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Fast 30 Jahre nach dem Ende der Apartheid: Warum glaubt H&M sich heute in Südafrika eine rassistische Werbekampagne erlauben zu können?
Es mag ja Aussagen oder Publikationen geben, bei denen darüber gestritten werden kann, wie weit sie rassistisch sind oder nicht – auf die nun eiligst abgesagte Werbekampagne von H&M in Südafrika trifft dies sicher nicht zu. Ein afrikanischer Junge im Kapuzenshirt sei der „coolste Affe im Dschungel“ – und offensichtlich wunderte sich dieses weltweit berüchtigte Unternehmen darüber, dass ihnen zahlreiche Aktivisten und Aktivistinnen in mehreren Städten bei der Umgestaltung ihrer Ladenlokale zur Hand gingen. Was wiederum in der südafrikanischen Gesellschaft zwei Debatten hervor rief: Die eine darüber, wie es eigentlich mit der Textil- und Modeindustrie weltweit denn so aussehe, die andere, konkret südafrikanisch, darüber, dass der regierende ANC keinerlei Protest oder was auch immer gegen die rassistische Propaganda des Unternehmens unternahm. Die ganzen Aktionen waren von der Oppositionspartei der „Economic Freedom Fighters“ organisiert worden. Die EFF unterstrich dazu, dass es ja nahe liegend sei, dass der ANC auf solche rassistischen Vorgänge nicht mehr reagiere – und auch die Forderung nach Abmarsch von H&M aus Südafrika nicht unterstütze – habe man doch im neuen Parteivorsitzenden einen der reichsten Südafrikaner in der Führung. Siehe zu den Protesten gegen die rassistischen H&M-Parolen und ihren Hintergründen vier aktuelle Beiträge:
- „H&M-Läden nach Protesten vorübergehend geschlossen“ am 13. Januar 2018 beim Deutschlandfunk ist die Meldung über Proteste und Konsequenzen, in der unter anderem berichtet wird: „Die Modekette H&M hat sämtliche Läden in Südafrika vorübergehend geschlossen. Das ist eine Reaktion auf teilweise gewalttätige Proteste gegen die Geschäfte. In Johannesburg und Kapstadt verwüsteteten Randalierer mehrere Filialen. Sie warfen H&M Rassismus vor und forderten, dass der Modekonzern sich aus Südafrika zurückzieht. Anfang der Woche hatte eine Werbeanzeige des schwedischen Unternehmens international für Empörung gesorgt“.
- „H&M deserves no sympathy – the fashion industry is built on brutal, racist exploitation“ von Sipho Hlongwane am 15. Januar 2018 bei Daily Vox ist ein Beitrag, in dem die offizielle Reaktion auf die Scherben kritisiert wird, die in H&M sozusagen versuchte ein unschuldiges Opfer zu sehen. Deswegen wird in dem Beitrag ausführlich das Funktionieren der Textilwirtschaft heute dargestellt – beginnend mit den Bränden in Bangladesch – der Extremausbeutung eben auch immer eine rassistische Komponente habe, da die Hungerlöhne an Menschen in Afrika und Asien bezahlt würden.
- „Smashing H&M in South Africa: not the first attack on the garment supply chain (and not the last either!)“ am 15. Januar 2018 bei libcom.org ist ein Beitrag, der sich auf den – natürlich sofort beschrittenen – Debattenpfad bezieht, eine Schließung von H&M würde ja schließlich nur den Beschäftigten schaden. Dagegen wird argumentiert, dass die Unternehmen ihre Gewinnquellen so schnell nicht schließen, wie man an den zahlreichen militanten Aktionen in Schwitzbuden der Textilmultis sehen könne, die allesamt zu keiner Schließung führten – geschlossen wird erst, wenn anderswo noch niedrigere Hungerlöhne bezahlt werden können…
- „Trashing of H&M stores in South Africa endorsed by EFF top command“ am 13. Januar 2018 bei The Daily Vox ist ein Beitrag über die Reaktion des Vorstandes der EFF auf die ersten Proteste an H&M Mobiliar, der diese Aktionen in vollem Umfang begrüßte. Insbesondere interessant dabei die zahlreichen Kommentare von Leserinnen und Lesern höchst unterschiedlicher politischer Orientierung, weil sie insgesamt eben einen guten Teil der durch diese Aktionen entfachten gesellschaftlichen Debatten widerspiegeln.