»
Ukraine »
»

Nazi-Aufmarsch in der Ukraine: Am dafür eingeführten Feiertag. Mit passendem Gruß des Oligarchen-Präsidenten

ukraine 2In Kiew haben am Sonntag Zehntausende Nationalisten demonstriert. Die Demonstrantinnen und Demonstranten versammelten sich anlässlich des sogenannten Tags des Verteidigers des Vaterlandes im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt und skandierten »Ruhm der Ukraine!«. Außer den blau-gelben Nationalflaggen der Ukraine schwenkten sie auch die rot-schwarzen Fahnen der nationalistischen Bewegung. Außerdem entzündeten die Demonstranten Leuchtraketen und Rauchbomben. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Die Demonstration fand vor dem Hintergrund der jüngst anerkannten Loslösung der ukrainisch-orthodoxen Kirche von Moskau statt. Das in Istanbul ansässige Ökumenische Patriarchat hatte diesem Schritt am Donnerstag offiziell zugestimmt. Die historische Entscheidung ermöglicht es den Orthodoxen in der Ukraine erstmals seit 332 Jahren, sich der Aufsicht der russisch-orthodoxen Kirche zu entziehen…“ – aus der Meldung „Rechter Aufmarsch in Kiew“ am 16. Oktober 2018 in neues deutschland externer Link – aus der sich zwei Schlussfolgerungen ableiten lassen: Zum einen, dass es nahe liegend ist, wenn am Tag der Verteidiger des Vaterlandes dieselben aufmarschieren, zum Zweiten, dass sie sich offensichtlich mit ihrer Kirche verbunden fühlen… Zum faschistischen Aufmarsch in Kiew zwei weitere aktuelle Beiträge – und zwei weitere, die deutlich machen, wie dies regierungsamtlich gefördert wird:

