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Ukraine: Großflächige Säuberungskampagnen „ideologisch schädlicher Literatur aus der Sowjetzeit“ in den öffentlichen Bibliotheken geplant

Gegen Internetsperren in einer freien GesellschaftGegen Internetsperren in einer freien GesellschaftMehr als 100 Millionen Exemplare von Propagandabüchern, darunter russische Klassiker, müssen aus den öffentlichen Bibliotheken entfernt werden. Dies erklärte die Direktorin des ukrainischen Buchinstituts Oleksandra Koval in einem Interview mit Interfax-Ukraine. Ihr zufolge ist der Prozess der Vorbereitung der Vorschriften für die Rücknahme solcher Bücher im Gange. „Natürlich wollen wir es schneller machen, aber wir wären froh, wenn es uns gelänge, zumindest die ideologisch schädliche Literatur aus der Sowjetzeit (übrigens in zwei Sprachen, russisch und ukrainisch), von der es so viel gibt, sowie die russische Literatur mit anti-ukrainischem Inhalt bis Ende des Jahres zu entfernen“, so Koval. Sie fügte hinzu, dass es in erster Linie darum gehe, Bücher mit anti-ukrainischem Inhalt, die imperiale Narrative verstärken und Gewalt sowie eine pro-russische und chauvinistische Politik fördern, aus den öffentlichen Bibliotheken zu entfernen. In einem zweiten Schritt sollen Bücher zeitgenössischer russischer Autoren, die nach 1991 in Russland veröffentlicht wurden, beschlagnahmt werden. „Es wird sich dabei wahrscheinlich um Bücher verschiedener Genres handeln, darunter Kinderbücher, Liebesromane und Krimis…“ engl. Meldung des ukrainischen staatlichen Institut of Mass Information (IMI) in Übersetzung ins Deutsche und mit Hervorhebungen versehen durch das Gewerkschaftsforum Hannover sowie weitere Informationen, u.a. dass auch westliche (z.B. britische) Autoren von der Säuberung betroffen sein können…

„https://imi.org.ua/en/news“   23. Mai 2022  (17:15)

MEHR ALS 100 MILLIONEN PROPAGANDABÜCHER SOLLEN AUS BIBLIOTHEKEN ENTFERNT WERDEN, SAGT DIE DIREKTORIN DES BUCHINSTITUTS

Mehr als 100 Millionen Exemplare von Propagandabüchern, darunter russische Klassiker, müssen aus den öffentlichen Bibliotheken entfernt werden.

Dies erklärte die Direktorin des ukrainischen Buchinstituts Oleksandra Koval in einem Interview mit Interfax-Ukraine.

Ihr zufolge ist der Prozess der Vorbereitung der Vorschriften für die Rücknahme solcher Bücher im Gange.

„Natürlich wollen wir es schneller machen, aber wir wären froh, wenn es uns gelänge, zumindest die ideologisch schädliche Literatur aus der Sowjetzeit (übrigens in zwei Sprachen, russisch und ukrainisch), von der es so viel gibt, sowie die russische Literatur mit anti-ukrainischem Inhalt bis Ende des Jahres zu entfernen“, so Koval.

Sie fügte hinzu, dass es in erster Linie darum gehe, Bücher mit anti-ukrainischem Inhalt, die imperiale Narrative verstärken und Gewalt sowie eine pro-russische und chauvinistische Politik fördern, aus den öffentlichen Bibliotheken zu entfernen.

In einem zweiten Schritt sollen Bücher zeitgenössischer russischer Autoren, die nach 1991 in Russland veröffentlicht wurden, beschlagnahmt werden. „Es wird sich dabei wahrscheinlich um Bücher verschiedener Genres handeln, darunter Kinderbücher, Liebesromane und Krimis. Das ist offensichtlich das, was die Zeit erfordert. Obwohl ich verstehe, dass sie gefragt sein könnten“, sagte Koval.

Ihrer Meinung nach waren es russische Dichter und Schriftsteller wie Alexander Puschkin und Fjodor Dostojewski, die den Grundstein für die „russische Welt“ und den russischen Messianismus legten.

