oder 1 Dollar pro Stunde – weit weniger als die 28 Dollar Stundenlohn für einen regulären Feuerwehrmann…“ Artikel von Niles Niemuth vom 10.1.2025 bei wsws 

2018: Kalifornien brennt, wie noch nie: Dagegen kämpfen 10.000 Feuerwehrleute, darunter 1.500 Gefängnisinsassen – und die Selbstorganisation der Betroffenen

• „Waldbrandkatastrophe in Kalifornien: Bisher 76 Tote und mehr als 1.000 Vermisste“ von Evan Blake am 19. November 2018 bei wsws ist die aktuellste Zusammenfassung der Entwicklung in Kalifornien, worin unter anderem berichtet wird: „Die anhaltenden Waldbrände in Kalifornien, z.T. die schlimmsten in der Geschichte des Bundesstaats, sind ein schockierendes Zeugnis für die kriminelle Vernachlässigung der Infrastruktur durch Staat und Behörden. Bisher lässt sich das immense Ausmaß der Schäden erst ansatzweise erfassen. Am Samstag erreichte die offizielle Zahl der Todesopfer durch den Waldbrand Camp Fire in Nordkalifornien 76, die Zahl der Vermissten schnellte von 631 auf über 1.000 in die Höhe. Der Waldbrand Woolsey Fire in Südkalifornien begann am 8. November und hat fast 400 Quadratkilometer Fläche verwüstet. Mehr als 295.000 Menschen mussten evakuiert werden, bis Samstagmorgen gab es drei bestätigte Todesopfer. Das Feuer ist mittlerweile zu 69 Prozent eingedämmt. Ebenfalls am 8. November brach im nordkalifornischen Butte County der Waldbrand Camp Fire aus. Er tobt momentan auf einem Gebiet von ca. 590 Quadratkilometern und ist erst etwa zur Hälfte unter Kontrolle. 52.000 Menschen mussten evakuiert werden. Bisher sind 12.263 Gebäude zerstört, darunter 9.844 Einfamilien- und 144 Mehrfamilienhäuser. Weitere 15.500 Gebäude sind nach wie vor durch Camp Fire bedroht. Man rechnet damit, dass der Brand frühestens am 30. November vollständig unter Kontrolle ist. Insgesamt sind etwa 9.400 Feuerwehrleute im Einsatz, etwa 1.500 davon sind Strafgefangene, die nur 1 Dollar Stundenlohn erhalten. Die Städte Paradise und Magalia, die größtenteils von Arbeitern und Rentnern bewohnt werden, sowie mehrere kleinere Orte wurden durch Camp Fire völlig zerstört. Die fast 500-köpfigen Such- und Rettungstrupps in der Gegend finden täglich im Schnitt acht weitere Leichen unter den Trümmern. Am Donnerstag wurde die offizielle Zahl der Vermissten von 300 auf 631 heraufgesetzt, am Freitagabend auf 1.011. Der Polizeichef von Butte County Kory Honea erklärte, die Behörden hätten endlich alle Notrufe und Vermisstenmeldungen verarbeitet, die in der letzten Woche eingegangen waren…“
• „Dürre, Wärme und starker Wind“ von Kurt stenger am 13. November 2018 in neues deutschland unter anderem zur „Brandursache Trockenheit“: „Die aktuelle Brandkarte der Brandschutzbehörde Cal Fire wies am Dienstagmittag 15 aktive Feuer im gesamten Bundesstaat aus, zwei weitere waren gerade gelöscht worden. Hunderttausende Menschen mussten sich in Sicherheit zu bringen. Nach offiziellen Angaben sind 57 000 Gebäude vom Feuer bedroht. Und die Wetterlage mit anhaltender Trockenheit, Wärme und kräftigem Wind verheißt nichts Gutes. Kalifornien erlebt das Jahr mit den bislang verheerendsten Waldbränden. Bereits im Juli und August waren Feuer nicht gekannten Ausmaßes registriert worden. Bis dahin waren bereits 3900 Quadratkilometer Fläche in diesem Jahr abgebrannt. Doch schon seit 2012 leidet der mit Abstand bevölkerungsreichste Bundesstaat der USA unter einer anhaltenden Dürre und großem Wassermangel. In der Trockenheit entstanden immer wieder Waldbrände. 