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Die „bösen Studierenden“ sind weiterhin da: Thailands Demokratiebewegung macht Attacke frontal auf Monarchie und Militär
„… Mit einer Großdemonstration vorwiegend junger Aktivisten haben die seit Monaten andauernden Proteste gegen die Regierung in Thailand am Samstag ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. An der von Studenten angeführten Kundgebung in Bangkok nahmen trotz Regens nach Angaben der Polizei mindestens 20.000 Menschen teil. Es wurden aber Zehntausende weitere erwartet. Die Kundgebung soll bis zum Sonntag dauern und könnte die größte der vergangenen Jahre werden. Tausende Regierungskritiker versammelten sich zunächst an der Thammasat Universität, um ihren Forderungen Gehör zu verschaffen. Die Universität hatte erklärt, sie werde die Kundgebung nicht auf ihrem Territorium gestatten – jedoch öffnete sie schließlich die Tore, so dass Hunderte Studierende auf das Gelände strömten. Andere Demonstranten zogen auf den riesigen Platz Sanam Luang im historischen Zentrum von Bangkok, unweit des alten Königspalastes. Viele hoben den Arm und machten das Drei-Finger-Zeichen aus der Science-Fiction-Filmreihe „Die Tribute von Panem“. Die Geste hat sich in den vergangenen Monaten zum Symbol der thailändischen Demokratiebewegung entwickelt...“ – aus der Meldung „Demonstrierende stürmen Uni-Gelände in Bangkok“ am 19. September 2020 bei der Deutschen Welle – wobei, wenig überraschend, die Polizeiangaben zu der Teilnahmezahl bereits von dem dazu gehörenden Video ad absurdum geführt werden… Zum großen Protest-Wochenende in Bangkok drei weitere aktuelle Beiträge, eine Videosammlung und der Hinweis auf unseren bisher letzten Beitrag zur Demokratiebewegung in Thailand:
- „„Dieses Land gehört dem Volk““ von Nicola Glass am 20. September 2020 in der taz online zum Zusammenhang zwischen Monarchie und Militärdiktatur unter anderem: „… Sie ließen eine Plakette in den Boden des „Sanam Luang“ (Königliches Gelände) einmauern. Auf der Inschrift war zu lesen: „Morgendämmerung, 20. September 2020“, umrandet von Worten, die übersetzt etwa lauten: „Die Menschen sollen wissen, dass dieses Land dem Volk gehört, nicht dem König.“ Die neue „Volksplakette“ dient als Ersatz für jene, die einst in den Asphalt des einige Kilometer entfernten „Royal Plaza“ eingelassen worden war, aber im April 2017 auf mysteriöse Weise „verschwand“. Diese Gedenktafel hatte an die friedliche Revolution von 1932 erinnert, in deren Folge die absolute Monarchie abgeschafft und die konstitutionelle ausgerufen worden war. Ein solch symbolischer Akt wäre in demokratisch regierten Ländern mit einer konstitutionellen Monarchie, die diesen Namen verdient, völlig legitim. In Thailand jedoch kommt dies einem Affront gleich. Des Weiteren erklärten die Initiatorinnen und Initiatoren, sie hätten einem Vertreter der königlichen Leibgarde eine Petition übergeben, in der sie erneut forderten, dass Thailands Monarchie grundlegend reformiert werden müsse. (…) In der Erklärung vom 10. August hatte die junge Generation unter anderem verlangt, dass es möglich sein müsse, Fehlverhalten des Monarchen zu untersuchen. Auch dürfe ein Staatsoberhaupt künftig keine Militärputsche mehr absegnen, wie es seit 1932 regelmäßig vorgekommen ist. „Wir sind nicht gegen die Monarchie als Institution“, hatte ein Aktivist am Samstag betont. „Aber wir sind gegen jene Unbelehrbaren, die sich auf die Seite der Monarchie stellen, um politischen Nutzen daraus zu ziehen.“ Das zielt auf die Armee, die Putsche mit dem „Schutz“ des Königshauses rechtfertigt, aber als selbst ernannte „Wächterin der Monarchie“ in Wirklichkeit nur die eigene Macht festigen will. Insbesondere wiederholten die Protestierenden ihre Forderung nach einer Verfassung, die gleiches Recht für alle garantiert und nicht dazu dient, den Machtanspruch einer kleinen Elite zu sichern…“
- „Der Halbgott ist angezählt“ von Michael Lenz am 17. September 2020 bei nd online zur Situation direkt vor dem Wochenende der Großdemonstration in Bangkok: „… »Die thailändische Regierung weiß nicht, was sie von diesen neuen Führern halten oder wie sie mit den Protesten umgehen soll. Aber eines ist klar: Es gibt eine breite und wachsende Unterstützung für die Studentenbewegung in der thailändischen Gesellschaft«, sagt Phil Robertson, Repräsentant der internationalen Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) in Bangkok, zu »nd«. »Die Regierung ist sehr besorgt darüber, dass sie, wenn sie gegen die Bewegung vorgeht, unter den normalen Bürgern eine viel breitere Bewegung der Wut gegen die Regierung auslösen wird.« Die herrschende Elite versucht es derweil einerseits mit dem Zuckerbrot der vorsichtigen Dialogbereitschaft. Andererseits werden Studentenführer festgenommen, Dissidenten verschwinden spurlos im laotischen Exil, ein thailändischer Regimekritiker wurde in Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh entführt. Die Stimmung in Thailand ist explosiv. Die junge Generation hat die Nase voll von der diktatorischen Politik, der Dominanz des Militärs in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sowie dem Fehlen von Transparenz und Verantwortungsbewusstsein bei den verfassungsmäßigen Institutionen – einschließlich der Monarchie. Mit ihrer Forderung nach der Reform Letzterer haben die Studenten Thailands größtes Tabu gebrochen. Die Generation der Eltern und Großeltern stürzt derweil durch die Coronakrise in den wirtschaftlichen Abgrund. Die Zahl der Arbeitslosen explodiert, und die wirtschaftspolitische Inkompetenz der Regierung von Premierminister und Ex-Putschgeneral Prayut Chan-o-cha wird noch spürbarer als schon vor Corona. Auf der anderen Seite leben die elitären Superreichen weiter in Saus und Braus und der unpopuläre König Maha Vajiralongkorn verlustiert sich seit Monaten mit großem Hofstaat in einem Hotel in Bayern...“
- „Thai protesters installed a plaque opposite the Grand Palace in Bangkok inscribed with the message that Thailand belongs to the people and not to the monarch“ am 20. September 2020 beim Twitter-Kanal von Jorge Silva ist eine Sammlung von Videos (und Fotos) der Aktionen vom Wochenende, inklusive der demonstrativen „Grundsteinlegung“ gegen die absolutistische Monarchie und ihre (manches Mal vorübergehend nicht) uniformierten Komplizen…
- Zu den Massenprotesten gegen Monarchie und Militär zuletzt: „Die Jugendproteste in Thailand können auch durch reihenweise Festnahmen nicht gestoppt werden“ am 01. September 2020 im LabourNet Germany