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Hunderttausende ArbeitsmigrantInnen aus Burma, Kambodscha und Myanmar fliehen aus Thailand: Regierung muss Grenzschließung aufheben
„… Die Zeit des alten Koenigs steht fuer den steilen Aufstieg von Thailand und die Urbanisierung der Regionen, den Ausbau der Touristikrouten, der Produktionsstaetten und der Industrialisierung der Landwirtschaft. Landflucht und Urbanisierung sind zwei Seiten der selben Medaille. In jeder kleinen Provinzhauptstadt steht heute ein klimatisierter Shoppingcenter mit den internationalen Marken urbaner Kultur als Wahrzeichen. Der gemeine Thai ist konsumverliebt und ueberschuldet. Die Strassen in den Staedten gleichen einem motorisierten Laermteppich. Die Luft wird duenn zum atmen in Bangkok in der sog.’cold Season’ von Ende November bis Ende Maerz. (…) Was immer auch noch passieren mag in den naechsten Stunden, Tagen und Wochen. Wer am meisten darunter leiden wird, sind die Underdogs von Thailand. Die Migranten aus Burma, Laos und Cambodia haben das Land bereits verlassen, um zu ihren Familien zurueckzukehren. Die Grenzen mussten temporaer geoeffnet werden, um Aufstaende der Fluechtenden zu verhindern. Das Virus streut mit den Fluechtlingsstroemen bis an die Grenzen von China. ‘Warum sollen wir in Bangkok bleiben, wenn wir dort verhungern muessen?’ Das ist die Frage die sich viele Menschen in der Region stellen. Wie ueberleben, wie weiterleben in Zeiten der Viruskrise?...“ – aus dem Beitrag „Hungerspiele in Thailand“ von Leo Blumenkohl am 11. April 2020 bei non.copyriot – lesenswert auch, weil er in sehr knapper Form einen Überblick über die politische und wirtschaftliche Entwicklung des Landes gibt. Zur Situation der Millionen Migrantinnen und Migranten in Thailand, ihrer Bedeutung und Entwicklung, sowie zur erzwungenen Grenzöffnung zwei weitere aktuelle und ein Hintergrundbeitrag, sowie eine ausführliche Bestandsaufnahme durch einen gewerkschaftsähnlichen selbstorganisierten Zusammenschluss von MigrantInnen:
- „Flucht aus dem Paradies – Wie das Coronavirus die Tourismus-Region Thailand trifft“ von Matthias Peer am 04. April 2020 im Handelsblatt online über die Auswirkungen auf die immer noch wichtigste Branche der Industrie (Industrie) in Thailand unter anderem: „… Abgesehen von den deutschen Heimkehrern wirkt die riesige Abflughalle in Bangkok wie ausgestorben. Der Flughafen fertigte im vergangenen Jahr rund 70 Millionen Passagiere ab. Nun steht auf den Anzeigetafeln hinter fast jedem einzelnen aufgeführten Flug das Wort: „Cancelled“. Fast alle Schalter sind geschlossen, Putzpersonal schreitet menschenleere Gänge ab, Angestellte in einem Zeitungskiosk decken ihr Schaufenster mit einer Plastikplane ab. Die Abreise der letzten Touristen ist für Thailand ein bitterer Moment: Kein anderes Land in Asien ist so abhängig vom Geschäft mit den Urlaubern wie Thailand. In der Coronakrise droht das Land nun die stärkste Rezession der Region abzubekommen. Die Weltbank geht davon aus, dass die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um drei bis fünf Prozent schrumpfen wird – während Asiens Schwellenländer insgesamt sogar noch auf ein Wachstum von bis zu zwei Prozent hoffen können. Auch Thailands Zentralbank stimmt die Bevölkerung auf ein hartes Jahr ein: Sie prognostiziert gar einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 5,3 Prozent. So schlimm war es um Südostasiens zweitgrößte Volkswirtschaft seit der Asienkrise 1998 nicht mehr bestellt. Der Niedergang des Tourismus ist einer der Hauptgründe für den Crash: Laut der Branchenvereinigung World Travel and Tourism Council stand das Geschäft mit Reisenden direkt und indirekt zuletzt für rund 20 Prozent der Wirtschaftsleistung im Land. Diese Einnahmequelle ist nun aber quasi vollständig versiegt. In der Strandmetropole Pattaya und auf der Insel Phuket – zwei der beliebtesten Touristenziele – haben die Behörden angeordnet, dass Hotels keine Gäste mehr aufnehmen dürfen. Auch Phukets Strände sind geschlossen – statt Urlaubern sind dort nur noch patrouillierende Polizisten zu sehen. Kommende Woche soll auch der internationale Flughafen auf der Insel vorerst dichtmachen. Landesweit haben alle Bars und Restaurants geschlossen. Essen darf nur noch zum Mitnehmen verkauft werden. Seit Freitagabend gilt zudem eine nächtliche Ausgangssperre. Ein Urlaubsland ist Thailand vorerst nicht mehr. Der lokale Hotelverband rechnet damit, dass 1,6 Millionen Angestellte von der Krise betroffen sein werden. In Bangkok kam es zu einem Exodus von Arbeitern, die sich in ihre Heimatorte in den Provinzen oder Nachbarländern zurückzogen…“