2014 rief Gouverneur Jerry Brown den Dürre-Notstand aus, den er erst im April 2017 nach starken Regenfällen für beendet erklärte. Aktuell ist für drei Regionen der Notstand ausgerufen. Nach den Ereignissen im August wurde ein von der kalifornischen Regierung in Auftrag gegebener Forschungsbericht veröffentlicht, der von einer weiteren Verschärfung der Situation ausgeht. Ursache sei der fortschreitende menschengemachte Klimawandel, der vielen Gegenden anhaltende Dürren und Hitze bescheren werde…“
• „Inmates Fighting California Wildfires Are More Likely to Get Hurt, Records Show“ von Abby Vesoulis am 17. November 2018 bei Time ist ein Beitrag über die Rolle der billig eingesetzten Strafgefangenen bei der Bekämpfung der Waldbrände. Da sie natürlich weniger ausgebildet sind, als die Feuerwehrleute und vor allem eher „abseits“ eingesetzt werden, um die weitere Ausbreitung zu verhindern ist die Zahl der bei diesen Einsätzen verletzten Gefangenen im verhältnis vier Mal so hoch, wie bei professionellen Feuerwehrmännern.
• „California Wildfires: A Working Class Issue“ am 12. November 2018 beim Oakland Socialist ist ein Beitrag, der vertritt, aus verschiedenen Gründen sei auch diese Katastrophe eine Angelegenheit der Arbeiterinnen und Arbeiter: Sowohl, was die faktisch übergroße Mehrheit der Betroffenen angehe, als auch, weil sich das immer gleiche Szenario bei der ganzen Reihe sogenannter Naturkatastrophen stets wiederhole, dass nach den Schlagzeilen die diversen politischen Kräfte solche Ereignisse nutzten, ihre jeweilige politische Agenda weiter zu verfolgen – in der Regel auf Kosten der Betroffenen, wie sich immer wieder sowohl bei den kalifornischen Waldbränden, als auch bei den Wirbelstürmen auf der „anderen Seite“ der USA gezeigt habe.
• „Protest this horrible disaster – make PG&E pay!“ am 16. November 2018 ebenfalls beim Oakland Socialist ist ein Beitrag, der sich der Rolle des Energieversorgungs-Unternehemens PG&E widmet, dessen Stromleitungen zunehmend in den Verdacht geraten, einer der Hauptverursacher der verschiedenen Brände zu sein. Der Beitrag zeichnet dann die Auseinandersetzung nach, die verschiedenste Gruppierungen gegen die Weigerung des Unternehmens geführt haben und führen, die Leitungen unterirdisch zu verlegen, obwohl Gelder dafür bereitgestellt worden seien.
• „Donate to Support North Valley Mutual Aid, Doing Direct Support and Organizing For Communities Devastated by the Wildfires“ am 17. November 2018 bei den Antifascist News ist ein Spendenaufruf zur Unterstützung der sich ausbreitenden Selbsthilfe-Bewegung vor allem der Betroffenen von den Feuern in Nordkalifornien, wo sich diese Form der Selbstorganisation am stärksten ausgebreitet hat.

Siehe zum Thema:

• unseren Beitrag vom 10. August 2018: [Ab 21. Augst 2018] Neuer Gefängnisstreik in den USA – und wer soll dann bei Waldbränden verheizt werden?
• Dieser Beitrag hatte bis 2025 den Titel „Kalifornien brennt, wie noch nie: Dagegen kämpfen 10.000 Feuerwehrleute, darunter 1.500 Gefängnisinsassen – und die Selbstorganisation der Betroffenen“