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VW Südafrika muss gekündigte Gewerkschafter wieder einstellen. „Muss“: Weil von gewerkschaftlichem Druck gezwungen (ausnahmsweise) Gesetze einzuhalten
Dossier
Am 17. Juli 2020 haben VW-Arbeiter in Uitenhage von ihrem gesetzlich garantierten Recht Gebrauch gemacht, einen gefährlichen Arbeitsplatz zu verlassen, nachdem 120 Kolleginnen und Kollegen positiv auf Corona getestet worden waren. Die südafrikanische Geschäftsleitung des Computer-Fälscher-Unternehmens wusste messerscharf, dass sich die Betroffenen niemals nie nicht im Werk angesteckt haben könnten, das müsse eben in den Verhältnissen der Communities geschehen sein. Weswegen sie auch 14 Shop Stewards, die die Weigerung, weiter zu arbeiten organisiert hatten, entließ. Anders als diese unternehmerische Gang sahen dies sowohl die Kolleginnen und Kollegen, die Metallgewerkschaft NUMSA – und die zuständige Arbeitsbehörde, die allesamt VW vorwarfen, südafrikanische Epidemie-Vorschriften verletzt zu haben. Wobei die Gewerkschaft auch noch dezent darauf hinwies, dass es eine Spezialität dieses weltweit berüchtigten Unternehmens sei, Beschäftigte, die sich anderswo angesteckt haben, keine Sonder-Krankmeldung (samt entsprechender Bezahlung) zuzugestehen. In der Meldung „VW neglected Covid-19 health and safety protocols, says union“ am 13. August 2020 bei IndustriAll wird das offizielle Statement der NUMSA dokumentiert (und gemeldet, der Weltbetriebsrat befasse sich mit dem Thema…). Siehe dazu auch die Meldung von der erkämpften Wiedereinstellung der 14 Entlassenen:
- VW Südafrika kommt aus der (monatelangen) Deckung: 14 Vertrauensleute der Metall-Gewerkschaft NUMSA erneut entlassen
Es habe, so ein Sprecher der Werksleitung, ein betriebsinternes Verfahren gegeben, über das Stillschweigen bewahrt werden solle. Vermutlich war das auch ein Stillschweigen gegenüber den Betroffenen, denen, wie beim ersten Versuch vor einigen Monaten (wir berichteten), vorgeworfen wird, einen angeblich illegalen Streik organisiert zu haben – damals wurde nach gewerkschaftlichem Druck ein Rückzieher gemacht, der sich nun als lediglich taktisch begründet heraus stellt. Ein Streik, daran sei erinnert, der organisiert wurde, weil das Unternehmen eklatant gegen bestehende Sicherheitsvorschriften verstieß, was die Zahl der zur Arbeit trotz Epidemie gezwungenen Kolleginnen und Kollegen betraf. Die Gewerkschaft NUMSA jedenfalls zeigte sich überrascht und kündigte an, juristische Schritte gegen diesen neuerlichen Willkürakt einzuleiten. Siehe dazu drei aktuelle Meldungen:- „VW Südafrika feuert 14 Vertrauensleute“ am 14. Januar 2021bei den Rote Fahne News meldete dazu: „Vor drei Wochen hat VW Südafrika 14 Shop Stewards (Vertrauensleute) der Metallarbeitergewerkschaft NUMSA im Werk in Port Elizabeth entlassen. Ihnen wird „vorgeworfen“, dass sie für die Organisierung eines Streiks am 17.Juli 2020 verantwortlich gewesen seien. Der Streik richtete sich gegen Arbeitsbedingungen, die die Gesundheit gefährdeten. Der Sprecher der Gewerkschaft NUMSA erklärt, dass mit den Entlassungen 3500 der insgesamt 4500 Kollegen ohne gewerkschaftliche Vertretung seien“.
- „14 shop stewards fired by Volkswagen SA, Numsa calls it ‚union bashing’“ von Malibongwe Dayimani am 13. Januar 2021 bei News24 meldete die erneuten Entlassungen wegen des Streiks vom 17. Juli 2020 und zitiert die Sprecherin der NUMSA, die auf das Recht verwies, zur Einhaltung bestehender Sicherheitsbestimmungen die Arbeit zu verweigern – und auf die Tatsache, dass die 14 entlassenen Kollegen den Kern der betrieblichen gewerkschaftlichen Organisierung darstellen, die durch die Maßnahme frontal attackiert werde. Dass das Unternehmen beim ersten Versuch der Entlassungen einen „Rückzieher“ gemacht habe, könne nun definitiv als Täuschungsmanöver bewertet werden, zumal jede Initiative der Gewerkschaft zur Lösung der Situation in den vergangenen Monaten blockiert worden sei. Der Unternehmenssprecher berief sich auf „Vertraulichkeit“ zwischen Geschäftsleitung und Betroffenen, wird abschließend noch erwähnt…
- „Numsa threatens VW with legal action for firing 14 workers who protested over unsafe working conditions“ von Gift Tlouv am 14. Januar 2021 bei iol dokumentiert (ursprünglich in The Star), berichtet von der Stellungnahme des NUMSA-Generalsekretärs Irving Jim, der die Vorgeschichte des Streiks nachzeichnete, sowohl was die Sicherheitsvorkehrungen betrifft, als auch die vorhergehenden monatelangen Lohnkürzungen wegen reduzierter Arbeitszeiten, deren Illegalität die Unternehmensleitung ebenfalls bestreitet.
- „Volkswagen South Africa reinstates shop-stewards after pressure from union“ am 15. August 2020 bei Peoples Dispatch meldet, dass die entlassenen Gewerkschafter wieder eingestellt werden mussten, nachdem die Gewerkschaft NUMSA massiv Protest mobilisiert hatte. NUMSA, die rund zwei Drittel der knapp 4.000 VW-Beschäftigten in Südafrika organisiert hat, geht in einem zitierten Statement davon aus, dass die Vorschrift, maximal mit 50% der normalen Belegschaft zu produzieren, um nötigen Abstand einhalten zu können, von der VW-Geschäftsleitung bewusst umgangen worden sei, die alle Beschäftigten zur Arbeitsaufnahme zwingen wollte. In Uitenhage habe dies eben dazu geführt, dass nicht nur 120 der knapp 600 örtlichen Beschäftigten positiv getestet worden seien, sondern auch 60 weitere sich in Quarantäne befänden, deswegen die Verweigerungsaktion, um gesetzlichen Bestimmungen Geltung zu verschaffen.