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Ikea in der Türkei
IKEA für Anfänger: Chaotische Situation bei den ersten Protesten in der Türkei: „Mit einer großen Demonstration vor dem IKEA Einkaufszentrum im asiatischen Teil Istanbuls hat am Samstag die Gewerkschaft KOOP Is gegen die systematische Behinderung gewerkschaftlicher Arbeit bei IKEA in der Türkei protestiert. Rund 800 Gewerkschafter/innen und Unterstützer/innen aus dem Umfeld von IKEA-Mitarbeitern marschierten am Samstagnachmittag vor die verkaufsoffene Filiale in Ümraniye. Dabei wurden sie von acht weiteren türkischen Gewerkschaften unterstützt, zahlreiche Solidaritätsadressen erhielten sie aus dem Ausland. (…) Da Gespräche nicht zu einem Erfolg führten, geht die Gewerkschaft jetzt mit ihrem Protest in die Öffentlichkeit. Nach der Versammlung vor den Toren von IKEA setzte eine Gruppe von rund 200 KOOP-Is-Sympathisanten die Aktion innerhalb der Filiale fort. Sie füllten ihre Einkaufwagen, um dann anschließend vor den Kassen festzustellen, dass sie doch nichts kaufen wollten. „Es kam zu einer chaotischen Situation“, freut sich Deniz Akdogan, „mindestens eine halbe Stunde lang war der ganze Laden lahmgelegt.“ Die Geschäftsführung scheute dann auch nicht davor zurück, die Polizei einzuschalten, doch die konnte kein kriminelles Handeln feststellen…“ Artikel von Jürgen Gottschlich bei ver.di vom September 2012 . Siehe dazu:
- Gewerkschafter gnadenlos gemobbt: Wie die Möbelkette mit dem Elch in der Türkei ihr Geschäft auf Kosten ihrer Beschäftigten brummen lässt
Artikel von Jürgen Gottschlich in ver.di-Publik 06/2012 . Aus dem Text:
„(…) Zwei Jahre zuvor hatte Koop-Is in den türkischen Ikea-Filialen begonnen, die Beschäftigten zu organisieren. Gewerkschaftliche Arbeit findet in der Türkei nur unter sehr erschwerten Bedingungen statt. Damit eine Gewerkschaft in einem Konzern tätig werden kann, muss sie nachweisen, dass sie 50 Prozent der Beschäftigten plus 1, in ihren Mitgliedslisten hat. Wer Gewerkschaftsmitglied werden will, muss deshalb seinen Beitritt notariell beglaubigen lassen, was unverhältnismässig teuer ist. Für türkische Konzerne ist es deshalb die einfachste Strategie, sich die Gewerkschaft vom Hals zu halten, zu verhindern, dass diese das gesetzliche Quorum von 50 Prozent plus 1 erreicht…“
- Kratzer an der Oberfläche – Ikea in der Türkei
Der Möbelhaus-Gigant Ikea hat Probleme in der Türkei. Der dortige Franchise-Nehmer der Schweden liegt mit einer Gewerkschaft im Clinch. Die Fronten sind verhärtet. Die Arbeitnehmerorganisation fährt eine drastische Kampagne, die das Unternehmen wie einen gewerkschaftsfeindlichen Unterdrücker aussehen lässt. Dieses droht wiederum mit rechtlichen Konsequenzen. Der Streit kratzt am sauberen Image des auf Familienfreundlichkeit bedachten Ikea-Konzerns. Artikel von E. Peker und J. Hansgerd im Wall Street Journal vom 12.09.2012 . Aus dem Text: „(…) Koop-Is will jetzt noch zehn bis 15 Tage abwarten, um zu sehen, ob bei Ikea ein Sinneswandel einsetzt. Sollte das nicht passieren droht die Gewerkschaft damit, die Demonstrationen auf alle Städte der Türkei auszuweiten, in denen der Konzern präsent ist. Nimmt man die Demonstration vom Samstag als Gradmesser, kann sich das Unternehmen auf einiges gefasst machen. Stellvertretend für die Ikea-Mitarbeiter gingen Gewerkschaftsmitglieder auf die Straße. Denn die Beschäftigten selbst haben sich laut der Gewerkschaft aus Sorgen um ihre eigene Sicherheit den Aktionen nicht angeschlossen…“
- Mobbing und unbezahlte Überstunden: Schuften bei Ikea
„In der Türkei steht das „sympathische Möbelhaus“ Ikea wegen seiner Arbeitsbedingungen schwer in der Kritik. 100 Ikea-Mitarbeiter aus aller Welt schließen sich zusammen, um überall gleiche Arbeitsbedingungen durchzusetzen. Vier Jahre lang hatte sich der junge Mann aus Istanbul absolut anerkannt gefühlt bei seinem Arbeitgeber, dem Weltkonzern Ikea. Das „unglaubliche Möbelhaus aus Schweden“ hatte nach der Eröffnung am Bosporus alle Umsatzerwartungen übertroffen. „Aber mein Gehalt wurde nicht erhöht. Deshalb bin ich der Gewerkschaft beigetreten, und das ist mir schlecht bekommen“, sagt der 27-Jährige. Im Februar sei er viermal abgemahnt und dann entlassen worden. Er ist überzeugt: „Ich bin wegen meiner Gewerkschaftsmitgliedschaft gemobbt worden.“...“ Artikel von Frank Nordhausen in der Frankfurter Rundschau vom 13.03.2012