- „Die Lebensqualität von Migrant/innen in Thailand“ von Jackie Pollock in der Ausgabe des Focus Asien Nr. 26 des Asienhaus Köln hielt zur Bedeutung und Wirklichkeit der Arbeitsmigration nach Thailand bereits im Jahr 2005 fest: „… Thailands Wirtschaft wurde im letzten Jahrzehnt durch die Hilfe von Arbeitsmigrant/innen aus Burma, Kambodscha und der VR Laos angekurbelt. Diese Arbeiter haben so erfolgreich zur wirtschaftlichen Entwicklung beigetragen, dass sie jetzt durch ein Registrierungssystem teilweise in die Wirtschaft eingegliedert wurden. Menschen verlassen Burma aufgrund von wirtschaftlicher Knappheit (Mangel) und Repressionen wie gewaltsamer Umsiedlung, Zwangsarbeit und Trägerdiensten und systematischer Vergewaltigung. Sie müssen das Land illegal verlassen, weil sie keine Reisedokumente erhalten, und betreten Thailand deswegen auch illegal. Im Jahr 2001 hat die Königliche Regierung Thailands ihre Politik zur Arbeitsmigration erweitert. Sie forderte alle Migrant/innen aus Burma, Kambodscha und der VR Laos auf, eine Arbeitserlaubnis zu beantragen und hob die bisherigen Quotensysteme für die Provinzen und Arbeitsbereiche auf. Zu diesem Zeitpunkt ließen sich 562.527 Migrant/innen registrieren. In den darauffolgenden zwei Jahren war es den bis dahin Registrierten erlaubt, sich erneut einzuschreiben. Nach und nach verringerte sich die Anzahl, sodass 2003 nur noch 288.780 Migrant/innen eine Arbeitserlaubnisbbeantragten. Etwas weniger als die Hälfte der Migranten waren Frauen. Die Arbeitsbereiche mit der größten Anzahl von Migranten sind die Textilfabriken von Mae Sot in der Provinz Tak, die Fischaufbereitungsindustrie in Samutsakorn, die landwirtschaftliche und baugewerbliche Arbeit in Chiang Mai und die Fischindustrie in Surattani und Ranong, sowie Haushaltsarbeit in ganz Thailand. (…) Laut Migrationsgesetz sind alle eingewanderten Personen, die sich registriert haben, durch das thailändische Arbeitsrecht geschützt. Jedoch arbeitet die große Mehrzahl der Migrant/innen unter Bedingungen außerhalb der gesetzten Normen des nationalen Arbeitsrechts, an Orten, wo die Gesundheits- und Sicherheitsbedingungen nicht in Kraft treten. Migrant/innen arbeiten länger, müssen Überstunden machen und werden unter dem Mindestlohn bezahlt, in einigen Fällen erhielten sie monatelang gar kein Einkommen. Dazu behalten die meisten Arbeitgeber die Arbeitserlaubnis ihrer Arbeiter ein, was nach thailändischem und internationalem Recht illegal ist…“
- „COVID-19 Impact on Migrant Workers in Thailand“ von Kimberly Rogovin am 27. März 2020 beim International Labor Rights Forum berichtet von der Flucht von rund 200.000 Migranten und Migrantinnen in die drei Nachbarstaaten Laos, Myanmar und Kambodscha, die die Heimat nahezu aller rund 2 Millionen offiziell beschäftigter Menschen aus anderen Staaten sind. (Aktive vor Ort gehen in der Regel davon aus, dass es in Wirklichkeit ungefähr doppelt so viele sind, und eben die Hälfte ohne Papiere). Diese Massenflucht, die aufgrund der wirtschaftlichen Beschränkungen ihren Anfang nahm, hatte im Prinzip dieselben Ursachen wie etwa jene weitaus bekannter gewordene von (inländischen) Migranten in Indien. Kein Einkommen, enge Schlafsäle und den Wunsch nach Hause zu kommen. Wobei etwa die Bauindustrie in Thailand, neben den Fischindustrie die Branche mit dem größten Anteil an migrantischen Beschäftigten, weiter funktionieren – sollte. Die Massenflucht auch aus solchen Bereichen zwang die thailändische Regierung dazu, die Grenzschließung vorübergehend wieder aufzuheben.
- „Migrant Situation report in Thailand on Covid-19 response“ von der Migrant Working Group Thailand am 26. März 2020 bei der Campaign for Labor Rights dokumentiert, ist eine ausführliche Bestandsaufnahme zur aktuellen Situation der MigrantInnen und ihrer Entwicklung, inklusive der ausführlichen und konkreten Kommentierung der Maßnahmen der Regierung und des Vorgehens zahlreicher Unternehmen. In der Summe der Rückkehrenden schätzen die Autoren dieses Beitrags (der bisher noch nicht auf der eigenen Webseite veröffentlicht wurde), dass ungefähr die Hälfte aller Beschäftigten die Flucht ins Heimatland angetreten hat…