  • „Nazis im Gleichschritt“ von Reinhard Lauterbach am 16. Oktober 2018 in der jungen welt externer Link, worin unterstrichen wird, dass dies auch mit deutschen gepflegten Traditionen zu tun hat: „Deutsche und ukrainische Neonazis Seite an Seite: Am Sonntag haben in der ukrainischen Hauptstadt Kiew Zehntausende Rechte den »Tag der Verteidiger der Ukraine« begangen. Das Datum erinnert an die Gründung der faschistischen Aufstandsarmee UPA 1943 und wird seit 2015 als offizieller Staatsfeiertag begangen. Bereits Anfang des Monats hatte die Regierung mit einem neuen Gesetz gezeigt, wohin die Reise geht: Der Gruß der ukrainischen Faschisten im Zweiten Weltkrieg, »Slawa Ukraini! Herojam slawa!« (Ruhm der Ukraine! Ruhm den Helden!), wurde zum offiziellen Gruß des Militärs erklärt. Der Marsch der überwiegend uniformierten und vermummten Rechten verlief ohne größere Zwischenfälle. Beteiligt waren auch jeweils einige hundert Angehörige der ukrainischen Nationalgarde und der »Nationalen Gefolgschaft«, der Jugendorganisation des Bataillons »Asow«. Unter den Demonstranten sind auch Vertreter der NPD-Jugend und der deutschen Gruppierung »Der III. Weg« gewesen, wie Spiegel online berichtete. Die UPA hatte sich im Zweiten Weltkrieg aus desertierten Angehörigen der ukrainischen Hilfspolizei gebildet, die die Nazibesatzer zur Sicherung ihres Hinterlands zugelassen hatten. Seit 1941 begingen sie unter Duldung von Wehrmacht und SS Pogrome an der jüdischen Bevölkerung. Ihr Ziel war eine »unabhängige Ukraine«…
  • „Tausende Nationalisten marschieren durch Kiew“ am 14. Oktober 2018 bei Spiegel Online externer Link war die ursprüngliche dpa-Meldung zum Faschistenmasrch in Kiew, worin bereits berichtet wurde: „Insgesamt beteiligten sich Tausende Menschen an dem Marsch. Offizielle Zahlen der Polizei liegen bisher nicht vor. Etliche Teilnehmer waren vermummt oder uniformiert.  Die Kundgebung findet seit 2014 zum „Tag der Verteidiger der Ukraine“ statt – seit 2015 ein Feiertag in dem Land. Die Behörden setzten nach eigenen Angaben in diesem Jahr 6000 Polizisten ein. Sie sprachen bis zum frühen Abend von einem insgesamt friedlichen Verlauf…“
  • „Waffen und Nationaltracht“ von Bernhard Clasen am 24. August 2018 in der taz externer Link unter anderem  zur Rede des ukrainischen Präsidenten beim Militäraufmarsch vor zwei Monaten: „Ab sofort, sagte Poroschenko, gelte als Gruß in der ukrainischen Armee die Grußformel „Ruhm der Ukraine – den Helden Ruhm“. Diese stammt von der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN), die während des Zweiten Weltkrieges zeitweise mit der deutschen Wehrmacht kooperiert hatte. Erstmals donnerten auch am Himmel Flugzeuge der Luftwaffe über Kiew. Seit dem Unglück bei einer ukrainischen Flugshow 2002, bei der 77 Menschen ums Leben gekommen waren, hatte es in der Ukraine keine Avia-Shows mehr gegeben. (…) Zum Jahrestag wurde auch in den sozialen Medien diskutiert. Wolodimir Tschemeris, zu Zeiten der Sowjetunion wegen Unabhängigkeitsbestrebungen aus der Universität zwangsexmatrikuliert, zeigte sich enttäuscht von 27 Jahren Unabhängigkeit. Der Kampf für die Unabhängigkeit 1991 sei richtig gewesen. „Doch jetzt, 27 Jahre später, sehen wir, dass wir diesen Kampf für die Unabhängigkeit verloren haben“, schrieb er auf seiner Facebook-Seite. Das Land sei in den Händen von ehemaligen Komsomolzen, die schnell zu knallharten Kapitalisten mutiert seien. Man habe damals für Freiheit gekämpft. Doch bekommen habe man Militarismus, soziale Ungerechtigkeit und Einschränkungen der Meinungsfreiheit…
  • „Faschisten lassen grüßen“ von Arnold Schölzel am 05. Oktober 2018 in der jungen welt externer Link zum ukrainischen Gruß und der gesamten dazu passenden Sprachpolitik: „Das ukrainische Parlament hat die Grußformel »Ruhm der Ukraine – Den Helden Ruhm« verpflichtend für Militär und Polizei eingeführt. In der Armee gilt außerdem nicht mehr die aus sowjetischer Zeit stammende übliche Anrede »Towarisch« (Kamerad oder Genosse), sondern »Herr« beziehungsweise »Frau«. 271 Mitglieder der Rada in ­Kiew stimmten am Donnerstag auf Antrag von Präsident Petro Poroschenko für die Änderung – mindestens 226 Stimmen wären notwendig gewesen. Die Parole war im Winter 2013/14 bei den gewaltsamen Protesten in Kiew sowie während des Putsches von Nationalisten und Neofaschisten am 22. Februar 2014 wieder benutzt worden. Sie wird mit dem Zweiten Weltkrieg verbunden. Die Kiewer Regierung will sich damit in die Tradition der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) und der antisowjetischen Banden der Ukrainischen Aufstandsarmee (UPA) stellen. Die OUN kollaborierte mit Wehrmacht und SS im Zweiten Weltkrieg bei der Ermordung von Juden und Kommunisten, die UPA massakrierte 1943 Zehntausende Polen. In Polen und Russland sind beide Organisationen geächtet. (…)  Ebenfalls am Donnerstag wurde nun in erster Lesung bei wenigen Gegenstimmen ein Gesetz für die sogenannte Ukrainisierung des öffentlichen Lebens auf den Weg gebracht. Es sieht unter anderem Sprachkontrollen vor, die die Nutzung von Ukrainisch überwachen und Vergehen sowie Fehler bestrafen sollen. Alle Zeitungen und Zeitschriften sowie Internetseiten sollen zwingend eine ukrainische Version erhalten. Bisher sind etwa 70 Prozent des Zeitungsmarktes russischsprachig. Es gelten bereits Sprachquoten von bis zu 75 Prozent Ukrainisch in Fernsehen und Radio. Kritik an der »Ukrainisierung« zieht in der Regel den Vorwurf des Landesverrats nach sich…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=138696
nach oben