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Ein blutiger Rekord: Über 2.000 Tote bei Arbeitsunfällen in der Türkei
2006 Menschen starben im Jahr 2017 in der Türkei durch Arbeitsunfälle oder auf dem Weg zur Arbeit bei Verkehrsunfällen. Noch einmal mehr, als es im Jahr zuvor gewesen waren – 1970. Unter diesen Toten des letzten Jahres waren auch 116 Frauen – und 60 Kinder, von denen es inzwischen nach verschiedenen Schätzungen rund 2 Millionen geben soll, die informell beschäftigt werden. Und nicht irgendwo in der hintersten Provinz gibt es die meisten Todesopfer des türkischen Kapitalismus, sondern in Istanbul, wo 230 Opfer zu beklagen sind. Was auch damit in Verbindung steht, dass die tödlichste Branche in der Türkei die Bauindustrie ist. Und in Istanbul die Megaprojekte der AKP-Regierung verwirklicht werden – zu denen es sogar besonderen Druck gibt, die gesetzten Fristen einzuhalten. 453 Bauarbeiter im ganzen Land bezahlten den Bauboom mit ihrem Leben. Sie sind der Regierung genauso wenig etwas wert, wie es 2014 die toten Bergarbeiter von Soma waren, als ein Herr Erdogan seinen ganzen menschenfeindlichen Zynismus öffentlich machte. Siehe zu den Arbeitsbedingungen in der Türkei zwei aktuelle Beiträge, sowie einen Hintergrundbericht zu den Ergebnissen der Unfall-Untersuchungen – und auch einen Hinweis auf den letzten der vielen Berichte im LabourNet Germany zu diesem schrecklichen Thema:
- „2,006 workers killed in workplace accidents in 2017 in Turkey: Report“ am 08. Januar 2018 bei den Hurriyet Daily News ist eine Meldung über die offizielle Statistik der Workers’ Health and Work Safety Assembly (İSİGM). Darin werden nicht nur die oben genannten Zahlen berichtet, sondern auch die Aussagen von Oppositionsabgeordneten, die im mehrfach verlängerten Ausnahmezustand – inklusive eben der weiteren Beschränkung gewerkschaftlicher Tätigkeit – eine der Ursachen für weiter wachsende Unternehmer-Willkür sehen.
- „Constructors forced to work nonstop to finish airport project until Erdoğan’s birthday“ am 08. Januar 2018 bei SolInternational ist ein Beitrag über die Terminhetze beim Bau des neuen, des dritten, Flughafens in Istanbul – dort müssen die Arbeiter 7 Tage die Woche, auch in Nachtschicht arbeiten, mit – laut Aussagen befragter Bauarbeiter – Ausrüstung, die allen Sicherheitsbestimmungen Hohn spricht. Grund: Der Flughafen soll unbedingt bis zum 26. Februar 2018 fertig gestellt werden. Einmal darf geraten werden, welche Person da ihren Geburtstag feiert…Von der Kritik von Umweltschutzgruppen und auch Ingenieuren an dem Projekt soll jetzt einmal nicht die Rede sein…
- „No Worker Death Case Resolved in the Past Six Years“ am 20. Mai 2014 im BiaNet war ein Beitrag, in dem Bilanz gezogen wurde über die verschiedenen Untersuchungen, die im Zusammenhang mit größeren Katastrophen in diversen Unternehmen organisiert worden waren – eine eindeutige Bilanz, die bereits in der Überschrift des Beitrags zusammen gefasst wird. In den Jahren zwischen 2008 und 2014 wurde keine einzige der angestellten Untersuchungen mit irgendeinem Ergebnis beendet – alles blieb in der Schwebe…Dabei wurden von der Gruppe der Hinterbliebenen Families of Workers Seeking Justice insgesamt 9 verschiedene größere Arbeitsunfälle bilanziert.
- Siehe dazu zuletzt: „Ein Dauerthema: Die Todesopfer des türkischen Kapitalismus“ am 12. Juni 2017 im LabourNet Germany