Arbeitsbedingungen und Arbeitskämpfe im Ausnahmezustand des türkischen AKP-Regimes

„Eine der Achillesfersen des derzeitigen AKP-Regimes in der Türkei ist die Situation der Werktätigen. Zwar gibt es kaum verlässliche Zahlen zur Reallohnentwicklung; die wenigen, die es jedoch gibt, weisen im besten Fall auf eine Lohnstagnation im Durchschnitt der AKP-Periode hin. Parallel zu dieser Stagnation ist die Verschuldung der Haushalte regelrecht explodiert. Für die Werktätigen noch schlimmer sind allerdings die erst in der AKP-Periode vollständig deregulierten und «flexibilisierten» Arbeitsverhältnisse, während die Schwarzarbeit immer noch einen Drittel der Beschäftigung ausmacht. Diese Arbeitsverhältnisse und mangelhafte Sicherheitsbedingungen hatten gravierende Konsequenzen: Ingesamt 15.084 Arbeiter*innen starben im Zeitraum von 2002 bis 2015 an Arbeitsunfällen, die hätten verhindert werden können (…) Im chauvinistischen Furor der sich rasend beschleunigenden Faschisierung seit dem misslungenen Militärputsch vom 15. Juli 2016 hoffte das Regime darauf, den Frust der Arbeiter*innen in andere Richtungen kanalisieren und den restlichen Arbeiter*innenwiderstand vollends zerdrücken zu können“ – so beginnt der Beitrag „Arbeitskämpfe im Ausnahmezustand“ von Alp Kayserilioglu im Februar 2018 bei der Rosa Luxemburg Stiftung , der einen Überblick gibt über die Entwicklung in den Jahren der AKP-Regierung bis eben hin zur Ausrufung des Notstandes und deren Auswirkungen.  Siehe zu Arbeitsbedingungen in der Türkei und ihrer Entwicklung auch zwei Hintergrundbeiträge:

• „Turquie. Flexibiliser pour structurer le marché du travail“ von Gürdal ASLAN im Februar 2017 beim IRES ist eine ausführliche Bestandsaufnahme der verschiedenen sogenannten Reformen des Arbeitsrechts in der Türkei während der Regierungszeit der AKP. Der gemeinsame Kern der verschiedenen Maßnahmen über rund 15 Jahre hinweg ist die Flexibilisierung, die vor allem in stagnierenden Löhnen, verringerter Arbeitssicherheit und Beschneidung gewerkschaftlicher Rechte ihren gemeinsamen Kern haben.

• „Ubérisation “à la turca” : l’exploitation, c’est du propre !“ am 04. September 2017 bei Kedistan ist ein Beitrag über eine Untersuchung der Entwicklung der Arbeitsbedingungen, die mit Interviews von Betroffenen arbeitet, deren Erfahrungsberichte und Meinungen die Grundlage dafür bilden, dass die Bewertung dahin geht, eine generelle „Uberisierung“ insofern fest zu halten, als beispielsweise zunehmend mehr Beschäftigte nicht einmal mehr wissen, wer ihr Chef ist…