Das ist wirklich eine sehr schädliche Literatur, sie kann die Ansichten der Menschen wirklich beeinflussen. Daher bin ich persönlich der Meinung, dass diese Bücher auch aus öffentlichen und Schulbibliotheken entfernt werden sollten. Sie sollten wahrscheinlich in Universitäts- und Forschungsbibliotheken verbleiben, um von Wissenschaftlern gelesen zu werden, die die Wurzeln des Bösen und des Totalitarismus erforschen“, sagte Koval.

Gleichzeitig ist sie der Meinung, dass wissenschaftliche Bibliotheken die wissenschaftliche Fachliteratur, deren Autoren möglicherweise anti-ukrainische Ansichten vertreten, behalten können, aber nur, wenn das betreffende wissenschaftliche Buch keine ideologischen Konnotationen hat. „Es gibt keinen Grund, es zunächst zurückzuziehen, bis ein Ersatz von ukrainischen oder ausländischen Autoren geschaffen wird„, so Koval.

„Andererseits glaube ich nicht, dass wir während des Krieges noch Zugang zu den Werken von Autoren gewähren sollten, die eine anti-ukrainische Haltung einnehmen. Denn wenn wir sie lesen, könnten wir ihre Position unterstützen. Aber das sind alles subtile Überlegungen“, fügte sie hinzu.

Zur Aufstockung der Bibliotheksmittel merkte Koval an, dass es in der schwierigen Nachkriegszeit unrealistisch sei, die erforderliche Anzahl von Exemplaren zu erwerben. Ihr zufolge werden nach der Beschlagnahmung der russischen Propagandaliteratur etwa 100 Millionen Bücher im Bestand der Bibliotheken verbleiben, was etwa der Hälfte des heutigen Bestandes entspricht, und die Wiederauffüllung wird schrittweise erfolgen. Sowohl die Öffentlichkeit als auch die Mittel internationaler Institutionen könnten dabei helfen. „Es könnte möglich sein, eine Massenveranstaltung zu organisieren und hochwertige Bücher zu sammeln, die in den letzten Jahren veröffentlicht wurden“, sagte Koval.

Wie IMI berichtete, arbeitet das ukrainische Ministerium für Kultur und Informationspolitik daran, russische Propagandaliteratur aus den Bibliotheken zu entfernen und durch hochwertige Literatur und Bücher ukrainischer Verlage in ukrainischer Sprache zu ersetzen.

(Übersetzung und Hervorhebungen: Gewerkschaftsforum Hannover)

Weitere Informationen des Gewerkschaftsforums Hannover:

  • Die komplette IMI-Meldung vom 23.05.2022 zu dieser Bücher-Massenvernichtung externer Link
  • Die Website „marxist.com“ der trotzkistischen International Marxist Tendency (IMT) brachte zu der Angelegenheit einen Artikel mit weiteren Infos. Darunter auch der Hinweis, dass auch westliche (z.B. britische) Autoren von der Säuberung betroffen sein können, wenn vermutet wird, dass sie antifaschistisch bzw. „pro-russisch“ sind. Siehe den engl. Artikel von Jonathan Söderberg vom 6. Juni 2022 externer Link
  • Unter den jüngsten Meldungen des IMI-Instituts ist auch der (engl.) Bericht vom 13.6.2022 externer Link über ein laufendes Gerichtsverfahren gegen den oppositionellen ukrainischen Journalisten Yuri Tkachow vom Onlinemagazin „Timer“ in Odessa
  • Außerdem gibt es dort am 14.6.2022 die Meldung externer Link über die Bestätigung des Verbots und die staatliche Beschlagnahme des gesamten Eigentums der (laut „Wikipedia“) sozialdemokratischen Nashi-Partei von Yevhen Muraev, die zum ebenfalls verbotenen Oppositionsblock gehört, durch ein Gericht in Lviv / Lemberg. Während der neoliberale Selenskij und seine „Diener des Volkes“-Partei ansonsten vehement für die Freiheit des Privateigentums ficht und kapitalistischer Willkür durch arbeiterfeindliche und Anti-Gewerkschaftsgesetze Tür und Tor öffnet, hat er beim Kampf gegen alles irgendwie Oppositionelle mit Verstaatlichung des Eigentums der „anti-ukrainischen Elemente“ keinerlei ideologische Probleme.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=202068
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