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Permanente Katastrophe: Erwerbslosigkeit in Südafrika erreicht Rekordniveau. Ungleichheit von Einkommen weltweit am höchsten. Kinder verhungern

Das Plakat der südafrikanischen Xcluded Kampagne ab Februar 2020„In der kommenden Woche will Südafrikas Regierung aller Voraussicht nach den State of Disaster (Katastrophenzustand) aufheben, den sie aufgrund der Coronapandemie im März 2020 ausgerufen hatte. Ein schon vorher herrschendes Desaster wurde durch das Virus und die Eindämmungsversuche des Staates derweil noch verschärft: Am Dienstag meldete die Statistikbehörde Statistics South Africa (Stats SA) einen neuen Höchststand der Erwerbslosenzahlen. Selbst nach der eng gefassten Definition – die Millionen Langzeiterwerbslosen abspricht, überhaupt noch einen Job zu suchen – waren im ersten Quartal dieses Jahres 35,3 Prozent der Südafrikaner im erwerbsfähigen Alter ohne Arbeit. Die Jugenderwerbslosenquote wird mit 65,5 Prozent angegeben. Die Coronapandemie, die nun vielfach als Hauptgrund präsentiert wird, hat zu diesen Zahlen zweifelsohne beigetragen. Sie ist jedoch nicht Ursache, sondern nur Katalysator eines permanenten Katastrophenzustands…“ Artikel von Christian Selz in der Jungen Welt vom 1. April 2022 externer Link und mehr daraus:

  • Weiter im Artikel von Christian Selz in der Jungen Welt vom 1. April 2022 externer Link: „… Schon vor Ausbruch der Pandemie lag die Erwerbslosigkeit schließlich bei 29 Prozent. Experten schätzten schon damals, dass die Hälfte aller Schulabgänger in ihrem gesamten Leben nie einen festen Arbeitsplatz haben werde. Dann kam Corona. In einem ersten harten Lockdown hatte Südafrikas Regierung ab März 2020 monatelang neben dem nichtessentiellen Einzelhandel auch nahezu das gesamte produzierende Gewerbe zur temporären Schließung gezwungen. Mehr als zwei Millionen Menschen verloren ihre Arbeitsstelle, zehn Millionen Kinder litten Hunger, weil selbst Schulspeisungsprogramme vorgeblich zur Pandemiebekämpfung ausgesetzt wurden. (…) Zu dieser Erkenntnis passen auch die Zahlen, die die Weltbank Mitte März veröffentlichte: Demnach weisen die Länder der Zollunion des Südlichen Afrikas (Southern African Customs Union, SACU) die weltweit höchste Ungleichverteilung von Einkommen auf. Südafrika, mit Abstand die stärkste Volkswirtschaft in dem Verbund mit Namibia, Botswana, Eswatini und Lesotho, ragt selbst in diesem Rahmen noch als das Land mit den drastischsten sozialen Verwerfungen heraus. Und während die enorme Ungleichheit von seiten des regierenden African National Congress (ANC) stets – nicht zu Unrecht – als Folge von Kolonialherrschaft und Apartheid dargestellt wird, gehört längst auch zur bitteren Wahrheit, dass die Kluft zwischen Arm und Reich sich seit den ersten freien Wahlen 1994 nicht etwa verkleinert, sondern noch vergrößert hat. Schuld daran ist auch eine Politik, die zwar wichtige Teile der Wirtschaft pro forma in staatlicher Hand beließ, die Kapazitäten dieser Staatsbetriebe aber nach und nach abbaute und – teils aus fehlgeleiteten Kürzungsabsichten, teils schlicht zur Bereicherung politisch gut vernetzter Unternehmer – durch private Vertragsnehmer ersetzte. Kontinuierlich »beraten« wurde Südafrikas Regierung dabei von derselben Weltbank, die nun als scheinbar außenstehender Gutachter in ihren Berichten die Dimensionen der Misere umreißt…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=199351
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