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Ein Rachefeldzug der Polizei auf Trinidad verursacht Massenproteste gegen Polizeigewalt
Auf Trinidad gibt es „Dinge“, die es in der BRD nicht gibt. Gemeint ist jetzt nicht Calypso, sondern: Eine unabhängige Kommission zur Untersuchung von Vorwürfen gegen die Polizei. Und die arbeitet gegenwärtig auf Hochtouren: Nachdem ein Polizist unter bisher ungeklärten Umständen erschossen worden war, zog am vergangenen Samstag, 27. Juni 2020, die Guard and Emergency Branch (die Sondereinheit, der der Erschossene Allen Moseley angehörte) in den – armen – Osten der Hauptstadt Port of Spain, in den Stadtbezirk Morvant und erschoss ihrerseits drei Männer. Zunächst mit der nicht besonders neuen Behauptung begründet, sie seien von den Insassen eines Autos angegriffen worden. Diese Behauptung wurde so lange vertreten, bis ein Video auftauchte, das deutlich zeigte, dass die Opfer die Hände erhoben hatten. (Und, zum Thema Unterschiede: Der Mann, der das Video gedreht hat, wurde nicht wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt erhängt, erschossen oder sonst etwas…) Tagelange heftigste Proteste waren die Folge, die sich immer mehr ausbreiteten und in denen das „Thema“ der sozialen Situation in den betreffenden Einsatzgebieten der Sondereinheit von Beginn an vorhanden war. Siehe dazu vier aktuelle Beiträge:
- „Police killings spark protests in Trinidad’s capital“ von Janine Mendes-Franco am 30. Juni 2020 bei Global Voices fasst die Entwicklung der bis dahin drei Tage zusammen. Sowohl Polizei, als auch Regierung verbreiten seitdem ununterbrochen, alle Proteste seien das Werk krimineller Banden (die Regierung zusätzlich noch mit dem Versuch, dies politischen Oppositionsparteien „anzuhängen“ – dieses Jahr sollen noch Wahlen sein…), inklusive der (inzwischen zurück gezogenen) Behauptung der Polizei, Demonstranten würden für ihre Teilnahme bezahlt.
- „Mayhem in the City. Protesters seek justice!“ von Jermaine Cruickshank am 01. Juli 2020 im Trinidad Express ist eine umfangreiche Fotodokumentation der Proteste und der (zumindest zunächst erfolglosen) Repressionsversuche – Straßenblockaden, Angriffe auf Polizeireviere und andere Behörden ebenso, wie Demonstrationen und Kundgebungen.
- „Protester: ‚We were paid in grief’“ von Ryan Hamilton-Davies am 01. Juli 2020 im TT Newsday berichtet von den Reaktionen der Demonstrantinnen und Demonstranten auf die polizeiliche Hetzkampagne – in diesem Fall mit dem Innenminister als Hauptdarsteller – sie würden für Protest bezahlt: „Ja, in Kummer“, so die Richtung der Antworten darauf. In den zahlreichen Kommentaren zu diesem Beitrag wird unter anderem auch deutlich, dass es in der Tat für viele Menschen auf Trinidad ein Sicherheitsproblem gibt – wie anderswo auch, vor allem eben für jene, die in Armutsbezirken leben müssen.
- „Morvant protesters rally day 2“ am 30. Juni 2020 im Twitter-Kanal von Trinidad Living ist ein kurzer Videobericht von den aktuellen Protesten am vergangenen Wochenende, hier beim Bau einer Barrikade…